Throne Of Heresy - Decameron

Review

THRONE OF HERESY sind eine dieser schwedischen Bands, in der sich ein Haufen alter Metal-Veteranen unter Fahne sammelt. Prominentestes Mitglied ist wahrscheinlich Schlagzeuger Daniel Westman, der auch bei KING OF ASGARD und VANHELGD die Kessel rührt, die anderen Musiker können zwar auf ähnlich viele Dienstjahre aber weniger Bekanntheit zurückblicken. Dadurch ist die Band auch kein Nebenprojekt von Musikern, die auf anderen Baustellen ihre Brötchen verdienen und sich mal austoben wollen, sondern ein vollwertiges Todesblei-Kommando, was auch deutlich zu hören ist.

THRONE OF HERESY widmen sich dem Schwarzen Tod…

Das Album ist nach dem italienischen Dekameron benannt, das im spätem Mittelalter entstand und zehn mal zehn Novellen umfasst. Die Rahmenhandlung erstreckt sich über zehn Tage, die zehn Florentiner in einem Landhaus verbringen, in dem sie Zuflucht vor der Pest suchen, die in ihrer Heimatstadt wütet. Dementsprechend ist auch das lyrische Hauptthema von „Decameron“ und beinhaltet zehn Songs zum Schwarzen Tod, dem wir mit der Musik durch Raum und Zeit folgen: vom See Yssykköl an der Seidenstraße, an dessen staubigen Ufern die Seuche geboren wurde, über die Planken infizierter Schiffe im Mittelmeer, bis in den hohen Norden Skandinaviens, in dem die Leichen der Pesttoten vom Schnee bedeckt werden. Besonders bitter ist, dass die Reise des Schwarzen Tods in der Realität nicht mit dem letzten Song endet, denn ganz aktuell wird Madagaskar von der Lungenpest heimgesucht, die bereits dutzende Menschenleben gefordert hat.

THRONE OF HERESY schrieben ihr eigenes Dekameron

Dieses Thema ist also kein leichter Brocken, die musikalische Aufarbeitung durch THRONE OF HERESY aber ein metallischer Leckerbissen. Vor allem das Schlagzeug peitscht und walzt dynamisch durch die zehn Songs, während die Melodien mal pfeilschnell, mal hymnisch unter die Haut fahren. Die Band wird ihrem Namen gerecht und schafft es, erhabene Momente zu kreieren, die über der generischen und leicht verdaulichen Masse thronen. Dabei ist die Musik aber nie zu verkopft, sondern taugt auch zum beiläufigen Mitnicken.

Ein musikalisch erhabenes Stück Todesblei

Doch gerade die Details, die Gitarrist und Hauptsongwriter Tomas Göransson auf „Decameron“ platziert hat, machen das Album aus und lassen es mit jedem Durchgang wachsen. Dafür sorgt auch MARDUKs Bassist Devo, der als Produzent der Platte ganze Arbeit geleistet und ihr einen gleichermaßen dichten wie natürlichen Sound verpasst hat, hochhaushohe Gitarrenwände inklusive. Viel zu meckern gibt es nicht, abgesehen vielleicht von der etwas unausgegoren wirkenden Knüppelnummer „Pax Mongolica“. Unterm Strich erwartet den Zuhörer ein schwarz angehauchtes und vielschichtiges Death Metal-Album, das vor Spielfreude strotzt. Irgendwo im Spannungsfeld zwischen den simpler gestrickten AMON AMARTH und den mehr martialischen BEHEMOTH stehend, könnten THRONE OF HERESY Fans beider Bands ansprechen und hätten es auch verdient, dort neue Hörer zu gewinnen – genauso wie einen eigenen Thron, denn hier stimmt fast alles.

07.11.2017
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