Waldtraene - Al Daz Jar

Review

WALDTRAENE ist ein Pagan-Folk-Duo aus dem ODROERIR-Umfeld, das auf ihrem fünften Album „Al Daz Jar“ wieder vornehmlich auf Akustikgitarren und Gesang setzt. Der thematische Schwerpunkt liegt dabei auf dem Jahreslauf bei Germanens und Keltens: Sonnenwende, Nebelmond, Nerthus und Winterwode – halt all das, was sich beim gemütlichen Beisammensein auf dem Lammfell am Lagerfeuer schickt. Routiniert ist das Duo durchaus: Das wusste auch Kollegin Angela zu berichten, als sie das Duo im Sommer auf dem Fimbul Festival erlebte und ihm „melodische Leichtigkeit“ bescheinigte.

WALDTRAENE sind Die-Hard-Pagan-Folk

Nun ist es natürlich das eine, auf einem Metalfestival ein Kontrastprogramm zu fahren, aber es ist doch etwas anderes, den Hörer auf einem Doppelabum bei der Stange zu halten. Gerade bei solch einem holprigen Start: Brunftschreie und Dudelsäcke mit Stimmen zu imitieren, ist halt nicht jedermanns Sache. Wer also nicht schon während des Intros „Einklang“ abgeschaltet hat, beweist immerhin Mut. Wer sich aber das gesamte Doppelalbum gibt, beweist das Durchhaltevermögen eines Bauern in urgeschichtlicher Zeit. Spätestens ab der Hälfte des Albums beschleicht den Hörer nämlich das Gefühl, dass sich alle Lieder allzusehr ähneln wie auf dem Acker die Furchen. Das liegt vor allem an den statischen Kompositionen, die sich häufig arg in die Länge ziehen. Nicht nur einmal wird das Lied offenbar nur deshalb weiter fortgeführt, um noch eine Strophe mit heidnischen Botschaften unterzubringen… und noch eine… und noch eine…

„Al Daz Jar“ zieht sich

Da kann sich das Duo Horda (er) und Knoepfchen (sie) beim Gesang noch so sehr abwechseln, Flöten, Schlagzeug, Trömmelchen und Rasseln einsetzen: Die Arrangements machen die Kompositionen nicht spannender. Vor allem, weil die Lieder von Gänsehautmomenten weit entfernt sind. Und so zieht sich das Album wie Baumharz am Stamm einer Kiefer entlang, ganz, ganz langsam, bis es schließlich verklebt. Nein, „Al Daz Jar“ trägt bei weitem nicht übers Jahr, nicht einmal über die Spielzeit einer CD. Da lobt man sich einen kurzen Auftritt auf einem Sommerfestival – als Kontrastprogramm. Das ist das Stichwort: Höchste Zeit für ein bisschen Pagan-Black-wasweißich-Metal.

08.12.2020

- Dreaming in Red -

Exit mobile version