Wandar - Vergessenes Wandern

Review

Mit „Vergessenes Wandern“ haben die vier Hallenser von WANDAR Anfang 2008 ein wirklich anständiges Minialbum veröffentlicht, das mir dieser Tage ganz zufällig vermittels eines Tauschgeschäftes unter Betrunkenen in die Hände fiel. WANDAR bieten vier Stücke und ein Intro, die sich stilistisch irgendwo zwischen norwegischem und schwedischem Black Metal, etwas Folk, Naturmystik und einem glücklicherweise recht dezenten Heidentum verorten lassen. Die angenehm röhrende Produktion hat Charakter und sorgt dafür, dass auch die unterschwelligen Keyboardchöre zwischen Doublebass-Drums und Gitarrenwänden nicht zermalmt werden.

Sicher ist „Vergessenes Wandern“ nicht das definitive Meisterwerk im deutschen Black/Pagan Metal. Beispielsweise das wirklich schöne, abwechslungsreich arrangierte Titelstück ist allerdings ein Positivbeispiel dafür, wie man einprägsame Melodien, straighten Metal, metaphorische Texte und heidnisches Lebensgefühl recht unkitschig unter einen Hut bringen kann. In anderen Momenten erinnern WANDAR ein wenig an ULVERs „Bergtatt“ („Lautstark lebt das Laster“), in Passagen mit zweistimmigen Leadgitarren auch an alte melodische Death/Black-Metal-Bands aus dem Schweden der Mittneunziger.

Luft nach oben sehe ich bei der Auswahl der Riffs, die nicht immer alle zünden und auch den einen oder anderen Füller offenbaren („Mein Wesen gleicht dem Sturm“), bei der nicht immer perfekten Instrumentalperformance und vor allem beim Gesang, der meinem Geschmack nach durchaus noch emotionaler und abwechslungsreicher sein könnte. Trotz allem eine ambitionierte und wirklich hörbare Eigenproduktion mit genauso vielen Stärken wie Schwächen, die den aktuellen Stand der Bandentwicklung sicherlich nicht mehr abbildet. Ich bin gespannt, was WANDAR noch zu bieten haben.

26.01.2010
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