Die persönliche Top Ten von Alf Ator
Special
KNORKATOR gelten seit Jahrzehnten als eine der originellsten Stimmen im Grenzbereich zwischen Metal, Satire, Avantgarde und hoher Kunst. Kaum jemand steht so exemplarisch für diesen Ansatz wie Bandmitbegründer, Komponist und kreativer Motor Alf Ator. In der Radiosendung Metal Select (Radio T, Classic Rock Radio) spricht er mit Moderatorin Diana Heinbucher über seine persönlichen Top-Ten-Songs. Auf die Ohren gibt es eine Liste, die nicht nur den Musikgeschmack dokumentiert, sondern auch eine künstlerische Selbstverortung: von purer Rock’n’Roll-Energie über Industrial-Ironie bis hin zu sakraler Avantgarde.
Dabei entsteht ein aufschlussreiches Bild: Alf Ator begreift Musik als Denkraum. Nicht das Gefühl steht im Zentrum, sondern der Gedanke; nicht das Pathos, sondern die Öffnung zur Reflexion. Und dennoch ist seine Auswahl alles andere als verkopft: Sie lebt von Wucht, Humor und fast kindlicher Begeisterung für jene Künstler, die ihn geprägt haben.
Wer KNORKATOR nur als „Deutschlands meiste Band der Welt“ wahrnimmt, entdeckt hier die ästhetische Tiefenschicht dahinter: Virtuosität im Einfachen, Ironie als Erkenntnisform, Würde im Grenzbereich zwischen Ernst und Groteske.
Die Reise durch Alf Ators persönliche Top Ten beginnt mit AC/DCs „Get It Hot“, einem Song, der für ihn den Übergang vom beiläufigen Musikhören zum bewussten Erleben markierte. Erst glaubte er, AC/DC vor allem wegen ihrer Härte zu lieben. Jahrzehnte später erkannte er, dass es die enorme musikalische Qualität war, die ihn geprägt hat.
Als zweiter Titel folgt „Fucking Hostile“ von PANTERA, ein Stück, das für Alf Ator Brutalität, Komik und menschliche Hilflosigkeit vereint. In der aggressiven Überzeichnung dieses Songs fand er einen Zugang zur Ironie in der harten Musik. Ein Motiv, das später auch Knorkator entscheidend prägte.
Mit „Uprising“ von MUSE öffnete sich für ihn eine neue klangliche Welt: moderne, fast „chemische“ Gitarren, Synthesizer und intelligente Kompositionen. Von diesem Song an verfolgte er die Band aufmerksam und kaufte jedes neue Album.
Ein intellektuelles Schlüsselerlebnis war „God is God“ von LAIBACH. Die Band dekonstruiert Popästhetik und Ideologie, indem sie bekannte musikalische Strukturen verfremdet und damit hörbar macht, was sonst verborgen bleibt. Für Alf Ator war das ein Augenöffner über die Macht populärer Symbolik.
Mit IGORRs „Kung-Fu Chèvre“ würdigt er einen seiner heutigen größten Einflüsse: die spielerische Fusion aus Klassik, Hardcore, Volksmusik und experimentellen Rhythmen, die scheinbar mühelos zu einem kreativen Feuerwerk verschmilzt.
Es folgt „Red Rain“ von PETER GABRIEL, dessen Klangarchitektur und sparsame, aber präzise musikalische Sprache Alf Ator maßgeblich als Komponist prägten. Besonders beeindruckt hat ihn Gabriels Fähigkeit, Gedanken und Atmosphäre in Töne zu übersetzen.
„Orion“ von JETHRO TULL steht für eine Phase, in der Ator progressive Komplexität, poetische Bilder und humorvolle Bühnenkunst intensiv in sich aufsog. Die hypnotische Strenge des Songs begleitet ihn bis heute.
Mit „Ave Ignis“ von NICHOLAS LENS würdigt er einen Komponisten, dessen sakrale Räume, selten wiederkehrende Melodien und ungewöhnliche Instrumentierungen ihn tief beeinflusst haben. Ein Werk, das Musik als spirituelle Erfahrung öffnet.
Überraschend, aber konsequent: „Lose Yourself“ von EMINEM befindet sich ebenfalls in Alf Ators Top Ten. Eminems dramaturgische Kraft, Strophen wie Refrains zu behandeln und damit neue Spannungsbögen zu erzeugen, veränderte sein Verständnis der kompositorischen Struktur.
Zum Abschluss hören wir „We Are the Champions“ von Queen. Eine Hymne, die in ihrer Selbstinszenierung zwischen Ernst, Ironie und spielerischer Überhöhung changiert. Für Alf Ator ist sie ein brillantes Beispiel dafür, wie große Kunst auch aus mutiger Selbstbehauptung entstehen kann.
