The Great Old Ones
Das meint die Redaktion zu "Tekeli-li"

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The Great Old Ones

„[F]acenttenreich“, „technisch ausgefeilt“, „spannend“, „unvorhersehbar“, dicht“, „äußerst dynamisch“ – das sind nur ein paar der Adjektive, mit denen unser Redakteur Markus Endres das neue Album der (Post-)Black Metaller THE GREAT OLD ONES, „Tekeli-li“, beschreibt. Klare Sache, dass wir ein Album noch einmal genauer unter die Lupe nehmen müssen, wenn es einen unserer Kollegen derart zu begeistern vermag. Meine Damen und Herren, das meint die Redaktion zu „Tekeli-li“:

Mon Dieu! Was die Franzosen auf „Tekeli-li“ anzubieten haben, ist richtig stark. Der Black Metal des Quartetts ist kalt, düster und episch bis ins Mark. Die druckvolle Darbietung erinnert mich im besten Sinne an die eisigen Klanglandschaften OMEGA MASSIFs, wobei insbesondere in den schnelleren Passagen auch ein Bezug zu den Black Doomern ESSENZ oder den Landsleuten von BLUT AUS NORD festgestellt werden kann – und vor keinem der genannten müssen die Jungs sich mehr verstecken. Alles verpackt in eine homogene Mischung, die von vorne bis hinten fesselt und viele kleine, aber wirkungsvolle Details bereit hält: von eingeflochtenen Sprachsamples über akustische Gitarren bis zu Streichern und sanft gesetzten Keyboardmelodien.

„Antarctica“ und „Awakening“ gehören mithin zu den besten Stücken des Genres, die ich seit langer Zeit gehört habe – großartige Tempowechsel inklusive. Zudem ist der Sprung vom Vorgänger „Al Azif“ zu „Tekeli-li“ wirklich beachtlich: Atmosphärisch und stilistisch ein großer Schritt nach vorne, den Die großen Alten da gemacht haben.

Eine apokalyptische Vertonung, wie sie nicht besser zu den Bergen des Wahnsinns passen könnte. Bien joué!

(Sven Lattemann | 9/10 Punkten)

THE GREAT OLD ONES sind bemerkenswert, trotz zahlreicher Durchläufe kann ich die Lieder noch immer nicht auseinanderhalten und schon gar nicht im Detail erfassen. Vorhersehbarkeit? Fehlanzeige! Dafür aber großer Ärger über meine Faulheit im Französisch-Unterricht, denn zu gerne würde ich verstehen, was im sogenannten „Lovecraft Black Metal“ erzählt, geflüstert, geklagt und herzzerreißend gebrüllt wird. Vieles läuft zum Glück aber nonverbal ab und THE GREAT OLD ONES nehmen den Hörer zwangsläufig komplett in Beschlag, geben ihm die Chance, sich fallen und die Gedanken fliegen zu lassen – vorausgesetzt, man ist bereit, die spannende Reise mitzumachen. Die fängt schon beim Cover an, denn für die einen ist es wirres Geschmiere, für die anderen ein Mädchen, das aus der Tiefe emporsteigt. Reicht deine Fantasie, um dir die atemberaubende Geschichte, die davor stattfand, vorzustellen?

Zeit und Raum spielt keine Rolle auf „Tekeli-li“. Für „Behind the Mountains“ beanspruchen THE GREAT OLD ONES über siebzehn Minuten (!), keine einzige Sekunde davon ist überflüssig, die sechs Akte der Platte (inklusive Intro) wirken nur als Gesamtkunstwerk. Mal zaghaft und zerbrechlich, im nächsten Moment wieder stürmisch, herrisch und dominant. Die Scheibe scheint ein Eigenleben zu haben, ist umgeben von einer anziehenden Mystik und macht richtiggehend süchtig. Als Kind konnte ich mich vollkommen verlieren in Abenteuergeschichten, war ein Teil davon und mit „Tekeli-li“ fühlt es sich ähnlich an. Letztendlich ist die Musik der Franzosen ein Spiegel der eigenen Vorstellungskraft. Ausnahmeplatte!

(Nadine Schmidt | 9/10 Punkten)

Schon „Al Azif“ hat angedeutet, was für ein Potenzial in THE GREAT OLD ONES schlummert. Schon fast schändlich ist es daher, dass es so lange gebraucht hat, bis ich mir tatsächlich mal Zeit für die Franzosen genommen habe, genau genommen ist mein erster Durchlauf von „Al Azif“ nämlich erst zwei, drei Monate her. Auf der anderen Seite macht es das aber umso leichter festzustellen, dass die Qualität von „Tekeli-li“ noch einmal zugenommen hat. Vielfältig ist hierbei schon zu knapp gewählt, die Franzosen setzen sich zwischen unglaublich viele Stühle. Herausgekommen ist ein Werk, das nur bedingt als Black Metal zu klassifizieren ist, aber in Sachen Atmosphäre und Stimmung selten so dicht vor der sprichwörtlichen Unendlichkeit steht. Da stehen wunderschöne Post-Rock-Momente mitunter Funeral-Doom-ähnlichen, erdrückenden Parts gegenüber, da mündet rasende Prügelei in sanftes Saitengezupfe und doch hat alles Hand und Fuß. Um hier nicht ins Endlose abzudriften, sei also nur gesagt, wer THE GREAT OLD ONES nicht auf dem Schirm hat, verpasst mit „Tekeli-li“ eines der ganz großen Alben 2014 und spätestens jetzt hat sich die Band auf meiner musikalischen Landkarte und in der Anlage einen festen Platz erobert – stark, wirklich, wirklich stark!

(Jan Wischkowski | 9/10 Punkten)

„Al Azif“, das Debütalbum von THE GREAT OLD ONES, deutete es schon an: Die Franzosen gehören momentan definitiv zum Spannendsten, was der modern und scheuklappenfrei ausgerichtete Black Metal zu bieten hat. Und auch „Tekeli-li“ ist bemüht, ganz, ganz tief in die Trickkiste zu greifen, munter von Post-Metal- bzw. Postcore-Einflüssen hin zu Ambient-artigen Parts zu schwingen und zwei Dinge immer im Auge zu behalten bzw. immer in den Mittelpunkt zu stellen: Atmosphäre und Emotionen. Und so haben THE GREAT OLD ONES mit „Tekeli-li“ ein weiteres Mal ein Album geschaffen, das den Hörer mit auf eine Reise nimmt, ihn  bereits mit den ersten Tönen des Intros „Je Ne Suis Pas Fou“ einfängt und erst mit den letzten Klängen des fast 18-minütigen Schlussepos‘ „Behind The Mountains“ loslässt. Kein Ton wirkt überflüssig, keine Note wird vermisst: THE GREAT OLD ONES haben für ihr Album die perfekte Balance gefunden, es ist nicht zu kurz, nicht zu lang, alles sitzt – Perfektion in Reinform. Mit Sicherheit eines der beeindruckenderen (modernen) Black-Metal-Werke, die das Jahr 2014 am Ende gesehen haben wird.

(Stephan Möller | 9/10 Punkten)

24.04.2014
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