Year Of The Cobra - Ash And Dust

Review

Viele Duos gibt es nicht im Heavy Metal – eines der wenigen heißt YEAR OF THE COBRA. Amy Tung Barrysmith (Gesang/Bass) und Jon Barrysmith (Schlagzeug) gründeten 2015 in Seattle ihre Band und veröffentlichten zwischenzeitlich das Debütalbum „…In The Shadow Below“ (2016) und zwei EPs („The Black Sun“, 2015; „Burn Your Dead“, 2017). Nun liegt bereits das zweite Album „Ash And Dust“ vor. Stellt sich die Frage – funktioniert Doom / Stoner Metal in einer solch reduzierten, instrumentalen Besetzung tatsächlich völlig ohne Gitarre?

„Ash And Dust“ von YEAR OF THE COBRA – pfeif auf die Gitarre!

Aus der Reduktion auf Stimme, Bass und Schlagzeug ergibt sich eine gewollte Selbstbegrenzung, die scheinbar die Möglichkeiten von YEAR OF THE COBRA einschränkt. Aber das Duo setzt diese Einschränkungen zum Vorteil ein. „Ash And Dust“ klingt wabernd kraftvoll, herrlich dumpf und trocken, und jedes Instrument hat enorm viel Raum zur Entfaltung. Besonderheit: Der Bass dient hier weniger als Rhythmusinstrument und spielt nicht nur Riffs, sondern sorgt auch als Melodiengeber für Musikalität, während das Schlagzeug so akzentuiert und dominant eingesetzt wird, dass dieses für die rhythmische Struktur genügt. Dazu die anmutige Stimme von Amy, irgendwo pendelnd zwischen weiblicher Sanftheit und dezent dreckiger Rockröhre. Los geht es mit dem wuchtigen „The Battle Of White Mountain“. Das schleppend schwere Stück hat viel Siebziger Flair, Lava-Riffs, Mantra-artiger Orgel-Einsatz – aha, da kam also doch noch ein Instrument dazu! Ein siebenminütiger psychedelischer Trip, nicht innovativ, aber einnehmend. Auch das hypnotisch voran walzende „The Divine“ ist stark von den Siebzigern geprägt und groovt wie Sau! Der wütende Titelsong selbst ist eine flott gehaltene Stoner-Nummer mit heftigen Punk-Elementen, überraschend im Klangkosmos von YEAR OF THE COBRA. Das dunkle „Demons“ wiederrum zeigt mit dem zerbrechlich düsteren, leicht knarzenden Gesang eine andere Facette von Amys Stimme, dazu fiese Horror-Orgeln. Wenn es einen repräsentativen Song für YEAR OF THE COBRA gibt, dann ist es das doomige „Into The Fray“ – wabernde Riffs, kraftvolles Schlagzeug, Amys empfindsame Stimme, ein aufs Wesentliche reduziertes Doom-Monster. Demgegenüber ist „At The Edge“ fast schon leichtfüßig mit seinen poppigen Hooks, quasi die Hitsingle auf „Ash And Dust“. Und „Dark Swan“ führt wieder zurück in die Siebziger, mit vielen psychedelischen Elementen einerseits wunderbar verstrahlt, dann wieder mit eruptiven Stoner-Ausbrüchen. Wieder ruhiger wird es mit dem balladesken, dunklen „In Despair“, leider nicht zwingend genug. Alles in allem kann man festhalten, dass das Fehlen der Gitarre auf „Ash And Dust“ nicht stört, wenn man sich darauf einlässt, funktioniert der Doom Metal ganz gut. YEAR OF THE COBRA haben mit minimaler Instrumentierung ein gutes Album veröffentlicht, stilistisch nicht sonderlich innovativ, aber durchaus sehr reizvoll.

08.11.2019

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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