Weird Fate - Cycle Of Naught

Review

WEIRD FATE dümpeln seit Jahren völlig zu Unrecht in den schattigen Winkeln des deutschen Black-Metal-Undergrounds herum. Allein dies ist einer der Gründe, warum wir ihr 2015er-Album „Cycle Of Naught“ an dieser Stelle noch einmal herausholen müssen. Hinzu kommt, dass das zweite Album der Pfälzer wirklich gelungen ist.

Zwar waren WEIRD FATE noch nie gewöhnlich, doch ihren Anspruch, mit den Stilelementen des Extremen und vor allem denen des Black Metal zu experimentieren, hat auf „Cycle Of Naught“ den bisherigen Höhepunkt erreicht. Komplexe, aber zu keinem Zeitpunkt überfordernde Songstrukturen halten den Spannungsbogen stets oben. Doch wer an verkopfte Arrangements denkt, irrt. Wurde auf „The Collapse Of All That Has Been“ noch ein mangelnder roter Faden kritisiert, so lässt sich dieser auf „Cycle Of Naught“ problemlos finden, ohne dass es dem Album den Anspruch rauben würde.

Vielseitigkeit bei dichter Atmosphäre

Viel mehr offerieren WEIRD FATE ein Album, das sich durch seine Atmosphäre definiert, ohne dabei jedoch einzelne Momente über das Erträgliche hinaus zu strapazieren. So gelingt es immer wieder, einen Zusammenhang zwischen anmutigen, ja sogar melancholisch-schönen Momenten und rohen, wüsten Ausbrüchen herzustellen. Insbesondere den immer wieder im Vordergrund stehenden Melodien kommt eine tragende Rolle zu: Sie definieren das Geschehen, lassen Emotionen aufblitzen oder räumen das Feld für harsche Doublebass-Gewitter oder verquere Riffs, die so am Ehesten auf orthodoxen Genre-Platten zu erwarten sind.

Dies geschieht allerdings harmonisch fließend, sodass die Hörreise durch „Cycle Of Naught“ eher selten ins Stocken, dafür unglaublich erlebnisreich wird. Denn WEIRD FATE scheuen auch nicht davor, zarte Prog-Einflüsse („Of Void And Illusion“) zu nutzen, um den Hörer zu fesseln – und das gelingt. Eine ähnliche Vielfalt ist schlussendlich auch beim Gesang zu beobachten, der sowohl knurrend als auch schreiend und insbesondere im Klargesang (zum Beispiel in „Irretrievable“) einen sehr guten Eindruck hinterlässt.

Das große Rätsel: Warum sind WEIRD FATE immer noch ein Geheimtipp?

Schlussendlich bleibt es ein Rätsel, weshalb WEIRD FATE nicht längst größere Kreise ziehen. Gerade weil die Pfälzer ihrem Anspruch gerecht werden und nur sehr selten Längen in den Songs zu finden sind. „Cycle Of Naught“ jedenfalls ist leider immer noch ein Geheimtipp, der aber auch über ein Jahr nach Veröffentlichung wenig an seiner Faszination eingebüßt hat.

29.10.2016

Chefredakteur

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