Lindemann
Songs, die mit "Praise Abort" locker mithalten können

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Lindemann

Was haben LINDEMANN mit SCOOTER gemeinsam? Der erste Punkt wäre die „Hyper Hyper“-Stimmung, die das Projekt von Anfang an begleitet und unterstützt hat. Hui, der RAMMSTEINige Till und der von PAIN geplagte Peter starten ein gemeinsames Projekt und die Presse findet es vorweg megageil – ein Schelm, wer da von HYPOCRISY spricht! Die zweite Parallele sind die in der Single „Praise Abort“ demonstrierten English-Skills von Meister Lindemann, die denen des Technogroßmeisters HP Baxter nicht unähnlich sind. Wer den Track noch nicht kennt, der darf ihn sich hier zu Gemüte führen und selbst entscheiden, ob das nun eine grandiose Hommage an alle frustrierten Ehemänner ist, ein Ja zur Abtreibung und die holprigen English-Skills den Durchschnittsbürger skizzieren oder, ob es sich hier einfach um gequirlte Scheiße handelt. Desweiteren bieten wir euch einige Vergleichsmöglichkeiten von Künstlern, die Parallelen zu LINDEMANNs erstem Auswurf liefern und ebenso gleichzeitig in die Kategorie „Yeah!!!“ und „Och, ne lass‘ mal“ fallen… je nachdem, wer es hört und beurteilt. Und nicht vergessen… eine Single sagt praktisch gar nichts aus und LINDEMANN kann durchaus noch der prophezeite Knaller werden !!!

Den Schweden RAUBTIER ist mit „Achtung Panzer“ eine ähnliche Art von Song gelungen. Nachdem die offensichtlichen Kritikpunkte geäußert wurden – Laaaangweilig, RAMMSTEIN-Cover! -, darf man sich über das drollig die Botschaft unterstreichende Posing des Sängers amüsieren. Und während man „Achtung Panzer“ immer und immer wieder hört, damit beschäftigt den Sinn zu ergründen und zwischen Spaß und Ernst differenzieren zu können, schleichen sich RAUBTIER von hinten ins Ohrwurm-Zentrum. Wie LINDEMANN mit „Praise Aborted“… Während du noch überlegst, ob die Band gut oder schlecht ist, haben sie den Anker schon gesetzt. Tja…

Und wer sich mit „Achtung Panzer“ philosophisch auseinandersetzt, der wird sich auch hier eine 1a-Sozialkritik zusammenfaseln können.

(Nadine Schmidt)

Mindestens genauso gut? Nein, eigentlich schlägt dieser legendäre 90er-Jahre-Tanzflächenfüller „Praise Abort“ in jeder, aber wirklich JEDER Hinsicht.

1. Trent Reznor wählt eine zunächst ähnlich plumpe Thematik, trumpft jedoch einmal mehr mit einer wesentlich tieferen Metaebene auf.

2. Trent Reznor kann richtiges Englisch.

3. Trent Reznor hat sich 21 Jahre vor besagtem Schreckensduo im Studio eingeschlossen und im Alleingang einen Welthit produziert.

4. Trent Reznor sieht im Alter einfach besser aus als sein deutscher Kollege.

5. Statt billiger Horror-Koketterie bescherte uns Mark Romanek damals ein wirklich obskur-schockierendes Musikvideo.

Punktsieg für NINE INCH NAILS!

(Alex Klug)

Man kann ja von J.B.O. halten, was man will, aber eines können die besser als LINDEMANN: Englisch singen. Glaubt Ihr nicht? Dann checkt mal ihre SLAYER-Verballhornung „Raining Blood“ aus.

(Michael Klaas)

FLOWER POT MEN, schon mal gehört? Was haben die mit LINDEMANN zu tun? Die Band hat 1984 – brauchst keinen Taschenrechner holen, 31 Jahre ist das her – einen cooleren Elektro-Sound gebastelt und mit den damaligen Mitteln schon deutlich mehr Härte und Drama geliefert. DAS ist ein Song, bei dem man hängen bleibt und der ohne aufgebauschte Ansage überzeugt. Die gute Aussprache gab es als Muttersprachler gratis dazu.

(Nadine Schmidt)

MORTIIS sollten den meisten Metalheads ein Begriff sein, auch wenn der langohrige „Parasite God“ mit Metal heutzutage wenig glänzt, so ist dieser doch Gründungsmitglied und Ex-Bassist von EMPEROR. Zu LINDEMANN darf man gleich zwei Parallelen ziehen: Wie weit kann und darf man sich als Künstler vom Metal entfernen und warum lässt sich Peter Tägtren so offensichtlich von dessen Optik inspirieren? So weit entfernt ist der „Parasite God“ übrigens nicht von „Praise Abort“, denn die Gitarren machen den Bock jetzt auch nicht mehr fett, oder?

(Nadine Schmidt)

Mindestens in genau dem Maße, in dem Till Lindemann mit seinem Gesang zu einer international bekannten Kultfigur avancierte, konnte eine gewisse Dame namens Dagmar Krause mit ihrem teutonisch akzentuiertem Gesang in der britischen Canterbury-Szene aufhorchen lassen und gilt daher als eine der wichtigsten Stimmen der britischen Avantgarde. Hier mal ein Eindruck davon in Form des HENRY COW-Klassikers „Beautiful As The Moon, Terrible As An Army With Banners“:

(Michael Klaas)

Noch nicht genug auf deutschsprachigen Musikern, die sich an der englischen Sprache vergehen, herum gehackt? Dann sollte man CREMATORY auf dem Zettel haben – wenn man da im Heimatland von Fußball und David Beckham nicht eindeutig erkennt, dass es sich um eine Band aus Deutschland handelt, dann weiß ich auch nicht. Was LINDEMANN aber eindeutig mit einer Single besser hinbekommt als die Gothic Metaller in 25 Jahren Bandgeschichte, ist: Einen catchy Song zu schreiben. „Tears Of Time“ einmal ausgenommen. Beweise gefällig?

(Sven Lattemann)

Weiße Laken, tanzende Mädels, verstörende Maskerade – und die große Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? Déjà-vu! Schon mal von „Lulu“ gehört? Wer allerdings im Falle des Duos Till Lindemann und Peter Tägtgren derjenige ist, der dem anderen weismachen kann, dass das, was man da tut, künstlerisch wertvoll ist (so wie Lou Reed das mit METALLICA geschafft hat), bleibt abzuwarten.

(Sven Lattemann)

03.06.2015
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