Thron - Vurias

Review

THRON haben schon auf ihrem letzten Dreher „Dust“ den Duft der (stilistischen) Freiheit geschnuppert und ihren Black/Death Metal mit Elementen aus Gothic Rock, Prog und klassischem Heavy Metal angereichert. Diesen Pfad verfolgen die Schwarzwälder auf „Vurias“ konsequent weiter und liefern so erneut ein erfreulich scheuklappenfreies Extreme-Metal-Album ab.

THRON drehen weiter frei

Die Grundlage für den Sound von THRON bildet nach wie vor primär schwedisch angehauchter Blackened Death Metal; darauf toben sich die Schwarzwälder jedoch wieder nach Herzenslust aus und verfolgen eine erfrischende „Alles geht, nichts muss“-Attitüde. Dabei geht es mit „The Serpent’s Path“ und „Astral Materia“ noch relativ straight und traditionell los, wenngleich auch hier schon zwischen Tremolo, Blastbeats und sinistren Melodien stimmige Akustik-Parts, subtile Synthie-Farbtupfer und progressive Tonfolgen eingeflochten werden. Erneut muss man besonders Drummer J loben, der wiedermal Schwindelerregendes auf den Kesseln anrührt.

Das eingängige „Hubris Crown“ greift bei der Gitarrenarbeit teilweise tief in die klassische Heavy-Metal-Trickkiste und das Stakkato-lastige, etwas an frühe SAMAEL erinnernde „A Paradox“ lässt gespenstische Soundeffekte wie einen Schrei durch die Nacht schneiden. Und dann…ja dann drehen THRON völlig frei. Mit dem passend betitelten „Ungemach (Stilles Ende)“ hat man nicht nur erstmals einen teilweise deutschen Text am Start, Fronter Samca erhält auch stimmgewaltige Unterstützung von Zingultus (ENDSTILLE, NAGELFAR, MORAST, GRAUPEL). Außerdem: Mehr progressive Verspieltheit, mehr geisterhafte Synthesizer und ein fetziges, ziemlich krautiges Keyboard-Solo. BLOOD INCANTATION lassen grüßen?

„One Truth, One Light“ und das fast schon beschwingte „Griefbearer“ lassen erneut vor allem mit kreativer Lead-Arbeit und irrwitzigem Schlagzeugspiel aufhorchen, bevor THRON mit „The Hunter & The Prey“ in Sachen Experimentierfreude nochmal in die Vollen gehen. Das Stück baut sich langsam und bedrohlich unter intensiven Percussions und orientalisch anmutenden Melodien auf, bevor ein proggy Keyboardpart, der schwer an PINK FLOYD erinnert, doch tatsächlich in ein Saxofon-Solo überleitet. Und der Clou ist: Das wirkt keinesfalls wie ein Fremdkörper, sondern fügt sich überraschend geschmeidig in den Song ein. Kannste dir nicht ausdenken.

„Vurias“ untermaurt den Anspruch der stilistischen Offenheit

Und so endet der reguläre Teil des Albums, als Bonus-Track gibt es noch „The Metamorph’s Curse“ oben drauf. Die Nummer fügt sich neben den regulären, etwas mehr im klassischen Black Metal verwurzelten Stücken problemlos ein und gibt einem etwas Zeit, die Kinnlade wieder hochzuklappen, bevor der Finger zur Repeat-Taste geht.

Freigeschwommen hatten sich THRON spätestens mit „Dust“, mit „Vurias“ untermauern sie nun den Anspruch, sich nicht in ein stilistisches Korsett packen zu lassen. Statt die latenten Gothic-Elemente des Vorgängers weiter auszubauen, lehnen sie sich diesmal mehr denn je in ihre progressive Seite. Dabei fallen sie jedoch nicht mit der Tür ins Haus, sondern ziehen den Grat ihrer Experimentierfreude subtil an und vermeiden es so auch, Fans vor den Kopf zu stoßen. Denn das Fundament bleibt auch in den abgefahrensten Momenten finsterer, melodischer Schwarztod, wie man ihn von der Band inzwischen kennt.

Ein Stück weit füllen THRON mit dieser Herangehensweise die Lücke aus, welche DARK FORTRESS mit ihrer Auflösung hinterlassen haben. Die Bayern sind das Black-Metal-Genre ja auch stets recht undogmatisch angegangen, ohne dabei je gänzlich in abseitige Gefilde abzudriften, wobei THRON in Sachen Experimentierfreude durchaus noch ein ganzes Stück weiter gehen. Weiß der Teufel, wo das in Zukunft noch hinführt, aber wir sind in jedem Fall gerne mit dabei.

24.10.2025

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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