Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im Dezember – Monatsrückblick, Highlights und Gurken

Special

Der große Monatsrückblick

Noch was vergessen?

Bei allen Jahresrückblicken, -abschlüssen und Polls wollen wir den speziellen Blick auf den Dezember nicht vergessen (der ja gerade deshalb traditionell vernachlässigt wird). Und der Dezember hatte es in sich. Wenngleich erstmal im negativen Sinn, denn er endete scheiße. Lemmy Kilmister, MOTÖRHEAD-Frontmann und Rock’n’Roll-Ikone, ist tot, und mit ihm wird jetzt ein weiteres Stück Metal-Tradition nicht weiter fortgeschrieben. Jedenfalls nicht von Lemmy selbst, und auch nicht von seinen Mitstreitern, die just das Ende von MOTÖRHEAD verkündeten.

Aber wenn wir alle jetzt die ersten Drink zu Lemmys Ehren zu uns genommen, die Musik von MOTÖRHEAD laut aufgedreht haben und während der via YouTube live ausgestrahlten Gedenkfeier das eine oder andere Grinsen im Gesicht hatten, ist alles im Lot – dann machen wir das Beste daraus. Rock’n’Roll ist halt kein Status, kein Diplom und kein Kunstwerk, das man sich an die Wand hängt, sondern wird laufend fortgeschrieben. Genauso wie Lemmys Musik weiter existiert.

Aber, Achtung!, harter Bruch: der Dezember hatte es auch im positiven Sinn in sich: In Berlin fand das erste De Mortem Et Diabolum Festival statt, im Ruhrpott das Ruhrpott Metal Meeting und in Dortmund das Leafmeal Festival – außerdem kamen NIGHTWISH und GHOST in die Städte. Und als Roundup hat Kollege Herr Møller wieder eine Menge Gerumpel durchgehört und dabei das eine oder andere Mal heimlich die Faust in die Höhe gereckt. Und da das noch nicht reicht, haben wir noch einen BOLT THROWER-Diskografiecheck eingeschoben, in der Hoffnung, dass die Briten bald ein Einsehen haben und ein neues Album in Angriff nehmen.

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Auch das fünfte Werk der Franzosen MONOLITHE passt einwandfrei in die Diskografie der inzwischen als Fünfer agierenden Band. Nur konzeptionell geht man mit „Epsilon Aurigae“ andere Wege: Die zuvor behandelte Geschichte der Menschheit ist abgeschlossen, das aktuelle Werk der Doom-Metaller beschäftit sich, dem Titel entsprechend, mit dem Stern „Epsilon Aurigae“. Gut, vielleicht gehen sie musikalisch ein wenig experimenteller zu Werke, doch Freunde der Combo können hier ohne Zweifel zugreifen.

Für Stephan, einen unserer Chef-Knüppler, war es ein eh schon gutes Black-Metal-Jahr. Umso schöner, wenn dann kurz vorm Jahreswechsel noch ein echtes Highlight um die Ecke musiziert – im Fall von SERPENTS LAIR im Bereich des orthodoxen Schwarzmetalls. Dass die Dänen erst 2014 ihr bereits mehr als ordentliches Demo veröffentlichten, macht die Sache noch spannender. Mit dem Debüt „Circumambulating The Stillborn“ konnten SERPENTS LAIR das positiv gestimmte Aufhorchen zu wahren Jubelarien steigern, bedenkt man, dass die Wertung innerhalb rund eines Jahres von sieben auf neun Punkte anstieg und das erste Studioalbum somit zur unbedingten Kaufempfehlung machte. Musikalisch kann man die oft disharmonisch und jederzeit orthodox veranlagten Dänen in die Trondheimer Szene um Bands wie DØDSENGEL oder SALIGIA einordnen, noch dichter an SVARTIDAUÐI oder MISÞYRMING, aber immer mit einer eigenen faszinierenden Note.

Auf dem vierten (zählt man „Yellow & Green“ als alleiniges Release) Album der US-Progger geht es wieder eine Nuance kerniger und lebhafter zu. Von Durchlauf zu Durchlauf offenbaren die Kompositionen mehr und mehr von ihrem unaufdringlichen Charme. BARONESS haben mit „Purple“ einen neuen Vorrat leicht verkappter Ohrwürmer von immens hoher Halbwertszeit geschaffen – und nach Jahren der ungewissen Stille stark nachgelegt.

Und erneut schafft es das Debütalbum einer talentierten Gruppe in unsere Auflistung der besten Alben des Monats. TRIUMVIR FOUL kommen aus Portland und präsentieren ein herrlich rumpelndes, in einen ranzigen Sound verpacktes Stück Old School Death Metal. Durch die dunkle und obskure Atmosphäre eignet sich „Triumvir Foul“ zudem, um einfach mal mit geschlossenen Augen auf dem Sofa abzuschalten und sich diesen brutalen und hasserfüllten Tönen hinzugeben.

Keine Frage, der Schaffensprozess von SECRETS OF THE MOON ist von Entwicklung und Veränderung geprägt. Schon seit geraumer Zeit fällt die Musik der bereits seit 20 Jahren bestehenden Band nicht mehr in den Black Metal. Und „Sun“ entfernt sich von ebendiesem noch ein ganzes Stück mehr. „Etwas gänzlich Neues“, hat Kollege Richard gehört, mit zahlreichen Clean-Gitarren, melodischer Melancholie, Klargesang und erheblich viel Goth-Flair. Trotzdem schaffen es SECRETS OF THE MOON, unverkennbar SECRETS OF THE MOON zu bleiben. Wer sich selbst von der Gradwanderung überzeugen lassen möchte, sollte sich Zeit nehmen, denn „Sun“ ist keine Aneinanderreihung von Songs, sondern ein sehr tiefgehendes Gesamtwerk.

Kraftlos-verpeilter, pathetischer Scheiß? Das können nur Außenstehende vom neuen TAROT-Album „The Warrior’s Spell“ halten. Das ist aber egal, denn die lockeren, inbrünstigen Hymnen, die klar Siebziger-Jahre-Charakter tragen, dürften die eingefrorenen Muskeln im Winter locker auftauen. „The Warrior’s Spell“ atmet den Geist von URIAH HEEP, MANILLA ROAD und RAINBOW.

Seit den Neunzigern treiben NECROPSY aus Finnland ihr Unwesen. Auch mit ihrem neuen Streich „Buried In The Woods“ ist der Band eine Glanzleistung gelungen. Obgleich der Sänger scheinbar gerne Friedhofserde nascht und die Gitarren ordentlich schleifen, ist es gerade die Rückwärtsgewandheit, die „Buried In The Woods“ so gut macht. Begebt euch mit den Finnen auf eine Zeitreise in den Death Metal der Neunziger. Ihr werdet es nicht bereuen!

POMEGRANATE TIGER ist ein Ein-Mann-Projekt des Kanadiers Martin Andres, das mit „Boundless“ sein zweites Album ins Rennen schickt. Hinter viel Gefrickel webt der Multiinstrumentalist dabei immer wieder wunderschöne Klangteppiche in seine Songs ein, die für ein wohliges Kribbeln sorgen und ein ums andere Mal zum Verweilen einladen. Eine durchweg überzeugende Angelegenheit!

 

Können, ansteckende Spielfreude und unverkrampfte Interaktion mit dem Publikum. Das können nicht nur Bands wie DUST BOLT und PRIPJAT, wie BATTLECREEK auf ihrem neuen Album „Hate Injection“ und während iher Live-Shows beweisen. Facettenreicher Thrash Metal, der durch einen ebenso variablen Gesang gestützt und durch die schiere Rage perfekt in Szene gesetzt wird: Das ist es, was BATTLECREEK zu bieten haben. Und ehrlich: Das macht Spaß und passt zu Bier!

Bereits mit ihrem Debütalbum „Firestorm“ konnten AMBUSH einen wahren Flächenbrand auslösen. Dass die Band sich zeitlich sehr ins Zeug gelegt hat und ein Jahr nach dem Release ihres Debüts, nach einer langen Tour, bereits ihre neue Platte „Desecrator“ am Start hat, nötigt doch Respekt ab. Umso erfreulicher, dass die Scheibe die Energie des Erstwerkes gewinnbringend kanalisiert und auf den Punkt bringt. AMBUSH sind keine Eintagsfliege und Fans sowie Genrefreunde sollten sich mit diesem Werk unbedingt auseinandersetzen.

Die Gurken im Dezember

Bravo, richtige Rohrkrepierer gab es im Dezember nicht. Wobei, ein Gürkchen hätten wir dann doch…

Immerhin haben sie es versucht: DONNERHAIN wollen Black Metal spielen, bringen eben jenen auf ihrem Debüt „Zyklus“ aber nur bedingt zustande. Atmosphäre? Fehlanzeige. Geile Screams? Leider nein. Gute Songs. Nicht vorhanden. Damit lässt sich heute eben kein Blumentopf mehr gewinnen. Sorry Jungs, vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.

Top Ten: Diese Platten rotierten im Dezember in unseren Anlagen

Fabian Schneider

Richard Mertens

 

 

Nadine Schmidt

12.01.2016
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