Waltari - You Are Waltari

Review

Zurück zum Nicht-Erwachsensein – so fasst Bandkopf Kärtsy Hatakka das neue WALTARI-Album „You Are Waltari“ zusammen und tut damit etwas, was eigentlich nur sehr abstrakt möglich ist: Betrachtet man nämlich ganz konkret die einzelnen Songs, fällt auf, dass sie sich weniger durch eine Gemeinsamkeit als vielmehr durch ihre Unterschiedlichkeit voneinander auszeichnen. Also haben die mittlerweile zum Septett aufgestockten Crossover-Vorreiter genau da angesetzt, wo es bei den letzten Alben ein wenig Schulterzucken gab, so nach dem Motto: „Früher war irgendwie bunter und lustiger“. Nicht, dass „Below Zero“ von 2009 ein schlechtes Album gewesen wäre – nicht doch – aber die Verrücktheit und Unbekümmertheit vergangener Tage war ein wenig auf der Strecke geblieben.

Eine Kehrtwende mussten die Finnen dafür allerdings auch nicht vornehmen – die Änderungen sind eher punktuell. So gibt es auf „You Are Waltari“ statt eines durchgehenden Kreuzübers wieder die Einzelteile nebeneinander: Da steht die tanzbare Disconummer im Viervierteltakt („12“) neben dem Death-Metal-Song („Strangled“) neben dem unbekümmerten Liedchen auf der Wandergitarre mit einem vor sich hin pfeifenden Kärtsy („Right Wing Theme“) neben dem Modern-Metal-Song mit gerappten Vocals („Tranquality“) neben dem beschwingten Ethno-Crossover mit Samba-Rhythmen („Only The Truth“). Und, ganz erfreulich, mit „Not Much To Touch You“ gibt es diesmal einen Rückgriff auf ganz alte Tage.

Anders ausgedrückt: Statt eines einheitlichen Pürees sind auf dem Büffet dreizehn leckere Häppchen angerichtet. Das Album entspricht somit eher dem „Big Bang“ als der „Space Avenue“. Dass WALTARI aber hervorragende Köche sind, muss nicht extra betont werden: Die Songs sind gut komponiert, und die Melodien sitzen perfekt. Nur setzen die Finnen eine gehörige Portion Offenheit voraus, um Death Metal mit gerappten Texten innerlich auf einen Nenner zu bringen – aber das war ja eigentlich schon immer so.

WALTARI haben sich also auf ihrem fast selbstbetitelten Album wieder auf ihre eigentlichen Stärken besonnen und ihre Einflüsse wieder deutlicher herausgeputzt, anstatt sie umständlich zu verpacken. „Go back to crazy“ nennt das Frontmann Kärtsy, und man mag hinzufügen: „Aber ohne verkrampft zu wirken“. Das wie auch die Güte von „You Are Waltari“ ist mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit. Hut ab!

25.02.2015

- Dreaming in Red -

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