We Hunt Buffalo - Head Smashed In

Review

So wirklich bekommt man als Hörer bei WE HUNT BUFFALO den Kopf nicht eingeschlagen, daher muss man sich zumindest darüber beim neuen Album der kanadischen Büffeljäger keine Sorgen machen, auch wenn dieses „Head Smashed In“ betitelt ist. Nach einer längeren Pause sind die Herren zurück, um den Nachfolger ihres letzten Werkes „Living Ghosts“ vorzulegen. Stilistisch gestaltet sich dieser etwas zupackender und heavier, behält dabei die dezenten, psychedelischen Qualitäten und natürlich den enormen Anteil an Fuzz und Schmutz bei. Im Grunde spielen die Kanadier hier einen schweren Stoner Rock im meist Doom-freundlichen Tempo, der jedoch eine gute Balance findet zwischen Ganzkörpererfahrung und Eingängigkeit.

Zwischen dicken Stoner-Riffs und großen Melodien

Salopp gesagt erwischt man sich hier gelegentlich schon dabei, im SLEEP-Modus einfach nur vergnügt zu den trägen Grooves mitzunicken – und plötzlich klatschen WE HUNT BUFFALO ihren Hörern eine hymnische Hook vom allerfeinsten vor den Latz wie im Opener „Heavy Low“, dessen schwere Stoner-Gitarren den Bartwuchs kräftig ankurbeln. Das ist nicht neu, aber gut und mit Druck umgesetzt. Und dank breitwandigen Gitarrensounds, der zur rechten Zeit genug Freiraum für die filigraneren Spielereien dazwischen lässt, entsteht praktisch wie von selbst eine Dynamik, die von der gewichtigen Natur des Stoner Rock profitiert und dennoch eine gewisse Impulsivität mitbringt.

Wie elegant der Sound der Büffeljäger klingen kann, zeigt sich zum Beispiel in „Prophecy Wins“. Hier stehen melodischere Licks im Vordergrund, die sich zum Teil zu psychedelischen Höhen aufschwingen, während der Song weiterhin gewichtig aber nicht zu schwerfällig vor sich hin stampft und so die Kopfnick-Komponente im Spiel hält. Und zum Ende geben WE HUNT BUFFALO noch einmal alles mit einem transzendental anmutenden Finale dank mehrstimmiger Gesänge, die unter die Haut gehen. „The Giant’s Causeway“ geht in eine ähnliche Richtung, öffnet den Sound aber noch etwas mehr für flächige, melancholische Melodien, die wiederum die kurzen, treibenden Attacken wunderbar verstärken, die zwischen den stimmungsvolleren Parts hervor brechen.

WE HUNT BUFFALO managen ihr Songwriting geschickt

Etwas mehr Härte und damit mehr Impulsivität wird dem Sound dann in „Angler Must Die“ infundiert, das seinen Fokus mehr auf den Schlag ins Gesicht legt. Doch auch hier hauen die Büffeljäger wieder einen hymnischen, mehrstimmigen Refrain heraus, der sich im Gehörgang festsetzt. Das umgekehrte Spiel treibt „Industry Woes“, das melodische, atmosphärische Strophen in eine treibende, Hardcore-artige Hook hinein führt. Und treiben tut auch das instrumentale „Get In The Van“, und zwar nach vorne. Der Song hat was von einem guten, routinierten Jam, kommt also locker und wild aber doch strukturiert nicht zu grob herüber.

Und mit dem wehmütig anmutenden „God Games“ kommt „Head Smashed In“ zum Ende, nicht jedoch, ohne vorher noch einmal mit dem melancholischsten Song des Albums alle Stimmungsregister zu ziehen. Die intensiven Melodien ergänzen sich mit den klagenden Vocals, die über das gesamte Album hindurch konsistent zielsicher aber nicht zu perfekt dargeboten werden. Man spürt der Stimme von Ryan Forsythe einfach diese Rohheit und Ungeschliffenheit an. Und das lässt die Songs umgekehrt deutlich erdiger und lebendiger wirken. Es ist nicht so ein monotones, angeberisches Geraunze, sondern wirkt natürlich und verleiht „Head Smashed In“ eine Direktheit, die es von den durchschnittlicheren Alben des Stoner Rock abhebt.

„Head Smashed In“ balanciert Atmosphäre und Heaviness

Und natürlich hilft das abwechslungsreiche Songwriting dabei ebenfalls, gerade der hohe Anteil an vergleichsweise filigranen Melodien und großen, ohrwurmverdächtigen Hooks rundet die ansonsten sehr heavy groovende Platte ab. Ein paar vereinzelte repetitive Riffs kann man dann deutlich besser verkraften, da die Kanadier letzten Endes doch große, abwechslungsreiche Songs aus ihrem Hut gezaubert haben. Mit der Wucht einer in Fahrt kommenden Büffelherde und doch einem Sinn für schöne Melodien ausgestattet bleiben WE HUNT BUFFALO also verlässlich und liefern erneut ein Klang gewordenes Bartwuchsmittel mit meldosichem Tiefgang.

21.11.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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