Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten
Februar und März 2016

Special

Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten

Eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt!

So kann es gehen: Da schreibt man eine monatliche Kolumne, und dann fällt doch so viel anderer Kram an, dass man schlicht und ergreifend keine Zeit findet. Ergo: Anfang März gab es keine Februar-Ausgabe von Herrn Møllers rumpelnden Underground-Obskuritäten, und als ich irgendwann Mitte März dann wieder Zeit fand, entschloss ich mich, dass das jetzt noch wenig Sinn ergeben würde. Also gibt es jetzt eine Doppelausgabe für Februar und März, einmalig in (fast) doppelter Länge. Sorry an alle, die letzten Monat vergeblich gewartet haben, ab sofort geht es (hoffentlich) regelmäßig weiter.

Das wird auch Zeit, denn nicht nur ist in den zwei Monaten natürlich so einiges in den Bereichen passiert, die uns, mich und meine Leser, primär interessieren. Nein, die schwofig-melancholischen Kollegen aus dem Post-, Prog- und Einschlaf-Ressort 5 haben es mir nachgemacht und liefern euch ab sofort, in Kolumnenform gebündelt, nennenswerte Releases aus dem Post-Rock: Post-Rock – Wer nicht hören will mus fühlen. Klingt nicht nur langweilig, sondern ist es auch – höchste Zeit also, mal wieder über Gerumpel zu reden.

Und in der Tat ist in den letzten beiden Monaten so einiges an Gerumpel erschienen. Über die Platten auf den nächsten Seiten hinaus, haben zum Beispiel ein paar größere, bekanntere Namen aus den Bereichen Black, Death und Doom neue Platten in die Regale gestellt. Da wären zum Beispiel ENTOMBED A.D., deren neues Album einmal mehr nicht mit den Klassikern der Bandgeschichte (ohne A.D.) mithalten kann, aber als Death-Metal-Happen zwischendurch trotzdem ganz nett daherkloppt. Die Black-Metal-Underground-Legenden MÖRK GRYNING durften ihr Debütalbum „Tusen År Har Gått“ via Eisenwald re-releasen, URGEHAL haben posthum ihr letztes Album „Aeons In Sodom“ herausgebracht, und die japanischen Death Doomster COFFINS haben eine neue Split mit ILSA am Start. Die Black Thrasher haben von DESASTER und DESTRÖYER 666 neue Platten serviert bekommen, und die ostdeutschen Death-Metal-Helden PURGATORY haben mit „Omega Void Tribvnal“ einen ganz besonderen Leckerbissen für Old School Death Metaller auf den Markt geschmissen.

Doch auch abseits der größeren Namen gab es im Februar und März einiges zu hören für Freunde gepflegter Krachmusik. KHTHONIIK CERVIIKS – man denke sich War Metal mit ordentlichem VOIVOD-Einschlag – haben ihr Debütalbum „SeroLogiikal Scars (Vertex Of Dementiia)“ via Iron Bonehead Productions veröffentlicht, die „To The Svmmit“-Demo der Ultra-Brutalisten KOSMOKRATOR ist zwar schon seit 2014 bekannt, hat nun aber eine CD- und LP-Version via Ván Records spendiert bekommen. Prädikat: besonders rumpelig. ABYSMAL GRIEF legen für die Funeral-Doom-Fans nach, HUMANITAS ERROR EST sowie FOLTERAAR legen mehr als ordentliche Black-Metal-Debütalben hin.

INFERNAL CURSE agieren nicht ganz so kompromisslos und rumpelig wie zum Beispiel BLACK WITCHERY, REVENGE oder TRUPPENSTURM, legen aber trotzdem einen ordentlichen War-Metal-Batzen hin, während die belgischen Underground-Aufsteiger CULT OF ERINYES mit „Transcendence“ eine neue Drei-Track-Kassette am Start haben. BRÜNNDL, DRAUGNIM, MIGHTIEST, der SAOR-Ableger FUATH und STÍNY PLAMENU haben für Melodie-Fans neue Nettigkeiten am Start, während die Portugiesen MORTE INCANDESCENTE auf ihrem neuen Album extrem rohes Zeug spielen – ähnlich wie der XIBALBA-Nachfolger XIBALBA ITZAES auf seiner neuen EP „Ah Tza!“. Und dann noch ein besonderes Schmankerl für alle, die diese Kolumne nicht nur der Obskurität wegen lesen: SARCÓFAGO, eine Band, ohne die es die Hälfte der hier besprochenen Bands bestimmt nicht geben würde, haben mit „Die… Hard!“ eine neue Compilation am Start.

Wer sein Gerumpel hingegen gerne etwas ausgefuchster hat, der sollte vor allem mal nachhören, ob nicht das neue Album der französischen Drone-Black-Metal-Avantgardisten ALUK TODOLO was für ihn wäre. Anschließend dürfen auch noch das neueste Zeitgeister-Music-Release, OWLs neue EP „Aeon Cult“, sowie „The Art To Disappear“, das neue Album der Industrial Black Metaller SPEKTR, angetestet werden.

Und dann gibt es da noch die Obskuritäten: Veröffentlichungen, die so untergrundig sind, dass sie auf metal.de regulär kaum stattfinden können, weil wir die Prioritäten einfach anders legen müssen. Solche Releases, Seven-Inches, EPs, Demos, Re-Releases, Tapes, Splits und was sich Underground-Fans noch so alles ins Regal stellen, findet ihr auf den nächsten Seiten. Wie immer völlig subjektiv ausgewählt, bewertet und beschrieben. Und wie immer gilt: Sollte ich was vergessen, übersehen, falsch dargestellt haben oder solltet ihr mit eurer Rumpel-Veröffentlichung in der nächsten Kolumne erscheinen wollen – ich bin unter stephan.moeller@metal.de erreichbar. Zögert nicht, denn in Zeiten von Post-Rock-Kolumnen müssen wir Freunde des wahren Lärms zusammenhalten!

Nun wünsche ich aber viel Spaß beim durchklicken, lesen, entdecken und reinhören.

Im März kamen ISVIND, THE STONE und SARKOM gemeinsam auf „Necrotic God“-Tour. Alle drei Bands sind Bands des kultigen Berliner Black-Metal-Labels Folter Records, und so liegt es nahe, dass Folter zu diesem Anlass ein, zwei Kleinigkeiten herausgebracht haben. Konkret bedeutet das, dass pünktlich zum Tourstart zwei 7″-Releases rausgekommen sind, zum einen eine Split von ISVIND und THE STONE, zum anderen eine EP von SARKOM. Beide haben sich ob der Kultigkeit der Bands und ihres Labels eine Einzelbehandlung verdient, also bitte:

ISVIND + THE STONE – 7″-Split

Black Metal
Folter Records
VÖ: 1. März 2016
2 Tracks | 11:32 Minuten

Los geht die „Necrotic God“-Split mit dem ISVIND-Song „Opplagt Krass“, der sogar eine kleine stilistische Neuerung bietet: Grundsätzlich orientiert sich das Stück zwar an der Ausrichtung, der die Norweger auf ihrem aktuellen Album „Gud“ gefolgt sind, präsentiert dasselbe aber noch ein Stückchen disharmonischer und (gewollt) schiefer. Vielleicht nicht der beste ISVIND-Song, den man je gehört hat, aber nichtsdestotrotz antestenswert.

Mit „Antiutopija“ legen im Anschluss die serbischen Black Metaller THE STONE nach. Auch diese orientieren sich in ihrem Beitrag zur „Necrotic God“-Split an ihrem aktuellen Full-Length-Album, namentlich „Nekroza“. Wer die Karriere der Serben verfolgt hat, weiß, dass das ein Segen ist, denn so spannend wie auf „Nekroza“ waren THE STONE vorher nie. „Antiutopija“ klingt dabei durchaus auch für sich betrachtet gefällig, vor allem der elegant-verspielte Midtempo-Mittelteil weiß zu überzeugen, aber auch das Uptempo-Mainriff schraubt sich mit seinen Disharmonien und Thrash-Einsprengseln ganz gut in die Gehörgänge. Highlight ist jedoch das völlig unerwartete, aber treffend platzierte, melodische Solo im letzten Drittel. Cooler Song.

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SARKOM – 7″-EP

Black Metal
Folter Records
VÖ: 1. März 2016
2 Tracks | 11:01 Minuten

Die Norweger SARKOM, ebenfalls Teil der „Necrotic God“-Tour, dürfen hingegen einen ganzen 7″-Rohling für sich nutzen. Auf der A-Seite haben sie dabei einen neuen Track namens „Seen Through The Eyes Of A Pedophile Priest“ platziert, während die B-Seite von einer Cover-Version von URGEHALs „Goatcraft Torment“ geziert wird. Der Titeltrack der EP ist im Grunde ein klassisches SARKOM-Stück, Alleinstellungsmerkmal ist jedoch, dass der Sprechgesang den ganzen Song lang durchgezogen wird, ohne dass Screams oder Growls zu hören sind. Ansonsten gibt sich „Seen Through The Eyes Of A Pedophile Priest“ gewollt monoton und abwechslungsarm, alles in allem jedoch auch als ziemlich eingängig und eindringlich.

Das „Goatcraft Torment“-Cover hält sich anschließend im Großen und Ganzen an das URGEHAL-Original und wurde lediglich ein Stück an den SARKOM-Sound angepasst – wobei SARKOM und URGEHAL stilistisch natürlich nie weit voneinander entfernt waren. Der Gesang im Midtempo-Teil – „This is your last night, tonight we’re gonna kill you […] DIE FOR SATAN!“ – kommt allerdings mit Unsgaards fiesem Gekeife ein ganzes Stück heftiger als in der URGEHAL-Version. Das sollte aber Geschmackssache sein.

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DEATHRAID – „Submit To The Will Of Chaos“ (Demo)

Death/Thrash Metal
Iron Tyrant
VÖ: 28. Januar 2016 (Re-Release)
5 Tracks | 19:33 Minuten

Die italienischen Death Thrasher DEATHRAID veröffentlichten in ihrer vierjährigen Karriere genau eine Demo namens „Submit To The Will Of Chaos“, veröffentlicht 2001. Im Januar dieses Jahres haben sich Iron Tyrant der Demo angenommen und ein Re-Release auf Vinyl herausgebracht. Darauf finden sich die fünf Tracks der Demo ungeschliffen, unbearbeitet und ohne Extras, weshalb sich der Eindruck aufdrängt, es ein wenig mit bloßer Resteverwertung zu tun zu haben. Am Bekanntheitsgrad der Band kann es wohl kaum liegen, dass sich diese Veröffentlichung lohnt, auch die Musiker (zwei davon haben später noch bei DOOMSWORD mitgemacht) sollten nur mäßig bekannt sein – und Begründungen dafür finden sich auch auf der „Submit To The Will Of Chaos“-Demo. Denn musikalisch ist das Teil nicht allzu ergiebig, das titelgebende Chaos herrscht, vor allem strukturell, auch im Songwriting von DEATHRAID, aber es klingt nicht so, als stecke da allzu viel Absicht hinter. „Langweilig“ trifft die Demo als Beschreibung wohl am ehesten, während „überflüssig“ das richtige Wort für das Re-Release ist.

WordPress-Homepage von Iron Tyrant

ARMOURED ANGEL – „Communion“ (Demo)

Death/Speed/Thrash Metal
Hells Headbangers
VÖ: 29. Januar 2016 (Re-Release)
4 Tracks | 16:27 Minuten

Noch ein Re-Release: 1990 veröffentlichten die australischen Death/Speed/Thrash Metaller ARMOURED ANGEL eine Demo namens „Communion“, bevor die darauffolgende „Stigmartyr“-EP ihre erste Labelveröffentlichung war. Im Januar gab es ein Vinyl-Re-Release der „Communion“-Demo via Hells Headbangers, und im Gegensatz zur eher lahmen DEATHRAID-Demo (siehe oben) ist das bei ARMOURED ANGEL ein Glücksfall. Denn „Communion“ klingt zwar ultraschraddelig, ist dabei aber richtig kultig-cool auf den Punkt komponiert, zeigt keinerlei Längen und lässt Freunden des Underground-Metals der Achtziger die Herzen höher schlagen. Wer sich eine Mischung aus MIDNIGHT, VENOM, HELLHAMMER und groovenden Death-Metal-Bands der Marke ASPHYX oder BOLT THROWER vorstellen kann, der ist bei ARMOURED ANGELs Demo an der richtigen Adresse. Fetzt und rumpelt!

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GOATCRAFT – „???????“ (EP)

Black/Death Metal
Iron Bonehead Productions / Hexencave Productions
VÖ: 24.12.2015 (CD via HP) / 22.02.2016 (digital via IBP) / 23.03.2016 (MC via HP) / 31.03.2016 (LP via IBP)
13 Tracks | 25:04 Minuten

Die slowakischen Black/Death Metaller GOATCRAFT haben jüngst ihre Debüt-EP „???????“ (so auf den Hexencave-Versionen geschrieben, auf den Iron-Bonehead-Veröffentlichungen steht die latinisierte Variante „Olethros“) veröffentlicht, worauf sie sechs Songs und sieben instrumentale Zwischenstüche präsentieren. Diese Stücke klingen alle sehr, sehr ungehobelt und roh, in der Nachproduktion wurde auf jeden Fall nicht allzu viel am Rohmaterial herumgeschraubt. Wer auf technische Feinheiten steht, der wird sich am oft kruden und nicht ganz geraden Schlagzeugspiel stören (an dieser Stelle möchte ich den lieben Kollegen Kostudis grüßen), allen anderen bieten GOATCRAFT auf ihrer EP 25 Minuten relativ geradlinigen Black-Metal-Gerödels mit Death-Metal-Einsprengseln, das seine coolen Momente hat, aber letztlich auch etwas unauffällig vor sich hin rumpelt. Höhepunkte gibt es auf „???????“/“Olethros“ nicht großartig, aber Die-Hard-Fans des Ultra-Undergrounds könnten auf ihre Kosten kommen.

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ASPHODELUS – „Dying Beauty & The Silent Sky“ (EP)

Death Doom Metal
Iron Bonehead Productions
VÖ: 22. Februar 2016
4 Tracks | 22:57 Minuten

„Dying Beauty & The Silent Sky“ klingt eher nach dem Titel einer Post-Melancholic-Schwurbel-Black-Metal-Veröffentlichung, aber Obacht: ASPHODELUS (ehemals CEMETERY FOG) spielen, zumindest klanglich, ziemlich rumpelig ausgerichteten Death Doom Metal, meist etwas melodischer wie bei frühen MY DYING BRIDE oder SATURNUS, dabei aber nicht ganz so leidend. Im Grunde ist damit alles über die Debüt-EP der Finnen gesagt: Wer auf die genannten Bands steht, der könnte auch mit ASPHODELUS glücklich werden, vor allem weil letztere gerne mit unerwarteten Details wie plötzlichen, angeschrägten Keyboards oder einem kurzen Gitarrensolo aus dem nichts überraschen. Obendrein zeigen ASPHODELUS ein Händchen für groovende Midtempoparts und überraschende Uptempo-Ausbrüche an den richtigen Stellen. „Dying Beauty & The Silent Sky“ bietet also durchaus Abwechslung und einige coole Ideen, Death-Doom-Fans, die den Sound nicht allzu glattgebügelt brauchen, dürfen zuschlagen.

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INQUISITOR – „Dungeons Of Fear“ (Tape)

Thrash/Speed Metal
Hellprod
VÖ: 19. Feburar 2016
4 Tracks | 18:56

Die portugiesischen Jungspunge INQUISITOR sind zwar – den Bandfotos nach zu urteilen – viel zu jung, um in den Achtzigern dabeigewesen zu sein, aber das hält sie nicht davon ab, ihren speedigen Thrash Metal ganz tief in jener Dekade zu verwurzeln. Und so kloppt und uffta-t es auf dem „Dungeons Of Fear“-Tape wie in den guten, alten Zeiten. Nein, innovativ ist das nicht. Eher im Gegenteil – aber Hölle, Spaß machts. Allerdings muss man auch so fair sein, dazuzusagen, dass das FLAGELADÖR-Cover „Anjo Exterminador“ von den vier Tracks des Tapes am meisten Spaß macht. Trotzdem: nett.

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VOIDCRAEFT – „????“

Black Metal
I, Voidhanger Records
VÖ: 5. Februar 2016 (Re-Release)
8 Tracks | 38:15

Das Karlsruher Black-Metal-Projekt VOIDCRAEFT brachte 2015 bereits sein neues, drittes Album „????“ in Eigenregie heraus, nun haben sich I, Voidhanger Records des Albums angenommen und abermals veröffentlicht. Darauf gibt es vor allem eines zu hören: Dissonanz! Um Melodie, Greifbarkeit oder Eingängigkeit kümmert sich der Kopf hinter VOIDCRAEFT wenig bis gar nicht, aber dafür ist „????“ ein rundum fieses Stück Black Metal geworden. Das muss man definitiv nicht mögen, zumal auch der Sound für diese Art der Musik ein Stück zu sauber klingt, aber wer auf Anti-Musikanten (nicht als Beleidigung gemeint) wie DEATHSPELL OMEGA auf ihren neueren Alben steht, der sollte mit VOIDCRAEFT und „????“ glücklich werden können, denn abgefuckter geht es in dissonant-disharmonischer Hinsicht kaum noch.

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RUACH RAAH + ORDEM SATÂNICA – „Tradição Decadente“ (Split-Tape)

Black Metal
War Arts Productions
VÖ: 2. März 2016
6 Tracks | 27:30 Minuten

Portugal hat mit CORPUS CHRISTII, MORTE INCANDESCENTE und einigen mehr eine ganze Reihe interessanter Black-Metal-Bands zu bieten, und mit RUACH RAAH und ORDEM SATÂNICA haben sich zwei der untergrundigeren Gesellen aus jener Reihe für das „Tradição Decadente“-Split-Tape zusammengetan. Jeweils drei Songs hat jede Band, los gehts mit RUACH RAAH. Die haben den Kollegen Gabriel letztes Jahr mit ihrem Debütalbum „Hate Fanaticism“ nicht so wirklich überzeugen können, aber die drei Songs auf dem Tape haben es dafür faustdick hinter den Ohren: kerzengerades Midtempo-Riffing trifft auf Uptempo-uffta-uffta-Parts und ziemlich fieses Gekeife, insgesamt ist der RUACH RAAH-Teil der Split ein Leckerschmecker für Fans zum Beispiel der frühfinnischen Raw-Black-Metal-Szene. Macht Spaß!

ORDEM SATÂNICA dürfen im Anschluss die B-Seite bekleiden, und darauf gehen sie noch ein ganzes Stückchen rumpeliger und fieser zu Werke. So gibts als Intro erstmal Rückkopplungsgekreische, bevor eine einsame Gitarre in bester Proberaum-Manier ein einfaches Riff anstimmt und sich anschließend der Rest der Instrumente dazugesellt. Wem die schon recht rumpelige RUACH RAAH-Seite noch zu sauber produziert und gespielt war, der sollte es mit ORDEM SATÂNICA versuchen … alter Verwalter, ist das ein Gerausche. Aber: Unter all dem Lärm lassen sich durchaus coole Riffs und die eine oder andere nette Melodie ausmachen, sodass auch die ORDEM SATÂNICA-Seite des Tapes keineswegs stumpfes Gekloppe ist. Fetzt!

Das „Tradição Decadente“-Tape auf der Bandcamp-Seite von War Arts Productions
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KHANUS – „Rites Of Fire“ (EP)

Death Metal
Eigenproduktion
VÖ: 11. Februar 2016
4 Tracks | 13:44 Minuten

Die finnischen Death Metaller KHANUS haben sich im August 2015 gegründet und haben im Februar ihre erste EP „Rites Of Fire“ herausgebracht – ohne weitere Vorzeichen, ohne weitere Ankündigungen. KHANUS lassen also ihre Musik für sich sprechen, und das können sie sich auch erlauben. Denn die „Rites Of Fire“-EP ist ein so finsteres Machwerk, dass es Freunden dissonant-angeschwärzten Death Metals eine wahre Freude sein wird. Die Art und Weise, wie die Finnen fiesestes Riffing mit fetten Midtempo-Grooves verweben (nein, nicht nacheinander, sondern gleichzeitig), das ist nicht nur extrem gekonnt, sondern auch ungehört (wage ich zu behaupten). „Orgone“ gehört auf jeden Fall zu den coolsten und mitreißendsten Death-Metal-Songs, die ich in den letzten Jahren gehört habe, zumindest was tiefschwarzen, okkult-satanischen Death Metal angeht. Der Rest der „Rites Of Fire“-EP kann nicht ganz mit diesem Übersong mithalten, ist aber natürlich keineswegs schlecht. Wer auf Bands wie GRAVE MIASMA, wie SULPHUR AEON oder IRKALLIAN ORACLE kann, der wird auch KHANUS‘ Debüt-EP geil finden. Klarer Tipp!

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ANGELCIDE – „Hunting Astral Prey“

Blackened Death Metal
Elegy Records
VÖ: 29. Januar 2016
7 Tracks | 42:35

Alter Verwalter, gehen die ab. Böse, böse, krasser Scheiß. ANGELCIDE sind keine Neulinge in der Szene, bisher jedoch an mir vorbeigegangen. (Allerdings waren sie von 2010 bis 2015 auch inaktiv und haben nun mit „Hunting Astral Prey“ ihr erstes Album nach der Reunion herausgebracht.) Trotzdem, sträflich, diese Band nicht auf dem Schirm zu haben. Oben steht etwas von „Blackened Death Metal“, die Wahrheit ist: Schwarzes und tödliches Riffing halten sich auf dem zweiten Album der Amis die Waage, wobei man ANGELCIDE keineswegs in dieselbe Ecke jener x-beliebigen War-Metal-Bands nach BLACK-WITCHERY-Baukasten stecken sollte: ANGELCIDE kombinieren orthodox-schwarzes Riffing à la HETROERTZEN oder ACHERONTAS mit Death-Metal-Elementen nach klassisch US-amerikanischer Machart. Das Ganze ist dabei mal eher melodisch, mal eher chaotisch und ergibt kombiniert mit dem fiesen Gekeife von Bandkopf Maelstrom und dem charmant-rumpeligen, aber nicht unterproduzierten Soundgewand einen richtig harten Brocken Black/Death Metal. Interessierte seien gewarnt: Mit keinem Wort habe ich gesagt, „Hunting Astral Prey“ sei leicht zugänglich oder gar verdaulich. Aber ANGELCIDEs Zweitwerk ist so eigentümlich und unverkennbar, dass diese kleine Lobhymne sein musste, obwohl ein perfektes Album vielleicht doch anders klingt.

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THE FOG – „Perpetual Blackness“

Death Doom Metal
Memento Mori / Iron Bonehead Productions
VÖ: 25. Januar 2016 (CD via MM) / 31. März 2016 (LP via IBP)
7 Tracks | 48:10 Minuten

Die Amis GOATLORD haben sich ja leider nach nur einem Konzert und einer Compilation-Veröffentlichung nach ihrer Reunion wieder aufgelöst – aber die Mainzer THE FOG legen nach. Nicht als GOATLORD-Kopie, sondern als hörbar von von den Kult-Amerikanern inspirierte Death-Doom-Band mit viel Charme und kultiger Herangehensweise. Die drei Herren (u.a. mit Avenger von u.a. NOCTURNAL und BLACK PRIEST OF SATAN an den Drums) hauen auf ihrem Debütalbum auf hohem Niveau einen finster-tödlichen Doomsong nach dem anderen heraus. Man könnte der Band vorwerfen, nicht allzu innovativ vorzugehen … aber das wäre unnötig, bedenkt man, dass kein einziger der sieben Songs qualitativ abfällt. Allein: Einen Song, der als Highlight nach oben ausbricht, gibt es auf „Perpetual Blackness“ auch nicht. THE FOG bieten eben konstant hohes, aber nicht überwältigendes Niveau. Ergo: Das Album ist für Die-Hard-Death-Doom-Fans gemacht, andere Leute werden den Zugang wohl eher weniger finden.

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DEATHCULT – „Demo ’12“

Death Metal
Invictus Productions
VÖ: 28. März 2016 (CD-Re-Release)
5 Tracks | 23:29 Minuten

Die schweizer Death Metaller DEATHCULT (mit Okoi „KzR“ Thierry Jones von BÖLZER an Mikro und der Sechssaitigen) haben 2012 ihre schlicht „Demo ’12“ betitelte, erste Demo als Tape herausgebracht. Dieses Tape wurde 2014 bereits einmal als Limited Edition re-released, und vor wenigen Tagen haben Invictus Productions abermals nachgelegt, diesmal auf CD. Darauf enthalten sind neben den vier regulären Tracks der 2012er-Demo noch der kurze Bonustrack „Summoned“, und alles in allem ist das ein cooles Ding für jeden, der noch keine der beiden Tape-Versionen im Schrank stehen hat (oder sie hat und auf CD upgraden möchte). Denn DEATHCULT machen zwar nichts bahnbrechend neues und sind bei weitem nicht so unverkennbar eigenständig wie KzRs anderes, weitaus bekannteres Betätigungsfeld – aber der finstere Uptempo-Death-Metal nach Art von AUTOPSY, INCANTATION oder den frühen Schweden fetzt trotzdem ganz ordentlich. Die Songs sind eingängig, der Sound ist kultig-unpoliert, die Atmosphäre ist morbide und finster, und damit sollten Fans dieser Art von Death Metal zufriedengestellt sein. Aber Achtung: Man hat das alles auch schon spektakulärer gehört.

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ECTOVOID – „Dark Abstraction“ (LP)

Death Metal
Blood Harvest
VÖ: 28. März 2016 (Re-Release)
8 Tracks | 35:29 Minuten

In der allerersten Ausgabe dieser Kolumne schrieb ich u.a. über die „4 Doors To Death“-Split, auf der auch ECTOVOID vertreten waren. Vorher hatten die Amis allerdings schon ihr zweites ALbum „Dark Abstraction“ via Hellthrasher Productions auf CD herausgebracht, und dies erfährt nun ein Vinyl-Re-Release durch Blood Harvest. Wie auf der Split spielen ECTOVOID auch auf „Dark Abstraction“ finsteren, gerne angedoomten Death Metal, wie man ihn – mal wieder – von AUTOPSY und Konsorten kennt. Das ist – mal wieder – nicht sonderlich originell, kann aber – mal wieder – Spaß machen, wenn die AUTOPSY-Platten totgehört worden sind und man nach ähnlich bis gleich klingendem Ersatz sucht. Die-Hard-Fans dieser Art von Death Metal wissen spätestens jetzt, dass die LP was für sie sein könnte. Alle anderen haben eh schon weitergeklickt. Für den tausendsten Aufguss sind ECTOVOID halt ganz nett. Punkt.

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Und zu guter letzt hat der Herr Møller noch ein bisschen Osteuropa-Black-Metal für euch:

BUSTUM – „Demonolosophy“ (Tape)

Black Metal
Iron County Records
VÖ: 10. März 2016
11 Tracks | 36:20 Minuten

2012 veröffentlichten die kroatischen Black Metaller BUSTUM ihr Debütalbum „Demonolosophy“, nun bringen Iron County Records das Ding nochmal als Tape heraus (limitiert auf 250 Stück). Darauf spielen sie relativ herkömmlichen Black Metal ost- bzw. südeuropäischer Machart, zeigen jedoch durchaus auch Tipps und Kniffe, mit denen sie ihren Black Metal auf BUSTUM-Art trimmen und ihm Wiedererkennungswert beigeben. Richtig bahnbrechend ist „Demonolosophy“ trotzdem nicht, aber die Art, wie BUSTUM darauf ziemlich straightes Gekloppe mit orthodox-verschrobener Melodieführung paaren, das ist schon irgendwo was besonderes. Der Sound des Albums, vor allem das dominante Schlagzeug, nervt allerdings ein wenig und würde in einer regulären metal.de-Review zu Punktabzug führen. Sei’s drum: Wer auf osteuropäischen Black Metal steht (vor allem zur aktuellen polnischen Szene finden sich gewisse ÄHnlichkeiten), der macht nichts verkehrt, wenn er BUSTUMs Debütalbum einmal antestet. Wem Tapes zu kultig sind (bei einem solchen Sound gehört das Album eh nicht auf Kassette), der sollte übrigens auch die CD-Version von 2012 noch problemlos finden.

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04.04.2016
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