metal.de
Der metal.de Jahresrückblick 2007

Special


JANUAR

Das neue Jahr beginnt ausschweifend. Axl Rose wird anstatt im Studio – wo er eigentlich hingehört, denn „Chinese Democracy“ ist immer noch nicht raus – in Las Vegas auf einer Playboy-Silvester-Party gesichtet. Das Album verkündet Axl recht optimistisch für den 6. März. Ob er ein Jahr dazu genannt hat, ist nicht überliefert. Überliefert ist allerdings, dass er seinen langjährigen Manager Merck Mercuriadis gefeuert hat. Vielleicht hat dieser ihm in einem ungünstigen Moment offenbart, dass sich die Studiokosten bislang auf etwa 13 Mio. Dollar belaufen. Noch im Januar heißt es, Axl sänge jetzt die „finalen Vocals“ für das Album ein. „Chinese Democracy“ – nicht nur im weltpolitischen Zirkus ein Phantom.

Notiz am Rande: Kelly Osbourne, mutmaßlich universal talentfreie Tochter von Altrocker Ozzy, wird kaum bei Hugh Hefners Entre-Nous zugegen gewesen sein. Der jüngste Spross der Osbourne-Familie hatte in einem Interview durchblicken lassen, dass sie sich gerne für den Playboy ausziehen würde. Playboy-Herausgeber Hefner daraufhin: „Ich sehe da keine Möglichkeit. In so großem Maße retuschieren wir nicht.“

Einen ähnlich großzügigen Zeitplan wie Mr. Rose scheinen sich auch METALLICA mit dem Nachfolger zu „St. Anger“ zu gönnen. Jedenfalls versucht Lars Ulrich das gemächliche Arbeitstempo zu rechtfertigen, das die Band zusammen mit Star-Produzent Rick Rubin an den Tag legt. Generell scheinen den Four Horsemen dieser Tage positive Schlagzeilen wichtig zu sein. „Die Band hat noch nie so gut funktioniert“, verkündet Lars. Einen zweiten Teil zu „Some Kind Of Monster“ soll es offensichtlich nicht geben. Dagegen stänkert SLAYERs Kerry King, der in den Achtzigern oft mit Rubin gearbeitet hat, er frage sich, wie Rubin dieses „sinkende Schiff“ noch retten will.

Zankapfel sind METALLICA in einem regionalen Omnibus in Edmonton, Kanada, in dem der 35-jährige Die-Hard-METALLICA-Fan Stefan Conley mit ein paar Jugendlichen über deren – seiner Ansicht nach – schlecht entwickelten Musikgeschmack in Streit gerät. Nach einem kurzen Handgemenge, bei dem Conley einen Schlag gegen die Schläfe erleidet, stirbt er noch im Bus. Die Jugendlichen werden des Totschlags angeklagt. Eine langjährige Haftstrafe ist allerdings fraglich, da die Angeklagten zum Zeitpunkt des Vorfalls noch nicht volljährig sind.

Ein wahrer Knastexperte (wie ihn RTL2 nennen würde) ist dagegen Gaahl . Der GORGOROTH-Fronter und unablässige Tunichtgut darf im Januar nach 14 Monaten wieder ungefilterte Luft atmen, gerät dank seiner getätigten Aussagen in der Doku „Metal – A Headbanger’s Journey“, die ungeschickterweise ein paar Tage vor seiner Entlassung im norwegischen Fernsehen läuft, aber sofort wieder ins Visier der Ermittler. Im gezeigten Interview heißt Gaahl die Kirchenbrandstiftungen der frühen Neunziger gut und ruft zu weiteren Taten auf.

Zufriedenstellen dürfte ihn da, dass die Welle satanistisch motivierter Kriminaldelikte in Italien mittlerweile eine Größenordnung angenommen hat, dass das Anti-Sekten-Squad des Vatikan (kein Spaß: „Squadra Anti Sette – SAS“) nun mit der Polizei zusammenarbeitet. Eine Satanistengruppe namens „Beasts Of Satan“ soll zwei seiner Mitglieder „geopfert“ und bei lebendigem Leibe im Wald verscharrt haben.

Auch in anderen Ecken der Welt ist der Deibel in einige Leute gefahren: In Guatemala sollen zwei Jugendliche Polizeiberichten zufolge im Drogen-, Satans- und Heavy Metal-Wahn ein sechsjähriges Mädchen getötet und zerstückelt haben. Und in Guantanamo sollen muslimische Gefangene stundenlang mit „satanischer Heavy-Metal-Musik“ gefoltert worden sein.

Während ENSLAVED für ihr grandioses „Ruun“ den Spellemannsprisen – das norwegische Pendant zum Grammy – einsacken, werden LORDI sowohl zum „Best Dressed Act“ des letztjährigen Eurovision-Song-Contest gewählt, als auch von anderer Seite für das mieseste Outfit des Wettbewerbs „geehrt“. Letzteres muss sie aber nicht wirklich kümmern, ist die Band in Finnland seit ihrem Triumph doch in Form einer eigenen Kreditkarte (zu haben bei der Sampo Bank), LORDI Cola, LORDI Süßigkeiten, LORDI Kebab (sic!) und eines Comics nicht mehr aus dem öffentlichen Leben wegzudenken.

Aus selbigem verabschieden sich im Januar LUNAR AURORA mit ihrem Abschiedswerk „Andacht“, welches bei uns die Höchstnote mit nach Hause nimmt. Ebenso hinterlassen im Januar die neue REGURGITATE „Sickening Bliss“ und MOONSORROWs „V: Hävitetty“ einigen Eindruck in der Redaktion.

Ob ETERNAL OATH auch etwas hinterlassen? Die Zeit wird es zeigen, denn im Januar löst sich die Band auf. Dafür gibt es THE BLACK wieder. Damals eines von vielen, heute als Kult angepriesenes Side-Project einiger Schweden, u.a. von Jon Nödtveidt (DISSECTION), wird die Band nach 13 Jahren ohne Release ausgegraben, um ein zweites Album hervorzubringen. Ebenso unerwartet finden sich im Januar die legendären GROTESQUE noch einmal zusammen, um nach 16 Jahren einen exklusiven Gig für geladene Gäste bei der Release-Party zum Buch „Swedish Death Metal“ in Stockholm zu spielen.

Am 31. Januar gedenken wir EXODUS-Frontmann Paul Baloff , der vor genau fünf Jahren den Folgen eines Schlaganfalls erlegen ist. Dieses Jahr gibt es dagegen Erfreuliches zu berichten: NEVERMORE-Gitarrist Steve Smyth ist auf dem Weg der Genesung. Im Dezember hat er sich einer Nierentransplantation unterzogen, die ihn damit von der Dialyse befreit hat. Steve hatte in den vergangenen Monaten an den Folgen eines angeborenen Gendefekts zu leiden, der seine Nieren nach und nach versagen ließ. Er wird dennoch sein Leben lang auf Medikamente angewiesen sein.

Ebenfalls erfreulich: Blaze Bayley heiratet seine langjährige Freundin Debbie. Und für die Beteiligten sicher erfreulich: Die Warner Music Group schluckt Roadrunner, womit wieder ein florierendes Independent Label einem Major einverleibt wird. Finanziell eröffnet das Roadrunner sicher neue Möglichkeiten – hoffen wir dass es der Kreativität nicht schadet. Immerhin bleibt Roadrunner-Chef Cees Wessels im Amt. Ob es etwas damit zu tun hat: Eine halbe Woche später signen Roadrunner Peter Tägtgrens PAIN.

Und die wohl wichtigste Meldung des Januar: es ist Einsendeschluss. NIGHTWISH nehmen keine Bewerbungen für Tarjas Nachfolge mehr entgegen und entscheiden sich für eine neue Frontfrau. Die wird aber noch geheim gehalten und erst Ende Mai vorgestellt. Menno.

 

FEBRUAR

Auch wenn Gerüchte etwas anderes behaupten, ist im Februar schnell klar: Vibeke Stene ist es nicht. Die verlässt zwar TRISTANIA, hat aber mit NIGHTWISH nichts am Hut. Warner treten DREAM THEATER an ihr frisch akquiriertes Sublabel Roadrunner ab und Earache Records werden 20. Glückwunsch!

Joey DeMaio hat den Grund gefunden, warum seine Fans MANOWAR seit über 20 Jahren so treu sind: Sie finden sich in den Songs wieder. „They’re talking about me. That’s my life. That’s the way I feel“, denken die. Vermutet Joey. Stimmt! Das nächste Mal, wenn das Blut eines Königs die Klinge meines Schwerts hinabläuft und mir der Fellschlüpfer vor lauter Gesäßmuskeln reist, werde ich niederknien und mein Kriegergebet MANOWAR widmen. Hail!

Nichts Neues bei EISREGEN: Die Indizierung von „Wundwasser“ ist weder überraschend noch ein Skandal, wie das bei früheren Alben noch war. Die Meldung geht beinahe unter. Etwas mehr aufhorchen lässt dagegen, dass IMPALED NAZARENEs „Nihil“ ebenfalls auf Liste A der BPjM landet.

Für den Skandal des Monats sorgt Kvarforth mit SHINING bei einem Gig in Halmstad. Er selbst lässt sich Urin aus der Flasche schmecken (wohl bekommts!), wetzt mal wieder die Klingen am eigenen Fleisch und lässt sich auf der Bühne von seinem Busenfreund Maniac (Ex-MAYHEM) verprügeln, der sich zur Zierde ein Hakenkreuz in die Stirn geritzt hat. Seine benutzten Rasierklingen verteilt Kvarforth munter im teils minderjährigen Publikum und zu guter Letzt kommt auch noch Nattefrost auf die Bühne und zeigt seinen Pimmel. Was für ein gelungener Abend.

Hätten das einige Blog-Kritiker gesehen, würden Kvarforth & Co. sicher in ihre Liste der „ugliest musicians ever“ aufgenommen, in der sich neben Alex van Halen derzeit auch Lemmy und Gene Simmons tummeln. SLAYER kriegen dafür eine „echte“ Auszeichnung. Sie gewinnen einen Grammy für die „beste Metal Performance“.

In der Redaktion empfängt die neue JESU namens „Conqueror“ die Weihen der Höchstnote. Stendahl sieht diese auch beinahe bei NAGFLARs „Harvest“, der Clash zur Platte zeigt allerdings, dass man da geteilter Meinung sein kann.

Der restliche Februar gibt sich unauffällig: (Mittlerweile Ex-)Premier Minister Tony Blair outet sich als Fan von BLACK SABBATH. Chris Cornell verlässt AUDIOSLAVE und konzentriert sich auf seine Solokarriere. Nach Schlagzeuger John Bennet verlässt auch Bassist Adrian Jackson MY DYING BRIDE. Er wandert in die USA aus. Ihn ersetzt Bassistin Lena, das Schlagzeug bedient fortan Dan Mullins (u.a. BAL-SAGOTH). Auch MOURNING BELOVETH geht der Basser flöten: Adrian wird allerdings schnell durch Brendan Roche ersetzt.

HAMMERFALL verlängern ihren Vertrag bei Nuclear Blast, SAMAEL unterschreiben ebenfalls in Donzdorf, LAY DOWN ROTTEN bei Metal Blade und CALLENISH CIRCLE lösen sich auf. Dafür sind LIMBONIC ART wieder da. Pressewirksam symbolisch datiert man das Datum der Entscheidung zur Wiederauferstehung auf den 06.06.06 zurück. Nun denn, willkommen zurück. Die infamen MEZZERSCHMITT kündigen mit „Totalitär“ doch tatsächlich ein neues Album an. Mal sehen ob’s so toll wird wie die Mini.

Aber die wahre Sensation im Februar zum Schluss: MANOWAR veröffentlichen mit monatelanger Verspätung endlich „Gods Of War“ und gehen im März auf große Europarundfahrt.

 

MÄRZ

Der März kommt…der 6. März auch…nur „Chinese Democracy“ nicht. Hat Axl also doch nicht 2007 gemeint. Hat der überhaupt ein Label derzeit? Ein Risikokapitalgeber wäre sicher angebrachter.

DORNENREICH haben ein Label und bleiben auch dabei. Die Österreicher verlängern um weitere drei Alben bei Prophecy. ENTOMBED unterschreiben bei Candlelight Records und DERANGED verlassen Listenable in Richtung Regain. Kaum ist der Vertrag bei NB verlängert, verlässt Bassist Magnus Rosén HAMMERFALL. Ihn ersetzt Ur-Bassist Fredrik Larsson. Apropos Nuclear Blast: der Donzdorfer Szene-Riese und Technologievorreiter setzt neuerdings auf Online-Bemusterung. Und es scheint sich auszuzahlen: Kurz nach erscheinen der Online-Promo der neuen DIMMU BORGIR taucht diese als illegale Kopie im Internet auf. Dank der verwendeten Watermarks ist der vermeintlich Schuldige, ein italienischer Journalist, schnell ausgemacht und im Handumdrehen verklagt.

Nach dem Skandal-Gig von SHINING im Februar, nach dem der Bassist die Band verlassen hat, da ihm Kvarforth auf der Bühne angeblich den Arm brechen wollte, ist die Band nun mit Phil A. Cirone wieder vollzählig. Und weil wir gerade bei Skandal-Gigs sind: TAAKE wollen sich da ebenfalls nicht lumpen lassen. Hoest zeigt sich in Essen auf der Tour mit KOLDBRANN und URGEHAL mit fettem Hakenkreuz auf der Brust und beglückt sein Publikum mit Spuckattacken und Flaschenwürfen. TAAKE fliegen damit kurzerhand aus dem Club und von den Billings von Party.San und Ragnarök Festival. Natürlich folgt in den nachfolgenden Tagen das unvermeidliche Entschuldigungs-Blabla von wegen war ja nur Spaß und TAAKE sei ja keine Naziband und sowieso unpolitisch. Is klar, kennt man ja. TAAKE-Frontmann Hoest scheint da allerdings eine etwas andere Sichtweise zu haben und entschuldigt sich ausdrücklich nicht für sein Verhalten, sondern fühlt sich durch das Ausbleiben von Attacken auf seine Person – zu denen seiner Aussage nach bei den folgenden Dates der Tour genug Gelegenheit gewesen wäre – in seinem Tun bestätigt. Kaum ist Hoest mal aus dem Knast raus, macht er gleich so einen Scheiß.

Eine vorsichtige Ahnung von Knast bekommt dagegen DEICIDE-Schlagwerker Steve Asheim in Innsbruck. Als er das Geld aus den Merch-Verkäufen bei einer Bank einzahlen will, schlagen die Angestellten Alarm. Sein Aussehen und die Tatsache, dass einige der Geldscheine mit roter Farbe beschmutzt sind, lassen sie mutmaßen, das Geld stamme aus einem Bankraub. Die Polizei nimmt Steve daraufhin fest und verhört ihn stundenlang. Schlussendlich lassen sich die Beamten aber davon überzeugen, dass das Geld ehrlich verdient und ein ausgelaufener Stift ursächlich für die Farbflecken ist. Glück gehabt, das hätte auch eine längere Auszeit werden können.

Eine freiwillige Auszeit hat Christopher Amott hinter sich. Nach etwas mehr als einem Jahr Abstinenz findet er im März seinen Weg zu ARCH ENEMY zurück. Der Norweger Erland Caspersen ersetzt fortan Bassist Jacoby bei DEEDS OF FLESH und Andreas Jechow verstärkt DEW-SCENTED am Schlagzeug. HATE ETERNAL müssen dagegen ab sofort ohne Randy Piro (Bass) auskommen. Im Laufe des Jahres vervollständigt Erik Rutan sein Line-Up allerdings wieder mit CANNIBAL CORPSE-Basser Alex Webster, dessen letztes Kannibalen-Album „Kill“ er produziert hat, Shaune Kelley an der zweiten Gitarre und Jade Simonetto an den Drums, um mit seinem neuen Deal bei Metal Blade zum Angriff zu blasen.

In einer Umfrage des britischen Musikmagazins „Q“ wird Ozzy Osbourne unter die „schlechtesten Sänger aller Zeiten“ gewählt. Neben Celine Dion und Mariah Carey. Die beste Stimme hat „Q“ zufolge Elvis Presley.

Unserer Meinung nach sind im März VOLBEATs „Rock The Rebel, Metal The Devil“ und NIGHTRAGEs „A New Disease Is Born“ top.

DARK FUNERAL – nicht unbedingt die Schnellsten, was das Veröffentlichen neuer Alben angeht – schaffen sich ein zweites Standbein und unternehmen ihre ersten Gehversuche im Filmbusiness… und suchen sich dafür den „first ever satanic porn“ mit dem Titel „Club Satan: The Witches Sabbath“ aus. Daneben scheint es ein weiteres, ähnlich geartetes Projekt zu geben, den ersten „Black Metal Porno“. Dieser Streifen trägt den Namen „Phallusifer – The Immoral Code“, bei dem Berichten zufolge der anonym gehaltene Frontmann „einer bekannten Black-Metal-Band“ die Hauptrolle spielen soll. Geheimnisvoll, geheimnisvoll! Alles auf Anfang uuuund: Klappe!

 

APRIL

Der letzte Vorhang fällt im April für ARCTURUS. Der organisatorische Aufwand, alle Mitglieder und ihre unzähligen Verpflichtungen in anderen Bands unter einen Hut zu bekommen, wird zu groß. Die Band löst sich auf.

Ebenso überraschend verkündet Ur-Dis-Member Fred Estby seinen Ausstieg bei der Stockholmer Death Metal-Institution. Er will sich mehr um seine Familie kümmern. Ebenfalls in Schweden verlässt Dr. Van Tuominen die Leichenschänder GENERAL SURGERY, wird aber umgehend durch Dr. Andreas Eriksson ersetzt, der bereits in den Jahren 2002 und 2003 bei der Band war. Bei DARK FORTRESS wird derweil Frontmann Azathoth gegangen. Gerüchte, er wolle sich auf seine Karriere als Model für Haarpflegeprodukte konzentrieren, werden weder bestätigt noch dementiert.

Christopher Schmid, Sänger der Gothicrocker LACRIMAS PROFUNDERE, gibt den Posten am Mikro hingegen freiwillig ab und wird fortan nur noch als Texter und Songwriter für die Band fungieren. Machen IMMORTAL schließlich schon seit Jahren so. Bei MARDUK ersetzt Lars Broddesson (EXCESSUM, ABSURDEITY) den Ende vergangenen Jahres ausgeschiedenen Emil Dragutinovic (ELIZIUM, THE LEGION) an den Drums.

Infernus (GOROROTH) gründet sein eigenes Label mit dem programmatisch-symptomatischen Namen „Forces Of Satan Records“. Gesignt wird ausschließlich nach Infernus‘ Reinheitsgebot. EPICA fallen selbstverständlich nicht darunter, und so unterschreiben die Holländer lieber bei Nukular Blast.

Ebenso wenig dürften THE YOUNG GODS mit „Super Ready / Fragmente“ oder DARK TRANQUILLITY mit „Fiction“ darunter fallen, die die Redaktion im April äußerst gelungen findet. Da vielleicht schon eher die neue SHINING, „V: Halmstad“. An der neuen DIMMU BORGIR scheiden sich in der Redaktion die Geister.

Während sich mit I KILLED THE PROM QUEEN eine Band mit einem unsagbar dämlichen Namen auflöst, geht der Reunion-Wahn andernorts in die nächste Runde: DIABOLIC sind bis auf Brian Malone wieder im Ur-Line-Up zusammen.

In Schweden kämpfen Michael and Karolina Tomaro darum, ihre sechs Monate alte Tochter „Metallica“ nennen zu dürfen. Das Kind ist bereits auf den Namen getauft, jedoch will die schwedische Steuerbehörde, welche auch für die Ausweisvergabe und Identifikationsnummern zuständig ist, den Namen nicht anerkennen. Dabei lebt in Schweden bereits eine Frau, die „Metallica“ als zweiten Vornamen trägt.

 

MAI

Einen Namen und ein Gesicht bekommt im Mai endlich die lange geheim gehaltene neue Sängerin von NIGHTWISH. Sie hört auf den Namen Anette Olzon und ist bislang mit keiner größeren Band in Erscheinung getreten. Damit geht ein monatelanges Rätselraten und Gerüchtekochen zu Ende, das es in dieser Ausprägung in der Metal-Welt bislang wohl noch nicht gegeben hat.

Noch ein paar Tage später und Anneke von Gierbergen hätte auch noch als neue NIGHTWISH-Sängerin gehandelt werden können. Denn die verlässt im Juni THE GATHERING. Dass Mats Levén THERION verlässt und Peter Lindgren nach mehr als 16 Jahren bei OPETH aussteigt, verkommt dabei fast zur Randnotiz.

Keineswegs Randnotiz sind dagegen die Alben, die im Mai herauskommen. Höchstwertungen sind uns DREAM THEATERs „Systematic Chaos“ und die neue ABIGOR – „Fractal Possession“ – wert. Philip wagt es allerdings, Chef Alboin zu widersprechen und fordert ihn zum Clash. Im Interview spricht TT über das Comeback-Album der Österreicher.

 

JUNI

Im Juni geht es richtig rund. IMMORTAL spielen nicht nur Wacken sondern basteln anscheinend auch an neuem Material. ENDSTILLE wechseln zu Regain Records, TIAMAT zu Nuclear Blast und MALEVOLENT CREATION zu Massacre. Zakk Wyldes BLACK LABEL SOCIETY zieht es dagegen vor, Roadrunner ohne neues Labelziel zu verlassen.

Matte Modin ist nicht länger Teil von DARK FUNERAL. Neuer Mann an den Kesseln ist Nils Fjällström, der unter dem Pseudonym „Dominator“ auftreten wird, da er „totally dominate on drums“ [sic!]. Na denn!

Nachdem im März ein italienischer Journalist scheinbar der illegalen Verbreitung der neuen DIMMU BOGIR werden konnte, entpuppt sich die triumphale Verkündung des Siegs der Technik über die kriminellen Triebe als Bumerang für Nuclear Blast. Der Angeklagte kann im Juni endlich seine Unschuld beweisen, woraufhin Nuclear Blast kleinlaut alle Anschuldigungen zurückzieht. Inwiefern sich der Ruf des zu Unrecht Beschuldigten wiederherstellen lässt, ist aber nicht absehbar.

Dennoch liegen Nuclear Blast voll im Trend. Eigenen Angaben zufolge hat die deutsche Musikindustrie im ersten Halbjahr 2007 rund 25.000 Strafanzeigen gegen Internetnutzer gestellt, die illegal Musik im Internet angeboten haben. Begründet wird das Vorgehen mit dem Interesse der Künstler, für ihre Arbeit gerecht entlohnt zu werden. Vielleicht wäre es dann auch mal an der Zeit, bei den Plattenverträgen anzusetzen, die vielen Künstlern zugemutet werden?

Eine Liste hat auch die polnische Organisation APCFDAS („All-Polish Committee for Defense Against Sects“). Da stehen keine Namen von Raubkopierern drauf, sondern Künstler, die nach Auffassung der APCFDAS „Werbung für Satan“ machen und „zu Morden und Tieropfern ermuntern“, und die in ihrem Tun behindert werden müssten. Neben SLAYER und (oh Wunder!) MARILYN MANSON befinden sich auch BEHEMOTH auf der Liste. An Stelle Nr. 1. Glückwunsch!

Wie lange es in Frankreich noch dauert, bis eine derartige Liste erstellt wird, bleibt abzuwarten. Entsprechenden Anlass könnte der Vandalismus an religiösen Gebäuden in der Bretagne geben. Geständig sind drei junge Erwachsene, die sich als Mitglieder der Gruppe „True Armorik Black Metal“ verstehen und das Christentum in der Bretagne – insbesondere in Armorique – bekämpfen wollen. Ein kleines gallisches Dorf leistet eben immer noch Widerstand…

Den leistet auch der Freistaat Bayern. Und zwar gegen BELPHEGOR. Die dürfen auf dem Rockfalls Festival in Würzburg nur unter polizeilicher Beobachtung auftreten und ihren Gassenhauer „Vomit Upon The Cross“, ursächlicher Zankapfel der Provinzposse, unter Androhung von Strafverfolgung nicht spielen.

Völlig ergeben hat sich die metal.de-Redaktion dagegen der neuen CANDLEMASS „King Of The Grey Islands“. Ebenfalls überzeugen konnten uns EXPLOSIONS IN THE SKY mit „All Of A Sudden I Miss Everyone“ und BEHEMOTH mit „The Apostasy“.

 

JULI

Schockzustand im Juli! Till Lindemann verlässt RAMMSTEIN, um einer Solokarriere nachzugehen. En Esch (KMFDM) soll sein Nachfolger werden. Oder etwa doch nicht? Ein paar Tage nach dieser vermeintlichen Sensationsmeldung entpuppt diese sich als Ente. Mutmaßungen, es handele sich dabei lediglich um einen Promo-Gag, um Richard Kruspes durchwachsenes Soloprojekt EMIGRATE anzuschieben, sind wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Mehr Running Gag als wichtige Meldung ist wohl, dass DYING FETUS mal wieder einen neuen Drummer haben. Duane Timlin ist raus, neu ist Trey Williams.

Im Juli rufen wir unsere Leserschaft dazu auf, das schlechteste Album in 11 Jahren metal.de zu küren. Der glorreiche Sieger steht uns im Interview Rede und Antwort.

Musikalisch wirklich grandios finden wir im Juli die neue NEUROSIS „Given To The Rising“ und „Captured“ von WARHEAD.

Zuletzt erreicht uns im Juli die traurige Nachricht vom Tod von Original-GIRLSCHOOL-Gitarristin Kelly Johnson. Sie verliert den Kampf gegen den Wirbelsäulenkrebs.

 

AUGUST – SEPTEMBER

Im August ist Reisezeit im Hause metal.de! Wie jedes Jahr besuchen wir für Euch mit Rock Hard Festival, Bang Your Head!!!, Zabbaduschder Open Air, With Full Force, Wacken Open Air, Summer Breeze und Up From The Ground die wichtigsten großen und kleinen Festivitäten und sind dieses Jahr zum ersten Mal mit der Kamera vor Ort.

Wie auch wir, hat auch TAAKE-Frontmann Hoest – quasi hoestpersönlich – eigentlich immer dasselbe Reiseziel. Rein in den Knast, raus aus dem Knast, dann wieder rein, und wieder raus. Im August geht es mal wieder für ein paar Monate rein in den Bau. Ob er dort schon eine Stammzelle (hüstel) hat?

ILLDISPOSED sind dagegen frei. Heißt in diesem Fall aber auch: ohne Deal. Ganz unglücklich scheint die Band über den Split von Roadrunner nicht zu sein, da sich die Dänen für das Label als nicht mainstreamkompatibel genug fühlen. AFM Records scheint das egal zu sein und signt die Jungs. Neu bei Roadrunner sind dafür DOWN .

Thomen Stauch kann aus persönlichen Gründen nicht länger bei SAVAGE CIRCUS trommeln. Im August ist für den Bandgründer und ehemaligen BLIND GUARDIAN-Trommler Sense. Ersetzt wird er alsbald durch den arbeitslosen Mike Terrana. Er und Erik Rutan kennen sich bereits aus ihren Jahren bei RIPPING CORPSE.

Sense ist dagegen leider auch bei PUNGENT STENCH. Die Trennung verläuft allerdings nicht ohne Rosenkrieg, der für Außenstehende nicht wirklich nachvollziehbar ist. Da ist von Eifersüchteleien innerhalb der Band die Rede, die man den sympathischen Wienern gar nicht zutrauen würde. GREEN CARNATION sind ebenfalls Geschichte. Zumindest live. Tchort löst die Band auf und wird GREEN CARNATION lediglich als Studioband weiterführen. USURPER lösen sich komplett auf.

Auch REVEREND BIZARRE lösen sich bekanntlich auf, tun das aber mit einem Paukenschlag, der sich „III: So Long Suckers“ nennt, und bei uns verdiente 10 Punkte einfährt. Auch die neue DEADSOUL TRIBE namens „A Lullaby For The Devil“ finden wir toll.

Im September schließen sich da gleich BARONESS mit „The Red Album“ und HOPESFALL mit „Magnetic North“ an. Nicht unerwähnt lassen wollen wir den Release der neuen NIGHTWISH „Dark Passion Play“, zu der es in der Redaktion erwartungsgemäß nicht nur eine Meinung gibt.

Wir begehen im September die Feierlichkeiten zu unserer 1000. Story und stellen uns den Fragen unserer Leser.

Neben diesem freudigen Anlass gibt es allerdings auch etwas zu betrauern: Wayne Knupp, Ex-Sänger der Deathmetaller DEVOURMENT, stirbt Mitte September an den Folgen jahrelangen Alkoholmissbrauchs.

 

OKTOBER – DEZEMBER

Das große metal.de Bundesland-Special wird im Oktober vollendet und widmet sich den regionalen Szeneschwerpunkten quer durch Deutschland und unternimmt der Versuch eines Porträts.

Zu einem PR-Stunt der besonderen Art lassen sich zwei Mitglieder von ENSLAVED hinreißen: Sie klauen dem norwegischen Politiker Lars Sponheim ein Schaf. Dessen Partei vertritt nämlich den Standpunkt, dass Internet-Downloads legalisiert werden sollen, da sich das Ganze bereits etabliert hätte. Der offensichtlichen Unhaltbarkeit dieser Argumentation wollen die ENSLAVED-Mitglieder Ausdruck verleihen, und zeigen, dass gerade kleinere Bands unter dieser Entwicklung zu leiden haben. Wenn also Musik geklaut werden dürfe, dann sei es auch in Ordnung, ihm das Schaf zu stehlen.

Nach Jahren der Dementis tritt im Oktober das Unvermeidliche ein: CARCASS sind zurück. Die Band um Jeff Walker ist für das Wacken 2008 bestätigt. Originaldrummer Ken Owen, der noch immer mit den Folgen seiner Gehirnblutung zu kämpfen hat, die er 1999 erlitten hat, wird ebenfalls von der Partie sein, allerdings von Daniel Erlandsson unterstützt. Als weitere Sensation bzw. Skandal (bitte ankreuzen) haben die Wackenmacher die legendären AT THE GATES exhumiert. Gänzlich unkommerziell geht es dafür bei BOLT THROWER zu. Die lassen ihre Fans über eine Anfrage der Wacken-Organisatoren entscheiden. Doch selbst entgegen des Votums der Fans sagen BOLT THROWER ab.

Nach rund 13 Jahren erklären THE HELLACOPTERS das Ende der Band. Nach einer Abschiedstour im Frühjahr 2008 soll Sense sein. Ebenso düster sieht die Zukunft der schwedischen Cruster SKITSYSTEM aus.

Bei GORGOROTH brodelt es auch gewaltig: Gaahl und King werfen Infernus aus der Band und kämpfen vor Gericht mit ihm um die Namensrechte. Eine gewisse Zeit lang gibt es nun also zwei Bands mit Namen GORGOROTH. Um seinen Ansprüchen Nachdruck zu verleihen, verpflichtet Gaahl ab 2008 Hellhammer für „sein“ (The True?) GORGOROTH.

Musikalisch gibt der Oktober mächtig Gas: ARMY OF ANYONE sorgen mit ihrer selbstbetitelten für mächtig Furore, ebenso wie SUBWAY TO SALLY mit „Bastard“. Nicht unerwähnt bleiben soll die neue ULVER – „Shadows Of The Sun“. Die neue DARKTHRONE – „F.O.A.D.“ kommt dagegen nicht so gut an, wobei es auch hierzu unterschiedliche Meinung gibt.

Allerdings zeigt der Herbst auch, dass er statt golden auch pechschwarz sein kann: MINISTRY-Bassist Paul Raven stirbt im Oktober an einem Herzinfarkt. Bei einem schweren Busunfall während ihrer Russland-Tour werden DECAPITATED-Sänger Covan und Schlagzeuger Vitek schwer verletzt. Sie werden mit schweren Kopfverletzungen zur Behandlung nach Moskau gebracht. Wenig später erliegt Vitek seinen Verletzungen. Trotzdem muss es weitergehen: Im November unterschreiben die Polen einen Vertrag bei Nuclear Blast.

„Das ist alles nur geklaut, eeo eeo!“ wussten schon die Prinzen. Dass Hauptstadt-Rapper und Elternschreck BUSHIDO neben verbalen Anzüglichkeiten auch gern seine Kleinkriminellenkarriere zur Schau stellt, ist bekannt. Aber jetzt legt er sich mit den Falschen an. Für seine Songs „Mittelfingah“ und „Engel“ vergreifen sich seine langen Finger an DIMMU BORGIRs „Mourning Palace“ bzw. „Alt Lys Er Svunnet Hen“. Kleiner Trost für die Norweger: im Dezember dürfen sie in die Coupé.

Vielleicht nicht ganz so schick wie die Coupé: Peter Tägtgren wird gemeinsam mit dem schwedischen Autor Nils Carlsson in Ludvika mit dem diesjährigen Culture Price ausgezeichnet. Das Preisgeld spendet Peter der Grundschule seines Sohnes. Es soll in neue Musikinstrumente investiert werden.

Und noch ne Reunion: SIEBENBÜRGEN sind wieder da und unter Vertrag bei Massacre. Zum Line-Up gehören Marcus Ehlin, Richard Bryngelsson und Dennis Ekdahl. Eine SAVATAGE-Reunion wird es laut Aussage von Jon Oliva persönlich nicht geben. Aber wir wissen ja mittlerweile, was wir von solchen Statements zu halten haben.

Bis Jahresende bleiben wir nicht von Hiobsbotschaften verschont: Im Alter von nur 21 Jahren verstirbt Pat Mason, Bassist von ARSONISTS GET ALL THE GIRLS, vollkommen überraschend im Schlaf.

Aber es gibt auch erfreuliches: „To The Nameless Dead“ heißt ein Album, das uns im November bewegt. Es stammt von PRIMORDIAL. TARJA ist jetzt solo unterwegs. „My Winter Storm“ heißt ihr Debüt und das wird nicht überall geliebt, wie der Clash zwischen Jens und Erik zeigt.

DIARY OF DREAMS und CRASHDIET wissen ebenfalls mit ihren neuen Alben „Nekrolog“ bzw. „The Unattractive Revolution“ zu überzeugen, während THE OCEAN mit ihrem monumentalen Werk „Precambrian“ den letzten Zehner des Jahres einfahren.

Mit einer raschen Entscheidung beschließen die norwegischen Behörden für uns diesen Jahresrückblick, indem sie den Streit um die Rechte an GORGOROTH beilegen. Sie sprechen die Rechte am Bandnamen Gaahl und King zu. Regain Records haben damit aufs falsche Pferd gesetzt. Das Label hatte Infernus die Treue gehalten haben, dessen Chancen auf die Rechte es als besser eingeschätzt hatte. Gaahl und King setzen die Zusammenarbeit mit Regain Records nicht fort.

Wir bedanken uns unsererseits für die Treue, die Ihr uns auch 2007 gehalten habt und freuen uns auf ein neues Jahr 2008, in dem wir Euch in bewährter Manier mit allem rund um den Metal versorgen und Euch sicher auch mit ein paar Neuerungen überraschen werden. Stay tuned, es bleibt spannend!

Euer metal.de Team

13.01.2008
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