Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im Oktober – Monatsrückblick, Highlights und Gurken

Special

Der große Monatsrückblick

Alte Säcke in Hochform

…diesen Schluss lässt jedenfalls das neue Album der britischen AOR-Altmeister DEF LEPPARD zu: Die schicksalserprobten Rocker aus Sheffield pfeifen auf ihrem selbstbetitelten neuen Werk auf den Bereich musikalischer Weiterentwicklungen, den sie vor nicht allzu langer Zeit noch erforschten, und machen einfach das, was sie am besten können: Songs im ureigenen Stil der Achtziger zu zelebrieren. Auch die NWoBHM-Vorreiter SAXON zeigen sich von modernen Einflüssen unbeeindruckt und bieten mit „Battering Ram“ ein Album, „das sich vor Highlights kaum retten kann“, wie es Kollege Schneider in ungewohnt zurückhaltenden Worten umschreibt.

Ganz so alt wie DEF LEPPARD oder SAXON sind die schwedischen Death-Metal-Veteranen GRAVE zwar noch nicht, aber immerhin sind sie seit Anbeginn dabei gewesen, als in Stockholm und anderswo im Drei-Kronen-Reich das große Grunzen begann. Immerhin: Ihren Drive haben sich Ola Lindgren und seine Kollegen über die Jahre bewahrt, so dass Fans der harten Töne bei „Out Of Respect For The Dead“ voll auf ihre Kosten kommen.

Fehlt in dieser Auflistung noch das neue Minialbum von DENNER/SHERMANN, das bizarr betitelte „Satan’s Tomb“ der beiden ehemaligen MERCYFUL FATE-Gitarristen Michael Denner und Hank Shermann. Kollege Stalling packt angesichts der diabolischen Klänge jedenfalls einige Superlative aus, die von „volle Packung“ über „bockstark“ bis hin zu „Supergroup“ reichen… aber: Der Mann kennt sich aus! Sein Fazit: „Kaufen und sehnsüchtig auf das Album warten!“

Bevor Ihr Euch aber in den Plattenladen Eures Vertrauens aufmacht (beziehungsweise einen Internethändler ansteuert)… auf der folgenden Seite haben wir für Euch noch ein Extrabonbon: Wir haben Icy Simen Hestnæs (aka ICS Vortex) nach seinen Lieblingsalben befragt und ihn in seiner iTunes-Bibliothek wühlen lassen – herausgekommen sind offensichtliche und weniger offensichtliche Favoriten – beim ARCTURUS-Sänger war aber auch nichts anderes zu erwarten, oder?

Viel Spaß beim Durchklicken,

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Wühlt sich für metal.de durch seine iTunes-Bibliothek: ICS Vortex (ARCTURUS)


JANE’S ADDICTION – Nothing’s Shocking

Beim Konzert in Oslo hat man mich rausgeworfen. Als Perry Farrell ins Publikum wollte, habe ich mir seinen Kopf geschnappt und ihn kräftig umarmt. Ich war wohl etwas zu happy, aber das war schon ein guter Moment.“

KISS – Alive!

Die Platte hatte einen riesigen Einfluss auf mich. Einfach purer Rock ’n‘ Roll, jede Menge Energie.“

VIRUS – alles

Die beste Band der Welt, wenn du mich fragst. Extrem frisch, absolut unorthodox, aber gleichzeitig ziemlich originell.“

BATHORY – Twilight Of The Gods

Vermutlich mein Lieblingsalbum überhaupt.“

TANGERINE DREAM – Green Desert

IMMORTAL – At The Heart Of Winter

MONSTER MAGNET – Superjudge

Weitere Infos zu ICS Vortex und ARCTURUS findet ihr im aktuellen Interview zu „Arcturian“.

 

Die jungen Wilden von GAMA BOMB haben uns im Oktober eines der besten Thrash-Metal-Alben der jüngeren Vergangenheit präsentiert. Geprägt durch herausragende Leads, Group Shouts, anspruchsvolle Gitarrensoli und eine schwindelerregende Geschwindigkeit findet „Untouchable Glory“ einen Platz unter den zehn Besten des Monats. Und hey – GAMA BOMB machen nicht nur gute Musik, sie sind auch Komiker. Für die Lachmuskeln ist „Untouchable Glory“ also auch etwas.

Sie können brettern, sie können aber auch elegant, kreativ und stilvoll musizieren. VREID klingen wahrlich nicht mehr so wie zu „I Krig“-Zeiten, doch sie liefern gnadenlos Qualität. Auch ohne klassischen Black’n’Roll, denn den gibt es eigentlich nicht mehr zu hören. Stattdessen eine Mixtur aus Punk und Black Metal, Epik, symphonischen Momenten, Raserei, gemäßigten Passagen … für unsere Kollegin Nadine ist „Sólverv“ ein Meisterwerk!

BORN OF OSIRIS haben auf ihrem vierten Longplayer eine überzeugende Melange aus Deathcore, Djent, technischem Death Metal und Metalcore am Start. „Soul Sphere“ ist dabei sowohl technisch, brutal und intelligent – Fans zeitgenössischen Extreme Metals sollten hier also unbedingt reinhören!

„Welcome to the carnival, welcome to the party!“ – DEF LEPPARD klingen wie vor 30 Jahren! Wer beim neuen Album „Def Leppard“ die gewohnt „erwachseneren“ DEF LEPPARD erwartet, der könnte die neue Scheibe eher für einen Versuch älterer Herren halten, an ihre Hochphasen anzuknüpfen. Wenn man allerdings auf dieses „Cheesy-Eighties-Ding“ steht, dann gilt: Hirn aus, Emotions an und ab dafür!

Die Australier CALIGULA’S HORSE verpassen auf ihrem dritten Werk „Bloom“ dem klassischen Prog Rock ein Facelifting, welches dem Vorher-Nachher-Vergleich mühellos standhält. Ob mit forschem und modernem Riffing oder feinfühlig-atmosphärischen Teppichen – der Fünfer bewegt sich geschickt durch die verschiedenen Stilistiken und liefert am Ende ein stimmiges und überzeugendes Experimental-Album ab.

Neues von der Untoten-Front: Album Nummer fünf von ZOMBI, die sich nach dem legendären George A. Romero-Klassiker „Dawn of the Dead“ benannt haben, nennt sich „Shape Shift“ – und ist eine ebensolche Formwandlung. Auf ihrer ersten Platte seit vier Jahren bietet das Duo wieder Retro-Synth-Klänge zum Niederknien, in unnachamlicher Manier vereint die Band in ihren Stücken Krautrock, Prä-Punk, Soundtrack und Wave – und überzeugt dabei über die gesamte Albumdistanz.

GRAVE bleiben auf „Out Of Respect For The Dead“ wie erwartet ihrer Linie treu. Feinster Stockholm Death Metal ohne Kompromisse – das können die Schweden am besten. Hochgeschwindigkeits-Gesäge, stimmige Gitarrensoli, Auf-die-Fresse-Riffing, Härte, Groove, Struktur. Hier bleibt kein Auge trocken – und wenn es durch das Blut ist, was aus der leeren Höhle sickert, nachdem GRAVE euch die Glotzer mit einer Gabel ausgestochen haben.

Wenn ein Vorgängeralbum, in dem Fall „Sunbather“, gemeinhin als Meilenstein gilt, hat es das Folgewerk in der Regel schwer. Erreicht es dann trotzdem fast die Höchstnote, haben die Musiker nicht vieles, sondern quasi alles richtig gemacht. DEAFHEAVEN gelingt dieser Höhenflug mit „New Bermuda“, das gerade in wenigen Worten kaum zu beschreiben ist. So klischeehaft es auch klingen mag: Wer sich für experimentellen Metal begeistern kann, sollte sich mit DEAFHEAVEN auf eine abenteuerliche und emotionale Reise einlassen.

Die Hochbegabten CHON präsentieren ihre verkopfte Mixtur aus Jazz und Progressive Rock nach zwei vielversprechenden EPs endlich im Full-Length-Format. Und selten war ein Albumtitel wohl treffender gewählt: Denn „Grow“ wächst tatsächlich mit jedem Durchlauf. Die US-Amerikaner gehen mit beeindruckender technischer Finesse und unbändiger Kreativität zu Werke und verbinden Jazz, Rock und Metal zu einer packenden Mixtur. Dicke Empfehlung für alle Fusion-Freunde!

Böse Zungen behaupten, dass W.A.S.P. immer dasselbe Album aufnehmen würden. Alles beim Alten also? In der Tat. Wer würde da auch meckern, wenn er, wie im Falle von „Golgotha“, packende Old-School-Hits, durchdringende Gitarren, die charismatische Stimme eines Blackie Lawless und vieles mehr geboten bekommt? Auch wenn W.A.S.P mit „Golgotha“ nicht gänzlich an alte Glanztaten herankommen, ist es dennoch das beste Album seit einer gefühlten Ewigkeit.

Dass diese Band immer noch keinen Plattenvertrag hat, darf durchaus als mittelgroßes Mysterium angesehen werden – nicht jedoch die Tatsache, dass ODETOSUN die Qualität ihres bärenstarken Debütalbums „Gods Forgotten Orbit“ bestätigen konnten: „The Dark Dunes Of Titan“ jedenfalls darf jedem Progressive-Metal-Fan ans Herz gelegt werden, der auf Gefrickel keinen Wert legt und vor Grunzgesang nicht zurückschreckt.

Die Gurken im Oktober (Teil 1)

Marketing können sie ja, die BLUTENGEL. Die Hälfte der Tour zum aktuellen Album „Omen“ ist vorbei, da werfen die Berliner ein neues Lebenszeichen auf den Markt (vom kürzlich erschienenen „Band-Parfüm“ ganz zu schweigen). Ein paar neue Songs, Splits, ein Remix, zwei Demos und ein Rework – aber letztlich ist „In Alle Ewigkeit“ maximal etwas für hartgesottene BLUTENGEL-Fans, die mit der Orientierung hin zu Düster-Pop oder auch Dark-Schlager der kitschigsten Sorte inklusive vereinzelten Ballermann-Flairs zurecht kommen.

Die Mischung macht’s? Mag sein, aber manchmal macht sie eben auch eine Menge falsch. Zu hören auf dem NEUROTIC-NOVEMBER-Output „Fighting Words“, das im Groben Metalcore, Elektro und Rap verbindet und im Detail alles andere als innovativ, sondern äußerst stumpf daherkommt, weil Breakdowns und Stakkato vom Fließband geliefert werden.

Die Gurken im Oktober (Teil 2)

Was ist eigentlich ein Cinematic-Metal-Projekt? Nun, Nicolas Pingnelain, der im Namen von ERDH alle Instrumente bedient, und Emmanuel Lévy (Gesang und Lyrics) sollte man nicht nach einer qualitativen Antwort fragen. Die EP „Sideremesis“ ist vielmehr ein elektronisches Experiment, das die im Vorfeld möglicherweise hervorgerufenen Erwartungen nur enttäuschen kann. „Muss man nicht hören“, sagt Kollegin Bettina da zurecht.

Bei GEMINI BERSERK fragt man sich, ob der Proberaum auf Zeit gebucht wurde, die dann irgendwann vorbei war, sodass die Aufnahmen deutlich zu früh hatten starten müssen. Auch für die Vertonung von postapokalyptischen Abgründen sollten gewisse Fähigkeiten vorhanden sein, und genau daran muss die Combo noch ordentlich feilen, bevor sie auch nur einen Gedanken an den Nachfolger zu „Anthropogenic“ verschwendet.

 

 

Top Ten: Diese Platten rotierten im Oktober in unseren Anlagen

Alex Klug:

Tamara Deibler:

Jan Ole Möller:

Bettina Müller:

09.11.2015
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