Der große Monatsrückblick
Die Highlights und Gurken im April 2015

Special

Der große Monatsrückblick

Unaussprechliche Absonderlichkeiten in Tilburg?

Nö, es ist alles ganz anders: Treffen sich ein Sachse, ein Kölner und ein Hannoveraner (Einwohner der niedersächsischen Landeshauptstadt, nicht Pferd) in Holland… was wie der Anfang eines vielleicht schlechten Witzes klingt, ist bei metal.de der Beginn einer ganz wunderbaren Sache; sie handelt von Liebe, Leidenschaft und Hingabe – zur harten Musik, zum Ungewöhnlichen, zu Experimenten. Und wenn es zwischendurch mal ein Grolsch gibt, ist das auch nicht verkehrt. Meine Damen und Herren, die Kollegen Kostudis, Klug und Lattemann waren für metal.de auf dem Roadburn Festival 2015 in Tilburg, haben FIELDS OF THE NEPHILIM, ENSLAVED und EYEHATEGOD bewundern (und sich dafür den einen oder anderen neidischen Kommentar aus der Redaktion abholen) dürfen und berichten frei von der Leber weg von ihren Erlebnissen. Ach ja: Zeit für ein Sozialexperiment im Stil von RTL2 gab es auch noch.

Eine andere Art Experiment ist dagegen unser Special zu „zehn Retro Synth-Projekte, die man kennen sollte“ – keine Gitarren also, aber trotzdem sind die Projekte voll böse und machen auch nicht vor Horror, Pentagrammen und Satan Halt. Auf Jon Nödtveidts Technoprojekt DE INFERNALI müsst Ihr diesmal allerdings verzichten, ebenso auf MORBID ANGELs „Illud Divinum Insanus“. Aber gerade letzteres ist ja vielleicht gar nicht so verkehrt… Wer übrigens die volle Gitarrendröhnung bekommen möchte, kann sich ja durch unser Death-Metal-Special klicken – „Die 10… Old School Death Metal Videos“.

Was gab’s sonst noch? Einen neuen Song von SLAYER, Neuigkeiten zu LINDEMANN, dem Projekt vom RAMMSTEIN-Sänger mit dem Herrn der Augenringe, Peter Tägtgren, ein neues Video von BEHEMOTH (inklusive Nergal als Luzifer) und wie zu erwarten neben einem neuen Album auch einen ’neuen‘ Sänger bei GHOST – „Hell Satan, welcome Year Zero“ und so. Es dürfte mit dem Teufel zugehen, wenn ich diese Melodie in den nächsten Wochen wieder aus dem Kopf kriegen sollte… Bis dahin,

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Unbedingt hinhören! – Die Death-Metal-Highlights im April

Anhören und eintauchen in die Dunkelheit: Progressivität, düstere Melodien und eine morbide Atmosphäre – all das vereint „Children Of The Night“ der schwedischen Finsterbuben TRIBULATION. Kinder der Nacht, dies ist Euer Album!

Sägende Passagen, dezente Melodien und brachiale Urgewalt – die Rede ist von DEMONICAL und ihrer Vier-Track-EP „Black Flesh Redemption“. Prädikat: Machtwerk einer der authentischsten Elchtod-Bands dieser Tage. Punkt.

CARBONIZED kultivierten auf „For The Security“ „einen Progressivismus, der sich beileibe nicht auf das heute fast-synonyme technische Können beschränkte, sondern im wahrsten Sinne obskur und außergewöhnlich war“, wie Kollege Mildner in seiner Review schreibt. Klingt interessant? Ist es auch!

Bei UNLEASHED bleibt mit ihrem neuen Album „Dawn Of The Nine“ alles beim Alten, und das ist gut so: Episch galoppierende Schlachthymnen, tonnenschwere Banger, dazwischen kurze straighte Highspeed-Attacken, eingängige Todesblei-Riffs, exzellente Soli und Mitgrölrefrains, Johnny Hedlunds charismatische Stimme, der Wechsel aus Melodie und Brutalität – auf die schwedischen Todesblei-Veteranen ist und bleibt einfach Verlass!

„Kaum eine Geißelung aus der Schattenwelt dürfte dieser Tage so ekstatisch wirken wie das neue Album von SULPHUR AEON“ – Kollege Patrick lässt anlässlich von „Gateway To The Antisphere“ die verbale neunschwänzige Katze rotieren. Und zack!

Unbedingt hinhören! – Die Doom-Metal-Highlights im April

Da freut man sich auf Sommer und Sonnenschein, und dann kommen PHANTOM WINTER mit „Cvlt“ um die Ecke – einem Eismonster im Hass-Panzer. *fröstel*

Verzerrung oder VOLLE Verzerrung? ZATOKREV zeigen auf „Silk Spiders Underwater…“, wie es richtig geht.

Von einer reinen Kopie sind EREB ALTOR weit entfernt, doch auch auf „Nattramn“ finden wir in jeder Note den Geist von BATHORYs Quorthon.

Unbedingt hinhören! – Die Core- und Rock-Highlights im April

DEEZ NUTS gehören zu den Bands, die man eigentlich liebt oder hasst. Aber mit „Word Is Bond“ könnte sich das ändern.

Anlässlich von MILLENCOLINs neuer Scheibe „True Brew“ bekennt Kollegin Nadine, dass man richtig Lust bekomme, „sich mal wieder mit dem Skateboard auf die Fresse zu legen“ – netter kann man eine positive Kritik eigentlich gar nicht formulieren!

ZODIAC versuchen sich „an der größten Lüge des Rock’n’Roll“. – Was das ist? Wohl noch nicht die Memoiren des Alex Skolnick gelesen… Kollege Markus Endres betreibt in seiner Review zu „Road Tapes Vol. 1“ Aufklärung.

„Freunde der musikalischen Gewalt, genau so muss es gemacht werden! So, wie es POISON IDEA auf „Confuse & Conquer“ machen.“ Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen, aber die Review von Kollege Marek ist trotzdem lesenswert. Also lest! Jetzt!

Unbedingt hinhören! – Die Modern-Metal- und Post-Metal-Highlights im April

Die Würzburger Post-Metaller A SECRET REVEALED legen drei Jahr nach ihrer Debüt-EP ihr erstes Full-Length-Album vor – und was für eins! Schleppende Riffs à la CULT OF LUNA, post-metallische Kälte und zerbrechliche Melodien machen „The Bleakness“ zum absoluten Genre-Highlight. Kollege Kostudis bilanziert: „Die Band hat die vielversprechenden Ansätze ihres Erstlings konsequent weiterentwickelt und ein stimmiges Gesamtwerk geschaffen, das mit Charakter und Atmosphäre punktet.“

KLONE bescherten uns im April eines der sehnlichst erwarteten Releases im Post-/Experimental-Segment. Und die Franzosen überzeugen auch auf ihrem neuen Werk „Here Comes The Sun“ mit feinfühligen Arrangements und ausufernder Atmosphäre. Insgesamt lässt es die Band ein wenig ruhiger angehen, als auf ihren vorherigen Releases. Kollege Kostudis meint dazu: „So dürften kritische Geister dem Album das Fehlen der ganz großen Amplituden bescheinigen – geduldige Genießer wiederum die Tatsache loben, dass die Band noch nie gefühlvoller und intimer agierte.“

Die Londoner ZOAX haben mit ihrer zweiten EP im April ziemlich Staub aufgewirbelt, „[d]enn irgendwo im Schnittfeld der ARCHITECTS, WHILE SHE SLEEPS und insbesondere der famosen DOYLE AIRENCE agierend haben die Londoner Jungspunde eine Handvoll eindringlicher Schmuckstückchen geschaffen, die das Niveau genannter Referenzen mühelos erreichen“, so Kollege Kostudis in seiner Rezension zu „Is Everybody Listening?“ Klingt spannend? Ist es auch! Unbedingt antesten!

Satte 18 Jahre haben FAITH NO MORE ihre Fans auf die Folter gespannt, nun steht das neue Werk in den Regalen: Und „Sol Invictus“ wird Fans der Truppe nicht enttäuschen. Zwar braucht die neue Platte laut Rezensent Michael Klaas etwas Zeit, um sich zu entfalten, liefert dann aber durchweg starke Kost. Folglich bilanziert der Kollege: „Es gibt einfach so viele große Momente, witzige Ideen und dermaßen einprägsame Hooks – ‚Sol Invictus‘ ist ein würdiges Come-Back-Album geworden, das Fans gefallen dürfte und Lust auf mehr macht, gleichzeitig aber auch Neulinge in den seltsamen FAITH-NO-MORE-Kosmos einzuweihen vermag.“

 

Die Hannoveraner THE HIRSCH EFFEKT schließen mit „Holon:Agnosie“ ihre Album-Trilogie ab und bieten erneut vertonten Wahnsinn erster Güteklasse. Ob Jazz, Prog, Pop, Mathcore, Post-Rock, Metal oder Rock – das Trio verdeutlicht einmal mehr, dass es zu den spannendsten und vielversprechendsten Formationen Deutschlands gehört. Das Ganze ist laut Kollege Klug eine wahre Herausforderung: „Typisch menschlicher Wahnsinn, birgt ‚Holon:Agnosie‘ auf Albumlänge meist ein bisschen zu viel von allem, was hier und da auch dem erfahrensten Post-Metal-Hörer ein paar Schweißperlchen der Überforderung in die Stirnfalte zaubert.“ Nun denn – wohl bekomms!

Die Isländer KONTINUUM überzeugten im April mit ihrem Zweitling „Kyrr“ – einer packenden Mixtur aus Post-Punk, späteren SÓLSTAFIR und KATATONIAs „Viva Emptiness“. Entsprechend ließ sich Kollege Wehmeier zu folgendem, malerischen Statement hinreißen: „Die Arrangements der Stücke demonstrieren Gespür für Klang; der Aufbau und die Dramaturgie der Songs zeigen eindrucksvoll die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen; der Umgang mit synthetischen Elementen – man höre sich nur den Moog in „Red Stream an! – beweist künstlerische Integrität.“ Oder wie heißt es so schön im Song „Breathe“: „I’m addicted to you!“ Dieses Album macht definitiv süchtig!

 

„‚Fertile‚ ist ein Album wie ein erfrischender Schlag ins Gesicht, der einen so richtig wachrüttelt“, meint Kollege Klaas zum neuen Werk des Post-Rock-Trios STEARICA. Und in der Tat liefert die neue Platte der Italiener frischen und ausgefeilten Post-Rock der obersten Güteklasse. Die Scheibe „fegt wie ein Orkan aus den Boxen, baut sich vor dem nichts ahnenden Hörer auf, trommelt sich auf die Brust und brüllt „ICH BIN SUPER!“. Dagegen wirkt man selbst ganz klein. Mit Hut. Und man kann nicht viel mehr machen, als stramm zu stehen und ehrfürchtig zu salutieren. Denn was STEARICA hier abgeliefert haben, ist der Wahnsinn.“

Unbedingt hinhören! – Die Heavy- und Power-Metal-Highlights im April

Wer an STALLION denkt, muss in Zukunft auch an BLIZZEN denken. Der Untergrund des traditionellen Heavy Metal hat mit den Hessen und ihrer Debüt-EP „Time Machine“ sehr starken Zuwachs bekommen. Nicht ganz klischeefrei, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Frische geht das Quartett. Ach ja, dass „Time Machine“ von jedem traditionellen Metalhead zumindest probegehört werden muss, versteht sich von selbst.

Von selbst versteht sich auch, dass ARTIZANs neues Album „The Furthest Reaches“ von allen abgegriffen wird, die sich mit alten QUEENSRYCHE, bis 1988 IRON MAIDEN und „Transcendence“ von CRIMSON GLORY anfreunden können. Denn auch ARTIZAN klingen alles andere als altbacken und klingen auf ihrem dritten Album hochmotiviert und sehr hungrig. Muss man im Auge behalten.

APOCALYPTICA sind nach ihrem „Wanger Reloaded“-Ausflug in klassische Gefilde (*hust*) wieder mit einem neuen rockigen Album am Start. Größte Neuerung auf „Shadowmaker“: Franky Perez. Kennt ihr nicht? Hat mal bei SCARS ON BROADWAY Gitarre gespielt und singt nun fest bei den Finnen. Kann das funktionieren? Wir finden schon, da seine Stimme wie Arsch auf Eimer zu den Kompositionen passt und die Band ordentlich rockt. Erst einmal reinhören schadet natürlich nicht.

Steht zwar nicht in der roten Liste der aussterbenden Alben, kommt jetzt aber in einer fetten „Ultimate Edition“: FALCONERs Debütalbum „Falconer“.

Unbedingt hinhören! – Die Black-Metal-Highlights im April

„Düster, melancholisch, über jeden Zweifel erhaben“, bezeichnet Kollege Alex Klug die neue Stilmanifestation von SHINING. Und genau das tun die Schweden mit „IX – Everyone, Everything, Everywhere, Ends“ wieder – allerdings eindrucksvoll. Beweisen muss die Truppe um Szenekasper Kvarforth eh kaum noch etwas, nach so einigen Alben im ähnlichen, wenn auch etablierten, Stil, könnte allerdings mal eine frische Entwicklungskurve genommen werden (der Banjo-Einsatz, letztlich auch schon von TAAKE abgehakt, erfüllt diese Aufgabe nicht wirklich). Muss aber auch nicht sein. SHINING liefern recht beständig Qualität, so auch wieder mit Album Nummer neun.

Wahlweise ein interessantes oder peinliches Albumcover… aber die Scheibe kann was: FORGOTTEN TOMB mit „Hurt Yourself And The Ones You Love“.

Von italienischen Zombie-Filmen der 80er-Jahre inspiriert: SIGH lassen sich auf ihrem zehnten Album „Graveward“ mal wieder zu einigen Merkwürdigkeiten hinreißen. Wir finden’s trotzdem cool.

Die Gurken im April

HINDERs Platten gehen in den USA weg wie warme Semmeln. Warum, ist allerdings ein Rätsel. Denn Rezensent Tobias Kreutzer meint: „Man kann HINDER mögen, wenn man auf NICKELBACK steht, auf BRYAN ADAMS und späte, vertrocknete AEROSMITH.“ Der Kollege weiter: „Das neue Album der Gruppe mit dem Titel „When The Smoke Clears“ ist vorhersehbares, pseudo-rockiges Gedudel für gelangweilte Hausfrauen.“

„Alienation“ ist sechzig Minuten Musik, auf die nicht einmal der hartgesottenste Underground-Verfechter gewartet hat“, fasst Kollege Wischkowski das Treiben der Franzosen STRYNN zusammen, bevor er sich laut gähnend in Richtung Redaktionssofa zurückzieht. So ein Mittagsschläfchen kann halt inspirierender sein als die halbgaren auf CD gepressten Musikversuche mancher Band…

 

Top Ten: Diese Platten rotierten im April in unseren Anlagen

Fabian Schneider:

Michael Stalling:

Tamara Deibler:

 

05.05.2015
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