Ultha - The Inextricable Wandering

Review

Die Kölner Jungens von ULTHA konnten in den letzten Jahren mit ihren beiden Alben „Pain Cleanses Every Doubt“ (2015) und „Converging Sins“ (2016) schon von sich hören machen, fleißiges Spielen von kleinen Club-Shows bis hin zu großen Festivals ließ den Bekanntheitsgrad und die Sichtung über T-Shirts auch nach oben schnellen. Nach einigen Tour-Strapazen in Bezug auf andere „kritische“ Bands mit denen gespielt wurde, wollen ULTHA nun wieder mit Musik von sich reden machen.

ULTHA  – Immer noch vorwiegend Atmosphäre über Riffs und lange Songs

Und da sieh an! Während man ebenfalls musikalisch teilweise zurück zu den alten klassischen Black-Metal-Traditionen schaut, darf es auf dem Cover auch stilecht in Schwarz-Weiß der örtliche Acker sein… erinnert fast entfernt an das Cover der Veröffentlichung einer gewissen Band die mit GO.. anfängt und ..ON aufhört  (Bonuspunkte für alle die die Anspielung verstehen).
Traditionsbewusstsein mit kleinen Neuerungen im Sound also bei ULTHA. Das geht von ganz dezenten Orgel-Synthies, Ambient-Einflüssen, Spoken-Word Passagen (etwas viel SCHAMMASCH in letzter Zeit gehört, die Herren?) und einer sehr viel „gemütlicheren“ Herangehensweise an die Songs. Da dürfen schon mal Längen von durchschnittlichen Popsongs ins Land ziehen, bis sich ULTHA überhaupt mal vorwärts bewegen. So etwa beim Opener „The Avarist (Eyes Of A Tragedy)“, dem Rausschmeißer, aber auch dem sehr experimentellen „We Only Speak In Darkness“, das trotz 7 Minuten mehr wie ein Zwischenspiel wirkt.

Andersherum zäumen sie das Pferd im zweiten Song „With Knives To The Throat And Hell In Your Heart“ auf: Auf Raserei und Tremolo-Riffs folgt in der Mitte des Songs ein Wechsel in Gefilde mit ruhigerer und langsamerer Marschrichtung, die in ein Fade-Out mündet. Apropos Zwischenspiel:  siebenminütiges Ambient-Gewaber, in dem eigentlich nichts großartig passiert, dürfen sich sonst eigentlich nur URFAUST erlauben. „There Is No Love, High Up In The Gallows“ zeigt aber, dass ULTHA auch monotone, Trance-artige Atmosphäre aufbauen können und meisterlich beherrschen.

„The Inextricable Wandering“  – ein wenig experimenteller und weniger stringent als die Vorgänger

Atmosphäre mit wenig Mitteln aufbauen, das können ULTHA, so viel muss man Ihnen lassen. Ein wenig Raserei und Dissonanz auf der Klaviatur der Atmosphäre-Orgel im Black Metal beherrschen ULTHA ebenfalls, zu hören im schon genannten Opener etwa. „I’m Afraid To Follow You There“ holt dann gegen Ende noch einmal zum Rundumschlag aus: 18 Minuten lang wird hier langsam Atmosphäre aufgebaut und das mit genre-typischen, einfachen Mitteln. Bei manchen klappts, bei manchen nicht. ULTHA gehören definitiv zu ersteren. Songwriting-technisch sicherlich über einem Großteil der Konkurrenz, aber besonders hervorstechend oder revolutionär ist das was ULTHA abliefern 2018 auch nicht. Daher ist mir der momentane „Hype“, wenn man von einem solchen sprechen will, nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar. Das liegt an manchen etwas zu langgestreckten, einfallslosen Passagen und den an manchen Stellen sich leicht überschlagenden Gesang, der sonst aber eine ganz gute Figur macht.

Im Grunde machen ULTHA gar nicht so viel anders als die oft gescholtenen „Kellersoundbands“: Mit einfachen Mitteln große Atmosphäre aufbauen. Das finden höchstwahrscheinlich wieder viele Black-Metal-Fans gut, da man einen gewissen „Nerv“ trifft, andere eher langweilig, austauschbar und blöd. Ich habe schon beinahe die Befürchtung, Black Metal im Allgemeinen ist fast nur wie  Glaubens- oder Fanfragen angehbar… Cola oder Pepsi, BVB oder Bayern, Metal Hammer oder metal.de ? Für manche die längste Praline, ähh Atmosphäre der Welt, für andere nur ein weiterer Schokoriegel. So könnte man etwa meine Beziehung zu ULTHA bezeichnen. Wobei es für mich nur eine weitere (wenn auch qualitativ sehr gute) Black-Metal-Band ist. Fans der Band können also mit der „unentwirrbaren Wanderung“ eigentlich nichts verkehrt machen, bekommen sie hier doch durchaus Mikroevolution im Sound von ULTHA geboten, während die Trademarks gleichzeitig erhalten bleiben. Generell können Liebhaber von atmosphärischem Black Metal rein hören. Runde Sache (nicht nur physikalisch).

27.09.2018
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