Bruce Dickinson
Soloworks 1990 – 2005

Special

Coverartwork von „Soloworks 1990 – 2005“ von Bruce Dickinson

Es war einmal, vor langer Zeit… da war Bruce Dickinson, eine DER Stimmen des Heavy Metals, nicht mehr bei IRON MAIDEN und die Metalwelt öffnete sich stilistisch, wie es zuvor kaum denkbar war. Zwischen 1993 und 1999 veröffentlichte der gute Bruce die vier Soloalben „Balls To Picasso“, „Skunkworks“, „Accident Of Birth“ und „The Chemical Wedding“. Eingerahmt wurden diese während seiner Tätigkeit bei IRON MAIDEN mit „Tattooed Millionaire“ und „Tyranny Of Souls“. Alle sechs Alben wurden nun von BMG auf schwarzem Vinyl am 27. Oktober wiederveröffentlicht. Die fette „Soloworks“ Deluxe Edition enthält insgesamt drei 180g LPs und drei 180g Doppel-LPs! Die Alben wurden von Andy Pearce anhand der Originalbänder neu gemastert und erscheinen als 180g LP im Gatefold Sleeve.

Inhalt:
1LP 180g Gatefold – Tattooed Millionaire
1LP 180g Gatefold – Balls To Picasso
2LP 180g Gatefold – Skunkworks
2LP 180g Gatefold – Accident Of Birth
2LP 180g Gatefold – The Chemical Wedding
1LP 180g Gatefold – Tyranny Of Souls

Bruce Dickinson hatte tatsächlich einen kreativen Lauf und lieferte viele unsterbliche Rock- bis Metal-Klassiker ab, in diesem Fall abseits seiner Hauptband. Diese Alben sind ein essenzieller Bestandteil seiner Musikgeschichte, die hier in wirklich angemessenem präsentiert wird. Auf den folgenden Seiten gehen wir jeweils kurz auf die einzelnen Werke ein.

Coverartwork von Bruce Dickinson „Tattooed Millionaire“

„Tattooed Millionaire“ 1990

„Tattooed Millionaire“ entstand noch als Nebenprojekt von Bruce Dickinson neben IRON MAIDEN. Das Solodebüt sorgte erst einmal für eine gewisse Distanzierung vieler Fans, da Bruce hier augenzwinkernd Hard Rock mit Glam-Einschlag spielte. Es war eine kreative Spielwiese abseits des stilistisch engen Korsetts bei den Eisernen Jungfrauen, bei welchen er lediglich als Sänger wahrgenommen wurde. Teil seiner Mannschaft war der damals noch recht neu bei IRON MAIDEN eingestiegene Jannick Gers. Hervorragend der lupenreine Rocker „Son Of A Gun“ sowie das zigmal gecoverte „All The Young Dudes“ oder auch „Born in ‘58“ sowie das energetische „Dive! Dive! Dive!“, das sogar an alte SAMSON-Tage erinnert. Man hört den Spaß, den Bruce in seiner von Zwängen gelösten, leichtfüßigen, unbeschwerten Musik hat. Offensichtlich tat diese Spielwiese Bruce Dickinson besser als damals IRON MAIDEN, denn es dauerte dann nicht mehr lange, ehe es zur Trennung kam.

Coverartwork von Bruce Dickinson „Balls To Picasso“

„Balls To Picasso“ (1994)

Ein Jahr nach seinem Split von IRON MAIDEN folgte das zweite Soloalbum „Balls To Picasso“. Das Album fiel deutlich härter aus und war der eigentliche Befreiungsschlag von Bruce Dickinson, der hier als Künstler neue Wege beschritt. Als Studioband fungierte die Gruppe TRIBE OF GYPSIES mit dem Gitarristen Roy Z, der später noch eine wichtige Rolle spielen sollte. Vielseitig, verspielt, unvorhersehbar und entkoppelt von allzu rigiden Konventionen des Metals – wer dieses Album hört weiß, warum Bruce damals IRON MAIDEN erst einmal verlassen musste. War „Tattooed Millionaire“ noch mehr Achtziger und gespickt mit offensichtlicheren Hits, war „Balls To Picasso“ moderner, die Songs nicht gleich so zugänglich, was es für MAIDEN-Fans natürlich nicht einfacher macht. Bruce entlockte seiner Stimme bisher ungekannte Dimensionen, vor rauer Rock-Röhre bis butterweich sanft, von Sprechgesang bis den typischen Screams. Besonders gelungen ist das atmosphärische „Cyclops“, die Gänsehautnummer „Tears Of The Dragon“ und das fantasievolle „1000 Points Of Light“.

Coverartwork von Bruce Dickinson „Skunkworks“

Skunkworks (1996)

TRIBE OF GYPSIES wollten sich auf ihre eigene Karriere konzentrieren, weshalb sich Bruce der Band SKUNKWORKS anschloss. Das Studioalbum als Resultat der Zusammenarbeit erschien aber unter Bruce Dickinson und stellte abermals eine Kurskorrektur oder besser gesagt stilistische Bereinigung dar. Von jeglichem Ballast befreiter, zeitgemäß von Jack Endino produzierter Alternative Metal, wirklich gut gemacht, mit dezent düsterer Grundstimmung und Science-Fiction-Flair in den Texten. Letztendlich war das Album aber doch recht erfolglos, weshalb Bruce Dickinson erst einmal beschloss, seine Musikerkarriere an den Nagel zu hängen.

Coverartwork von Bruce Dickinson „Accident Of Birth“

Accident Of Birth (1997)

Nun kam Roy Z zurück auf die Bildfläche, welcher der Legende nach bei Bruce Dickinson durchklingelte und ihn wieder für die Musikwelt gewinnen konnte. Da Bruce von dem vorgespielten Material so begeistert war, holte er sich noch schnell seinen ehemaligen IRON MAIDEN Weggefährten Adrian Smith an Bord. Anscheinend hatte Dickinson die Zeichen der Zeit erkannt, „Accident Of Birth“ bot traditionellen, druckvollen Metal, damit hatte keiner gerechnet! Bruce ohnehin unfassbar starker Gesang, der natürlich auch die Vorgängerwerke krönte, hatte noch an Ausdruck gewonnen, das Songmaterial orientierte sich wieder stärker an seiner IRON MAIDEN Vergangenheit. Die Halbballade „Taking The Queen“, das eingängige „Road To Hell“, „Arc Of Space“ und das lässig groovende „Starchildren“ waren und sind zeitlose Metalklassiker. Da hatte Bruce Dickinson verglichen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber doch die Nase vorn.

Coverartwork von Bruce Dickinson „The Chemical Wedding“

The Chemical Wedding (1998)

Die Zeichen verdichteten sich immer mehr auf Wiedervereinigung. Das Album „The Chemical Wedding“ klang mit seiner eisernen Ausrichtung fast mehr nach MAIDEN als IRON MAIDEN selbst zu der Zeit und stellte den Höhepunkt der Alben von Bruce Dickinson dar. Nahezu nur unsterbliche Hits. Sei es der Ohrwurm „The Tower“ mit seinem prägnanten Bass-Riff (wer hat da „Wrathchild“ gesagt?), das monumental-dramatische, epische „Book Of Thel“, das proggige „Jerusalem“ oder die, ich komm nicht drum rum, eigentlich typische IRON MAIDEN Nummer „The Alchemist“. Edelstahl-Hymnen zuhauf, gekrönt von überragendem, harmonisch-kraftvollem Gesang und diesen wunderbar melodischen Leadgitarren. „The Chemical Wedding“ war das komplexeste und zugleich beste Album von Bruce Dickinson, Punkt.

Coverartwork von Bruce Dickinson „Tyranny Of Souls“

Tyranny Of Souls (2005)

Wie auch „The Chemical Wedding“ gibt es das letzte Soloalbum „Tyranny Of Souls“ nun zum ersten Mal auf schwarzem Vinyl. Davon profitiert der Sound, welcher bei den Originalveröffentlichungen doch etwas zu Basslastig war. Nachdem Bruce Dickinson wieder zu seiner Stammband IRON MAIDEN zurückgekehrt war, war es erst einmal still um die Soloarbeiten mit Roy Z geworden. Stilistisch liegt das musikalisch traditionelle „Tyranny Of Souls“ genau zwischen den beiden Vorgängern. Das Album enthält harte, zackige Melodic-Metal-Banger wie „Abduction“, atmosphärische Stücke wie „Kill Devil Hill“ oder das proggige Halbballaden-Meisterwerk „Navigate The Seas Of The Sun“. Das abwechslungsreiche „Tyranny Of Souls“ ist Weltklasse arrangiert, gespielt, gesungen. Und verglichen mit den etwas uninspirierten „Dance Of Death“ ist „Tyranny Of Souls“ der Hammer!

Das hochwertig verarbeitete, opulente und prachtvolle Box-Set richtet sich in erster Linie an Liebhaber solcher Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Bonustracks der zwischenzeitlichen CD-Wiederveröffentlichungen wurden nicht berücksichtigt. Der Klang ist hervorragend. „Soloworks 1990-2005″ ist Bruce Dickinson pur.

15.11.2017

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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