Headbangers Open Air
Noch zwei Jahre Begleiterscheinungen

Interview

Als eines der wenigen deutschen Sommerfestivals ging das Headbangers Open Air dieses Jahr über die Bühne. Wenn auch in abgespeckter Version aufgrund der behördlichen Auflagen. Für die Zukunft sieht Thomas Tegelhütter Licht am Horizont.

„Zwei Jahre werden uns die Begleiterscheinungen und Praktiken noch verfolgen.“

Zunächst einmal: Wie geht es euch und wie ist die aktuelle Situation in eurem Team?

Eigentlich ganz gut, so im Vorruhestand. Ich und das Team sind heiß auf neue Konzerte. Haben gerade zwei Anfragen laufen für Juli unter Pandemiebedingungen.

Werden bestimmte Praktiken und Erfahrungen aus der Pandemie uns weiterhin im Veranstaltungskontext begleiten? Könnten beispielsweise Impfnachweise, Symptomfreiheit und Quarantäneauflagen ein normaler Bestandteil des Konzerterlebnisses werden?

Auf Dauer denke ich nicht. Aber zwei Jahre werden uns die Begleiterscheinungen und Praktiken noch verfolgen.

Werden Veranstalter von Livemusik-Events künftig gezwungen sein, die dauerhaft erhöhten Kosten für verschärfte Hygiene- und Sicherheitsvorgaben auf ihre Ticketpreise umzuschlagen?

Ich denke schon. Die Kosten sind da.

„Das normalisiert sich alles wieder schrittweise.“

Erwartet ihr höhere Forderungen seitens der Künstler und Agenten?

Eher nicht.

Habt ihr durch die Ausfälle im vergangenen und in diesem Jahr erhebliche Einbussen? Wie habt ihr die Förderung beziehungsweise die Hilfszahlungen der Regierung erlebt und gab oder gibt es existenzbedrohende Situationen?

Wir hatten 90% Einbußen. Hilfszahlungen und Ü-Hilfe 3 wurden aber zügig angewiesen.

Wird sich der internationale Reiseverkehr jemals wieder auf einem vor-pandemischen Niveau einpendeln und zu welchem Preis? Wird die Live-Kultur nationaler bzw. kontinentaler werden?

Das normalisiert sich alles wieder schrittweise.

Werden wir die generelle Idee von Massenveranstaltungen mit 10.000 und mehr Menschen künftig gesellschaftlich in Frage stellen? Können mittelgroße Locations mit einer kleineren Auslastung jemals eine ökonomisch sinnvolle Alternative sein?

Auch hier, das normalisiert sich alles wieder schrittweise.

Wird die Live-Kultur zum Luxusgut? Oder können gerade kleinere und nicht-kommerzielle Künstler und Veranstalter die Pandemie besser überstehen als große Umsatz-Maschinen?

Ich denke, das hängt mehr vom generellen finanziellen Zustand ab, nicht von der Größe. Die großen Umsatzmaschinen bekommen auch mehr Förderung und sollten auch durch die Krise kommen.

Wird sich die Publikumszusammensetzung bei Festivals und Konzerten verändern? Welche Klientel kann und will die erhöhten Preise noch zahlen?

Das wird vielleicht ein paar Prozent nach oben gehen. Das zahlen aber alle.

„Quarantäne-Regelungen und verschärfte Einreisebestimmungen werden noch die nächsten zwei Jahre wichtig sein.“

Geht der Trend zu mehr Open Air? Auch außerhalb der Sommersaison? Wäre es sinnvoll, den Betrieb in kleinen und schlecht durchlüfteten Venues entsprechend einzudämmen?

Ich glaube nicht. Die Veranstalter brauchen Planungssicherheit. Schnee, Sturm, Regen und Unwetter lassen Veranstaltungen nicht zu. Indoor bleibt.

Hat die aktuelle Pandemie-Situation langfristig Auswirkungen aufs Booking hinzu mehr nationalen oder europäischen Künstlern?

Langfristig nicht, aber Quarantäne-Regelungen und verschärfte Einreisebestimmungen werden noch die nächsten zwei Jahre wichtig sein. Da bleiben dann teils nur europäische und nationale Künstler.

Gibt es Learnings, die ihr für die Zukunft aus der aktuellen Situation zieht?

Eine Veranstaltungsausfallversicherung lohnt sich nicht, siehe Hellfest , da wurde nicht gezahlt.

Gibt es eine realistische Chance, dass wir 2022-2023 einen Live-Kultur-Betrieb wie vor 2020 werden erleben können?

2022 und 23 noch nicht. Aber danach muss sich alles wieder einpegeln.

03.09.2021

"Irgendeiner wartet immer."

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