Until Dawn - Horizon

Genregrenzen verhalten sich manchmal wie Kontinentalplatten: Sie verschieben sich einfach. Handelt es sich bei „Horizon“ um Metalcore, um Melodic oder einfach um modern angehauchten Metal? Zum Metalcore gehören regelmäßige Breakdown-Ausbrüche, die fehlen dem zweiten Studioalbum von UNTIL DAWN aber fast komplett. Melodisch ist das Gehörte definitiv. Und modern in jedem Fall. Ganz trendbewusst geht man in Sachen Vocals auch hier recht variabel vor und durchsingt die Palette von lupenreinen Shouts, aggressiven Passagen und den obligatorischen cleanen Refrains. Leider ist der Cleangesang – und erneut: wie so oft – ein unsägliches Geseier, das sehr viel mehr auf die Nerven als gut ins Ohr geht.

Was auch immer UNTIL DAWN spielen, eines ist sicher: es ist nicht besonders gut. Ich will hier nicht schon wieder mit der Kommerz-Debatte ankommen (also, zumindest nicht direkt), aber der Fünfer vermengt nun mal fast jedes Puzzleteil des modernen Metals und liefert Songs ab, die extrem auf flächendeckende Hörtauglichkeit abgestimmt sind. Zuweilen geht das so weit, dass man „Horizon“ auch als härteren Rock mit metallischen Ergüssen bezeichnen kann. Die Stimme klingt oft nach Jared Leto, mit „DNR“ hat es auch eine lupenreine Ballade auf die Platte geschafft und songstrukturell wurde nahezu übergreifend nach Nummer-sicher-Rezeptur gearbeitet.

Manche Abschnitte lassen den Kopf ja auch nicken – ein Anspieltipp ist z. B. „Time Tested Fortune“ – und sicher, der Kram wird hier und da sogar ankommen, gemessen an Musik-Kumpanen, die in ähnlichen Teichen schwimmen, verlieren UNTIL DAWN aber. Weil UNEARTH viel mehr Metal sind und die besseren Riffs und Licks an den Start bringen, weil TRIVIUM, wenn man denn drauf steht, noch eingängigere Pop-Refrains trällern und, und, und. Wer sich nicht richtig zwischen klassischem Rock und Metal entscheiden will, kann die Band aber mal antesten.