The Spirit Cabinet - Bloodlines

Review

Mehr als das saugute Debütalbum „Hystero Epileptic Possessed“ (2015) bedurfte es nicht, um THE SPIRIT CABINET als Geheimtipp im Underground fest zu etablieren. Selbst unseren kritischen Ex-Kollegen Stephan Möller verleitete das Album in der damaligen Review zu beinahe euphorischen Lobhudeleien („hervorragend“, „stimmungsvoll“, „Highlight“). Mit „Bloodlines“ zaubert das Niederländische All-Star-Quintett das Zweitwerk aus dem vernebelten Hut.

Sind THE SPIRIT CABINET ein URFAUST-Abklatsch?

Selten beschreiben die Hauptbands der Musiker den Sound des Nebenprojekt besser als bei THE SPIRIT CABINET: Der Sound von URFAUST, CIRITH GORGOR, und HOODED PRIEST schlägt sich auch auf „Bloodlines“ nieder. Mit Snake McRuffin a.k.a IX am Mikrofon klingt man außerdem immer irgendwie etwas nach URFAUST, aber sowohl THE SPIRIT CABINET als auch der Gesang auf „Bloodlines“ sind komplett eigenständig.

Bisweilen treibt es THE SPIRIT CABINET in sonderbare Gefilde, dies wird beim obskuren „The Medium in the Mask“ auf die Spitze getrieben. „Bloodlines“ hat eine eigenartige Atmosphäre, ist ein Irrgarten, eine Flucht in vergangene Zeiten. Zuletzt konnten MALOKARPATAN mit einer vergleichbaren atmosphärischen Individualität aufwarten. Diese Magie ist Taschenspielerei, aber wer lässt sich trotzdem nicht gerne verzaubern?

Ehrlich gesagt, was soll auch schiefgehen, wenn kauziger Vintage-Metal mit Doom-, Black- und Heavy-Metal-Einflüssen auf eine der interessantesten Stimme des Undergrounds trifft? Richtigerweise wenig, denn „Bloodlines“ ist ein hervorragendes Album geworden, welches allerdings im direkten Vergleich zu „Hystero Epileptic Possessed“ etwas schwächer ist. Das Debüt ist griffiger, wilder und punkiger. „Bloodlines“ hingegen haftet eine verschrobene Verspieltheit an, welche sich in einem komplexeren Songwriting widerspiegelt.

„Bloodlines“ ist die kauzige Alternative…

…und sollte sich keinesfalls hinter den prominenten Hauptbands der Protagonisten verstecken. „Bloodlines“ ist anders als „Hystero Epileptic Possessed“, noch verschrobener und musikalisch komplexer. Wenn es hart auf hart kommt hat das Debüt die Nase vorn. Hier stehen dennoch acht Punkte, weil der Vorgänger neun verdient gehabt hätte.

02.05.2020

Stellv. Chefredakteur

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