Die 10 ...
Must-Haves auf Festivals

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Festivals sind gut, Metal-Festivals sind noch besser. Auf letzteren gibt es zum Bier nämlich auch noch gute Musik. Und normale Leute. Ein Selbstbanger sind Metal-Festivals dennoch nicht, eine gewissenhafte Vorbereitung Pflicht. metal.de hilft dabei: Hier sind nach den No-Gos die 10 Must-Haves auf Festivals, genauer: auf Metal-Festivals.

1. Wasser

Zugegeben, es mag befremdlich klingen. Aber Wasser ist ein absolutes Must-Have auf Metal-Festivals. Es besetzt auf der Hinfahrt den Fußraum, führt dadurch regelmäßig zum nachhaltig schmerzhaften Anreise-Knie und ruiniert nach Ankunft ggf. den Rücken und die Arme gleich mit – falls nicht am Auto gezeltet werden darf. Von der suboptimalen Außenwirkung mal ganz abgesehen, sich mit zwei Sechserträgern Bonaqa zwischen BON JOVI und BON SCOTT durch die Festival-Botanik zu kämpfen.
Aber: Ohne Wasser droht weit größeres Ungemach. Denn über die erste Hilfe für den Backpatch in akutem Notfall kann man noch gern diskutieren – aber bei der Reinigung des eigenen Geschirrs solltest du – bei allem, was recht ist – nun wahrhaftig nicht auf dumme Gedanken kommen und etwa zum Bier greifen. Es mag im Jahre 2018 (Internet, Schulpflicht, metal.de) grotesk erscheinen, aber es kommt immer wieder vor, dass solcherart Pervertierung, solcherart Zweckentfremdung stattfindet. Biermord im Sinne des sauberen Tellers. Oder auch: der sauberen Felge, des wieder sichtbaren MAIDEN-Logos auf der Heckscheibe, der geputzten Sonnenbrille.
Das darf nicht sein und wird in rechtsstaatlich einwandfreien Teilen dieser Erde sehr zurecht mit nicht geringen Haftstrafen geahndet oder Straight Edge Krishna-Core.

2. Party-Schnäpse

Sie schmecken nicht, weder der „Kleine Kopfer Maracuja“ noch die „Zündkerze“ und schon mal gar nicht der „Wilde Willi“ mit Birne. Aber sie sind unverzichtbar unter Zelt-Nachbarn. Denn eine Zeltwand ist dünn und guter Geschmack ein scheues Reh – gerade guter Musik-Geschmack, auch auf Metal-Festivals. Der eine oder andere „Blaue Lümmel“ hilft da zuverlässig.
Er lässt dich länger leben als Doppelkorn und verwandelt in Kombination mit diversen anderen seiner hochprozentigen Zunft meinetwegen die größten Hits von J.B.O. in Echtzeit zu „eigentlich ganz lustigen Krachern“. Oder lässt dich konfrontiert mit der CREMATORY-Dauerbeschallung von nebenan Sätze formen wie „die ham schon ganss geile Melodienehabt immerschon Tearsoftime aller!“
Fauler Zauber hin, Würdeverlust her – Ohrenstöpsel oder Revierkampf sind auch nicht die Lösung. Und: Da auf dem Campground berechtigterweise in der Regel Glasverbot herrscht, hat die Kurzen-Batterie auch noch einen anderen Effekt: Es weht irgendwann ein zarter Hauch von „Breaking The Law“ über den Pavillon. (Dass die Fläschchen danach natürlich sorgsam im Müllsack deponiert werden, tut für den Moment nichts zur Sache.)

3. Funkloch

Jetzt mal Spaß beiseite: Das Funkloch ist vielleicht das größte Must-Have auf einem Metal-Festival. Denn Mann, Frau, Kinder, Oma, Opa, „Freunde“ sind während dieser kleinen kostbaren Zeitspanne – endlich mal unter normalen Leuten! – eindeutig nicht mit dem Recht zur Wortmeldung versehen. Ansonsten wären sie ja logischerweise selber vor Ort.
Noch viel elementarer aber: Ein gediegenes Funkloch ist bei entsprechendem Ausmaß in der Lage, den Zauber des Konzerterlebnisses von dereinst ins Hier und Jetzt zu retten. Nur mal hypothetisch: Auf der Main Stage geben GUNS ‚N ROSES die dritte Zugabe, Angus fuckin‘ Young stürmt die Bühne im Duckwalk und … alle schauen zu. Alle können auch was sehen. Alle schreien, singen, tanzen. Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen. Kein Smartphone ist an.

4. Kutte

Natürlich ein Must-Have. Die Kutte ist die textile Landkarte der metallenen Seele und als solche Mittelfinger, ausgestreckte Hand, Panzer, Visitenkarte und geiles Teil in einem.
Und orthodox betrachtet ist eine Bier-Taufe außerhalb eines sortenreinen Metal-Festivals auch ungültig. Mögen innerhalb der letzten Jahre auch (wirkmächtige) Strömungen bestrebt gewesen sein, dies mit Blick auf Einzelkonzerte in einschlägigen Locations aufzuweichen oder gar einen kompletten Taufverzicht zu legalisieren („Zivilisation“), so ist Kultur-Konservatismus in dieser Frage doch unabdingbar.

5. Dosenbier

Selbstverständlich geht es bei einem Metal-Festival nicht nur um Alkohol, nicht einmal in erster Linie. Es geht vielmehr zum Beispiel auch um Bier. Und nicht nur, da Glasscherben die Nazis unter den Campingplatz-Bodenschätzen sind, kommt da die gute alte Dose ins Spiel.
Denn klammert man Mutter Gaia und den Klimawandel für ein Wochenende mal aus, schließlich wird hier eh‘ schon ignorant eine künstliche Kleinstadt unter Strom irgendwo zwischen Weiher und Wäldchen auf die Weide gesetzt, dann, ja dann erhebt sich die Bierdose zur ultimativen Festival-Schönheit von erstaunlicher Vielseitigkeit.

6. Zange

Natürlich ist es kein Allgemeinplatz, hier die Zange anzuführen. Denn die offensichtlichen Vorteile dieses Instruments (Heringe dem Erdboden wieder abspenstig machen, diesen beschissenen Reißverschluss vom Schlafsack wieder aufkriegen und sei es zum Preis seines (selbstverschuldeten) Todes, die Exemplare zwischen dem schwarzen Album und „Hardwired“ auf der Plattenbörse hinter sich lassen) stehen noch hinter der Kernfunktion zurück: das morgendliche Anspringen des eigenen Motors zu gewährleisten. Denn wie bitteschön wolltest du sonst den Alu-Topf mit dem kochenden Kaffeewasser morgens um halb zwölf unfallfrei von der Campingkocher-Flamme bekommen? Eben.
(Wasserkocher mit Generatoren/Batterien/Akkus in der Hinterhand sind Schummeln und ZERSTÖREN DIE GESAMTE ILLUSION, DIE ATMO UND DEN METAL. Nehmt doch gleich den Kühlschrank mit …)

7. Backobst

Außenstehende könnten irrtümlich der Annahme sein, dass das allgemeine Dixi-Dilemma darin bestünde, zu oft den bitteren Gang antreten zu müssen. Betroffene allerdings wissen vielfach ein gequältes Lied davon zu singen, dass im Angesicht des Ausnahmezustands oftmals genau das Gegenteil der Fall ist: Das vegetative Nervensystem verliert seine, bockt wie ein Springpferd vor dem Oxer, stellt sich tot. Oben wird beständig nachgefüllt und unten bleibt Tag der geschlossenen Tür.
Damit sich der Schildkrötenkopf nicht zu zaghaft hervorwagt, damit der braune Delphin zum Schwimmen kommt, damit das Festival verdammt noch mal überlebt wird, damit hängt das Must-Have Backobst zusammen. Viel ist Kopfsache, aber nicht alles.

8. Richtiger Zeltplatz

Regeln: Pro Person fünf Bands, Backpatch gibt drei Punkte, Shirt zwei, kleiner Patch oder Button (sofern zweifelsfrei erkennbar) einen; gemeinhin gilt beim Bandnamen-Tennis die Distanz Best-of-Five in Anlehnung an die Grand Slam-Turniere.
Damit sich das Ganze nicht unverhältnismäßig hinzieht, ist ein Zeltplatz in Wegesrand-Lage unerlässlich, da Laufkundschaft garantierend. Die (statischen) Zeltnachbarn wechseln ihr Outfit schließlich genauso oft wie du selbst und alle anderen mit einem Rest an Selbstachtung …
Anmerkung: Es kann sich im Sinne der Spannung als geschickt erweisen, Bands auszuschließen, die mit „MET“ oder „MAI“ bzw. „IRO“ beginnen.

9. Chains And Leather (And Rivets)

Kronzeugen: DESTRUCTION, MIDNIGHT, Kerry King, zwei Drittel der sophisticated Suicidal-Bestial-War-Black-Metal-Szene, Rob Halford etc. Und Rock’n’Rolf. Also: Ketten, Leder (und Nieten): absolutes Must-Have, nicht nur auf Metal-Festivals, sondern auch auf jeden Fall.

10. A Burning Heart For Metal

Das ultimative Must-Have: das Metal-Herz. Du suchst auf der Homepage des Veranstalters spätestens ab Mitte März täglich nach der verdammten Running Order. Du planst deinen individuellen Soundtrack in der heißen Phase vor dem Festival minutiös durch, lässt aber auch Raum für Spontaneität.
Du quälst dich am Sonnabend zu nachtschlafener Zeit aus dem Zelt und eilst schon nach dem ersten (!) Stützbier von deinem inneren Werte-Kompass sicher geleitet Richtung Bühne, weil NAPALM DEATH tatsächlich SCHON WIEDER und VOLLKOMMEN UNBERECHTIGT um 12.30 auf die Bretter müssen.
Du summst schon Stunden vor der MAIDEN-Show beschwingt irgendsowas wie „Doctor Doctor“ vor dich hin und Stunden nach dem letzten Ton kannst du noch keinen einzigen vernünftigen von dir geben. Kurzum: Du bist da wegen der Musik.

01.06.2018
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