Vígljós - Tome II: Ignis Sacer

Review

Gimmicks gehören seit KISS zu den großen Konstanten der Rockmusik. Sie kommen und gehen, sie unterliegen Trends und sorgen mal mehr, mal weniger dafür, dass man von der Qualität der Musik abgelenkt wird – im positiven wie im negativen Sinne. Warum nun ausgerechnet Imker-Roben zum neuen heißen Scheiß im Black Metal gehören, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch nach den Ukrainern THEY CAME FROM VISIONS sind die Schweizer VÍGLJÓS um GRAVPEL-Sänger Luca die nächsten Schwarzmetaller, die sich derartige Outfits verpassen und das Leben von Bienen und Imkern zudem lyrisch verarbeiten. Immerhin nicht der ölfzigtausendste “Hail Satan”-Aufguss, aber musste das sein? Jegliche Diskussion darum dürfte allerdings recht unfruchtbar sein: Entweder stört man sich nicht daran oder findet es total albern.

VÍGLJÓS und das faszinierende Leben der Bienen

Starten wir gleich mal mit einer nüchternd-konstatierenden Plattitüde: Das Leben der Bienen ist ohne Einschränkungen interessanter als dieses Album. Denn im Gegensatz zur Musik von “Tome II: Ignis Sacer” ist die Struktur von Bienenstaaten im Tierreich relativ einzigartig und die Gattung überdies vom Aussterben bedroht. Konträr dazu spielen VÍGLJÓS recht austauschbaren, oft gehörten Black Metal mit leichten Lo-Fi-Tendenzen, wie er jeden Monat zwischen drei und fünf Veröffentlichungen an Land spült.

Zwar gibt es auf der Platte keinen einzigen Part, der ernsthaft ätzen würde, aber auch wenige Momente, die wirklich im Gedächtnis bleiben. Die größten Widerhaken bilden die befremdlich klingenden, vermutlich “rural” klingend sollenden Cowbell- Einsätze des Drummers. Muss man genauso mögen wie das eindringliche Geschrei von Luca, welches irgendwo zwischen dem ganz jungen Ihsahn und SILENCER rangiert.

Vom heiligen Feuer auf “Tome II: Ignis Sacer”

Bemühung sind klar hörbar und “Tome II: Ignis Sacer” ist beileibe kein schlechtes Album. Doch das titelgebende Feuer fehlt über weite Strecken. In der Absicht, sich von anderen Bands abzuheben, sind VÍGLJÓS weitgehend am Ziel vorbeigesummt. Somit bleibt ein nettes, wenngleich recht bemühtes Black-Metal-Album der Gegenwart, das für Imker:innen und alle, die es werden wollen, sicherlich ein cooles Gimmick ist, sich aber in der massiven Konkurrenz zeitgenössischer Black-Metal-Bands nicht übermäßig abhebt. Außer durch die Gimmicks selbst und das ist zu wenig. Bliebe noch die abschließende Frage: Warum entwickelt sich Black Metal selbst in dezidiert linken Kreisen immer mehr in Richtung provinzielle Biedermeier-Idylle?

12.09.2025

Redakteur

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