Tronos - Celestial Mechanics

Review

TRONOS sind ein neues musikalisches Projekt, das nach jahrelangen abendlichen Gesprächen, im Studio oder auf Touren, von Gitarrist/Sänger Shane Embury (u. a. NAPALM DEATH, BRUJERIA, LOCK UP) und Produzent (hier Gesang, Gitarre und Synthesizer) Russ Russell (DIMMU BORGIR, AT THE GATES) gegründet wurde. Die beiden Kameraden holten sich noch Schlagzeuger Dirk Verbeuren (u. a. MEGADETH, SCARVE, THE PROJECT HATE MCMXCIX, ex-SOILWORK) dazu, um ein festes Line-Up zu haben. Für das Debütalbum “Celestial Mechanics” hat man sich noch illustre Gäste zur Verstärkung geholt: für zusätzlichen Gesang sorgten VOIVOD Fronter Denis “Snake” Belanger und Erica Nockalls (THE WONDER STUFF), die hier und da auch Geige beisteuert. Bass wurde von Billy Gould (FAITH NO MORE, ex-BRUJERIA), Troy Sanders (MASTODON) sowie Dan Lilker (NUCLEAR ASSAULT, ex-BRUTAL TRUTH, ex-ANTHRAX, ex-S.O.D.) gespielt.

“Celestial Mechanics” – das Debütalbum der neuen Shane Embury Spielwiese TRONOS

Zu Recht darf der Hörer bei der personellen Konstellation von TRONOS extremen, unkonventionellen Metal erwarten. “Celestial Mechanics” pendelt stilistisch psychedelisch schräg und stets extrem düster zwischen Sludge, Doom und Thrash Metal sowie Industrial, hier und da auch ein wenig Avantgarde. Das zeugt nicht nur von einer experimentierfreudigen Herangehensweise und einem scheuklappenfreien Blick über den stilistischen Tellerrand; von vornherein ist damit klar, dass “Celestial Mechanics” schwierig und anstrengend ist. Dominiert wird das Werk von schleppenden Riffs und Rhythmen, hart, wuchtig und druckvoll gespielt. Dann natürlich die verschiedenen Basslinien, jeder der beteiligten Musiker hat seinen eigenen, individuellen Stil, was zusammen mit den vielen verschiedenen Gesangsstimmen (Growls, Klargesang, weiblicher Gesang) das breite Facettenreichtum des Albums spiegelt. Der Opener “Walk Among The Dead Things” pendelt irgendwo zwischen dem Industrial von MINISTRY und dem zwischen Progressive, Industrial und Thrash Metal, das VOIVOD auf den Alben “Negatron” und “Phobos” spielten. In eine ähnliche Richtung geht auch das kantig-bedrohliche “A Treaty With Reality”. Aber TRONOS können auch ganz anders: “Permonition” ist schon richtiggehend luftig und spacig dagegen, mit von Effekten beladenem Leadgesang von Russ Russell, während “Birth Womb” kalter, mit massivem Double-Bass unterlegter Black Metal ist. Dann haben wir noch das BLACK SABBATH Cover “Johnny Blade” vom “Sabotage”-Album, das von TRONOS völlig verwurstet wurde. Gähnend langweilig: das schier endlos dahineiernde, extrem monotone “The Pst Will Wither And Die”, glücklicherweise der einzige Ausfall auf “Celestial Mechanics”. Manchmal scheint es, als ob TRONOS bei all den verwendeten verschiedenen Stilmitteln den roten Faden verlieren, aber dann finden sie doch immer wieder zurück in die Spur. Man hört, dass hier ausnahmslos Profis am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen und die Songs völlig befreit in die kreativen Bahnen lenken, die sie wollen. Dennoch, “Celestial Mechanics” ist ein anstrengendes, forderndes Werk, das seine Liebhaber eher in der Nische als in der breiten Masse finden wird.

09.04.2019

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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