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Der metal.de Jahresrückblick 2005.

Special

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder neigt sich ein Jahr seinem Ende zu. Es war ein ereignisreiches Jahr 2005. Viele neue Namen hat es hervorgebracht und viele neue Bands haben die Bretter bestiegen, die die Welt bedeuten, um in Zukunft um unsere Gunst zu buhlen. Auf der anderen Seite der Bühne haben viele Größen das Rampenlicht des Metal verlassen. Auch wenn sie nicht mehr unter uns weilen mögen, werden wir sie dennoch nicht vergessen. Nahezu in jedem Monat musste die Metalgemeinde den Tod eines ihrer Mitglieder miterleben. Seien es nun ganze Bands, die das Zeitliche segneten oder – viel tragischer – Menschen, Künstler, die durch ihr Schaffen zur bunten Vielfalt unserer Szene beigetragen und sie dadurch bereichert haben. Ihre Namen werden nicht vergessen werden.
An die neuen werden wir uns gewöhnen und schon beim nächsten Jahresrückblick von ihnen sprechen wie von alten Bekannten. Sicher nicht von allen, aber doch von einigen. Denn was uns in den letzten Monaten zuteil wurde, lässt sich am besten mit einem Wort ausdrücken: Qualität! Selten haben Newcomer derart mit ihren Debüts zu bestechen gewusst wie 2005. Namen wie VOLBEAT, GEIST oder NEAERA entspringen gänzlich unterschiedlichen Subszenen, in denen sie sich jedoch souverän mit an die Spitze setzen konnten. Gerade bei letzteren überrascht das ziemlich, denn die anhaltende, hart umkämpfte Metalcore-Welle hat sich noch immer nicht gebrochen und war weiterhin DAS Ding in diesem Jahr. Neben dem Höhenflug dieses noch jungen Genres erlebte jedoch auch ein weiteres eine Hochphase: der Pagan Metal.

Die Extreme Moderne und Tradition waren DIE Trends 2005
Überall schossen (neu-)heidnische Bands wie Pilze aus dem moosbestandenen Waldboden. Alte Recken befreiten sich vom Staub der Jahre der Nichtbeachtung und übernahmen die Führung der Bewegung, die wie die wilde Horde über die Metallandschaft hinwegfegte. Keine Frage: Namen wie EQUILIBRIUM, MOONSORROW, SKYFORGER, XIV DARK CENTURIES, ODROERIR oder BLACK MESSIAH waren allgegenwärtig in den letzten Monaten. Und das Bemerkenswerte dabei ist: ein Großteil dieser Gruppen kommt aus deutschen Landen. Wir dürfen gespannt sein, ob die Pagan Metal Bewegung ähnliche Ausmaße annehmen wird wie der Metalcore.

Eines steht jedenfalls fest: es regt sich viel im Metal. Und es ist keineswegs so, dass die jungen Wilden nur bei den alten Hasen abschauen. Nein, sie wissen ihrerseits Akzente zu setzen und geben Impulse zurück. So sorgte unlängst die Roadrunner Anniversary Compilation für Aufhorchen, die den Labelroster der letzten 25 Jahre zusammenbrachte und neben modernen Krachern auch mehr als geile Old School Songs zu bieten hatte. Verantwortlich dafür zeichnete zum großen Teil Wunderkind Matt Heafy, seines Zeichens Frontmann von TRIVIUM, der damit bewies, dass sich diese neue Generation ihrer Wurzeln sehr wohl bewusst ist. Um die Zukunft des Metal muss nun wirklich nicht gebangt werden…

Das Unwort des Jahres: Metal
… auch wenn sich die Szene durch Mainstream Retortenbands wie VANILLA NINJA, NU PAGADI oder später im Jahr auch durch die unsäglichen TOKIO HOTEL in Verlegenheit gebracht sah, die von findigen Promotern im zur Zeit ach so hippen Metal angesiedelt werden sollten. Keine Frage, Gitarrenmusik ist en vogue dieser Tage. Doch neben diesen mehr als peinlichen Anbiederungsversuchen trendgesteuerter Major Companys und ihrer Zöglinge gibt es tatsächlich auch Perlen zwischen den Säuen. WIR SIND HELDEN, JULI oder SILBERMOND machten dieses Jahr auch mächtig auf Gitarre, jedoch auf eine ganz eigene. Und sie dürften auch die einzigen sein, die die Major-Pseudo-Metal-Seifenblase heil überstehen. Es scheint jedoch ein gängiges und gern ausgeschlachtetes Klischee unter den Marketern zu sein, dunkelhaarige Frontfrauen samt ihrer Bands in den NIGHTWISH’schen Dunstkreis zu schieben. Denn gerade dieser Band ist es Anfang des Jahres geglückt, für mehrere Wochen die Pole Position der deutschen Albumcharts zu besetzen. Ein großer Teil dieses Trends ist somit sicher dem Erfolg NIGHTWISHs zuzuschreiben, der (frauengestützten) Metal endgültig salonfähig gemacht zu haben scheint. Die Etikettierung eines Produkts mit dem Qualitätssiegel „Metal“ passiert demzufolge jeder zweiten halbwegs alternativen Band. Solange man eben mindestens eine Gitarre halten kann und eine dunkelhaarige Sängerin sein eigen nennt. Metal wurde in der Medienlandschaft zum Jokerbegriff für alles, was mit langen Haaren oder auch nur ansatzweise verzerrten Gitarren zu tun hat. Somit müsste „Metal“ eigentlich zum Unwort des Jahres gekürt werden. Es ist jedoch beruhigend zu wissen, dass jeder Trend ein Ende hat. Dann werden Metalvideos wieder aus den Sendeformaten verschwinden und die Kids werden sich wieder bunt anziehen. Um es metaphorisch auszudrücken: Was juckt es eine stolze Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr kratzt?

Danke!
Nicht erst das Jahr 2005 hat gezeigt, dass man mit Metal Geld verdienen kann. Und zwar viel Geld. Gewiefte Geschäftemacher versuchen immer wieder, einem das Geld aus den Taschen zu ziehen. Den vorläufigen Gipfel dieser Dreistigkeit findet Ihr in unserem Bericht zum Earthshaker Festival beschrieben. Generell ist die Szene aber von einer Inflation auf allen Seiten gezeichnet: unzählige Bands, und darunter massenhaft mittelmäßige, überschwemmen den Markt. Labels scheinen ohne Sinn und Verstand jeden Dreck unterm Fingernagel zu signen. Wer soll sich in diesem Dschungel noch zurecht finden? Und vor allem: wer soll das Geld aufbringen, um diesen Bands durch den Kauf ihrer CDs ein Überleben zu ermöglichen? Dieser Zustand hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die an Raubbau am Fan grenzen. Es wird Zeit, dass die Selbstreinigungskräfte der Szene ihren Dienst antreten.
Aber auch auf Seite der Medien, auf der natürlich auch wir stehen, vollzieht sich ähnliches. Die Medienlandschaft fragmentiert sich zusehends immer weiter, wodurch die mannigfaltig vorhandenen Meinungen in Form von Kritiken nahezu jegliches Gewicht einbüßen. Wer soll in diesem Blätterwald noch den Überblick behalten? Wem kann man noch vertrauen?
Umso mehr freut es uns daher, dass Ihr unser (und Euer) Magazin in diesem Jahr so zahlreich besucht habt wie noch nie. Durch Euch konnten wir in den letzten 12 Monaten um nahezu 100% wachsen und gehören damit weiterhin zu den größten Online-Mags im gesamten deutschsprachigen Raum. Für dieses Vertrauen möchten wir uns bedanken! Wir sind ständig dabei, das Magazin in Eurem Sinne weiterzuentwickeln und voranzubringen, und Euer Zuspruch bestätigt uns in unserem Tun. Eine wichtige Entscheidung für die Zukunft des Magazins war mit Sicherheit seine Umbenennung von „The Dark Site“ in „metal.de“ im Juli des Jahres. Wir werden Euch natürlich weiterhin mit interessanten Themen versorgen und unser Angebot in Eurem Interesse weiterentwickeln. Dazu ist uns Euer Feedback wichtig. Macht Gebrauch davon und helft uns, metal.de weiter zu verbessern, um auch im kommenden Jahr, in dem wir unser zehnjähriges Jubiläum begehen werden, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Es tut sich ständig etwas im Hause metal.de und wir freuen uns auf die kommenden Monate, die schon jetzt Großes versprechen.

Wir hoffen, Ihr haltet uns auch in Zukunft die Treue, und wünschen Euch ein gesundes, erfolgreiches, schönes Jahr 2006!! Doch nun wollen wir zusammen einen Blick auf die ereignisreichen letzten Monate werfen. Viel Spaß beim Lesen von „Metal, Bier & Emotionen – der metal.de Jahresrückblick 2005“. Prost!

Euer
metal.de Team

22.12.2005
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