Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im September – Monatsrückblick, Highlights und Gurken

Special

Der große Monatsrückblick

Wonnemonat September

Jawollja, da kommt man gut erholt und braungebrutzelt aus dem Urlaub wieder und findet das Magazin wohlgeordnet vor, meinen Kollegen sei Dank! Nichts ist explodiert, im Kühlschrank ist Bier, und sogar der Klodeckel ist unten. So kann man hohen Besuch in die Redaktion einladen, beispielsweise IRON MAIDEN, die mit „The Book Of Souls“ vorbeigekommen sind und Kollege Brinker ein richtig starkes Album auf den Schreibtisch geknallt haben. Stark – das findet auch Kollege Schneider, während die Herren Gabriel, Kostudis und Meul mal wieder was zu meckern gefunden haben. Jungs, wollt Ihr stattdessen ein Bier?

Dann gab es natürlich die neue SLAYER – wir haben von „Repentless“ nicht weniger als den totalen Abriss erwartet, waren hinterher aber etwas ernüchtert: Sind die Krachersongs alle aus dem Studio geflohen, oder was? Und überhaupt: Früher war alles besser, irgendwie. Darauf erstmal ein Bierchen! Immerhin hat uns die Scheibe zu unserem Special „Die zehn besten SLAYER-Riffs“ inspiriert. Und zu einer Neuerung, denn wir wollten von Euch wissen: Was meint Ihr zu „Repentless“?

Noch eine Neuerung gab es bereits im vorangegangenen Monat August, denn wir haben das Format des Monatsrückblicks ein wenig geändert: Auf den folgenden Seiten findet Ihr die zehn stärksten Alben im September – wir haben gewählt und mussten schweren Herzens die eine oder andere Spitzenscheibe wieder rauswerfen. Wenigstens konnten wir uns damit trösten, dass die Gurken des Monats in kompletter Zahl dabei sind. Diesmal hat es gleich besonders viele Platten getroffen – beziehungsweise: Die Platten haben unsere Redakteure getroffen und wahlweise Fluchtinstinkte geweckt oder aber Würgereflexe und akute Müdigkeitsattacken ausgelöst. Zu Eurer Beruhigung sei gesagt: Alle Redakteure haben die Pein überlebt, wenngleich die KollegInnen Möller, Müller und Brinker seitdem mit überdimensionierten Ohrstöpseln über die Redaktionsflure wandeln. Darauf ein… na, Ihr wisst schon.

Viel Spaß beim Durchklicken und -lesen,

Eckart & metal.de

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

Habt ihr Bock auf richtig harte Mucke? Dann ist „Chronicles Of Perversion“, das neue Album der norwegischen Metzler KRAANIUM, genau euer Ding. Erwachsener, kompletter und musikalisch griffiger geben sich KRAANIUM auf ihrem neuen Werk. Dennoch bleiben Rundumschläge mit dem Vorschlaghammer und wahnsinnige Metzelorgien mit der Kreissäge nicht aus. Alles in allem ist „Chronicles Of Perversion“ ein verdammt hartes Brett und kommt mit dem für das Genre genau richtigen Grad an Abwechslungsreichtum daher. Freunde des Brutal Death Metal kommen hier voll auf ihre Kosten.

Viele Progressive-Metal-Jünger sahen dem dritten TESSERACT-Studioalbum mit gemischten Gefühlen entgegen. Kein Wunder, hatte die Band den bei vielen Anhängern beliebten Frontmann Ashe O’Hara doch unlängst vor die Tür gesetzt. Mit Daniel Tompkins übernahm allerdings ein Mann den Job am Mikro, der sich bestens mit der Materie auskennt – und welcher seine bis dato beeindruckendste Gesangsleistung abliefert. Natürlich bietet „Polaris“ auch die für die Briten typische, vertrackt-versierte Kost, legt den Fokus aber insgesamt deutlich stärker auf Melodien und stimmige Songs. Ganz heißer Anwärter auf das Prog-Metal-Album des Jahres!

Ob Dakkar draußen unter einer Palme sitzt, bewaffnet mit einem Notizblock, um neue schwarze Ideen für seine norwegisch inspirierten Black-Metal-Nummern aus seinem Hirn zu schälen? Oder hockt der Gute in einem abgedunkelten Kellerzimmer, weit entfernt von der karibischen Sonne? So oder so: Mit NARBELETH liefert der Alleinunterhalter schon sein drittes Studioalbum ab. Nicht ganz unwichtig erscheint die Tatsache, dass „Through Blackness And Remote Places“ zugleich sein bis dato bestes ist. Auch die neuen Songs sprühen nicht vor Originalität und Einfallsreichtum, aber das Schöne ist ja: Das müssen sie auch gar nicht. Und doch wird deutlich, dass Dakkar das skandinavische Reißbrett nicht mehr vollends malträtiert – das neue Werk ist voll von kleinen, aber feinen Ideen, die dafür sorgen, dass keine Ausfälle, dafür aber zwei waschechte Hits vertreten sind.

Mit „Dust And Disquiet“ haben CASPIAN endlich ihr Opus Magnum abgeliefert. Album Nummer vier zeigt eine von Grund auf restaurierte Band, welche ihren Klangkosmos um zahlreiche Facetten erweitert hat. Streicher, Jazz-Klänge, Piano-Läufe und erstmals in der Bandgeschichte auch klagender Klargesang gesellen sich zu den entfesselten, uferlosen Emotionen, welche die US-Amerikaner seit jeher in ihren Kompositionen einfangen. Auch in konzeptioneller Hinsicht gelingt es CASPIAN, ihr viertes Studioalbum mit einem roten Faden zu versehen, der zwar allgegenwärtig scheint, doch stets ungreifbar bleibt – ein Klangmysterium, dass in dieser Intensität seit MOGWAIs „Rock Action“ nicht mehr gehört wurde. Ganz ehrlich, Jungs: Die „Großen“ wären stolz auf euch.

Auch nach 25 Jahren haben es MY DYING BRIDE noch voll drauf. Der typische melancholische und tieftraurige Sound der Band bestimmt „Feel The Misery“ zur Gänze. Eine zu großen Teilen zurückhaltende Instrumentierung, abwechslungsreicher Gesang und typische MY DYING BRIDE-Trademarks machen das zwölfte Album der Engländer zu einem Pflichtkauf für Fans der Band. Zwar gerät der Fluss der Platte gelegentlich ins Stocken, doch die vielen Stärken gleichen diesen Makel locker aus. Also: Go ahead and feel the misery!

Na, Bock auf eine brutale Symbiose aus Doom, Sludge, Death und Hardcore? Lust auf eine Dreiviertelstunde Abriss vom Feinsten? BLACK TONGUE haben unserer Redakteurin Sophia die Hölle gezeigt – an Englands Ostküste in Hull. „The Unconquerable Dark“ ist ein Werk, das Schwierigkeiten bereitet, einen oder mehrere Song-Favoriten herauszustellen. Nicht, weil die Platte so unterirdisch ist, sondern weil sie auf finstere Weise einen Höhepunkt nach dem anderen liefert. Keine Spur von Eintönigkeit oder Langeweile also. Nun, dann nichts wie hin, zum Höllentor an Englands Ostküste!

PLANKS nehmen mit ihrem vorerst letzten Studiowerk eindringlich und unmissverständlich Abschied. „Perished Bodies“ ist ein Album, das so wehmütig und gleichzeitig brachial wie nur wenige andere ist, hin- und hergerissen zwischen Wut und Wahnsinn lärmen PLANKS aus den Membranen und bieten erneut eindringliche Kost zwischen Post-Metal, Sludge, Black Metal und atmosphärischen Zwischentönen. Die Mannheimer Wüteriche sind also Geschichte. Für alle Freunde düsterer Klangwelten zwischen NEUROSIS und CULT OF LUNA wenigstens mit einem eindrucksvollen Happy End.

Kollege Stephan zieht seinen Hut vor der neuen Platte der Norweger und fasst zusammen: „TSJUDER haben mit „Antiliv“ einmal mehr einen eiskalten Brocken fetzenden norwegischen Black Metals abgeliefert“. Im Rahmen dessen, was man als traditionell veranlagte Black-Metal-Band eben so spielt, ziehen TSJUDER auf ihrem fünften Studioalbum alle Register: von schnell zu langsam, von wütend zu kalt, von brutal zu finster-melodisch. Verändert haben sich die skandinavischen Finsterheimer also nicht – gut so!

Die Erfurter MACBETH haben laut Kollege Schneider das beste Album ihrer Karriere abgeliefert. Dabei war der Weg bis hierhin recht steinig und auch vor Schicksalsschlägen war die Band nicht gefeit. „Imperium“ hat dabei alles was den Sound der Erfurter schon immer ausgemacht hat – nur eben in besser. Wer auf Thrash oder hart gespielten Metal steht, sollte sich das neue Album von MACBETH in den Schrank stellen. Euren Support haben sich die Jungs schon lange verdient.

Was wurde im Vorfeld wieder einmal über das neue IRON MAIDEN-Album diskutiert und spekuliert. Viele sahen die Eisernen Jungfrauen nach den doch eher schwachen Vorgängern schon am Ende ihrer Karriere, und auch die Krebserkrankung von Sänger Bruce Dickinson ließ nichts Gutes erahnen. Dann kam mit „The Book Of Souls“ ein 92-minütiges Statement zur Lage der Metal-Nation. IRON MAIDEN können es noch und liefern mal eben das beste Album nach der Reunionscheibe „Brave New World“ ab. Chapeau!

Die Gurken im September

Der September war ein Monat mit außergewöhnlich vielen Gurken. Pünktlich zum Monatsbeginn schickten QUEEN OF THE WESTERN SKIES mit „Eternal Life?“ die erste davon ins Rennen. Seltsame Rap-Passagen, unrhythmische Vocals, unsilbische Texte…so wird das nichts. Experimentieren: Gerne! Aber dann bitte so, dass das Endresultat halbwegs stimmig ist.

KRÜPPEL sind schlecht. Ziemlich schlecht. WIRKLICH schlecht. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass KRÜPPEL mit „Pandemist“ lediglich die Sparten Black Metal, Doom, Grindcore und Death Metal parodieren wollen. Da werden selbst Diskussionen über musikalische Geschmäcker in der Redaktion hintenangestellt. Gut, dass es Bands wie ARCHGOAT gibt, die so einen Schmarrn schnell vergessen lassen.

Zwistigkeiten zwischen ehemaligen Bandkollegen sind immer irgendwie unterhaltsam. Manchmal ist das Ganze zwar mehr eine traurige Komödie, aber gut. Im Gegensatz zu seiner ehemaligen Band QUEENSRŸCHE, hat Geoff Tate mit dem Debüt seiner neuen Band OPERATION:MINDCRIME ziemlich ins Klo gegriffen. Zwar gibt es gelegentliche Lichtblicke, doch ist „The Key“ im Großen und Ganzen ein langweiliges, blutarmes Album geworden. Worten sollten auch Taten folgen.

 

Fliegende Haie scheinen in letzter Zeit irgendwie der letzte Renner zu sein. Bei den Tönen von ANGUISH FORCE neuen Album „Shark Attack“ verziehen sich allerdings selbst die fiesesten Mutantenviecher zurück in die tiefsten Ritzen des dunkelsten Korallenriffs. Eine miese Produktion, talentfreie Musiker, die über die Jahre nichts gelernt haben und 08/15-Riffs von der Stange machen „Shark Attack“ zu einer absolut, nein, unbedingt verzichtbaren EP.

Und eine weitere Gurken-EP. GINFISH aus Frankfurt veröffentlichten mit „Eccotower“ ein dermaßen langweiliges Stück Heavy Metal, dass dem Hörer die zwanzig Minuten Spielzeit vorkommen wie vierzig. Nach einer mehr als zehn-jährigen Karriere darf man ja wohl mehr erwarten. Eine Besonderheit bringt „Eccotower“ immerhin mit: Den unspektakulärsten Track 2015.

„Spirit In Flames“ hätte in der Theorie ein hervorrangedes Pagan-Metal-Album werden können. Leider scheitert das an völlig überflüssigen Ambient-Stücken, einer misslungenen Produktion, die der Musik ihre Kraft raubt und an dem langweilig-monotonen Klargesang. Lediglich das Titelstück überzeugt in Ansätzen.

Top Ten: Diese Platten rotierten im September in unseren Anlagen

Dagmar Geiger:

Fabian Schneider:

Michael Klaas:

06.10.2015
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