Allhelluja
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Interview

Überraschend kam er, der Erfolg des ALLHELLUJA-Debüts "Inferno Museum". Zum einen war man in letzter Zeit kaum noch Italien-Exporte gewohnt, die nicht nach RAHPSODY und Co. klangen. Zum anderen sind alle guten Heavy Rock-Alben meist unbeachtet geblieben. Nicht so "Inferno Museum", das die Band in ihrem Heimatland sogar auf die Titelblätter der einschlägigen Presse bugsierte. Drummer und Bandgründer Stefano, der auch gleichzeitig Boss des ALLHELLUJA-Labels Scarlet Records ist, erzählt mehr.

Hey Stefano! Glückwunsch zum neuen Album. Diesmal hat es den Anschein, als sei alles wesentlich fokussierter, als hättet Ihr diesmal einen genauen Plan gehabt, wo genau Ihr hin wolltet.

Absolut! Du hast die Bedeutung von ALLHELLUJA im Jahre 2006 perfekt beschrieben. Wir arbeiten fokussierter! „Pain Is The Game“ sollte exakt so ausfallen. Es geht um Attitüde, Energie, Alchemie und Chemie. Da wir uns alle untereinander nun besser kennen, haben wir das wirkliche Potential von ALLEHELLUJA endlich verstanden.

Die Songs auf „Pain Is The Game“ klingen rockiger und dunkler als die des Debüts „Inferno Museum“. Wie kommt das?

Die neuen Stücke knallen dir direkt ins Gesicht und sind sehr aggressiv und intensiv. Vielleicht verleiht ihnen das diesen heftigeren und dunkleren Touch. Geplant war das auf keinen Fall, da wir immer nur das spielen, was wir auch fühlen. „Pain Is The Game“ ist wie ein Vollgas fahrendes Auto auf dem Highway zur Hölle!

Schon auf Eurem Debüt wurdet Ihr mit Legenden wie ENTOMBED, DOWN, KYUSS, GLUECIFER und BLACK SABBATH verglichen. War diese eine Ehre für Euch oder hat es Euch eher unter Druck gesetzt?

Es war definitiv eine Ehre! Alle diese Bands haben die Geschichte des Metal mit bestimmt. Über GLUECIFER weiß ich zwar nicht allzu viel, aber BLACK SABBATH waren der Anfang von allem. Mr. Tony Iommi ist der Meister des Metal-Riffs. Ich liebe ENTOMBED, KYUSS und DOWN für ihre Musik und für ihre Einstellung.

„Inferno Museum“ war recht erfolgreich für ein Heavy Rock-Album. Hat das Euch überrascht? Heavy Rock ist weitaus weniger trendy als z.B. Metalcore?

Wir waren sehr überrascht! Wir wachsen schnell hier in Italien. Außerdem werden wir vielleicht als bester ausländischer Metal-Act bei den dänischen Metal Awards 2006 nominiert. Wir warten nur noch auf die „grand jury“ und ihr Urteil. Drückt weiter die Daumen! Außerdem waren auch die Reviews außerhalb Italiens in großen Mags wie Terrorizer (UK), Rock Hard (D), Hammer (D) Legacy (D), Decibel (USA), Metal Manicacs (USA), Burrn (JAPAN) und im HEAVY (D) super. Um Trends wie Metalcore kümmern sich ALLHELLUJA einen Dreck. Wir spielen einfach, was wir mögen. Das meinte ich vorhin mit „Attitüde“ bezogen auf Bands wie ENTOMBED, KYUSS und DOWN. Denen geht es nur um die Musik, um mehr nicht.

Darüber hinaus ist es nicht gerade alltäglich, daß eine italienische Band Heavy Rock spielt. Wie oft werdet Ihr selbst mit den Vorurteilen konfrontiert, daß aus Italien nur RHAPSODY-Klone kommen?

Viele Leute werden langsam müde, was Power Metal angeht. Versteht mich nicht fasch! Ich respektiere jeden Musiker und jede Musik. Jeder mag tun, was er will. Aber ich glaube, daß Italien mehr verdient als RHAPSODY und LACUNA COIL.

Wie kam es dazu, daß HATESPHERE-Fonter Jacob euer Sänger geworden ist?

Wir haben einen Sänger gebraucht. Jacob ist zu allererst ein Freund von mir. Deswegen habe ich ihm eine Mail geschrieben und ihm die Lage erklärt. Er sagte sofort zu. Ganz einfach. Erwartungen gab es an uns ja keine großen. Wir haben das alles des Spaßes wegen gemacht. Diesmal wollte Jacob allerdings wirklich etwas mit seinem Gesang probieren.

Wie entdeckte er seinen Gesangsstil für ALLHELLUJA, der sich extrem von seiner HATESPHERE-Stimme unterscheidet?

Ich habe dieses Talent schon immer in ihm schlummern sehen. Er kann mehr als Death/Thrash-Gesang. Jetzt ist er selbst vom Ergebnis überrascht. Er ist ein richtiger Sänger mit großem Potential. ALLHELLUJA wird ihm auch für seine kommenden HATESPHRE-Alben helfen.

Wie kam diese Verbesserung zustande? Hat er täglich geübt?

Ich habe wirklich keine Ahnung. Aber während der Aufnahmen hat er mir oft Mails geschrieben oder angerufen und gesagt, daß ihm alles sehr schwer falle und er es nicht bringen würde. Ich antwortete immer nur, daß er Geduld mit sich haben und es immer wieder probieren solle. Und so war es dann auch.

Während der Gesangsaufnahmen war er vollkommen alleine im Studio. Habt ihr anderen ihm überhaupt irgendein Input gegeben?

Ja, ich habe ihm immer wieder beschissene Tapes mit Gesangslinien von mir geschickt. Ich bin kein Sänger, aber Jacob hat mit meinen Ideen gearbeitet. Ganz ehrlich: ALLHELLUJA sind nichts wert ohne Jacobs Vocals!

Das lyrische Konzept von „Inferno Museum“ handelte von einem durchgedrehten Sex-Serienkiller. Worum geht es auf „Pain Is The Game“?

Es gibt kein wirkliches Konzept hinter dem Album. „Inferno Museum“ wurde maßgeblich vom Buch „Dead Man Upright“ beeinflusst. Diesmal bin aus verschiedenen Gründen anders an die Sache herangegangen. Es gibt sehr wohl einen roten Faden, der alle Songs zusammen hält. Alles beginnt beim Titel „Pain Is The Game“. Das Leben ist unser alle Spiel und wir sind alle verurteilt bis an unser Lebens Ende. Das größte Geschenk ist gleichzeitig die größte Tragödie. Ist das nicht verrückt? Wir sind alle lebende Tote, die nur auf das Ende warten!

Und was genau ist das Schmerzvolle daran?

Das Konzept hinter den Texten: Das Leben ist ein Witz, ein Spiel, das wir alle spielen sollen. Der Schmerz begegnet uns jeden Tag. Besessenheit, Paranoia, Frustration, Perversion, Manipulation, Chaos, Albträumen. Daraus besteht unser Geist. Wie kann es uns also überraschen, daß es Serienkiller und so etwas gibt? Der erste Serienkiller war doch der, der uns erschaffen hat, weil er uns sterben läßt. Ich habe meinen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt verloren, kurz nachdem ich die Drums eingespielt hatte. Brauche ich noch mehr drüber zu sagen, wie das Leben mit uns spielt? Es geht nur ums Weitermachen und das Tun der richtigen Dinge. Nichts ist, wie es vorher war. „Demons Town“ handelt von meinen persönlichen Erfahrungen. „Are You Ready? (Ready For Your Massacre)“ ist auf gewisse Weise vom Buch „The Black Line“ beeinflusst, „Superhero Motherfucker Superman“ ist eine Mischung aus „American Psycho“, mir selbst und Millionen anderer Menschen. „Soul Man“ gehört zu meinen Favoriten, weil dieser Song zwei Gesichter hat, die ein bluesiges Soul-Riff der Marke UNSANE/DOWN mit Joe Cocker verbinden. Andere Tracks wie „Hey J“ (J steht für Jesus – Anm. d. Verf.) oder „The Devil, Me, Myself and I“ handeln davon, daß wir Menschen jemanden brauchen, der uns die Kraft zum Weitermachen gibt. Wir leben in einer echten Hölle, da unser Leben die Hölle ist. Wir müssen also den bestmöglichen Weg finden, diese Hölle zu meistern. Darum geht es bei dem Spiel.

Ihr habt gerne nackte Haut auf Euren Covern. Sex sells, hmm?

Auf keinen Fall! So dumm bin ich nicht, hahaha! Ich bin niemand, der Sex dafür mißbraucht, um Alben zu verkaufen. Ich denke einfach, daß ein gutes Frontcover sehr wichtig ist. Unser aktuelles wurde von Chad Michael Ward entworfen, der auch schon mit Marylin Manson, FEAR FACTORY, THE RASMUS, SOIL, Billy Idol und anderen Größen gearbeitet hat. Es spiegelt perfekt die Aussage des Albums wider.

Wann werden wir ALLHELLUJA endlich live zu Gesicht bekommen?

Ich hoffe es. Wir arbeiten gerade daran.

Gibt es keine Probleme, diese Aktivitäten zeitlich anzusetzen? HATESPHERE sind eine extrem oft tourende Band. Hinzu kommt Jacobs Tätigkeit als Produzent.

Natürlich müssen wir immer Jacobs Zeitplan im Auge haben. Wir wissen, daß HATESPHERE bei ihm Priorität genießt. Das wird sich auch nicht ändern, bis ALLHELLUJA vielleicht 100.000 Platten verkaufen, haha! Ich respektiere Jacob und HATESPHERE jedoch über alles. Sie haben sich ihren Erfolg redlich verdient.

Gibt es einen Plan B, falls Jacob wegen seiner übervollen Zeitplans ALLHELLUJA irgendwann mal verlassen muß?

Nein, wir planen nichts ohne Jacob.

Kürzlich habe ich Bilder von Corey Taylor gesehen, auf denen er ein ALLHELLUJA-Shirt auf der Bühne getragen hat. Was hast Du gedacht, als Du das gesehen hast?

Ich konnte es nicht glauben. Es war wie ein Schock. Einer der besten Sänger der Welt, der Sänger von SLIPKNOT und STONE SOUR trug unser T-Shirt, während er beim Gods Of Metal Festival in Italien auf der Bühne stand. Unglaublich! Entweder hat unser Promoter in den USA einen guten Job gemacht. Oder eine unserer Freunde ist gleichzeitig ein guter Freund von Corey Taylor. Wer weiß… Oder vielleicht ist er ja wirklich ein Fan! Unglaublich!

Wenn Du Deine persönliche All-Star-Band zusammen setzen könntest, welche Musiker würdest Du auswählen und warum?

Am Gesang Chris Cornell. Ich liebe SOUNDGARDEN und seine Art zu singen. An der Gitarre Tony Iommi. Warum, muss ich nicht erklären, oder? Er ist der Vater von allem! An der zweiten Gitarre und als Backgroundsänger Josh Homme, ein sehr talentierter Musiker mit unglaublichen Ideen und einer extrem melodiösen Stimme. Den Baß bedient Geezer Butler und an den Drums sitzt Matt Cameron. Seitdem er bei PEARL JAM ist, hab ich ihn etwas aus den Augen verloren, aber sein Spiel bei SOUNDGARDEN war einzigartig. Er hatte alles: Gefühl, Technik, Groove, Power…

Stimmt es, daß Ihr ein Angebot von Roadrunner Records für Eurer Debüt hattet? Warum habt Ihr es nicht
angenommen?

Ja, Roadrunner war interessiert an uns. Wir hatten Mail- und Telefonkontakt. Aber es hat nicht sollen sein. Wir haben nicht gerafft, daß es sich um die Chance unseres Lebens handelte. Ich bin 34 Jahre alt, genau wie Massimo, unser Gitarrist. Wir haben die Tatsache respektiert, daß Jacob mit HATESPHERE gerade bei SPV und mit BARCODE gerade bei Nuclear Blast unterschrieben hatte. Deswegen beendeten wir das Dealen, weil wir uns nicht gerüstet für eine groß angelegte Promotion mit Touren fühlten. Wir haben uns für die Freiheit entscheiden. Wir sind nicht mehr jung und wollen keine Rockstars sein. Wir alle haben unsere Jobs und Jacob hat zwei weitere Bands. Wer weiß, vielleicht war dies die dümmste Entscheidung unseres Lebens.

Was ist der größte Traum, den Du mit ALLHELLUJA hast?

Weiter eine Platte nach der anderen machen und mit den anderen gut befreundet bleiben, ein gutes Gefühl, viel Leidenschaft und dieselbe Einstellung teilen. ALLHELLUJA soll etwas Besonderes für uns alle bleiben.

Was bedeutet Dir der Metal?

Er ist mein Leben!

10.10.2006
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