The Offspring - Splinter

Review

Eins vorneweg: „Splinter“ ist vielleicht das mutigste aller ihrer sieben Alben, die THE OFFSPRING bisher herausgebracht haben. Dexter, Noodles und Greg K. experimentieren in einem Maße, das ich ihnen, offen gesagt, nie zugetraut hätte. Die-Hard-Fans müssen sich jetzt aber keinesfalls in die Hose scheißen. Man hört jederzeit, dass hier THE OFFSPRING am Werk sind, denn es gibt genügend Gute-Laune-Punk-Kracher wie z.B. „The Noose“, „(Can’t Get My) Head Around You“, „Never Gonna Find Me“ oder „Lightning Rod“ um die Ohren. Einzig „Long Way Home“ muss man für diese Jungs, die vor zehn Jahren mit ihrem Drittwerk „Smash“ ihren großen Durchbruch hatten, als überraschend unspektakulär und schwach bezeichnen. Deswegen ist es gut, dass sie nicht mehr solcher Ausfälle auf „Splinter“ gepackt, sondern stattdessen einen Weg auf zu neuen Ufern eingeschlagen haben. Los geht dieser mit „Hit That“, dessen Keyboardgequietsche dermaßen schlecht ist, dass es schon wieder schweinecool rüberkommt. Absoluter Ohrwurm! „Race Against Myself“ kann man fast als melancholisch bezeichnen, obwohl es gegen Ende erdiges, kraftvolles ZZ TOP-Riffing aufweist. „The Worst Hangover Ever“ entpuppt sich als lustige, relaxte Reaggae-Nummer, deren augenzwinkernder Text wunderbar zum verkaterten, gestrigen Neujahrstag passt. „Spare Me Details“ wirkt sehr am College Pop orientiert. Hätten WHEATUS diesen Song geschrieben, würde ich wahrscheinlich kotzen, bei OFFSPRING gefällt’s mir irgendwie. Der experimentelle Höhepunkt wird jedoch am Ende mit „When You’re In Prison“ erreicht, das locker als Original-Grammophon-Schellack-Aufnahme aus den 20er Jahren durchgehen könnte. Davon vor den Kopf Gestoßene dürfen sich aber getrost mit „Da Hui“ trösten, handelt es sich hierbei doch um einen der härtesten Tracks der Bandgeschichte. Thematisch dreht es sich übrigens um die Ureinwohner Hawaiis, die die dortige Surfszene mafiaartig regieren. So ist „Splinter“ wieder ein gutes Stück stärker als das letzte Album „Conspiracy Of One“, weil es aufgrund der Sprengung von Genrelimitierungen ungleich frischer wirkt. Werke wie „Smash“ oder „Ixnay On The Hombre“ werden jedoch nicht erreicht, da man deren gigantisches Hitpotential nur streift.

02.01.2004
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