Throane - Une Balle Dans Le Pied

Review

Dass insbesondere aus Frankreich recht viele avantgardistische Black-Metal-Perlen kommen, ist kein Geheimnis. Das Ein-Mann-Projekt THROANE von Dehn Sora, der bereits als Musiker und Grafiker aus dem CHURCH OF RA-Umfeld bekannt ist, legt mit „Une Balle Dans Le Pied“ eine EP mit einem neuen Song vor. Wie bereits die beiden Vorgängeralben bewegt sich die neue Veröffentlichung ganz in der Tradition seiner Landsleute von BLUT AUS NORD und DEATHSPELL OMEGA.

THROANE und die Ode an die Selbstsabotage

Der Titel „Une Balle Dans Le Pied“, was in etwa „Eine Kugel im Fuß“ bedeutet, bildet als Symbol für den individuellen Akt der Selbstsabotage, das lyrische Konzept dieser EP. Der Titel gibt allerdings auch einen guten Vorgeschmack auf das, was den Sound von THROANE ausmacht: Hier geht es mit einer unglaublichen Wucht und Dynamik, vor allem sehr schmerzhaft und verzweifelt zu.

Im Vergleich zum Vorgängeralbum, „Plus Une Main A Mordre“, fällt auf, dass die Songdynamiken ein ganzes Stück strukturierter wirken, Hörende mehr packen und mitnehmen. Dennoch gibt es sehr viele Überraschungen und Wendungen im Songwriting. Die Atempausen innerhalb der 13 Minuten, welche in ruhigere Drone- und Ambient-Gefilde gleiten, wirken wohlplatziert. Ebenso fügen sich die einzeln eingestreuten Industrial-Soundsplitter passgenau ein und wirken in keiner Weise aufgesetzt, sondern fesseln Hörende zusätzlich.

Vor allem durch dieses Spiel mit den Dynamiken wirkt „Une Balle Dans Le Pied“ wie ein gelungener Versuch aus dem NEUROSIS-Klassiker „Through Silver In Blood“ und dem 2017er Album von BLUT AUS NORD „Deus Salutis Meæ“ etwas Neues zu kreieren. Hier ist ein Kopf am Werk, der eine Vision hat und ausgetretene, musikalische Pfade verlässt, um etwas Neues auszuloten. Trotz aller archaisch anmutender Soundwände, die mit disharmonisch eingestreutem Riffing durchdrungen sind, wirkt nichts zufällig, sondern vielmehr bis in die letzte Nuance hinein durchdacht.

„Une Balle Dans Le Pied“ – Visionäres Chaos mit Struktur

Dieser auditive Koloss ist nicht für jedermann gedacht. Wer Freude an dunkelster Brachialität, in Verbindung mit postmetallischen Ausuferungen hat, wird auf „Une Balle Dans Le Pied“, trotz der recht kurzen Lauflänge, viel zu entdecken haben. Es ist zu hoffen, dass dieser kleine Tonträger ein Teaser auf ein hoffentlich bald folgendes, drittes Album ist, denn der eingeschlagene Weg, macht definitiv Lust auf mehr.

 

30.10.2020
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