metal.de-Redaktion
Der Rockharz Liveblog 2018

Special

Rockharz Open Air – Samstag, 07.07.2018

Nach dem feuchtfröhlichen Vortag wirkt die Stimmung heute deutlich verkaterter und die Gesichter verschlafener. Doch es nützt nichts, heute wird es noch einmal anstrengend. Neben den Headlinern IN FLAMES sorgen auch GLORYHAMMER und KNORKATOR für reichlich Beschäftigung am Stand, sodass zeitweise noch einmal eine zweite Anlaufstelle für Autogramme eröffnet wird. Reges Treiben herrscht aber auch im Hintergrund, vor allem EQUILIBRIUM-Sänger Robse, nur echt in CREMATORY-Montur gekleidet, hat es bei uns scheinbar derart gefallen, dass er erneut auf ein Bier (oder mehrere) vorbeischaut.

TROLLFEST veranstalten auf der Bühne ein kunterbuntes Durcheinander und laden bei der Autogrammstunde zum Musiker-Kindergarten für ausgewachsene Spielkinder ein, sodass Angela ihnen schließlich die Stifte wegnehmen muss, ehe sie durch das gegenseitige Anmalen noch leergeschrieben sind. Ein Fan hinter den Kulissen legt derweil fußballerischen Sachverstand bezüglich geografischer Begebenheiten an den Tag, als es darum geht, ein Autogramm von der Band zu ergattern. Die Dame verortet die Norweger kurzerhand nach Belgien und antwortet nach der Korrektur sinngemäß: „Hauptsache Skandinavien“. Andy Möller wäre stolz. „Egal ob Madrid oder Mailand, hauptsache Italien 2.0“.

Ein großes Problem stellt nach wie vor besonders für die Fotografen die Trockenheit dar, durch die der Staub vom Boden allgegenwärtig in der Luft herumwirbelt. Entsprechend gehören schmutzige Objektive zur Tagesordnung. Der Staub findet seinen Weg auch in sämtliche Geräte- und (unbedeckte) Körperöffnungen. Doch auch Brillenträger bleiben davon nicht verschont und sollten sich über eine milchig werdende Sicht nicht wundern.

Headliner hin oder her, für einen Großteil der Redaktion stellt der Gig von CANNIBAL CORPSE das Highlight des Tages, möglicherweise gar des Festivals dar. Und das schaffen George „Corpsegrinder“ Fisher ganz ohne aufwendigen Effekte-Schnickschnack. Hier reichen Fishers Haarvorhang und Headbangtalent aus, um auch visuell zu begeistern. Vor allem feiert Eckart den Spruch bezüglich seiner Headbangkünste:

„Ihr glaubt, ihr könnt headbangen? Ich mache es euch vor“.

KNORKATOR versuchen indes vergeblich, Micha von IN EXTREMO auf die Bühne zu locken, der für den abschließenden MANNTRA-Gig als Special Guest angereist ist. ROCKHARZ-Veranstalter Buddy steigert sich vor dem Headlinergig auf der von IN FLAMES bereits vollgestellten Bühne in seine Dankesrede hinein, während der Headliner selbst sogar einige Skeptiker aus der Redaktion positiv überrascht.

Langsam setzt auch die Wehmut ein, dass diese 25. Ausgabe des Rockharz Open Air zu Ende geht. Insofern bleibt zu sagen, dass wir uns dann wohl nächstes Jahr wieder sehen werden. Darauf stößt André auch noch einmal mit einer Espressotasse Bier an.

Freitag, 06.07.2018

In den frühen Morgenstunden unternimmt Angela eine kleine Pilgerwanderung zur Teufelsmauer, um den vorigen Abend etwas abzuschütteln. Das Wetter lässt im Gegensatz zum Vortag endlich mal etwas durchatmen, die Sonne brennt längst nicht mehr so unbarmherzig.

Impressionen – Rockharz 2018

Das heutige Motto lautet im übrigen „Fick positiv“. Und die Stimmung ist definitiv ausgelassen am Stand. Michael zieht in den Krieg gegen den Asbach – letzterer verliert. André lässt sich derweil von einer leckenden Bierdose anpinkeln und nimmt’s mit Humor. Matthias erweitert den Service für die Bands am Stand währenddessen um einen Begleitschutz für den Toilettengang. Und im Auto fliegen die Disse dann richtig:

„Ich kann nicht rappen, wenn du lachst“.
– „Und ich kann nicht lachen wenn du rappst“.

Unter den Augen von HEAVEN SHALL BURN-Fronter Marcus Bischoff und ALESTORM ereignet sich hinter den Kulissen noch eine nächtliche Bierball-Partie mit Napalm Records, aus der Jan trotz Sieg deutlich mitgenommener herausgeht als ihm lieb ist.

Schlechte Nachrichten gibt es dagegen an der Signing-Front: Sowohl EVERGREY als auch FINNTROLL und ENSIFERUM müssen ihre Termine am Stand absagen. Für letztere enden die Probleme jedoch nicht dort. Ihren eigentlichen Slot vor ALESTORM müssen die Finnen ebenfalls verschieben und landen folglich vor EISREGEN, die sich entsprechend ein Stück nach hinten verlagern. Aber dank ALESTORM und VERSENGOLD bleibt das Publikum bei bester Laune.

Ganz niedergeschmettert zeigen sich die CREMATORY-Fans der Redaktion darüber, dass die Band ihren Hit „Salvation“ nicht gespielt hat. Felix versucht das natürlich mit Gelassenheit zu überspielen und kommentiert: „So scheiße sind wir ja gar nicht“. Doch die Enttäuschung steht der Redaktion, die hierfür extra ein spontanes Meeting im Infield organisiert hat, ins Gesicht geschrieben und wird folglich beim ALESTORM-Gig umso energetischer in positive Energie umgewandelt. Denn die Schotten entern schließlich die Rock Stage und erobern das Publikum – wer hätte es gedacht – im Sturm. ARRRRRR!

HAMMERFALL machen aus ihrem Versprechen „Harz on Fire“ Wirklichkeit, als die Feuersäulen aus sämtlichen Richtungen des Geländes emporgeschossen werden und der Harz buchstäblich on fire ist. Eckart leidet die Musik mit begeistertem Luftgitarrespielen mit. Und unter den lieblichen Klängen von EISREGEN geht schließlich auch der Freitag zu Ende.

Donnerstag, 05.07.2018

Am morgen blickt Frühaufsteher Michael nicht schlecht staunend in die ersten, verschlafenen Gesichter des Teams, als sich dieses zum gemeinschaftlichen Frühstück in der kleinen Küche sammelt. Es eröffnen an dem Tag pünktlich um 11:50 Uhr BLIND CHANNEL mit Pop-Metal, den er sich weitaus schlimmer vorgestellt hat. Es dauert jedoch noch ein Weilchen, bis er dank einer ersten Hopfenkaltschale langsam auf Betriebstemperatur kommen sollte.

Es ist wieder so warm, dass Jan schon früh schwitzend anmerkt, wie gern er jetzt unter der Dusche stehen würde, um dann gegen Abend wiederzukommen. Nö, ist nicht. Lieber ein Beispiel an GRAILKNIGHTS nehmen, die Burschen stehen sogar mit Cape auf der Bühne. Mindestens Matthias feiert die Band übrigens als persönliche Neuentdeckung und hilft euphorisch bei der Wiedereroberung des heiligen Grals. Eckart wird am Stand indes von einem überdimensionalen Aufblas-Penis (höhö, er hat „Penis“ gesagt) penetriert und nicht wenige Drumherumstehende sind der Meinung, dass er es zumindest ein wenig genießt.

Ein Highlight bei den Signing Sessions zeichnet sich schon in der Frühe ab, als sich die ersten Einheimischen nach den Terminen für „BAUERWULF“ erkundigen. Die haben wir leider nicht im Angebot, aber die ähnlich klingenden POWERWOLF dagegen schon. Apropos: Der Zeitplan bei den Autogrammstunden gestaltet sich durch eine Verschiebung als extrem eng und erweist sich als erster, richtiger Härtetest für das Team am Stand: GOD DETHRONED werden von einem bequemen Mittagsslot nach hinten verschoben und sorgen zwischen den Terminen der GRAILKNIGHTS, die nebenher einen Merchstand aus dem Koffer heraus aufbauen, und POWERWOLF nun für hektische Improvisationen am Stand, sodass zeitweise zwei Autogrammsessions gleichzeitig laufen. Das erweist sich als kommod, als schließlich POWERWOLF und SCHANDMAUL parallel für reichlich Gruppenkuscheln vor dem Stand sorgen.

Auch live hat der Donnerstag einiges zu bieten. AMORPHIS liefern großes, schnörkelloses Live-Tennis, während GOD DETHRONED und SODOM jeweils die Dark Stage amtlich auseinander nehmen. Zum Abschluss motivieren MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN zum heiteren Schunkeln, bei dem sich selbst Kollege Møller einen Schmunzler beim Medley nicht verkneifen kann. Beim Headliner-Gig von POWERWOLF schlüpft die Hand einer jungen Dame vorm Song „Resurrection By Erection“ prompt in die Hose ihres Schwarms. Passt. Genau wie die Erkenntnis einige Stunden später, dass ein offener Hosenstall den Namen „Cabrio-Hose“ verdient. Kreative Köpfe + Bier = kluk! Nachts bereiten sich dann noch einige Hardliner aus dem Team auf den morgigen Auftritt von CREMATORY vor, natürlich mit dem Video zum aktuellen Überhit „Salvation“. Mit teils hochgezogener Oberlippe gehen wir zu Bett und freuen uns auf den Freitag.

Mittwoch, 04.07.2018

Tja, nun ist es wieder soweit: Das Rockharz Open Air hat wieder die Pforten eröffnet und bittet nun zum 25. Mal zur gepflegten Feierei auf dem Flugplatz Ballenstedt. Auch dieses Jahr entpuppt sich – bereits Tags zuvor – die direkte Anfahrt als Geduldsspiel, dem die Besucher jedoch souverän mit ansteckend guter Laune und bereits dem einen oder anderen Bier in den Venen entgegnen. Auch die Kollegen Eckart und Richard wissen ein Lied davon zu singen, mogeln sich dann aber gewohnt elegant an der Schlange vorbei, um das obligatorische Teammeeting nicht zu verpassen.

Das Anreisedrama ereignet sich zuvor auch im Zug aus Richtung Berlin: Was sollte man tun, wenn man mit dem Chefredakteur Wischkowski im Zug auf dem Weg zum Rockharz Open Air ist? Richtig, die Gunst der Stunde nutzen und sich von ihm mit Sonnenmilch eincremen lassen. Klingt komisch, ist aber so, denn André reist aufgrund einer kürzlich vollzogenen Operation mit eingegipster Hand an. Jan erkennt die Chance zur Instrumentalisierung der temporären Behinderung und schlägt vor, Zitat, „André auszuschlachten“.

Ganz schön CANNIBAL CORPSE, Cheffe! Natürlich alles mit Augenzwinkern, und so widmen sich die Mitreisenden den von Matthias liebevoll angebotenen Brombeeren. Passt gut zum frühen Radler! In Halberstadt steigen augenscheinlich und ohrenhörlich RockHarz-Besucher ein, die irgendein ganz furchtbares, von Lachs berichtendes Lied hören, das sie selbst doof finden. Also widmen wir uns wieder den wichtigen Gesprächen und stellen fest, dass „imposant“ genauso klingt wie „im Po Sand“. Muss auch mal gesagt sein. Trotzdem gut, dass wir bald in Quedlinburg ankommen, wo die Taxidienste Klaas und von Schaewen bereits warten.

Eckart entdeckte noch schockierendes über seine eigene Blutlinie, denn es scheint, als sei er bei der Geburt von SKALMÖLD-Sänger Björgvin Sigurðsson getrennt worden. Hier die erschütternden Beweisfotos:

Zunächst gestalten sich die Autogrammstunden etwas zäh, sodass sich sogar ROSS THE BOSS über den geringen Andrang wundert. Doch spätestens bei WINTERSTORM ist das Rockharz wieder bei metal.de angekommen und die Band feiert mit ihren Fans an unserem Stand eine Riesengaudi, die auch nach der regulären Signing-Session anhält. Unterdessen ziehen der SUBWAY TO SALLY-Ableger BANNKREIS in ihren Bann, rocken ROSS THE BOSS und Band die Bude und holzen KREATOR in gewohnter Manier die Stage in Stücke. Ja, es ist 25. Jubiläum, da kann man sich am ersten Tag auch schon mal Mille und Co. gönnen. Und sogar an die Stromzufuhr des Kühlschrankes ist gedacht worden. Diesmal also alles richtig gemacht, jetzt nur noch denselben nicht komplett leer trinken …

Grafik: Christian Bröhenhorst

08.07.2018
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