Wandar - Zyklus

Review

WANDAR geistern in den letzten Jahren verstärkt als Geheimtipp durch die deutsche Black-Metal-Szene. Einerseits völlig zurecht, andererseits doch überraschend, schließlich ist ihr Debütalbum „Landlose Ufer“ vor nunmehr sieben Jahren erschienen. Qualität scheint sich in dieser schnelllebigen Zeit eben doch behaupten zu können. Mit „Zyklus“ gibt es nun endlich Nachschub.

WANDAR: zwischen Skandinavien und Post-Vibes

Allerdings waren die Hallenser in den Jahren auch nicht untätig, sondern spielten einige Live-Shows. Vielleicht eine Randerklärung, weshalb sie ihren Status untermauern konnten. Das Zweitwerk jedenfalls hält das angedeutete Versprechen. „Zyklus“ gelingt das kleine Kunststück, eine Brücke zu den skandinavischen Vorbildern zu schlagen, einige Post-Vibes einfließen zu lassen und das Ergebnis mit einem Hauch Moderne abzurunden.

Eingebunden ist dies in eine durchaus vertraute Herangehensweise, die in puncto Dramaturgie dennoch wunderbar funktioniert. Stürmische Böen, schwebende Melodien und vereinzelte, gut platzierte Akustik-Parts sorgen für eine treibende und sich stetig wandelnde Dynamik. Schlussendlich gelingt es WANDAR hervorragend, die gebotenen Songs zum Höhepunkt zu führen, sodass man beispielsweise in „Se(e)hen“ wunderbar schwebend hinausgeleitet wird. Vereinzelte Überraschungsmomente wie der weibliche Sopran in „Fylgia“ sorgen zudem für überraschende Spitzen, die dem ohnehin guten Songs noch das „gewisse Etwas“ verleihen.

„Zyklus“ ist ein Dickicht aus Wehmut und Melancholie

Atmosphärisch ist „Zyklus“ ein Dickicht aus Wehmut und Melancholie, das berührt und vereinnahmend wirkt. WANDAR geben sich eigentlich keine Blöße, und die Kritikpunkte lassen sich lediglich in der Subjektivität finden. Denn WANDAR machen per se alles richtig, kombinieren Komplexität und Atmosphäre auf einem Level, das nicht dem Selbstzweck, sondern jederzeit dem Song-Fluss dient, und setzen zudem auf ein abwechslungsreiches Gesamtpaket. Dabei verlieren sie zu keiner Zeit ihre eigene Identität – alles Zutaten, die für ein ausgezeichnetes Werk reichen sollten, und doch holt mich „Zyklus“ nicht in jedem Moment ab. Vielleicht sind es zeitweise die Vocals, die nicht immer so wunderbar bissig wie in „Se(e)hen“sind, oder das zerbrechlich schöne Momentum, das mich hier begeistert und an anderer Stelle abstößt. So ganz erklären kann ich es nicht, und gerade deshalb sollte das Zweitwerk unbedingt von allen Liebhabern atmosphärischen Black Metals gehört werden. Für mich haben dagegen andere Bands aus den verschiedensten Strömungen die Nase etwas vorne … .

15.02.2020

Chefredakteur

Exit mobile version