Der große Monatsrückblick
Die Highlights, Gurken und Skurrilitäten im Februar 2014

Special

Der große Monatsrückblick

Ein paar warme Worte vorab …

Der Februar stand ganz im Zeichen von BEHEMOTH: deren neues Opus wurde sehnsüchtig erwartet, und es hat letztlich alle Erwartungen erfüllt – nachzulesen in unserem angemessen ausführlichen Lobgesang auf „The Satanist“ sowie in den Meinungen unserer RedakteurInnen. Klar, dass wir uns die Frage gestellt haben: Wurde bei den Polen schon immer alles zu Gold, was sie angefasst haben? Unser Diskographiecheck gibt Aufschluss und verrät Euch, welche Platte Ihr unbedingt in Eurer Sammlung stehen haben müsst.

Dass BEHEMOTHs Platte musikalisch einschlagen würde, war klar. Dass ein Album mit dem Titel „The Satanist“ in kirchlichen und christlichen Kreisen Aufmerksamkeit erregen würde, eigentlich auch. Kurioserweise geriet gerade unser Special mit den Meinungen unserer RedakteurInnen in den Fokus kinderbeschützender Radikalchristen. Und diese zeigen, dass sie das BEHEMOTH’sche Werk verstanden haben: „Für den Frauenkörper bestimmt sind die tiefen, überkräftigen Basstöne, denn sie bewirken eine sexuelle Stimulanz durch das Resonieren gewisser Zonen im weiblichen Körper.“ Weißte Bescheid, ne?

In einen anderen Fokus gerieten die französischen Brutal Deather BENIGHTED, und zwar in den eines großen amerikanischen Social Networks: Deren Bandseite bei Facebook wurde nämlich dichtgemacht. Der Grund: Auf dem Cover ihres aktuellen Albums „Carnivore Sublime“ ist ein weiblicher … ja, man traut sich gar nicht auszusprechen, was da Schockierendes zu sehen ist. Die Regeln bei Facebook sind klar: Gewalt, Wummen, Nazisymbole – kein Problem. Darstellung nackter Tatsachen – sofortige Löschung. Selbst wenn Euch BENIGHTED nicht weiter interessieren sollten – es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, inwieweit solche Zensurrichtlinien mit Euren eigenen Werten übereinstimmen.

In diesem Sinne: Augen auf beim Plattenkauf … und Augen auf beim Klicken durch die folgenden Seiten – es gibt wieder ein paar hübsche Neuerungen!

Eckart & metal.de

Die Highlights – Black, Pagan, Folk und Doom Metal

Obwohl der Februar dieses Jahr überraschenderweise etwas kürzer ausgefallen ist als andere Monate, zum Beispiel dem Januar, konnten wir euch im Bereich der dunklen und bösen Metalarten mehr Highlights bieten als in den vergangenen Monaten: Rechnet man unsere BEHEMOTH-Reviews zu den Klassikern der Band heraus, mit denen wir anlässlich deren neuen Albums unseren Backkatalog aufgefüllt haben, dann kommt man immer noch auf ganze elf ‚Tipps der Redaktion‘, die wir euch aus den Genres Black, Pagan, Folk und Doom Metal bieten konnten. Hier sind sie nochmal im Überblick:

Selten haben Schweden so norwegisch geklungen wie im Falle STILLA: Die aus Musikern von u.a. LÖNNDOM, LIK, BERGRAVEN und DE ARMA bestehende Band hat diesen Monat mit „Ensamhetens Andar“ ihr zweites Album innerhalb nicht einmal eines Jahres veröffentlicht. Das ist umso beeindruckender, da ihnen damit schon das zweite Mal ein absolut großartiges Werk und ein potenzieller Klassiker gelungen ist, der nicht nur old school klingt, sondern die Ideale der norwegischen Neunziger ins Heute trägt und sie weiterdenkt, ohne dabei aber wirklich modern zu sein.

Schwarz, schwärzer, SVARTTJERN. Die Norweger entfesseln auf ihrem dritten Album „Ultimatum Necrophilia“ ein Inferno aus klassischem ‚True Norwegian Black Metal‘, das sich vor Namen wie TSJUDER oder URGEHAL keinesfalls verstecken muss und sich vor allem nicht nur schwarz und kalt, sondern auch variabel und dynamisch präsentiert. Dunkler und psychedelischer als „Towards The Ultimate“ und angereichert mit einer dichten, morbiden Atmosphäre, ist „Ultimatum Necrophilia“ eine logische Fortsetzung zu seinem Vorgänger.

Zweimal tauchte der Name allein schon in diesem Artikel auf, aber irgendwo passt es, ihn auch ein drittes Mal zu nennen, denn über kaum ein Album aus dem Extrembereich wurde in diesem Monat so viel gesprochen wie über BEHEMOTHs zehntes Album „The Satanist“. Die Polen machen darauf einen Schritt zurück, zu den besten Trademarks solcher Alben wie „Satanica“, verbinden diese mit dem Besten ihrer späteren Alben, und gehen damit die berühmten zwei Schritte nach vorne. Genug geredet, wer es noch nicht selbst gehört hat, kann sich neben unserer Review auch in unserem „Das meint die Redaktion“-Special noch ein paar Eindrücke abholen – und sollte das Album sowieso so schnell wie nur möglich nachholen.

MOUNT SALEMs Debüt-EP „Endless“ ist zwar nicht wirklich neu (Erstveröffentlichung erfolgte im Frühjahr 2013), war aber so gut, dass sich Metal Blade Records den Amis annahm und die um zwei neue Songs ergänzte EP im Februar nochmal veröffentlichte. Und das, was es dort zu hören gibt, ist so gut, dass wir sie an dieser Stelle einfach nochmal mitaufnehmen: Okkulter Old School Doom Metal trifft klassischen Psychedelic Rock aus den Siebzigern, finstere Atmosphäre trifft warmen, stimmgewaltigen Gesang, viel Hingabe trifft einen sehr natürlichen Sound. Man darf gespannt sein, was von MOUNT SALEM noch kommen mag!

NASHEIMs Debütalbum „Solens Vemod“ im Vorbeigehen zu hören ist unmöglich – es braucht Zeit, Ruhe und Konzentration sowie mindestens zwei oder drei Durchläufe, bis es „Klick“ macht. Lässt man sich jedoch darauf ein und gibt man dem Album die Chancen, die es benötigt, dann bekommt man getragenen, detailverliebten Black Metal mit einer tollen Laut-Leise-Dynamik, der einen geradezu hypnotischen Sog entwickelt.

Okay, eigentlich weder Black noch Pagan noch Viking noch Doom Metal, aber an dieser Stelle trotzdem erwähnenswert: NEBELUNGs neues Album „Palingenesis“ ist nämlich so emotional, stimmungsvoll und dicht, dass der darauf zu hörende Neofolk was Intimität und Atmosphäre angeht so mancher Black-Metal-Band die Stirn bieten kann. Mit nur wenig Gesang und zurückhaltender Percussion, stattdessen mit viel Akustikgitarren und gelegentlich auftauchenden Streichern malt das Bonner Trio ein herbstliches Bild voller Melancholie – uns haben sie damit vollends überzeugt.

Zu „Consolamentum“, dem neuen Album der Briten THE WOUNDED KINGS, hat unser Kollege Marek ein paar Zeilen geschrieben, die so treffend sind, dass wir gar nicht erst versuchen wollen, es anders oder besser zu formulieren. Das sagt er zu dem Album: „‚Consolamentum‘, das vierte Album des britischen Zeitlupen-Adels der WOUNDED KINGS, ist anders. Es ist die unnahbare Schönheit mit der geheimnisvollen Aura und der Dunkelheit im entrückten Blick. […] Diese Art der Musik ergreift einen komplett, geht direkt ins Herz und verdrängt alles andere: klassischer Doom mit tiefen, laaangsam gespielten Riffs, melancholischen Melodien und Orgel-Untermalung, alles mollig schwarz. Über dem nächtlichen Moor hängen Nebelschwaden, frühe PARADISE LOST feiern mit JEX TOTH den schwarzen Sabbat.“

Erst hat’s lang gedauert, dann ging’s ganz schnell – sechs Jahre vergingen zwischen THE COMMITTEEs Bandgründung und ihrer ersten EP „Holodomor“, dann gerade mal eins bis zum ersten Full-Length-Album „Power Through Unity“. Und das hat’s in sich – ein fieser, schwerer Bastard aus Black und Doom Metal, der nahezu unvergleichbar erscheint und auch sonst in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist: von der überall nur als „international“ angegebenen Herkunft der Beteiligten über das Textkonzept (die Geschichte der Sowjetunion) bis hin zur Darbietungsweise ihrer Musik.

Und bei den Norwegern WHIP hat es noch länger gedauert als bei THE COMMITTEE: 1998 gegründet, nun erst mit dem Debütalbum „Digitus Impudicus“ hinter dem Ofen hervorgekommen. Wenigstens hat sich das Warten gelohnt, denn WHIP präsentieren auf ihrem Debüt eine räudige Mischung aus Thrash, Black und Death Metal (oder, wie es die Band ausdrückt: „violent, death-loving black-thrash“), die es in sich hat. Kurz, knackig, roh, minimalistisch – begeisternd!

Nur mit abgrundtiefen Growls, einer Gitarre, Bass und Schlagzeug entfesseln die Italiener FUOCO FATUO auf ihrem Debütalbum „The Viper Slithers In The Ashes Of What Remains“ eine Melange aus Death Metal und Funeral Doom, deren klanggewordene Schwärze und Trostlosigkeit ihresgleichen suchen, die sich aber trotz ihrer minimalistischen Ausrichtung überraschend dynamisch, vielschichtig und spannend gestaltet.

Die Highlights – Modern Metal, Metalcore, Rock

Der mächtige Release von BEHEMOTH überschattete im Februar zwar so ziemlich alles, aber es gab auch für die Fans modernerer Klänge ganz schön was auf die Ohren.

LSD ON CIA? Schon der Name der fünf Dänen sorgt für Verwirrung, und auch der Stil ihres selbstbetitelten Debuts ist nicht ganz einfach zuzuordnen. Unserer Redakteurin Nadine zählte ganze elf wahrnehmbare Musikrichtungen, aber was es auch ist, es ist definitv eines DER Highlights im Februar. So geschmeidig und lässig hörte man Rockmusik zuletzt in den Neunzigern, und nicht umsonst darf man hier PLACEBO, QUEENS OF THE STONE AGE, ARCTIC MONKEYS, VIOLENT FEMMES, MUSE, JANE’S ADDICTION und RED HOT CHILI PEPPERS als Referenz aufzählen. Während die meisten der Vorbilder inzwischen aber lahmen Pop machen, gibt es bei LSD ON CIA noch diese schöne, dreckige Note. Bleibt zu hoffen, dass diese Scheibe voll durchstartet.

„Punk für Neueinsteiger“ – so oder so ähnlich lässt sich „Diene deiner Party“ der Neo-Punks von PASCOW beschreiben. Beeindruckend, mit welchem simplen Mitteln hier höchst emotionale Themen abgehandelt werden, und wie schrammeliger Punk mit ein wenig Feinschliff zur Gänsehaut-Angelegenheit wird. Der unverwechselbare Frontmann und Ausflüge zum „Dance Punk“ runden diese Platte ab und machen sie zu einem der vielen Highlights im Februar.

Muskelshirt, Hand am Sack und die Crew im Background: I AM REVENGE aus Hamburg liefern mit „Red Gold“ mal wieder stilechten Newschool-Hardcore, und machen ihre Sache verdammt gut. Geht schnell rein und bleibt im Ohr. Passender als Redakteurin Nadine kann man es kaum beschreiben „… Tennissocken hochgezogen und die getunnelten Ohren aufgesperrt – I AM REVENGE geben’s euch gekonnt derbe!“

Die Highlights – Death Metal, Dark Metal, Gothic Metal

In einem oldschooligen Gewand schafft es das selbstbetilte Album der schwedischen Formation VAMPIRE auf ganzer Linie zu überzeugen. Hier wird Death Metal geboten, welcher knackig, direkt und schnörkellos den Hörer platt walzt.

HANNES GROSSMANN ist nicht nur ein atemberaubend guter Drummer, sondern auch ein begnadeter Songschreiber. Und das zeigt der ehemalige NECROPHAGIST-Schlagzeuger auf seinem jüngst erschienen Debüt „The Radial Covenant„. Für die sieben Stücke holte sich Grossmann zudem reichlich Verstärkung an Bord. So gaben sich im Studio unter anderem die Saitenhexer Jeff Loomis, Per Nilsson, Christian Muenzner und Danny Tunker die Klinke in die Hand. Am Ende steht eine entsprechend versierte Scheibe, die in keiner Tech-Death- und Progressive-Metal-Sammlung fehlen sollte.

BENIGHTED sind seit Jahren eine feste Institution in der Death-/Grind-Szene und auch das neue Langeisen „Carnivore Sublime“ hinterlässt wieder eine Menge Schutt und Asche. Brutalität, Groove und chaotische Vocals bilden das Fundament für ein Werk, welches erstmal seinesgleichen sucht. Und auch wenn eine gewisse Social-Media-Plattform die Franzosen aufgrund des Cover-Artworks verbannt hat, so tut dies dem Ruf von BENIGHTED ganz sicher keinen Abbruch.

Zwischen so viel Death Metal und Grindcore gibt es auch im Bereich des Mittelalter Rock einen ganz besonderen Leckerbissen, denn SALTATIO MORTIS unterstreichen mit „Provocatio“ eindrucksvoll, dass sie zu den größten Bands in diesem Metier gehören. Diese DVD bietet eine dreistündige akustische Show und zeigt die Band genau dort, wo sie hin gehören: auf der Bühne. Dabei wird eindrucksvoll die Stimmung dieses einmaligen Abends eingefangen und qualitativ großartig verpackt, um daraus einen wahren Leckerbissen für Fans zu gestalten.

Die Highlights – Heavy, Power und Thrash Metal


Dass der Underground nach wie vor lebt, ist keine hohle Floskel, wie die Kölner Thrasher von PRIPJAT unlängst unter Beweis gestellt haben. Deren Debüt Sons Of Tschernobyl“ hat nicht nur unseren ehrwürdigen Chefredakteur überzeugt, sondern auch Bret Hard Records, die bekannt für ihr feines Näschen in Bezug auf talentierte Newcomer sind und die Band unter Vertrag genommen haben. Thrasher sollten sich den Namen merken.

Ein weiteres Highlight ihrer Karriere haben uns zweifellos VAN CANTO mit ihrem aktuellen Album „Dawn Of The Brave“ geliefert. Die Kontroversen um die Band werden auch mit der neuen Platte nicht abreißen und aus diesem Grund haben wir „Dawn Of The Brave“ redaktionsintern einmal auf Herz und Nieren geprüft.

Ein wirklich wundervolles Album haben die britischen Metaller von DARK FOREST mit ihrem dritten Werk „The Awakening“ abgeliefert. Nicht nur, dass sich die Scheibe nach Meinung von Colin hervorragend eignet um dem Alltag zu entfliehen – sie kann zu den vorhergegangenen Platten auch noch ein qualitative Steigerung verbuchen. Fans von MANILLA ROAD, IRON MAIDEN oder ATLANTEAN KODEX sollten sich das Scheibchen unbedingt auf den Zettel schreiben.

Es gibt nur wenige Bands, die konstant starke Alben veröffentlichen und von der breiten Masse dennoch so stoisch ignoriert werden, wie SLOUGH FEG. Dabei hat „Digital Resistance“ so viel zu bieten. Neben dem typischen, kauzigen Songwriting und der charismatischen Stimme von Frontmann Mike Scalzi, taucht die Band hier tief in die Siebziger ein und verneigt sich vor ihren Vorbildern, ohne dabei auf den momentan grassierenden Retro-Zug aufzuspringen. Sollte man als traditioneller Metalfan haben.

Wer der Meinung war, dass Steve ‚Zetro‘ Souza nach seinem Ausscheiden bei EXODUS nix mehr auf die Kette bekommen würde, sah sich spätestens mit dem Debütalbum seiner neuen Band HATRIOT getäuscht. Nach Meinung von Jost kann das Zweitwerk „Dawn Of The New Centurion“ sogar noch ein wenig mehr als der Vorgänger und macht nicht nur Zetros ehemaligem Arbeitgeber mächtig Dampf unter dem Hintern. Thrash With Class halt.

Das immer noch junge Jahr hat schon etliche Highlights und Überraschungen zu bieten. Für eine handfeste Überraschung haben in der Tat auch die Hamburger Metalheads IRON SAVIOR mit „Rise Of The Hero“ gesorgt. Stand die Band bislang zwar immer für gelungene bis starke Alben, hat sie sich mit dem aktuellen Werk selbst übertroffen. Völlig zu Unrecht spielen IRON SAVIOR noch immer nicht in der ersten Liga der deutschen Metalbands mit, meint nicht nur Colin.

Die Highlights – Post-Rock/-Metal, Avantgarde, Experimental, Prog

„Alte Hasen und junge Hüpfer“ – so könnte man das Februar-Geschehen im experimentellen Segment zusammenfassen. So konnten bei uns nicht nur diverse Debüt-Scheiben hohe Wertungen einfahren, sondern auch die Platte einer echten Institution im Progressive Metal. Aber lest selbst:

Die US-Amerikaner JUNIUS führen mit ihrer neuen EP einmal mehr vor Augen, warum man sie im Post-Rock-Segment so schätzt: Gekonnt spielt der Vierer mit dem Kontrast aus Härte, Epik und schwelgerischer Schönheit und kann dabei auf ganzer Linie überzeugen. Für den Kollegen Rasmus Peters ist die „Days Of The Fallen Sun“ sogar der „bis dato gelungensten Output der Band“. Fans der Truppe und Post-Rock-Liebhaber sollten das Teil unbedingt antesten.

VANDEN PLAS sind quasi die deutschen Progressive-Urgesteine. Nachdem es ein paar Jährchen etwas ruhiger um die Truppe geworden war, legt man nun mit „Netherworld Path One – Chronicles Of The Immortals“ ein Konzeptalbum vor, dessen Storyline gemeinsam mit dem Fiction-Autor Wolfgang Hohlbein entwickelt wurde. Der zweite Teil ist für das kommende Jahr angekündigt. Rezensent Markus Endres schwärmt in seiner Besprechung:
„VANDEN PLAS überzeugen wieder einmal mit ihrer Mischung aus eingängigen, großartigen, melodischen Highlights und abgefahrenen, progressiven Ausbrüchen, wobei für mein Empfinden „Chronicles Of The Immortals – Netherworld“ dynamischer und abwechslungsreicher ist, als wir die Band bisher erleben durften.“

WOLVES LIKE US sind gewissermaßen die Senkrechtstarter im Bereich des atmosphärischen Rocks. In ihrem eigenwilligen Sound vereint die Formation aus Oslo verschiedenste Elemente aus Post-Rock, Metal und Post-Hardcore. Auf ihrem zweiten Werk „Black Soul Choir“ legt der Vierer im Vergleich zum bereits viel beachteten Debüt nochmals eine Schippe drauf. Dafür braucht es allerdings etwas Zeit, wie Rezensentin Nadine Schmidt erklärt: „WOLVES LIKE US sind sicherlich nicht kompliziert, aber auch keine distanzlosen Hit-Lieferanten, was in mir persönlich den Entdeckerdrang weckt.“

Die Frankfurter Formation THOUGHTS FACTORY konnte uns im Februar mit ihrem Debüt „Lost“ überraschen. Rezensent Fred Freundorfer lobt in seinem Review die Bandbreite und Virtuosität der Scheibe: „THOUGHTS FACTORY haben es […] meiner Meinung nach geschafft, in ihrem Genre einen Schritt weiter zu gehen ohne einer Zeitepoche zwanghaft huldigen zu wollen. Es ist melodischer Prog, der ohne Djent-Gedöns auch mal brachial sein kann.“

Die Schweden AMALTHEA kennt hierzulande bislang kaum jemand. Das könnte und sollte sich allerdings mit ihrer neuen Scheibe „In The Woods“ ändern, denn das Album bietet eine frische und innovative Interpretation des Post-Rock. Entsprechend kommt Rezensent Anton Kostudis zu folgendem Fazit: „Es ist ein rohes, ein organisches, ein eigenwilliges Ding, das die vier Schweden da geschaffen haben. Beileibe nicht perfekt, aber mit einer unglaublichen Anmut und Aussagekraft. Ich wiederhole mich: Anstreichen. Diese Band. Im Notizbuch. Besser in einer verdammt grellen Farbe.“

Die Progressive Metaller BARISHI konnten unseren Redakteur Falk Wehmeier mit ihrem selbstbetitelten Debüt nachhaltig beeindrucken. Die Truppe aus dem Norden der USA liefert auf „Barishi“ einen abgefahrenen Cocktail aus verschiedensten Stilrichtungen. Kollege Wehmeier bilanziert: „Dennoch habe ich als Hörer zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, einem musikalisch homogenen Fluss zu lauschen – das muss man bei der Fülle an Einflüssen erst einmal hinbekommen.“

Die wichtigsten News im Februar

Neuigkeiten, Neuigkeiten, Neuigkeiten gab es auch wieder im Februar. Fangen wir mit den schlechten Nachrichten an: THE EXPLOITED-Sänger Wattie Buchan erlitt während des Auftritts am 13. Februar in Lissabon einen Herzinfarkt und wurde ins Krankenhaus eingeliefert, die Tour musste selbstverständlich abgebrochen werden. KATATONIA und Per Sodomizer Eriksson gehen aufgrund von persönlichen Differenzen von nun an getrennte Wege, AKREA geben nach 10 Jahren als Band auf, und unser Megadave von MEGADETH ist mal wieder megaangepisst. AS I LAY DYING-Fronter Tim Labesis gesteht, einen Auftragkiller für seine Frau angeheuert zu haben, und die DEATHSTARS müssen aus „technischen Gründen“ ihre Tour in den Herbst verschieben.

Aber es gibt auch freudige Neuigkeiten: Unsere Kollegen vom Metal Hammer feiern ihren 30. Geburtstag, ELUVEITIE landen im Finale der Swiss Music Awards, und CALIBAN mit „Ghost Empire“ auf Platz 7 der deutschen Charts.

Ansonsten gibt es auch im Februar viele Bandbestätigungen für die Festivals: Das Under The Black Sun wartet mit den neuen Bestätigungen von SHROUD OF SATAN und THAW sowie NORTHERN PLAGUE und CORPUS CHRISTII auf. Das Billing des Dark Troll Festivals ist auch komplett, und auf dem Brutal Assault lärmen neu TERRORIZER, RED FANG und RINGWORM. Das Euroblast Festival gibt die ersten Bands bekannt, und auch Rock am Ring / Rock im Park konnten weitere Bands verpflichten – genauso wie das Mair1.

Selbstverständlich lässt auch die Veröffentlichungswut nicht weiter nach, hier mal ein kurzer Abriss der angekündigten Alben für die nächsten Monate: EISREGEN sind jetzt „Flötenfreunde“, CRADLE OF FILTH ficken die totale Finsternis, DIE APOKALYPTISCHEN REITER tauchen „Tief.Tiefer“, und EDGUY sind die „Space Police“. TANKARD sind immer noch durstig, und TRIPTYKON immer noch finster. MAYHEM sind mit dem Mastering ihres neuen Albums fertig, geben sich aber sonst nicht sehr auskunfsfreudig, AUTOPSY bringen im April, AGALLOCH im Mai neues Futter für die Ohren.

Die Gurken im Februar

Und natürlich bringt ein Monat, der so viele hochklassige Veröffentlichungen enthält, logischerweise auch ein paar Gurken mit. Auch die haben wir für euch noch einmal zusammengetragen:

VRYSGUARDs selbstbetiteltes Album ist so verworren und so unausgereift, dass uns selbst die bloße Beschreibung der Musik bereits schwerfällt. Nach eigener Aussage spielt man „Polyrhythmik, vertrackter Prog, Djent, Mathcore Metal…“, aber das lässt unseren Kollegen Falk nur den Kopf schütteln: „Wenn das jedoch in so konsequenter und vor allem vorhersagbarer Manier passiert, erhält das Ganze letztlich genau das Attribut, das man durch Polyrhythmik zu vermeiden sucht: Langweilig.“

Wenig Kreativität, wenig Innovation – und das bei einer Band, die progressiv sein möchte. Von den Kompositionen über den Sound bis hin zum Cover klingt alles auf [SOON]s „Dead End Street“ maximal mittelmäßig. Fazit: „Zeitverschwendung. Das geht besser. Da sich seit einiger Zeit immer mehr Nachwuchs-Bands im Prog Bereich tummeln, müssen [SOON] einige Schippen darauflegen, um sich von der Masse abzusetzen.“

Kollege Kostudis hat nur wenig nette Worte für SAMMALs „No. 2“ übrig – von „langweilig“, „austauschbar“ und ähnlichem ist da die Rede. Auch, wenn die Finnen teilweise einen netten Retro-Flair aufbauen können, ihr neues Album ist höchstens für Nostalgiker und Vintage-Fans interessant. Aber: „[S]elbst denen dürften bei dem hier Gebotenen ganz schnell die Füße einschlafen.“

Hoffnungslos: Seit über 20 Jahren sind LEGEND im Business unterwegs, und trotzdem muss man noch versuchen, die musikgewordene Langeweile, die man auf dem neuen Album „Spirit“ fabriziert hat, hinter großen Reden zu verstecken. Dabei ist nicht nur die Musik alleine scheiße, sondern auch die Website und das Cover, wie es die Band seit kurzem Schwarz auf Weiß hat. Weitere Infos zum geballten Versagen dieser Band findet man in der dazugehörigen Review.

Eigentlich machen die französischen Heavy Metaller SENTINHELL auf „The Advent Of Shadows“ ganz anständige Mucke – ordentliches Riffing, anständige Melodien, wenngleich natürlich absolut gar nichts davon innovativ ist. Wenn man das aber so unbeholfen und schief darbietet, wie es die Franzosen tun, dann wird man von unserem Chef Eckart eben zurück in den Proberaum geschickt: „SENTINHELL mögen keine schlechten Songwriter sein, aber als Band funktionieren sie eben null – vielleicht hätten sie vor den Aufnahmen einfach noch ein knappes Jährchen proben sollen.“

Wer ganz böse und finster sein will, der sollte sich zumindest bemühen, das auch in Songwriting und Produktion irgendwie unterzubringen – denn ansonsten kann das echt peinlich werden, wie „Feel The Heat“ von DEAD DARK SLIDE beweist: „Leider rutscht das Ganze durch die billige Produktion und den schreddernden Klang in pure Komik ab“, formuliert das unsere Redakteurin Saskia Pompe.

Unser Redakteur Christoph Meul mausert sich langsam aber sicher zum König der Kunst, Verrisse möglichst poetisch und amüsant zu formulieren: Nachdem wir euch letzten Monat an dieser Stelle bereits seine DEATHCRUSH-Review präsentieren konnten, gibt es diesmal „Death March“ von COPROLITH. Und wie schon letztes Mal überlassen wir ihm und ein paar seiner wunderbaren Formulierungen das Feld: „Nein, das hier klingt nicht im positiven Sinne entmenschlicht-kalt, sondern einfach nur glattgebügelt und geleckt – klar, die Geschmacksverirrten der Gegenwart beschreiben sowas dann mit massig Anglizismen als ‚tight eingeprügelt, mit druckvollem und klarem Sound‘.“ Oder: „[Die Gastauftritte] wirken da wie der klägliche Versuch, aus Kunstkäse doch noch zumindest ein Fitzelchen Gold zu machen.“

Und sonst so? Die Metal-Skurrilitäten und -Witzigkeiten im Februar


Die Finnen von HIM wurden im Februar auf ihrer Soundwave-Tour ganz schön fies beklaut. Mit AVENGED SEVENFOLD, ALICE IN CHAINS und einer ganzen Menge anderer Bands spielen HIM derzeit auf der großen Tour in ganz Australien. Während ihres Auftritts in Melbourne, wurde laut Blabbermouth ein Rucksack aus ihrer Garderobe gestohlen, in dem sich „unersetzliche Dinge“ befanden.

HIM posteten darauf auf Facebook die Nachricht „Anyone in Melbourne Australia know this guy? Please help up as and the police to catch this guy!“ nebst einem Bild des vermeintlichen Täters, das von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde. Der Post wurde aber inzwischen wieder entfernt.

SLAYER brauchen mal wieder Kohle, oder einfach nur Aufmerksamkeit – so scheint es zumindest, wenn man sich ansieht, was die Herren sich im Februar an neuen Verkaufsstrategien ausgedacht haben. Erstens gibt es ab sofort einen SLAYER-Rotwein mit dem tollen Namen „Reign In Blood“, der zwar offiziell nur in Schweden erhältlich ist, bei Erfolg aber durchaus für einen Export in Frage kommen soll.

Nur drei Tage später gab die Band bekannt, dass es in Zusammenarbeit mit ARNETTE EYEWEAR eine SLAYER-Brillenkollektion geben wird, die über ausgesuchte Online-Shops vertrieben werden soll. Das Design der Brillen steht bereits fest.

Top Ten: Diese Platten mussten unsere Nachbarn im letzten Monat am häufigsten ertragen

Jan Wischkowski:

Stephan Möller:

Markus Endres:

Colin Brinker:

04.03.2014
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