Der große Monatsrückblick
Die Highlights, Gurken und Skurrilitäten im April 2014

Special

Der große Monatsrückblick

Ein paar warme Worte vorab …

Getreu dem Motto eines Sportfernsehsenders sind wir mittendrin statt nur dabei: Wir berichten live von den Bühnen dieser Welt, und wer könnte das besser als die Bands selbst? Gleich dreimal haben wir im April die Schreibfeder aus der Hand gegeben und Musiker gebeten, ihre Erlebnisse zu schildern: Da gibt es den Bericht der Russland-Tour von DER WEG EINER FREIHEIT, wo ihr alles Wissenwerte über den dortigen Straßenverkehr und die Gerüche in einer ungekühlten Fleischtheke erfahrt. Band Nummer zwei sind die Bayern EMERGENCY GATE, die in Belgien, Russland und China unterwegs sind – Kulturschock de luxe. VAN CANTO wiederum starten ihre Tour in Russland (wo sonst?) und beschließen ihre Schilderungen unter der Dusche in Aschaffenburg. Auch ein Erlebnis.

Natürlich sind wir immer auf der Suche nach hoffnungsvollen und hörenswerten Newcomern. Im April sorgten aber in erster Linie die alten Hasen für die Highlights: Da gibt es hochglänzende Edelstahlgeschosse von GAMMA RAY („Empire Of The Undead“) und EDGUY („Space Police“), und SABATON hocken mit „Heroes“ bereits im Schützengraben. Ebenfalls in dieser Riege mit dabei sind die Finnen INSOMNIUM, die mit „Shadows Of A Dying Sun“ einen neuen Düsterbatzen vorgelegt haben. Und für alle, die das Wort Kult buchstabieren können, gibt es einen besonderen Leckerbissen: TRIPTYKON und ihr alles zermalmendes Werk „Melana Chasmata“. Klar, dass wir Kollegin Tamara (sie spricht das schönste Schwiizerdütsch von uns allen) für ein Interview auf Tom G. Warrior losgelassen haben.

Ob andere alte Helden an ihre Glanztaten anknüpfen können? SLAYER haben einen Vertrag bei Blast unterschrieben und präsentieren mit „Implode“ einen nagelneuen Song. JUDAS PRIEST wiederum haben mit „Redeemer Of Souls“ gleich ein komplettes neues Album am Start und den Titeltrack vorab veröffentlicht. Und MAYHEM? Bevor „Esoteric Warfare“ in die Läden kommt, konntet Ihr bereits in „Psywar“ und „Trinity“ reinhören. Krasser Scheiß oder laues Lüftchen? Wie immer gilt: Ihr könnt mitreden, ob in den Kommentaren oder auf Facebook – sagt uns Eure Meinung.

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Die wichtigsten News des Aprils im Überblick

Neuigkeiten, Neuigkeiten, Neuigkeiten rund um eure Lieblingsmusik gab es auch im April. Zuerst wieder die schlechten Nachrichten: Ein Paukenschlag kam gleich zu Anfang – Johan Edlund, Gründungsmitglied, Songwriter, Frontmann, Charakterkopf von TIAMAT, verlässt ebenjene Band. Die Sommerfestivals spielt er noch mit. Die weitere Zukunft von TIAMAT ist ungewiss.

Eine weitere Nachricht, welche die Rockszene in ihren Grundfesten erschütterte, war die Ankündigung über das bevorstehende Ende von AC/DC. Wie sich zwischenzeitlich kristallisierte, ist Malcolm Young ernsthaft erkrankt, aber die Australier wollen trotzdem weitermachen.

Auch bei BLUES PILLS ist eine schwere Erkrankung der Grund dafür, dass die Europatournee abgebrochen werden musste.

Davor sind auch HEAVEN’S BASEMENT nicht gefeit, die einige Shows absagen müssen.

Eine sehr traurige Nachricht erreichte uns von den Monstern GWAR. Deren Sänger Dave Brockie verstarb, und wir möchten seiner Familie, Freunde und auch der Band unser aufrichtiges Beileid aussprechen. Ruhe in Frieden, Dave! GWAR haben ihm zu Ehren eine Foundation gegründet und melden sich per Videobotschaft an die Fans.

Auch im Hause KATATONIA gibt es eine einschneidende personelle Veränderung. Schlagzeuger Daniel Liljekvist hört nach 15 Jahren auf, da er Beruf, Familie und Band nicht mehr unter einen Hut kriegt.

RAGNAROK vermelden auch die Trennung von ihrem Frontmann Hans Fyrste, auch hier stand wieder der Beruf im Weg.

Zu „guter“ Letzt erreichte uns die Nachricht, dass die Rettungsmaßnahmen für das Legacy Open Air gescheitert seien. Das insolvente Festival wird nicht stattfinden. Aufgrund der vielen Probleme, die wir seitens der Fans als auch Bands mitbekommen hatten, widersprüchlicher Aussagen, verwirrender Statements und mangelhafter Kommunikation seitens der Veranstalter hatten wir unsere Kooperation mit dem Festival beendet. Wir bedauern das, insbesondere für alle Fans, die sich auf ein tolles Wochenende gefreut hatten.

Natürlich gab es auch einige erfreuliche Nachrichten: GAMMA RAY stürmen mit „Empire Of The Undead“ die deutschen Albumcharts.

Genauso geht es TUOMAS HOLOPAINEN mit „The Life And Times Of Scrooge“.

NECROPHOBIC haben einen neuen Sänger – und zwar ganz der alte – Originalsänger Anders Strokirk, der bereits von 1992 bis 1994 der Frontmann der Schweden war, ist nun wieder Teil der Band.

Und AS I LAY DYING machen unter dem neuen Banner WOVENWAR weiter, nachdem ihr ehemaliger Sänger Tim Lambesis wegen Anstiftung zum Mord verurteilt wurde.

Ach, einen haben wir noch – J.B.O. feiern 25jähriges Jubiläum. So ein Blödsinn 🙂

Auch Bandbestätigungen für die Festivals gab es im April ohne Ende: Das Summer Breeze, dessen reservierbare Campingflächen inzwischen ausverkauft sind und das Bustransfers von Stuttgart, Nürnberg und Ulm anbietet, meldete insgesamt folgende Bands: GINGERPIG, CRIPPER und SUPERCHARGER, MANTAR, WINTER OF SIN, und MOTORJESUS, WOUND, WALDGEFLÜSTER und THE VERY END, EAT THE GUN, FJOERGYN, THE IDIOTS, CYRCUS, SCREAMER und OMEGA MASSIF, LAY DOWN ROTTEN, RISE OF THE NORTHSTAR und ALPHA TIGER, TRACY ATE A BUG, THE NEW BLACK und MASTER, HIS STATUE FALLS, GUTALAX und MALRUN, TODTGELICHTER, SCIENCE OF SLEEP und ANNISOKAY, sowie GAMMAY RAY und ESKIMO CALLBOY.

Beim Metal4Splash Open Air konnten HATESPHERE und SUIDAKRA bestätigt werden.

Das Brutal Assault konnte SLAYER, HIGH ON FIRE, SKELETONWITCH, MODERN DAY BABYLON und MARTYRDOD verpflichten, während VICTIMS absagen mussten.

Und das Hell Over Hammaburg bestätigte CULT OF FIRE und CARONTE.

Eher in die Kategorie skurille Nachrichten passt, dass es tatsächlich ein Buch über Metaller und ihre Katzen gibt. Und THE 69 EYES sind im Reality TV. Heavy Metal ist also doch mitten in der Gesellschaft 🙂

Und auch die Veröffentlichungswut lässt trotz immer weiter rückgehender CD-Verkäufe einfach nicht nach: ACCEPT werden am 18. Juli blind vor Wut, DEN SAAKALDTE kündigen für den 27. Mai „Kapittel II: Faen i Helvete“ an. Auch CROWBAR hauen mit „Symmetry In Black“ was neues raus.  SABATON wollen ab dem 16. Mai Helden sein, VADER haben einen neuen Panzer namens „Tibi Et Igni“ am Start und SEPTICFLESH geben sich mit „Titan“ bewusst bescheiden. Postapokalyptisch wird es mit SINISTER,   MACHINE HEAD sind Killer und Könige und IN FLAMES veröffentlichen „Siren Charms“ im September. AT THE GATES befinden sich im Krieg mit der Realität,  FALCONER folgen dem schwarzen sich erhebenden Mond, PRIMORDIAL nehmen „Where Greater Men Have Fallen“ auf. Und auch ARCH ENEMY leisten sich mit „War Eternal“, JUDAS PRIEST mit „Redeemer Of Souls“, DANI FILTH mit „The Great And Secret Show“ sowie ZODIAC im September den Luxus eines neuen Albums.

Die Highlights – Black, Pagan, Folk und Doom Metal

Natürlich hatte der April wieder einiges an Highlights zu bieten – und die präsentieren wir euch auf den folgenden Seiten grob nach Genres sortiert. Los geht’s mit den Highlights aus den Bereichen des Schwarzen, des Düsteren und des Heidnischen:

Leder, Spikes, abgeranzte Jeanskutten, schwarzgeränderte Augen oder wahlweise Sonnenbrillen – klare Sache, dass da kein Post- oder Modern Metal gespielt wird. Nein, die Österreicher TRIUMPHANT liefern mit ihrem Debütalbum „Herald The Unsung“ eine gelungene Mischung aus Old School Black und Old School Thrash Metal ab, und sie haben auch über das Optische hinaus einiges zu bieten: Flinke Riffs, pointierte Songs und ein eigener Kopf sind die Zutaten, die „Herald The Unsung“ zu einem klaren Höhepunkt machen.

Darf es ein bisschen klassisch-norwegischer Black Metal aus Schweden sein, der aber trotzdem seinen eigenen Kopf hat? Dann können wir euch SKOGEN und ihr neues Album „I Döden“ wärmstens ans Herz legen: Darauf bewegt sich das Trio musikalisch zwischen BURZUMs „Filosofem“, EMPERORs „In The Nightside Eclipse“, TROLLs „Drep De Kristne“ und moderneren Einflüssen … und das, wie gesagt, immer durch die SKOGEN-Brille betrachtet, sodass „I Döden“ gleichzeitig ein herrlich nostalgisches Album ist, das aber auch jenen Leuten Neues zu bieten hat, die die norwegischen Klassiker rauf- und runtergehört haben. Klarer Tipp!

TRIPTYKONs neuem Album „Melana Chasmata“ ist zwar deutlich anzuhören, dass da ein gewisser Herr Tom G. Warrior (CELTIC FROST) mit am Werke ist, aber es sind ja auch noch andere Musiker dabei (u. a. V. Santura von DARK FORTRESS), die natürlich ihre Duftnoten auf dem Album hinterlassen haben. Und so klingt „Melana Chasmata“ keineswegs nach einem bloßen CELTIC FROST-Rip-off, auch wenn Paralelen zu erkennen sind: TRIPTYKON gehen entspannter zu Werke, ihr Album klingt eher nachdenklich denn roh. Damit wird es sicherlich für Kontroversen sorgen, für uns ist jedoch klar: Highlight!

Natürlich haben DORNENREICH die Gemüter spätestens seit „Her von welken Nächten“ (2001) gespalten, und natürlich wird sich das auch mit ihrem neuen Album „Freiheit“ nicht grundlegend ändern: Eine ganze Weile zieht ins Land, bevor darauf die erste E-Gitarre zu hören ist, womit der Anfang ganz klar an solche Alben wie „In Luft geritzt“ (2008) erinnert. Dann jedoch wird es auch härter, DORNENREICH spielen mit dem Kontrast aus beiden Extremen ihres musikalischen Spektrums, und sie erzeugen die Spannung nicht zuletzt dadurch, dass sie die Erwartungen ihrer Hörer herumkicken wie eine Pille auf dem Bolzplatz. Der Titel kann also als programmatisch angesehen werden: die „Freiheit“, die sich DORNENREICH nehmen.

H.P. Lovecraft hat sicherlich schon vielen Metalbands als Inspirationsquelle gedient, selten hat ein Album jedoch so sehr seine Geschichten geatmet wie „Tekeli-li“, das zweite Album von THE GREAT OLD ONES. Die Franzosen führen den Hörer darauf mit einer unglaublich ausgetüftelten Dynamik, mit viel Atmosphäre und noch viel mehr Spannung durch eine knappe Stunde ambieten und durch Post-Elemente angereicherten Black Metal, die so intensiv ist, dass man dabei glatt das Atmen vergisst. Oder das Weiterlesen, sollte man sich das Album als Hintergrundbeschallung bei der Lektüre eines Lovecraft-Werks ausgesucht haben – was übrigens grundsätzlich auch keine schlechte Idee ist, wenngleich definitiv nicht notwendig, um dieses Album genießen zu können.

Die deutsch-schweizerische Formation UNLIGHT kann zwar nicht unbedingt mit einem unverwechselbaren Bandnamen aufwarten, aber stattdessen mit ihrer Musik auf sich aufmerksam machen: Zwischen traditionellen Black-Metal-Riffs und massiven Death-Metal-Gitarren schaffen sie es, auf ihrem neuen Album „The Katalyst Of The Katharsis“ ein gutes Maß an Härte zu bieten, aber auch Platz für Atmosphäre und Melodie zu lassen. Damit erinnern sie oft an Bands wie WATAIN oder ENTHRONED, haben aber durchaus auch etwas eigenes zu bieten.

Mischungen aus Hardcore und Black Metal? Ja, das gab’s schon ein paar Mal. Mischungen aus Hardcore und progressivem Black Metal inklusive Jazz-Passagen und Industrial-Einflüssen? Damit dürfte MURs selbstbetitelte EP etwas relativ Neues sein. Aber MUR sind darauf nicht nur innovativ und eigenständig, sondern auch ganz schön unterhaltsam: die Songs immer kurzweilig, das Material stets qualitativ hochwertig. Vergleiche zu finden ist eigentlich überflüssig und auch schwierig, aber wer sich eine Mischung aus CASTEVET, den norwegischen SHINING und CONVERGE vorstellen kann, der sollte „Mur“ definitiv eine Chance geben.

Wer solche Bands wie DEATHSPELL OMEGA oder DODECAHEDRON mag und findet, dass SECRETS OF THE MOON nach „Antithesis“ atmosphärisch eher lasch geworden sind, dem können wir SCHAMMASCHs Doppelalbum „Contradiction“ empfehlen: Nomen est Omen im Hause der Schweizer, das Album ist auf gewisse Weise ein Widerspruch in sich, denn es wirkt irgendwo zäh, bietet aber eine unglaubliche Dynamik; die verschiedenen Elemente von „Contradiction“ wirken gleichzeitig traditionell und modern. Wer seinen Black Metal also gerne progressiv und komplex mag, der sollte hier zugreifen.

Die Highlights – Death Metal, Dark Metal, Gothic Metal

 

INSOMNIUM – „Shadows Of A Dying Sun“
INSOMNIUM ist eine Band, die sich seit ihrer Gründung stets weiterentwickelt hat. Zwar erfolgte diese Evolution nur immer in Details, aber es beförderte die Finnen mit jeder Veröffentlichung immer weiter an die Spitze. Nun steht mit „Shadows Of A Dying Sun“ das neueste Werk in Haus, und auch dieses Mal wissen INSOMNIUM mit melancholischen, eingängigen und packenden Songs zu überzeugen. Nicht umsonst zählt dieses Album zu den absoluten Highlights des April.

 

DOOMED – „Our Ruin Silhouettes
DOOMED – allein der Name ist schon Programm! Mit ihrem neuesten Streich „Our Ruin Silhouettes“ präsentiert sich die Zwickauer Formation extrem individuell und spannend. Über 54 Minuten lang entführt die Band rund um Mastermind Pierre „Pi“ Laube den Hörer und bietet somit ein spannendes Album, um dem Alltag zu entfliehen.

 

DAWN OF DESTINY – „F.E.A.R.
Auch wenn DAWN OF DESTINY in der Vergangenheit nicht wirklich ernst genommen wurden, so zeigen die Bochumer mit ihrem neuen Album „F.E.A.R.„, dass sie darüber stehen. „F.E.A.R.“ bietet alles, was ein Album benötigt, und dabei brauchen die Musiker auch keinen internationalen Vergleich zu scheuen. Fans von NIGHTWISH können hier bedenkenlos zugreifen, denn DAWN OF DESTINY liefern ein vielschichtiges Album ab, das dem Schaffen der Band definitiv die Krone aufsetzt.

 

AURORA BOREALIS – „World Shapers
Mit „World Shapers“ knüpfen AURORA BOREALIS genau da an, wo sie mit „Timeline: The Beginning And End Of Everything“ aufgehört haben. Geboten wird eine gute Portion Death Metal, welche sowohl mit technischem Anspruch als auch einer netten Schlagseite aus Black und Thrash Metal glänzt.

 

COMBICHRIST – „We Love You
COMBICHRIST muss man wohl keinen Fan von elektronischen Klängen mehr vorstellen. Mit dem etwas irreführenden Titel „We Love You“ bietet Mastermind Andy LaPlegua einen kühlen Silberling mit harten Beats und eingängigen Refrains. Kurz gesagt ist „We Love You“ ein Pflichtalbum für jeden Anhänger von Aggrotech mit Rockeinschlag!

Die Highlights – Heavy, Power und Thrash Metal

Bombast, Epik, Härte oder einfach Intensität. EPICA haben sich mit ihrem neuen Werk “The Quantum Enigma” einmal mehr selbst übertroffen. Kollege Möller attestiert den Niederländern sogar, schon lange nicht mehr so gut auf Platte geklungen zu haben.


Auch die Hessen EDGUY haben mit ihrem aktuellen Album “Space Police – Defenders Of The Crown” vieles richtig gemacht und laut Redakteur Colin Brinker ihre beste Platte seit “Rocket Ride” unter das Volk gebracht. Neben einigen formidablen Metalstücken, glänzt die Platte auch wieder durch den eigensinnigen Humor der Band.

Die Kieler Thrasher EXTINCT legen zwar nicht allzu viel Wert auf Eigenständigkeit, schaffen es aber auf ihrem aktuellen Album “Pain Palace” sich irgendwo zwischen “Pleasure To Kill” und “Zombie Attack” nieder zu lassen, wie Kollege Jakob Volksdorf in seinem Artikel herausstellt. Eingefleischte Thrasher sollten sich die unbedingt zu Gemüte führen.

Im Gegensatz zu ihren Landsleuten IN SOLITUDE geben PORTRAIT nichts auf nennenswerte Weiterentwicklung, und so heißt der Haupteinfluss auch auf dem dritten Album “Crossroads” einmal mehr MERCYFUL FATE. Das ist langweilig und mittlerweile ausgelutscht? Nein, denn Redakteur Marek Protzak führt richtigerweise an, dass es eben genau solche Bands sind, die diese Art von Musik ins Hier und Jetzt retten.

Die Highlights – Modern Metal

Es war sicherlich eines der mit Spannung erwarteten Releases des vergangenen Monats: das Debüt der neuen Band um Howard Jones (ex-KILLSWITCH ENGAGE und BLOOD HAS BEEN SHED). Und die neue Supergroup mit dem Namen DEVIL YOU KNOW liefert mit „The Beauty Of Destruction“ einen starken Einstand mit nur einigen kleineren schwächeren Momenten ab, der glücklicherweise nicht als als ausgelutschter Metalcore-Abklatsch daherkommt, sondern stilistisch eine überraschende Bandbreite besitzt. Rezensentin Nadine Schmidt bilanziert: Meine Bedenken, ein weitgehend künstliches Plastikprodukt von drei Künstlern zu bekommen, die auf dem Rücken ihrer Bekanntheit kurzfristig Geld scheffeln wollen, wurden rasch zerstreut. DEVIL YOU KNOW sind eine ernsthafte Band mit Zukunft und „Beauty Of Destruction“ ein Debüt mit minimalen Schwächen. Bleibt abzuwarten, wohin es die Band trägt und wie sich der Sound entwickelt.“

Mit KILLER BE KILLED konnte uns im April eine weitere Allstar-Truppe beeindrucken. Die Band setzt sich zusammen aus Max Cavalera (SOULFLY, CAVALERA CONSPIRACY), Troy Sanders (MASTODON), Greg Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) und David Elitch (Ex-THE MARS VOLTA) und serviert auf ihrem selbstbetitelten Debüt flotte Thrash-Riffs in Kombination mit massiven Grooves. Dazu röcheln und brüllen gleich drei der Herren munter um die Wette, wobei Cavalera, Sanders und Puciato jeweils unterschiedliche Aggressionsstufen und Stilistiken abdecken. Hin und wieder gibt es zudem auch den ein oder anderen sanfteren Moment auf der Scheibe, aber keine Sorge: Über weite Strecken gibt es ordentlich aufs Mett. Kollegin Nadine Schmidt meint dazu: „KILLER BE KILLED ist eine richtig spannende Band mit mächtig Druck unter dem Kessel und dem dringenden Wunsch nach Nachschlag und
Konzerten.“

 

Kurz und knackig ist es, das Full-Length-Debüt der Oldenburger AUSTIN DEATHTRIP. Dennoch überzeugt es in 31 Minuten Spielzeit mit viel Tempo und Technik. Deathcore? Death Metal? Oder doch Modern Metal? Egal – denn der Vierer macht auf „How I Spanked Your Mother“ einfach nur richtig Spaß. Kollege Stephan Möller attestiert den hier lärmenden Herrschaften zudem, dass sie „eine ausgewogene Balance aus jenen Extremen gefunden haben, mit denen nur allzu oft in diesem Genre unbedacht umgegangen wird.“

 

Es ist zwar nur ein Appetithappen, dafür aber ein äußerst vielversprechender: Die Briten SUBVERSION legen mit „Transcend“ eine knackige Modern-Metal-EP vor, die vor allem für Freunde von futuristischen Sounds und sphärischen Klangbildern interessant sein dürften. Rezensentin Tamara Deibler findet: „SUBVERSION beißen sich mit ihren Melodien im Gehörgang dermaßen fest, dass man sie einfach wieder und wieder hören muss, um Abhilfe zu schaffen.“

Die Highlights – Post-Rock/-Metal, Avantgarde, Experimental, Prog

Zwei durchaus bemerkenswerte Scheiben haben ANIMALS AS LEADERS bislang unters Volk gebracht, bei denen man aber hin und wieder das Gefühl hatte, dass die Frickelei etwas die Oberhand über „den Song an sich“ gewann. Auf ihrem dritten Studiowerk „The Joy Of Motion“ korrigieren die Ausnahme-Musiker um Tosin Abasi diesen Makel – und liefern ein absolut atemberaumbendes Album ab, dass nicht nur mit technischer Brillianz, sondern auch mit guten Songs überzeugen kann. Mit Sicherheit eines der absoluten Highlights in diesem Jahr im Segment des anspruchsvollen Metals.

Mit „In A Mirror Darkly“ veröffentlichen die deutschen Progressive-Metal-Urgesteine MEKONG DELTA bereits ihr elftes Album. Von Kreativitätsprobleme wurden die Mannen um Ralf Hubert beim Songwriting nicht geplagt, so viel ist klar: Denn auch das neue Werk klingt verdammt frisch und überzeugend. Chefredakteur Eckart Maronde bilanziert entsprechend: „MEKONG DELTA haben diesmal ihre Soundmixtur besonders geschmeidig in starke Songs gepackt, und somit juckt es nach der subjektiv gesehen viel zu kurzen Spielzeit in den Fingern, die Returntaste zu drücken.“

 

SCRAPS OF TAPE bestätigen mit ihrem neuen Studiowerk die hohe Reputation, welche ihr Heimatland Schweden in Sachen Post-Rock genießt. Und obwohl die Herren aus dem hohen Norden bereits länger dabei sind, gelten sie hierzulande noch immer als Geheimtipp. Mit „Sjätte Vansinnet„, was übersetzt so viel bedeutet wie „Sechster Wahnsinn“, sollte sich das ändern – denn die Platte bietet hochklassige Songs mit viel Hingabe und einem erfrischend optimistischen Anstrich. Laut Kollege Anton Kostudis legen die Schweden „ein wirklich gelungenes Album vor, das bei der Endabrechnung zur Genre-Hitliste 2014 ein deutliches Wort mitreden dürfte.“

Ian Anderson ist einer der verdientesten Recken des Prog Rock. Unvergessen sind seine Geniestreiche mit JETHRO TULL. Nun liefert der nimmermüde Brite mit „Homo Erraticus“ einen neuen Folk-Prog-Leckerbissen. Darauf kredenzt der Meister ein interessantes Potpourri an Stilen und Stimmungen zwischen Rock und Folk. Kollege Colin Brinker findet entsprechend lobende Worte: „Es gelingt wirklich nicht vielen Künstlern, nach derart langer Zeit ihre Musik trotzdem frisch und unverbraucht klingen zu lassen.“ Für Prog-Rock-Freunde Pflichtprogramm!

 

Die Nachfolge-Band der legendären BREACH legte im April in Form einer Zwei-Track-Platte ein äußerst beklemmendes Tondokument vor. Das Trio serviert auf „V.I.T.R.I.O.L. – Purging The Tunnels“ avantgardistisch-experimentelle Klänge in Überlänge, „ein düsterer Blick in die Vergangenheit“, wie Rezensent Falk Wehmeier es formuliert. Und der Kollege liefert auch gleich eine treffliche Beschreibung für dieses Ungetüm: „weniger Song als verstörende Collage“. Nichts für schwache Nerven also.

Die Gurken im April

Huch, was ist da denn los? Haben wir auf einmal nur noch Talente und Künstler in den CD-Regalen? Sind wir zu weich geworden? Zu freigiebig mit guten Noten? Man weiß es nicht, aber Fakt ist, dass der April nur fünf Rohrkrepierer hervorgebracht hat – so wenig wie noch nie, seitdem wir diesen Monatsrückblick machen. Die wenigen Gurken haben wir natürlich trotzdem für euch zusammengetragen:

Sich ewig wiederholende Refrains und uninspiriertes Songwriting sind Attribute, die sich die (Kuschel)Rocker von ASIA mittlerweile an Revers heften müssen. Von den früheren progressiven Elementen ist auf “Gravitas” nicht mehr viel übrig geblieben. Gepflegte Langeweile anstelle von ausgeklügelten Songs erwartet den Fan von ASIA 2014. Uninteressant.

Vielleicht sind COCHISE in Polen auch aufgrund ihres schauspielernden Frontmanns eine größere Nummer als in Resteuropa. Über die Qualität der Band und ihres dritten Albums “118” sagt das freilich nichts aus. Ein Mangel an eignen Ideen und von diversen ALICE IN CHAINS zusammengetragene Riffs machen eben noch keine gute Platte. Grunge-Allessammler greifen hier natürlich zu. Der Rest der Welt erfreut sich an gewonnener Lebenszeit.

EMPIRE OF THE SCOURGED wollen mit ihrem Album „Transcend Into Oblivion“ die festgefahrenen Grenzen des heutigen Death Metal durchbrechen – erstmal ja ein nettes Unterfangen. Wenn dann aber offensichtliche CANNIBAL CORPSE-Anleihen und zusammengewürfelt wirkende Songstrukturen das kleinere Übel sind, dann läuft was verkehrt. Das größte Übel dieses Album sind nämlich die Keyboards – wie unsere neue Kollegin Anne sagt: „Eigentlich zähle ich zu der scheinbar seltenen Rasse, die Synthies im Extreme Metal liebt, doch durch den akustischen Eindruck, dass vor dem Tonstudio jemand Kleintiere mit dem Mähdrescher überfahren hat, verderben EMPIRE OF THE SCOURGED sich jeden einzelnen Track.“

So muss Extreme Metal auf Leute wirken, die sonst nichts mit unserer Lieblingsmusik zu tun haben: unübersichtlich, völlig strukturlos, monoton. Doch auch für erfahrene Metaller bieten ESKAHTON auf „Worship Death“ lediglich matschigen Sound und nichtssagende Gitarrenmotive, wie unser Kollege Falk Wehmeier meint. Sein Fazit: „Die 44 Minuten rauschen an mir vorbei und eigentlich hätte ich in dieser Zeit auch ein Nickerchen machen können, ohne etwas zu verpassen. Nein danke.“

Depressiver Ein-Mann-Black-Metal ist ja eh nicht unbedingt für druckvollen Sound und besonders abwechslungsreiche Kompositionen bekannt – und sowas erwartet bei uns auch keiner von einem solchen Album. Auf RAVENFROSTs Debütalbum „Agonies Of The Past“ kommt aber einfach so viel zusammen: laienhafter Sound, vor allem was den Gesang angeht, kaum Atmosphäre, teilweise auch echt nicht so schöne Computerdrums, die eindrucksvoll beweisen, was ein echtes Schlagzeug für einen Unterschied machen kann. Kollege Jonas Kemme kann nur noch den Kopf schütteln: Da helfen auch lachhafte Songtitel wie ‚What Doesn’t Kill You Makes You Weaker‘ oder die vielfach eingeschoben Keyboard-Parts nicht weiter, die sich ähnlich den Riffs häufig an Belanglosigkeit nicht übertreffen lassen.“

Top Ten: Diese Platten versüßen uns den Frühlingsanfang

Anton Kostudis:

 

 

Eckart Maronde:

 

 

Stephan Möller:

 

Michael Stalling:

 

 

06.05.2014
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