White Wizzard - Infernal Overdrive

Review

Mit WHITE WIZZARD ist es immer so eine Sache. Oftmals herrscht das Prinzip Wundertüte vor. Jon Leon wechselt seine Besetzungen beinahe so oft wie Angela Merkel ihre politischen Überzeugungen. Auf dem neuen Album „Infernal Overdrive“ hat er sich erbarmt und Sänger Wyatt ‚Screaming Demon‘ Anderson (ja, der von den ersten beiden Alben) zurück in die Band geholt. Wohlwissend, dass ihm nicht wenige Fans den Wechsel hinter dem Mikro damals ziemlich krumm genommen haben. Wie auch immer, das neue Album ist WHITE WIZZARD in Reinkultur.

Das wiederum heißt, dass es nichts wirklich Neues im Camp WHITE WIZZARD gibt. Jon Leon schreibt die Songs, wie er es seit jeher macht und die anderen Bandmitglieder interpretieren diese. Der Einstig in den Titeltrack „Infernal Overdrive“ ist schwierig. Sehr verkopft kommt die Nummer aus den Boxen und will so gar nicht ins Ohr gehen. Der Grund hierfür ist ein Übermaß an unterschiedlichen Parts, die viel zu schnell aufeinander folgen. Das Fehlen eines vernünftigen Refrains erschwert das Hörvergnügen zusätzlich. Als Opener also völlig ungeeignet der Song, und ich kann verstehen, wenn man schon an dieser Stelle die CD wieder aus dem Player holt. Das folgende „Storm The Shores“ kommt da wesentlich straighter aus den Boxen und geht gut nach vorne. Im Ohr bleibt die Nummer aber auch nicht. Damit hätten wir die Probleme auf „Infernal Overdrive“ dann auch schon eruiert. Die Musiker sind allesamt fit an den Instrumenten und bieten gute Leistungen. Es fehlt den Songs aber definitiv an Nachhaltigkeit. Lediglich das Trippel in der Mitte („Chasing Dragons“, „Voyage Of The Wolf Raiders“, „Crtitical Mass“) kann internationalen Standard halten. Wobei man das bei „Voyage Of The Wolf Raiders“ schon wieder ein wenig relativieren muss, ist die Nummer doch im ‚Marching Drum‘-Teil für einige Takte plötzlich lauter als der Rest der Scheibe. Das ist nicht im Mindestmaß professionell und muss daher bemängelt werden. Ob es der Mischer, die Band selbst oder der Typ vom Mastering dafür zu verantworten ist, kann man natürlich nicht endgültig sagen. Dass die Band es aber offensichtlich vor dem Absegnen ans Label nicht gehört hat, spricht da Bände. Das abschießende „The Illusion’s Tears“ gehört ebenfalls noch erwähnt, kann es doch einen etwas versöhnlichen Ausgang vermerken. Auch hier werden viel Parts gespielt, insgesamt kommt einem – trotz über elf Minuten Spielzeit – das Stück aber wesentlich geordneter vor, als der Titeltrack.

Der Wiedereinstieg von Wyatt Anderson hat sich insofern also gelohnt, als dass der Mann einer CD wichtige Impulse geben kann. Dass „Infernal Overdrive“ dennoch nicht aus der Masse heraus sticht, liegt nicht an seinem Gesang, sondern vielmehr am uninspirierten Songwriting. Fans dürfen gerne reinhören und sich ein eigenes Bild machen.

06.02.2018
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