Thee Maldoror Kollective - A Clockwork Highway

Review

„A Clockwork Highway“ ist eine strange Scheibe, die mich zu Gefühlausbrüchen hinreißt, wie sie unterschiedlicher nicht ausfallen könnten: auf der einen Seite hasse ich sie, weil sie mir zu abgefahren, zu experimentell, zu off-this-world ist und ganz klar fern jenseits meines sonstigen musikalischen Horizonts schwebt. Auf der anderen Seite liebe ich sie, weil sie durch alle möglichen musikalischen Kleinschreberparzellen eine rücksichtslose Schneise schlägt und bei ausreichend Zeit zur Hingabe einen Klangkosmos eröffnet, der mich teilweise noch für Stunden nach dem Hören beschäftigt! Wir tänzeln umeinander herum, immer darauf gespannt, ob wir uns auf dem richtigen Fuß erwischen. Die Musik von THEE MALDOROR KOLLECTIVE als solche zu bezeichnen wäre mir beim ersten Hören jedenfalls auf keinen Fall in den Sinn gekommen, da es sich für meine Begriffe dabei nicht einmal mehr um Industrial (Metal?) handelt. Vielmehr ist „A Clockwork Highway“ eine Collage aus bunt blinkenden Dioden und Leuchtstoffröhren, die Szenerie einer pulsierenden Großstadt, die durch unzählige Samples, ineinander verwobene Sounds, synthetische Hintergrundgeräusche, Melodien (!), Dialoge und fragmentarisch eingesetzten Instrumenten lebt. Diese Kulisse scheint wie ein immerwährendes Kontinuum, an dem man für die Zeit von 57 Minuten teilhaben kann. Die Reise durch diesen undurchsichtigen Dschungel mit seinen verschiedenen akustischen Eindrücken scheint einer Art Drehbuch zu folgen. Ein Plot, der den Hörer durch eine Geschichte führt, zu der die einzelnen Tracks die Kapitel bilden. Ein wenig erinnert mich dieses Unterfangen an ULVERs „Perdition City“, dem Soundtrack zu einem inneren Film. Mit dem Schaffen der Norweger ist „A Clockwork Highway“ jedoch nur unter dem Aspekt des ähnlichen Szenarios zu vergleichen. Darüber hinaus müssten ULVER schon einen sehr schlechten Tag haben, um heute noch so viel subtile Aggression in ihre Musik einfließen zu lassen. THE MALDOROR KOLLECTIVE mischen das Loungeartige von „Perdition City“ mit der Aggression, Härte und dem Durcheinander von Noisecore, um aber trotzdem stets mit versteckten Gitarren zu irritieren. Es ist schwer, diese massive Reizüberflutung in Worten darzustellen. Wer sich von dieser Collage ein Bild machen will, sollte sich beeilen, denn „A Clockwork Highway“ ist auf 1000 Einheiten limitiert.
Rein rechnerisch müsste die Scheibe eine Wertung von 5 Punkten erhalten. Ich gebe ihr aber acht Punkte, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, das Album sie nichts wert. Das Gegenteil ist aber der Fall. Zumindest für denjenigen, der sich die nötige Zeit für das Album nimmt.

21.02.2005
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