Wilt - Faces of the Grave

Review

Oldschool Death Metal aus… Ostwestfalen? Nun, OWL ist sicherlich für einiges bekannt aber ganz sicher nicht für Death Metal der alten, schwedischen Schule. Der Band WILT aus Bielefeld scheint dies jedoch offensichtlich egal zu sein und man fühlt sich musikalisch eng mit berühmt-berüchtigen Kapellen wie ENTOMBED, DISMEMBER oder GRAVE verbunden. Die bereits 2011 gegründete Band hat nun, nach einer Demo-EP, ihr erstes richtiges Lebenszeichen in Form des Debüt-Albums „Faces of the Grave“ von sich gegeben.

Wenn aus Bielefeld ein Vorort von Stockholm wird

Ein Blick auf das stark an Dan Seagrave erinnernde Cover, welches jedoch von Timon Kokott (u.a. HORN, CROSS VAULT) entworfen wurde, lässt gut die Stimmung der folgenden zehn Songs erahnen: modrig, gruftig, düster. Musikalisch fängt man dieses Stimmungsbild dank der sehr druckvollen, aber jederzeit pur oldschooligen Produktion auch gut ein. Das AUTOPSY-Level erreicht man zwar dabei nicht, aber das würde auch zum Sound der Band nicht passen. Auch sonstige Abweichungen in Black oder Doom Metal vermeidet man komplett und konzentriert sich auf das Wesentliche.

Neben den schon erwähnten starken Schweden-Einflüssen hat man in den größtenteils im Mid-Tempo gehaltenen Songs auch den ein oder anderen Schlenker Richtung Holland oder England gewagt, was besonders im oft stampfenden Drumming zur Geltung kommt. Diese Kombination funktioniert so weit auch wunderbar, jedoch leidet dadrunter gerade die erste Hälfte der Platte. Hier ähneln sich die Lieder viel zu stark, indem sie zu sehr auf das hauseigene Muster bestehend aus Schwedenriff, treibender Rhythmusfraktion und dem auf Dauer zu monotonen Gesang beharren. So leiden gerade diese Songs unter ihrem geringen Wiedererkennungswert und lediglich der Opener „Out of the Black“ bleibt im Ohr hängen.

WILT machen für ein Debüt schon vieles richtig

Doch es lohnt sich am Ball zu bleiben: Mit „Faces of War“ beginnt die beste Phase des Albums. Besagter Track ist erstmals etwas flotter gehalten und Sänger Matze brüllt etwas mehr statt zu growlen. So bekommt der Song einen coolen Groove, der stark an ENTOMBED zu Wolverine Blues-Zeiten erinnert. Auch das mit Bass-Instrumental eingeläutete „A-Maze-Ing Catch 22“ weiß zu überzeugen, da auch hier das Tempo angezogen wird und die tiefen Growls dem Lied eine drückende Atmosphäre verleihen. Das gelungene Gitarrensolo rundet die gut drei Minuten zusätzlich ab.

Die ebenfalls in der zweiten Hälfte vorzufindenden stampfenden Mid-Tempo Songs kommen hier als Kontrast auch deutlich besser zur Geltung und der Rausschmeißer „Rise From the Grave“ entwickelt sich dabei gar zum Geheimtipp. Die anfangs erwähnte morbide Stimmung kommt hier deutlich am Besten zur Geltung. Hier passen das gedrosselte Tempo, der Gitarrensound und die Growls perfekt zusammen und Runden die gut 37 Minuten wunderbar ab.

Was bleibt am Ende festzuhalten? Für ein Album in Eigenregie aufgenommen und produziert haben WILT hier gute Arbeit abgeleistet. Die Platte ist kurzweilig und macht Spaß, wenn man sich für oldschooligen Death Metal begeistern kann. Leider fällt der Beginn im Vergleich mit der stärkeren zweiten Seite ab, sodass man sich am Anfang aufgrund der mangelnden Abwechslung nicht gleich abschrecken lassen sollte. Mehr Variationen im Songwriting und der ein oder andere starke Ohrwurm, hätten dem Album am Ende gut getan, doch für ein Debüt ist das ein ordentliches Stück Musik geworden.

Wer auf die anfangs genannten Bands steht oder auch auf deutschen Underground der Marke LIFELESS oder REVEL IN FLESH macht hier nichts verkehrt und kriegt ein gelungenes Death Metal Brett aus Ost-Westfalen.

08.03.2018
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