Dolmen Gate
Wie Echos aus einer fernen Vergangenheit
Interview
DOLMEN GATE haben mit „Echoes Of Ancient Tales“ ein atmosphärisch stimmiges Epic-Metal-Album veröffentlicht. Wir sprachen darüber im Interview mit Bassist Nuno Mordred.
Nur ein Jahr nach „Gateways Of Eternity“ seid ihr mit dem neuen Album „Echoes Of Ancient Tales“ zurück. Davor hattet ihr 2023 die EP „Finis Emperii“ veröffentlicht. Wie war das alles in der Zeit möglich, in welcher Zeit wurden die Songs geschrieben? Habt ihr auch alte Ideen verwendet?
Das gesamte Material für „Echoes Of Ancient Tales“ wurde nach Fertigstellung von „Gateways Of Eternity“ komponiert. Was den Eindruck eines schnellen Entstehungsprozesses erweckte, war die Tatsache, dass die Veröffentlichung des Vorgängeralbums aufgrund von Terminplanungen des Labels und um sie mit unserem Auftritt beim Keep It True 2024 zusammenfallen zu lassen, um etwa neun Monate verschoben wurde. Dadurch hatten wir etwas Zeit, um die Kompositionen für „Echoes Of Ancient Tales“ voranzutreiben. Als „Gateways Of Eternity“ im April 2024 veröffentlicht wurde, hatten wir bereits etwa drei oder vier Songs fertig, sodass wir nur noch an ein paar weiteren arbeiten mussten, um das neue Album fertigzustellen.
Wie schreibt ihr Songs und wie haben sie sich im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt?
Wir sind beim Songwriting immer auf die gleiche Weise vorgegangen. Jemand bringt eine mehr oder weniger fertige Idee mit, dann arbeitet jeder an seinem Teil, und schließlich probt die ganze Band gemeinsam den Song. Wir überlegen gemeinsam Arrangements, neue Parts, falls nötig, usw. Von der ersten Idee bis zum fertigen Song gibt es manchmal viele Veränderungen, und der Song entwickelt durch die Beiträge aller ein Eigenleben. Das ist ein sehr befriedigender und dynamischer Prozess.
Was sind eure wichtigsten Einflüsse?
Das hängt davon ab, wen man fragt. Die Bandbreite reicht von Classic Rock bis Black Metal und allem, was dazwischen liegt, haha. Das Interessante daran ist, dass diese Einflüsse zwar sehr breit gefächert sind, aber jeder weiß, wie man sie so einsetzt, dass sie zum Sound von DOLMEN GATE passen. Wenn man genau hinhört, kann man in den Songs tief versteckte Anklänge an BOSTON, PAGAN ALTAR, BROCAS HELM und IMMORTAL entdecken.
Gibt es Grenzen, die ihr euch für DOLMEN GATE setzt?
Nicht wirklich. Wenn überhaupt, dann arbeiten wir gerne an Songs, die wir als Fans gerne hören würden. Was die Entwicklung der Band angeht, so hängt das immer von der Verfügbarkeit der Mitglieder ab. Wir haben Arbeit und Familien, um die wir uns kümmern müssen, und DOLMEN GATE ist zwar ein sehr befriedigender und erfüllender Teil unseres Lebens, muss sich aber danach richten und nicht umgekehrt.
Die neuen Songs sind abwechslungsreicher und detailreicher. Wie beurteilst du das neue Album im Vergleich zu deinen früheren Werken, wie siehst du eure musikalische Entwicklung?
Der Hauptunterschied zwischen „Gateways Of Eternity“ und „Echoes Of Ancient Tales“ war die Mitwirkung von Artur (Rodrigues, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.), der zu DOLMEN GATE kam, als das erste Album bereits vollständig komponiert war. Sein Beitrag zu „Echoes Of Ancient Tales“ brachte neue Ideen und neue Herangehensweisen an die Songs mit sich. Sein Hintergrund unterscheidet sich von dem aller anderen, was zu einer neuen Dynamik beiträgt. Allerdings haben wir alle unterschiedliche Hintergründe, was sehr interessant ist. Vom mir, mit 53 Jahren dem Ältesten, bis zum Jüngsten Artur, 23 Jahre, liegen mehrere Generationen dazwischen, was zu einem vielfältigen Ansatz in Bezug auf Musik und Songwriting beiträgt.
Eine Sache, die in eurem Epic Metal besonders hervorsticht, ist natürlich die weibliche Stimme von eurer Sängerin Ana. Wie wichtig ist dieses Element in eurer Musik und welchen Platz seht ihr für DOLMEN GATE in der Epic-Metal-Szene?
Obwohl wir nicht unbedingt nach einer Stimme wie der von Ana gesucht hatten, erkannten wir sofort ihr Potenzial und ihre Originalität, als wir sie entdeckten. Heutzutage neigen die meisten Bands mit Sängerinnen dazu, ihre Gesangslinien viel aggressiver zu gestalten. Ana ist das genaue Gegenteil, sie singt sehr melodisch und ätherisch über einer Art martialischer musikalischer Basis. Dieser Kontrast ist einfach perfekt und etwas, das man in der Heavy-Metal-Szene, episch oder nicht, nicht oft findet. Die einzigen Beispiele, die mir spontan einfallen, sind LORDIAN GUARD und LETHEAN. Ich denke, dass jeder, der DOLMEN GATE hört, etwas findet, das sich von der Norm unterscheidet.
Auf dem neuen Album klingt ihr Gesang viel farbenfroher, kraftvoller und präsenter. Was hat sich in Bezug auf Gesang oder Produktion verändert?
Selbstvertrauen! Ana hat vom ersten zum zweiten Album viel Selbstvertrauen aufgebaut. Auf dem ersten Album und früheren Demos zögerte sie noch etwas, ihren gewohnten Tonumfang zu verlassen. Das ist ganz normal, wenn man bedenkt, dass sie vor DOLMEN GATE noch nie live gesungen oder etwas aufgenommen hatte. Auf „Echoes Of Ancient Tales“ war Ana viel sicherer in Bezug auf ihre stimmlichen Fähigkeiten und konnte dies auch in ihrer Performance umsetzen. Da der Gesang viel mehr Körper und Kraft gewonnen hatte und alle Instrumente im Mix sehr klar zu hören waren, war es viel einfacher, den Gesang in den Vordergrund zu rücken, damit er richtig zur Geltung kommen konnte.
Was kannst du uns über die Albumaufnahmen erzählen?
Wir haben zwischen Februar und März zum ersten Mal mit Fernando Matias in seinem Studio „The Pentagon Audio Manufacturers“ zusammengearbeitet. Fernando hat schon viele Bands aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen aufgenommen. Wir haben ihm erklärt, was wir wollten, und er hat es geschafft, unsere Erwartungen zu erfüllen und sogar zu übertreffen. Auf dem ersten Album hatten wir einen kraftvolleren und direkteren Sound. Daran war nichts auszusetzen, aber dieses Mal wollten wir jedes Instrument und jeden Gesang deutlicher zur Geltung bringen, ohne dabei die Kraft zu beeinträchtigen. Wir glauben, dass dies zu einem ätherischeren Sound beiträgt, vor allem aufgrund der Art und Weise, wie Ana ihre Melodien durch die Songs und lyrischen Themen webt. Insgesamt hatten wir eine großartige Zeit und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, da es bis auf einige verständliche Verzögerungen eine reibungslose Erfahrung war.
Was sind die „Echoes Of Ancient Tales“ – worum geht es in den Texten?
Wir betrachten alle unsere Songs und Texte als Geschichten, die wir gerne erzählen, und der Gesang versucht, die Stimmungen zu vermitteln, die in den Texten beschrieben werden. Das Ergebnis ist eine sehr atmosphärische Darbietung. Da unsere Songs wie Echos aus einer fernen Vergangenheit oder aus den Tiefen unserer Gefühle und Emotionen sind, fanden wir, dass „Echoes Of Ancient Tales“ perfekt beschreibt, was in diesem Album steckt.
Dieses Mal haben wir die historischen Themen etwas reduziert und uns mehr auf die Kämpfe des menschlichen Geistes angesichts von Widrigkeiten konzentriert. Außerdem schwebt über einigen Songs eine Art Wahnsinnsthema, das in „Souls To Sea“, „The Maze“ oder „Rising Whispers“ besonders deutlich wird und auf eine Art Verzweiflung hindeutet, die Ana sehr gut in ihren Gesang zu übertragen wusste. Diese Texte verbinden sich mit den eher historischen Texten wie „Carthage Eternal“ und „We Are The Storm“, letzterer handelt von den mysteriösen Seevölkern, die das Ende der Bronzezeit einläuteten, und versetzen den Zuhörer, der auf die Texte achtet, in einen mythischen und mystischen Geisteszustand, der durch die instrumentale Seite perfekt ergänzt wird.
Ich mag das mythische Cover Artwork von Márcio Blasphemator. Was steckt dahinter?
Wir haben Márcio vor einigen Jahren online entdeckt, da er Kunstwerke für viele Underground-Bands, vor allem aus der Death- und Black-Metal-Szene, geschaffen hat. Als wir seine Landschaftsbilder sahen, war uns sofort klar, dass sie genau das waren, wonach wir gesucht hatten. Wir empfinden sie als die visuelle Umsetzung unserer Musik. Dieses spezielle Kunstwerk hat genau die Atmosphäre, die wir mit unseren Texten und unserem Sound zu erzeugen versuchen. Es ist einfach perfekt!
Hattet ihr eine bestimmte Vision im Kopf, als ihr mit der Arbeit an dem neuen Album begonnen habt?
Nicht wirklich, wir sind sehr instinktgesteuerte Menschen. Wir tun das, was uns zu einem bestimmten Zeitpunkt sinnvoll erscheint. Bei diesem Album haben wir im Grunde genommen bei Null angefangen, während bei „Gateways Of Eternity“ einige Songs bereits für frühere Bands halb fertig geschrieben waren. Die Dinge haben sich von Anfang bis Ende organisch und natürlich entwickelt. Das macht für uns Sinn und so wollen wir auch weitermachen.
Was habt ihr für die nächste Zeit geplant?
Zunächst einmal sind wir gespannt, wie das Album ankommt. Bisher läuft es gut! Wir bekommen großartiges Feedback von allen, was wir sehr zu schätzen wissen. Was Konzerte angeht, haben wir bisher noch nichts geplant, da einige Mitglieder private und berufliche Verpflichtungen haben, die es schwierig machen, sich auf bestimmte Termine festzulegen. Dass wir in Portugal leben, ist auch nicht gerade hilfreich, da wir weit weg von den meisten unserer Zuhörer aus Mitteleuropa und Griechenland sind. Aber wir nehmen jeden Tag, wie er kommt, und schauen, was die Zukunft bringt.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für diese Gelegenheit, über DOLMEN GATE zu sprechen! Wer Interesse hat, kann uns auf Bandcamp, Facebook und Instagram folgen und denkt daran: Heavy Metal lebt!!
