The Smashing Pumpkins - Zeitgeist

Review

Eine neue THE SMASHING PUMPKINS? Ohne James Iha und D´Arcy Wretzky? Nur mit Billy Corgan und Jimmy Chamberlin von der legendären Urbesetzung? Kann das gutgehen? Nach sovielen internen Zwistigkeiten, diversen Soloprojekten, Bandauflösung und Karriereknicks? Kommt nochmal solch ein Kracher wie „Siamese Dreams“ oder „Mellon Collie And The Infinite Sadness“? Fragen über Fragen. Zunächst einmal, es spielt wieder eine Bassistin, Ginger Reyes mit Namen. Und ein gewisser Jeff Schroeder ersetzt den im Unfrieden geschiedenen James Iha. Produziert haben das Werk Roy Baker (früher QUEEN-Fachmann), Terry Date (u.a. SOUNDGARDEN, PANTERA, METAL CHURCH) sowie Chef Corgan und Chamberlin. Wenden wir uns nun dem ein wenig ironisch „Zeitgeist“ betitelten sechsten Studioalbum zu.

„Doomsday Clock“ beginnt, heavy, nöliger Gesang zu fett abgemischten Licks, alles abgerundet durch einen prächtigen Grungerefrain. Erinnert an „Mellon Collie And The Infinite Sadness“, ganz klar. Überraschend hart warten die Gitarren mit einem sehr breiten Sound auf. „Seven Shades Of Black“ fährt die schwere Grundausrichtung fort, schön schräge Gesangslinien mit reichlich typischer Corgan-Ausrichtung im nölig-nasalen Bereich. Ein dunkles Break wird auch noch plaziert, alles in gut drei Minuten. „Bleeding The Orchid“ ist dann ein schwerfällig einherkommender grandioser Song, lässig, unaufgeregt, sowas schüttelten die Seattle-Größen sich ja vor 15 Jahren reihenweise aus den kurzen Ärmeln ihrer Bandroben. Eine Annäherung an „Superunknown“ ist gegeben.

„That’s The Way (My Love Is)“ ist Airplaytauglich, ganz nett, aber unspektakulär, der erste optimistischere Song. „Tarantula“ marschiert schon wieder im NIRVANA-Fahrwasser; Jeff ist ein guter Ersatz für James. „Starz“ bringt uns die für die Band typische Vielschichtigkeit ins Gedächtnis zurück: poppige Klänge eingebettet in Punk- und Hardrocklicks. Das Epizentrum des Albums ist allerdings „United States“, ein fast zehn minütiger Rockfelsen, ein monolithisch anmutendes, mit variablen Drumfiguren und tiefen Basslinien untersetztes Stück Schwermetall. Wie einst Johnny Rotten ruft Corgan im Refrain zur Revolution. Ganz klar ein Fave meinerseits. Die Instrumentalpassage tönt schräg, Corgan und Co. bleiben stets dem raffinierten Widerstand verhaftet.

„Neverlost“ ist bestens zum Zurücklehnen geeignet. Ein sphärischer, mit Xylophon-artigen Klängen ausgestatteter Track, auch Revolutionäre machen mal Pause. „Bring The Light“ fährt Klassegitarren als Chorusbegleitung auf, die gern benutzte effektive Laut Leise-Dynamik war ja seinerzeit auch ein Merkmal des Grunge. Ein tolles Solo bekommen wir auch noch geboten sowie filigran leise gespieltes Schlagzeug. Uli Jon Roth zeichnet dabei für einen Teil der hochklassigen Gitarrenarbeit verantwortlich; sowas sollte der Ex-Scorpion machen, nicht solch Kaufhausgedudel wie auf seinen Mandala-Soloprojekten. „(C’mon) Let’s Go“ gerät zum typischen THE SMASHING PUMPKINS-Rocker, schnell gespielte BEATLES treffen NIRVANA oder die STONE TEMPLE PILOTS. Ruhig und basslastig wird „For God And Country“, der Song lebt auch von Corgans variabel eingetzter Stimme. Den Abschluß bildet mit „Pomp And Circumstances“ noch ein experimentellerer Song eher versöhnlicher Natur. Sphärische Klänge dominieren, Hall, die Ruhe nach dem Sturm. Leicht haben es sich THE SMASHING PUMPKINS nicht gemacht. Reiner Mainstream klingt anders. Stattdessen spricht die Band ihr früheres Publikum an, und das sehr geschickt, ideenreich, mit mindestens einem sicheren Händchen für gute Arrangements.

21.07.2007
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