Wormed - Metaportal

Review

Drei Jahre nach der letzten Platte „Krigshu“ ist die musikalische, spanische Antwort auf kosmischen Horror, WORMED, mit „nur“ einer EP unter 20 Minuten zurück? Bevor jetzt alle Brutal/Technical-Death-Fans mit bereits gezückten Taschenrechnern und Tabulaturbüchern sich enttäuscht abwenden, halt stop! HALT STOP! NICHT DAS X oben in der Ecke drücken! Damit würde man „Metaportal“ dann doch unrecht tun.

„Metaportal“ führt den eingeschlagenen Weg fort und gibt Vorausschau auf (hoffentlich) Kommendes …

Der eingeschlagene Weg auf den letzten Platten „Exodromos“ und „Krigshu“ von WORMED wird auch auf „Metaportal“ quasi weitergeführt: moderner, recht dissonanter Death Metal, der mit allerlei Effekten, Groove und Fingerfertigkeiten angereichert wird und sowohl brutal, als auch stilsicher und technisch daher kommt. Über alledem thronen die Staubsaugervocals von Phlegeton und schon steht dem Circlepit um das schwarze Loch im heimischen Wohnzimmer nichts mehr im Wege. Ein solches kann sich bei der „Masse“ im Sound von WORMED nur unweigerlich bilden. Denn WORMED bedienen ihren fetten Sound weiterhin mit Bravour.

WORMED sind immer noch eine Ausnahmeerscheinung im technischen Death Metal

„Remote Void“ könnte genauso auf dem Vorgänger „Krigshu“ gestanden haben und behaltet alle bekannten Trademarks aus rasendem Geballer, effektvoll platzierten Breaks und technischen Kabinettstücken, die alle wunderbar songdienlich aneinander gesetzt sind. Und – Überraschung! – es haben sich sogar Clean Vocals hier im letzten Drittel eingeschlichen, die zusammen mit dem atmosphärischen Ausklang dann doch noch neue Seiten an WORMED offenbaren können!

„Cryptoubiquity“ ist kein neuer Bitcoin-Abkömmling, sondern tobt sich als toll inszenierter Todesstahl, der zwar etwas vertrackt ist, aber immer noch mächtig Dampf in den Kesseln hat, unter den Kopfhörern aus. Dabei sind es die chaotisch aufeinander folgenden Instrumentalabfahrten und gut platzierten Effekte, die faszinieren, verstören und WORMED einen Sci-Fi-Vibe verleihen, der sie im Brutal/Technical-Death-Genre als völlige Einhörner da stehen lässt.

Dem Irrsin, der Weite, dem Zufall in so etwas Schönem und Tödlichem wie dem Universum wird hier musikalisch Ausdruck verliehen. „Bionic Relic“ drosselt das Tempo zwischen den stürmischen Attacken ein wenig mit Stakkatoriffs und flächigeren, sphärischeren Passagen und „E-Xystem://CE“ entlässt angenehm abwechslungsreich und konfus aus knapp 17 Minuten Spielzeit, nach der der Finger wieder sofort zur Repeattaste wandert.

Dabei hat der letzte Song „E-Xystem://CE“ hat nicht nur kryptische Betitelung, sondern pendelt beinahe schon soundtrackmäßig zwischen langsamem Einstieg mit dezent im Hintergrund verweilenden Keys, bevor die ersten krummen Takte und das gewöhnte Inferno einsetzen. Der Schluss kommt mit einer kleinen Überraschung daher (RIP Kopfhörernutzer schon mal als Warnung), der kurzzeitig wirklich aufschrecken lässt.

Sollte diese EP nur als Appetitanreger für ein neues Album in Zukunft dienen, so ist angesichts dieser Qualität mit einer weiteren Bombe zu rechnen, da WORMED scheinbar behutsam neue Pfade in ihrem bislang recht genau definiertem Soundkosmos betreten wollen und dies wunderbar mit dem schon längst etablierten Sound verbinden. Aber auch alleine stehend macht sich „Metaportal“ überaus gut und kann vollends mit dem bisherigen Material der Spanier und der Konkurrenz mithalten.

 

05.08.2019
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