United Nations - United Nations

Review

Bereits 2004 hat Daryl Palumbo (GLASSJAW, HEAD AUTOMATICA) in diversen Interviews einmal erwähnt, dass er gemeinsam mit Geoff Rickly von den Vorzeige-Emos THURSDAY ein Projekt ins Leben gerufen habe. Ein Projekt, angesiedelt irgendwo in der Schnittmenge aus Scremo der Mid-Neunziger, Grind und Powerviolence. Doch bevor Eyeball Records – nach vier langen Jahren des Wartens – nun das selbstbetitelte Full-Length-Debüt veröffentlicht, schwoll UNITED NATIONS zu einer wahren All-Star-Truppe an.

Jedoch lediglich Rickly agiert, da nicht an Verträge gebunden, nach Außen hin als Sprachrohr, während der Rest nicht genannt werden darf und die Gesichter auf Promo-Fotos hinter Reagan-Masken verborgen bleiben. Freilich hat dieses Vorgehen beständig Spekulationen genährt. Öfter ins Spiel gebracht wurde CONVERGE Drummer Ben Koller und weiterhin heiß gehandelt werden Chris Conger (THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU), Eric Cooper (MADE OUT OF BABIES) und Jonah Bayer (THE LOVEKILL).

Gemeinsam haben die vermuteten Akteure ein fünfundzwanzigminütiges Screamo-Bollwerk erschaffen, welches mit melodischen Versatzstücken und rasanten zerstörerischen Noise-Eruptionen gesprenkelt eine unglaubliche Energie versprüht, allerdings eher wenig mit Grindcore am Hut hat. Rickley verpasst den melodischen Teilen mit seinem markanten Organ einen hohen Wiedererkennungswert, aber steuert ebenso wie Palumbo, mit seiner kratzigen stark verzerrten Stimme, harte Screams und Growls bei, die in der Art schon lange nicht mehr von ihm gehört wurden.
Dass man sich unter keinen Umständen musikalisch beschränken will, zeigt der balladeske, von zerbrechlichen Akustikgitarren getragene Ausflug, der einen weiteren brutalen Song einrahmt, bei „Filmed In Front Of A Live Studio Audience“, oder das großartige Saxophonsolo am Ende von „Say Goodbye To General Figment Of The USS Imagintation“.
Oben drauf gibt es noch schonungslose sozialkritische Texte, sowie BEATELS-Zitate und ein Nachruf auf REFUSED bei „The Shape Of Punk That Never Came“.

Die lange Zeit des Wartens – in der man übrigens nicht auf der faulen Haut lag, sondern bereits Material für eine 7 Inch, die zu gegebener Zeit auf Deatwish das Licht der Welt erblicken wird, sowie eine weitere 10 Inch und sogar einen zweiten Longplayer eingespielt wurde – hat sich gelohnt! UNITED NATIONS haben ein düsteres Album geschaffen, das den Hörer fordert und in seinen Bann zieht.

28.11.2008
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