Die 10 ...
Die 10 besten Death-Metal-Alben mit Cover von Dan Seagrave

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Oben lang, unten kurz. Nur für übelmeinende Außenstehende klingt dies wie eine unter die Gürtellinie zielende Beschreibung des (männlichen) Headbangers als solchem. In Wirklichkeit ist dies natürlich eine zentrale Maxime wahrhaftiger Freunde (und Freundinnen) des Death Metal. Und ebendiesen Menschen, die aus Prinzip sogar das Kreuzworträtsel verkehrt herum angehen, lieferte und liefert DAN SEAGRAVE die optische Veredelung ihrer Lieblingsscheiben. Der britische Künstler ist im Genre des Death Metal das, was der Kollege Ed Repka für den Thrash darstellt.

Und so werden diesmal erneut in einer Mischwertung aus Cover und Musik 10 bemerkenswerte und von DAN SEAGRAVE bebilderte Death-Metal-Alben gewürdigt – jenseits von bei Metal.de existierenden Reviews. Neben VADER sind also auch zum Beispiel die Jungspunde von RUDE raus. Die GORGUTS (mit ihrer ersten Scheibe) und der Geheimtipp SEANCE wiederum sind so etwas wie die Max Kruses dieses Auswahlkaders: Irgendwen muss es ja treffen… Bei Punktgleichstand gibt die Musik den Ausschlag. Den bösartigen, wenn möglich eitrigen.

10. MONSTROSITY – Imperial Doom (1992): 14 Punkte

Der Seagrave:

Wenn der gemeine Dentist sich des Nachts im wiederkehrenden Albtraum dieses Bildes wälzt, dann sei ihm aufmunternd zugeflüstert: Es gibt Licht am Ende der Mundhöhle!

7/10

 

Die Platte:

Die Frage sei erlaubt, was denn nun im Speziellen so erbaulich daran ist, einer Handvoll Teenager eine gute halbe Stunde (!) bei einer ungezügelten Gewaltorgie beizuwohnen – und sei es auch nur einer akustischen. Nicht ausgeschlossen ist schließlich, dass man auch höchstselbst einigen Schaden davontragen könnte. Oder ist ein solcher gerade Voraussetzung, um so etwas wie das hier a) zu tolerieren, b) zu konsumieren und c) als wertvollen kulturellen Beitrag zu adeln? Wie auch immer: Die schlagend benannten MONSTROSITY tackern auf ihrem LP-Debüt das ABC des brutalen Hochgeschwindigkeits-Death-Metal typisch amerikanischer Machart blutig in die Eingeweide der abseitigen Gitarrenmusik.

Zu einem frühen Zeitpunkt markiert „Imperial Doom“ ebenso rücksichtslos wie versiert zudem den ersten richtig beachteten Auftritt des George „Corpsegrinder“ Fisher – einer vokalisch betrachtet zumindest soliden Nachtigall, die indes einen NACKEN besitzt, nach dessen Anblick der Incredible Hulk gerüchteweise verschämt nach Geiern (oder ähnlich obenrum Ausgedünntem) im eigenen Stammbaum gesucht hat…

7/10

9. EDGE OF SANITY – The Spectral Sorrows (1993): 15 Punkte


Der Seagrave:

Frutti Di Mare – wie sie wahrscheinlich irgendwo bei Tolkien oder Lovecraft (ich kenne mich da nicht so aus) den beachtenswerten dritten Gang im großen Mystik-Menü bilden. Schon lecker.

8/10

 

Die Platte:

„Hmmm… temple of love… tüdelüh… shine like thunder…“ Ähm… isses ja gar nicht! Von den SISTERS klingt aber auch jedes Stück von damals nach… HÄ? EDGE OF SANITY? „Sacrificed“? Na danke, wenn man zufällig mit diesem Stück in vorliegenden Klassiker der most legendary Band Dan Swanös einsteigt, werden nur bedingt erquickliche Erinnerungen an lange Nächte in „Alternative-Discos“ vor der Jahrtausendwende geweckt. Doch natürlich ist dieser trotzdem recht coole Song nicht repräsentativ für den Rest, höchstens für die Vielfältigkeit von „The Spectral Sorrows“.

Neben „Sacrificed“, dem ungehobelten Zweieinhalb-Minuten-Pöbler „Feedin‘ The Charlatan“ und einer Vielzahl entdeckenswerter Details bildet die Basis nämlich wuchtiger Schweden-DM mit einprägsamen Melodien. Und genau diese reißen bis heute viele mit und haben insbesondere dem dritten Werk von EDGE OF SANITY, so meine bescheidene Einschätzung, seinen Status der Unantastbarkeit verliehen. Die Combo um Alleskönner und -macher Dan Swanö lässt dieses akustisch funkelnde Element in ihren rohen Vortrag ohne jede Scheu Einzug halten und klingt damit wie eine struppige, von der Leine gelassene Version von frühen IN FLAMES als Barbaren.

In diesen Kontext passt (oberflächlich betrachtet) auch das aufrecht herausgeröhrte „In Blood we drowned!“ im hymnischen „Across The Fields Of Forever“. Und natürlich das böse stampfende Cover von MANOWARS „Blood Of My Enemies“ – es wundert mich eh, warum zum Beispiel eben Johnny Hedlund und seine freilaufenden Wikinger-Kollegen diesen Ikonen des aufrechten Kampfes im Sinne der Lenden und ihres Schurzes bisher nicht viel ausgiebiger gehuldigt haben.

„The Spectral Sorrows“ stellt jedenfalls ein abwechslungsreiches, mindestens für die damalige Zeit mutiges und unter anderen letztlich stilbildendes Werk dar. Wobei mich das folgende „Purgatory Afterglow“ noch mehr beeindruckt…

7/10

8. SUFFOCATION – Effigy Of The Forgotten (1991): 16 Punkte


Der Seagrave:

Als Erwin Müller eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich auf einer post-apokalyptischen Müllhalde zu einer ungeheueren Spinne aus Küchengerät verwandelt. „Himmlischer Vater!“, dachte er, „dann wird mein Lebensinhalt von nun an eben die Zerstörung allen Lebens sein. Who fuckin‘ cares?“

9/10

 

Die Platte:

Krümelmonster-Vocals, die: Gesangsdarbietung im Bereich vornehmlich des ? Brutal Death Metal, die hinsichtlich der Intonation einer von ? Tollwut infizierten Ausgabe der gleichnamigen Figur aus der ? Sesamstraße ähnelt. Prominentester Vertreter ist ? Chris Barnes (? CANNIBAL CORPSE, ? SIX FEET UNDER), als Veteran gilt auch ? Frank Mullen (? SUFFOCATION). So hält es der Duden fest und so ist es.

Der heute so genannte Brutal Death Metal lässt mich in den meisten Fällen mitsamt seines Gegrunzes recht kalt, die New Yorker Sickos von SUFFOCATION bilden allerdings eine Ausnahme. Vielleicht spielt Nostalgie eine Rolle, vielleicht aber auch, dass sie ihre Attacken immer wieder mit Slowmo-Parts anreichern – hier besonders cool: „Seeds Of The Suffering“. Vielleicht beeindruckt auch schlicht die Tatsache, wie stur die anfangs lauthals verlachten Jungs sich ihren Weg durch die Musik-Botanik freigekloppt haben und dabei auf jedem Album leicht anders klangen und klingen – seit 25 Jahren. „Effigy Of The Forgotten“ ist jedenfalls nicht vergessen. Und das völlig zurecht, denn im Gegensatz zur folgenden Pleitegeier-Produktion „Breeding The Spawn“ (und vieler anderer Werke des Genres) klingen die Drums nicht wie auf der Keksdose (s. o.) eingespielt und haben die Gitarren nicht den Wumms eines Staubsaugers.

Auf SUFFOCATIONs Debüt wird einem so akkurat der Sinn für akustische Ästhetik gerade gefönt, dass man im Anschluss erstmal zur Entspannung eine Woche Presslufthammer-Praktikum ohne Mickey-Mäuse bucht. Strahlend.

7/10

7. NOCTURNUS – The Key (1990): 16 Punkte


Der Seagrave:

Wir sehen: Einen Cyborg mit starker Robo-Ausprägung, der mithilfe herkömmlicher Pentagramm-Strahlung seinen Start durch die Zeit initiiert, um in seines dunklen Chefs Namen Baby Jesus direkt wieder zurück in Richtung Himmel zu schicken. Wir vermissen: einen Hauch Menschlichkeit.

7/10

 

Die Platte:

Äh… ja. Verrückt sind ja naturgemäß immer die anderen. NOCTURNUS gehören zu diesen und ihr Debüt „The Key“ zu den originellsten DM-Platten der Historie. Immer knapp unter Lichtgeschwindigkeit treffen anspruchsvolle Riffs und flinke Soli doch tatsächlich auf Outer-Space-Keyboards, die nicht nur für Intros sorgen dürfen. Keyboards. Im Death Metal. 1990. Damit waren sie damals so ziemlich die ersten.

Tastenmann Louis Panzer (!) addiert zur Schwärze des Okkulten die Schwärze des Weltraums und schafft so genau die Symbiose aus Science Fiction und Gläserrücken, die der Welt noch gefehlt hat. Na ja, der Nerd-Welt jedenfalls. Über den Status des recht schnell wieder verglühten Geheimtipps sind NOCTURNUS trotz weiterer Bemühungen und bisweilen markanter SLAYER-Kante nie relevant hinausgekommen. Und dabei sind dunkle Perlen wie „Neolithic“ mit seinem einprägsamen melodischen Zwischenspiel, aber ebenso zum Beispiel „Andromeda Strain“ faszinierende Perlen, die im Wortsinne ganz weit draußen outer space sind. Aber eigentlich suchen auch alle anderen Tracks von „The Key“ ein knappes Vierteljahrhundert später stilistisch noch ihresgleichen. Doch kaum einer (oder eine) begibt sich auf Entdecker-Mission.

Diese Welt, sie ist unvollkommen.

9/10

6. MALEVOLENT CREATION – Retribution (1992): 16 Punkte


Der Seagrave:

Tief im blauen Satan mit den Schwingen des Olympia-Stadions befindet sich… ein Mensch. Nur undeutlich erkennbar zwar, aber zweifelsohne in aufrechter Haltung. Eindeutiger kann Gesellschaftskritik mit den Mitteln des optischen Horrors wohl kaum formuliert werden. Oder vielleicht doch?

7/10

 

Die Platte:

Der Kollege Frommhold ist unbestreitbar eine liebenswürdige Kreation des Herrgotts. Das hindert ihn aber nicht daran, der MALEVOLENT CREATION verfallen zu sein. Auch um Sanktionen seinerseits vorzubeugen, sei deren Beste an dieser Stelle also gewürdigt. Aber die kann auch wirklich eine Menge. Einziger Ansatzpunkt zu Kritik könnte höchstens sein, dass die Männer um Gitarrero Phil Fasciana mit mindestens einem Huf im Thrash scharren, von (reinem) Death Metal kaum die Rede sein kann. Gerade diese räudige, scharfe Kante in den Riffs und auch im total wahnsinnigen Geschrei Brett Hoffmanns verpasst „Retribution“ wiederum das Prädikat ‚geil‘ – mit starker Tendenz zu ’supergeil‘.

Hoffmann faucht wie eine geistig erfrischend ungesunde Mischung aus Marc Greve und Mille zu einer rücksichtslosen Ansammlung an Killerriffs, eingebettet in griffige Songs, die einschüchternderweise klingen, als versuchten frühe KREATOR sich nach einer Runde Absinth auf dem Friedhof am Death Metal. Mörderisches Teil.

Zum Stichwort „geistige Gesundheit“ indes noch eine Anmerkung: Darüber, dass ihr Drummer von seinen ehemaligen Kollegen nach seinem Ausstieg vor einigen Monaten in diffamierender Absicht als „schwul“ bezeichnet wurde, ist berichtet worden. Über rassistische „Unüberlegtheiten“ seitens der Band bzw. ihres Bassers Blachowitz auch. Ein Bierchen würde ich mit den Herren wohl eher nicht… obwohl: Laut Metal-Archives unterstützen MALEVOLENT CREATION die Kampagne „Metalheads Against Racism“. Sind die jetzt gut oder (im schlechten Sinne) malevolent? Seltsame Welt…

9/10

Um aber doch noch mal zum ernsten Teil zu kommen – gäben das die technischen Möglichkeiten her, so würde alles nach einem interaktiven Contest schreien: Sprich den Bandnamen möglichst kunstvoll aus und gewinne eine Logopädie-Stunde mit Klaus Meine… Mäilwolent Kriäischn? Ähm… Malewolent… Malwo… Melle… FUCKIN‘ HELL!

5. MORBID ANGEL – Altars Of Madness (1989): 16 Punkte


Der Seagrave:

Bei aller gebotenen Ehrfurcht: Was soll denn DAMIT zum Ausdruck gebracht werden? Die Gremlins-Sammlung aus Zinn nicht auf 90 Grad waschen? Vor allem nicht die gesamte auf einmal? Wehe, wenn der Höllenkaugummi erwacht? Verrückt sind immer die anderen?

6/10

 

Die Platte:

Das Ding mit der Pubertät und dem Alter Of Madness bringe ich nicht nochmal. Aber ich war schon froh, als sich ein gereifter David Vincent von den verbalen politischen Einlassungen seiner Jugend distanziert hatte. Konnte ich doch ohne jede Scham das (Früh-)Werk MORBID ANGELS nicht nur bei 48.000 Dezibel genießen, sondern auch noch bei geöffnetem Fenster – sowohl inmitten des alltäglichen Staus auf der Autobahn als auch inmitten des Neubaugebiets. Zivilisatorische Unpässlichkeit möchte ich mir schließlich nicht in jeder Richtung unterjubeln lassen.

Und was soll man ansonsten noch groß zu „Altars Of Madness“ loswerden? Dass Trey Azagthoths abgefahrene, auf links gedrehte, mitunter auch quälend-schleifende Riffs und seine Soli und gitarrentechnischen Schmerzensschreie einzigartig, nie erfolgreich kopiert und vollkommen allein auf weiter höllischer Flur sind? Dass Pete „The Feet“ Sandoval am Schlagzeug, offensichtlich mit Hufen gesegnet, den abwegigsten Nickname der Szene trägt? Dass besagter David Vincent das Stimmvolumen und die Intonation eines Wer-Elchs hat? Dass „Immortal Rites“, „Maze Of Torment“ und „Chapel Of Ghouls“ zur Grundbildung…? Ach, ich mach‘ mich hier doch lächerlich…

10/10

4. ENTOMBED – Clandestine (1991): 17 Punkte


Der Seagrave:

Typischer Seagrave: Gestein, Gehölz (und Gebein) gehen eine Symbiose ein. Dazu Wasser, Lava – nebst Andeutung von Kadaver. (Hm. Ist letzteres der Fantasie des Betrachters entsprungen, dann ohne Zweifel notgedrungen. Beim Anblick dieser Malerei bricht inn’re Schwärze leicht sich frei.)

8/10

 

Die Platte:

Ja. Ich finde „Left Hand Path“ auch einen Hauch besser. Aber Allmächtiger, um „Clandestine“ ist es auch bereits recht einsam. So weit in Richtung Gipfel des DM-Olymps haben es wenige Werke geschafft. Hier ist die Luft schon richtig dünn. Wobei: scheiß Bild. Eigentlich gehen dem bösen alten Gevatter DEATH METAL ja der olympische Gedanke und alle damit einhergehenden Werte gepflegt am Schweif vorbei. Von daher sollte auch dieses Album eher in der schwefelhaltigen Sphäre eines amtlich brodelnden Vulkans verortet werden.

Da lauert „Clandestine“ seit bald einem Vierteljahrhundert in der lodernden Dunkelheit, um all die Arglosen und Unwissenden, die all ihre Aufmerksamkeit dem „Left Hand Path“ widmen, von der Seite zu attackieren. Und diese dann mit der schieren Wucht einer Sunlight-Walze à la Skogsberg umzunieten und sich in der nun wehrlosen Seele festzubeißen. ENTOMBEDs Zweite brilliert mit einem unfassbar wuchtigen, dabei trotzdem scharfen Sound, einem dunklen Füllhorn origineller Riffs, vereinzelten faszinierenden Melodien, insgesamt packenden Songs und dem barbarischen Geröhre – offenes Geheimnis – ihres damaligen Masterminds Nicke Andersson. UND hier gibt es Hits: „Stranger Aeons“ und „Through The Collonades“ sind die offenkundigen, aber auch das selten erwähnte „Evilyn“ zum Beispiel wäre ein Highlight auf jeder Death-Metal-Platte dieses Jahrtausends.

9/10

3. PESTILENCE – Testimony Of The Ancients (1991): 18 Punkte


Der Seagrave:

Der hier abgebildete Abgrund ist natürlich vor allem auf der metaphorischen Ebene einschüchternd. Und das liegt weniger an den Skeletten in der Abseite oder dem vermutlich unheiligen Konglomerat im Zentrum. Richtig ans Eingemachte gehen die subtil eingeflochtenen Eierschneider am Stahlseil, welche einen Kreis der Qual um die glühende Mitte bilden. Torture and suffering.

9/10

 

Die Platte:

Erhaben-unheilige Melodie-Schwaden und eher verspielte Keyboard-Passagen durchziehen das Album sowohl als Einleitung vieler Stücke als auch innerhalb der einzelnen Songs. Die 16 pechschwarzen Ansagen sind dabei nicht von den Tasten dominiert, diese kommen nur an ausgewählten Stellen zur Geltung, an diesen dafür aber extrem effektvoll. Der ansonsten typische, schon für sich hochklassige Death Metal auf „Testimony Of The Ancients“ bekommt so die passende schwarze, negativ sakrale Atmosphäre, welche dieses Album bis heute erst so richtig aus der Masse hervorhebt. Die morbide Kathedrale auf dem Cover ließe wohl auch nichts Profaneres zu.

Brillant ist auch, wie sich die Holländer das (nicht nur zum damaligen Zeitpunkt) Beste des Genres elegant zu eigen machen. „Twisted Truth“ zum Beispiel presst ein simpel-langsames OBITUARY-Riff hervor, das allmählich zur höllischen Raserei gepeitscht wird. Und auch die schleifende MORBID-ANGEL-Akkordfolge von „Prophetic Revelations “ wird man so schnell nicht mehr los. Überhaupt zeigt sich die Magie dieses Werks darin, dass man PESTILENCEs dritten Streich theoretisch auf der Blumenwiese neben dem Weiher hinter Omas Gartenhäuschen hören könnte. Oder bei 30 Grad am überfüllten Ballermann – und trotzdem das Gefühl hätte, man wäre in diesem erschlagend-überdimensionalen Bauwerk des Bösen vom Cover, aus dessen zahlreichen Schatten gleich der nächste Dämon grinsend hervorschleicht. Rauhreif auf der Haut ist da Ehrensache.

9/10

2. BENEDICTION – Transcend The Rubicon (1993): 19 Punkte


Der Seagrave:

Da saß er und war es zufrieden. So war es angemessen und so würde es in Stein gemeißelt bleiben immerdar. Da saß er und gab der besten Death-Metal-Platte des Empire ein Gesicht. Er war es zufrieden und verkörperte kalte Würde.

(Anm.: Bevor der gerechte Scheißesturm losbricht: Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass „In Battle There Is No Law“, „Realm Of Chaos“, „Warmaster“, „The IVth Crusade“, „…For Victory“, „Honour – Valour – Pride“ und „Those Once Loyal“ besser sind.)

10/10

 

Die Platte:

Man mag es kaum glauben, aber Nuclear Blast war mal die Quelle für das richtig fiese Zeug, sein kleiner Versandkatalog ein aufregendes Kompendium der unheiligen Tonkunst. Alleine die erste von KATAKLYSM damals… unfassbar. Und gegen Rückporto verschickte Marcus Staiger sogar Promo-CDs mit den Highlights seiner Veröffentlichungen. Auf einem befand sich auch „Paradox Alley“ der mighty BENEDICTION aus Birmingham, England. Und der fügte meiner bereits unheilvoll glimmenden musikalischen Sozialisation spontan ein amtliches Brandzeichen hinzu.

Im winzigen, dunklen Plattenladen in der großen Stadt entschied ich mich damals als Teenager, den Blick angesichts des Langhaarigen hinter dem Tresen schüchtern gesenkt, zwar noch für SEPULTURAs „Arise“ als Picture-LP, „Transcend The Rubicon“ aber sollte wenigstens in der regulären Variante bald folgen. Und im Gegensatz zu ersterer habe ich mir diese Jahre später sogar auch noch als CD zugelegt – aus gutem Grund. Denn über erwähntes „Paradox Alley“ und Nostalgie hinaus kann diese typisch britische Platte so ziemlich alles.

„Transcend The Rubicon“ ist durchgehend dunkel und fies, dabei aber mit einer minimalen (rhythmischen) Prise Punk verfeinert, die das Ganze unglaublich rocken lässt. Im Gegensatz zu ENTOMBEDS Death’n’Roll-Blaupause „Wolverine Blues“ bleibt alles jedoch immer abgrundtief böser Death Metal – Party geht anders. Hauchdünn hervorzuheben: „Nightfear“ zielt mit den besten rockenden Momenten NAPALM DEATHs so rücksichtslos und ohne jede Kulanz auf das Reptilienhirn, das man jeden Rest der eigenen zivilisatorischen Zwangsjacke brüllend von sich schleudert. Und „Violation Domain“ schraubt einem nach dem Breakdown ein ebenso rockiges, gegen den Strich gebürstetes Riff ins Rückenmark, dass man das Zweifeln endgültig hinter sich lässt… Fuckin‘ Death – No compromise…

9/10

1. DISMEMBER – Like An Everflowing Stream (1991): 19 Punkte


Der Seagrave:

Hell. Yeah.

9/10

 

Die Platte:

„Herr Doktor, ich bin jetzt schon 17,5 und fühle nichts als diese Leere in mir.“

„Junger Mann, das ist in der Adoleszenz nichts Ungewöhnliches.“

„Scheiße! Gewöhnlich ist scheiße!“

„Hm… Wie sieht es denn mit einer Freundin aus?“

„…“

„Äh… ja. Natürlich. Tja… was interessiert Sie denn so?“

„Meine Kumpels und ich, wir zerstückeln gern.“

„Na, SEHEN Sie, das ist doch schon etwas.“

„Der tote Uhu letztens, der…“

„Toter Uhu… pfff. Junger Mann, seien Sie KREATIV!“

„Herr Doktor, ich…“

„Gründen Sie FUCKIN‘ DISMEMBER und stanzen Sie den Clowns da draußen gleich zum Start einen vergifteten Stempel in die Trommelfelle, den sie in ihrem kurzen Restleben nicht mehr vergessen werden!“

„Und ich kann mich da auch lyrisch daneben benehmen? So richtig, dass das eigentlich kein Spaß mehr ist? Mit pubertären Gewaltphantasien und alles?“

„Na sicher. Sie sind jung, es ist Death Metal.“

„Like An Everflowing Stream“ schlägt alle anderen vor allem aus zwei Gründen: Den typischen sägenden Schweden-Death-Sound gibt es hier knapp nach „Left Hand Path“ in ganz früher Perfektion. Und im vergammelten Mutterboden aus Killerriffs, tollwütig rumpelndem Schlagzeug und hasserfülltem vokalischen Wahnsinn wachsen tatsächlich dunkle Melodien aus der Hölle, welche letztere erst so richtig aufschließen.

Aarrgh. Das sage ich dazu.

10/10

P.S.: „Dark Recollections“ der Vorgänger CARNAGE kann schon ein Jahr vorher so einiges und ist gar nicht mal allzu weit vom ewig fließenden Strom entfernt.

31.01.2015
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