Uncanny - MCMXCI – MCMXCIV

Review

Wer sich etwas intensiver mit Frühneunziger-Death-Metal aus Schweden beschäftigt, dem wird der Name UNCANNY schon einmal untergekommen sein. Die Band machte sich Ende 1990 auf, im Windschatten von ENTOMBED und Co. ihre Interpretation von Death Metal unters Volk zu bringen. Keine leichte Aufgabe, denn erstens waren UNCANNY vergleichsweise spät dran (die Band gründete sich erst, als ENTOMBED bereits ihr Debütalbum vorlegten) und zweitens kamen sie aus dem Provinznest Avesta, wo letztlich alles irgendwie langsamer lief als in den Metropolen. Und drittens hatten sie einfach nicht so schmissige Musik zu bieten wie ihre bekannteren Kollegen aus Stockholm und Göteborg. Jedenfalls nicht für den Death-Metal-Massengeschmack, so es den überhaupt geben konnte.

Trotzdem: UNCANNY haben in ihrer aktiven Zeit von 1990 bis 1994 feine Musik produziert, und davon kann man sich jetzt noch einmal überzeugen: Bereits letztes Jahr erschien „MCMXCI – MCMXCIV“ in einer Vinylauflage, und jetzt wird das Vermächtnis von UNCANNY noch einmal auf CD veröffentlicht. Mit an Bord sind nahezu alle Tondokumente der Schweden, angefangen beim „Transportation to the Uncanny“-Demo von 1991 über das zweite Demo „Nyktalgia“ (1992), die Split mit den Belgiern ANCIENT RITES bis hin zur ersten und einzigen Full-Length „Splenium For Nyktophobia“ von 1994. Danach war mit der Band Schluss, und einige Mitglieder machten in anderen Formationen weiter (CENTINEX, DELLAMORTE, INTERMENT, KATATONIA und OCTOBER TIDE). Anlässlich der Veröffentlichung des Buches „Swedish Death Metal“ von Daniel Ekeroth kam die Band 2008 für einen Gig im Kafe 44 in Stockholm übrigens noch einmal zusammen – dieses Ereignis spart die vorliegende Zusammenstellung allerdings aus.

Und so bietet „MCMXCI – MCMXCIV“ nicht weniger als 30 Songs bei einer Spielzeit von anderthalb Stunden. Beginnend mit dem Album von 1994, das die Band spieltechnisch am weitesten entwickelt zeigt: Hier sind die Stücke nicht nur rasend, sondern überzeugen vor allem durch die teils melodischen Gitarrenläufe, die sich dezent an der Göteborger Schule orientieren. Dennoch regiert hier wie auf den früheren Tondokumenten schweres Todesblei, das weitgehend ohne größere songschreiberische Finessen auskommt. Dafür gleichen die Fähigkeiten der Musiker an ihren Instrumenten einiges aus. Nicht, dass hier Wunderdinge passieren, aber die Band spielt ziemlich tight zusammen.

Letztlich war das aber für den damaligen Markt nicht mehr zwingend und vor allem nicht melodisch genug. Dennoch: In der Rückschau macht „MCMXCI – MCMXCIV“ ziemlich viel Spaß, auch wenn die Zusammenstellung am ehesten etwas für Sammler und Komplettisten ist. Und der Sound von „MCMXCI – MCMXCIV“ ist so verschieden, wie das bei einer solchen Compilation nur sein kann. Interessanterweise knallt der Klang vom „Nyktalgia“-Demo dank der schicken Gorysound-Produktion von Dan Swanö ziemlich direkt vor den Latz, während er sich für die spätere Albumproduktion noch einige Soundfinessen aufgespart hat.

21.02.2011

- Dreaming in Red -

Exit mobile version