Falkenbach
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Interview

Gute 5 Jahre ist es mittlerweile her, als Falkenbach mit dem Zweitwerk "Magni blandinn ok megintiri" zu begeistern wusste. Anschließend wurde es etwas still um das Ein-Mann-Projekt von Vratyas, lediglich Veröffentlichungen des Labels Skaldic Art zeugten weiterhin von einem andauernden musikalischen Engagement. Im Zuge der Neugestaltung der Falkenbach-Webseite jedoch wurde publik, dass für Herbst 2003 ein neues Album geplant ist. Grund genug, bei Vratyas Genaueres erfahren zu wollen.

Wieso hast du so seit deinem letzten Album eine lange Pause eingelegt?

Die lange Pause hatte mehrere Gründe. Zeitweise war auch nicht sicher, ob Falkenbach noch weiter existieren würde. Ich hatte mir vorgenommen in das dritte Album mehr Zeit zu investieren als in den Vorgänger, schlicht weil Teile des zweiten Albums mit mehr Zeit einfach hätten besser klingen können. Ich finde es schade, wenn Stücke aus Zeitmangel im Studio nicht zu dem werden, was sie sein könnten. Daher wollte ich vieles vorab vorbereiten und möglichst viel Zeit für Feinheiten im Studio haben. Auch musste diesmal ein Schlagzeuger gefunden werden, was viel Zeit beansprucht hat. Wie gesagt, es gab viele Gründe, sie alle aufzuzählen würde sicherlich zu weit führen.

Was wird uns mit deinem neuen Album erwarten? Beschreibe bitte aus deiner Sicht, was sich stilistisch zu „Magni blandinn ok megintiri“ verändert hat und was nicht.

Zunächst sind die Stücke in den Details ausgereifter in meinen Augen. Sie hatten mehr Zeit, sich zu entwickeln. Dann wäre da natürlich das Schlagzeug, diesmal logischerweise ausgefeilter und druckvoller, da mit Boltthorn (Vindsval) ein echter Meister seines Faches am Werke war. Zudem hat der Wechsel des Studios (diesmal im Tidal Wave) enorm viel gebracht. Die Zeit dort kann man in keiner Weise mit den Studiozeiten im Blue House vergleichen. Der Sound ist für Falkenbach exakt passend, möchte ich sagen, und die Stücke haben von der guten Arbeit des Tonmeisters (Patrick Damiani) profitiert.

Alles in allem ist der Charakter der Stücke typisch für Falkenbach geblieben. Einige Dinge haben sich geändert, so ist der klare Gesang des öfteren mehrstimmig, die akustische Gitarre spielt eine tragende Rolle in vielen Stücken etc. pp. Das gesamte Album wirkt etwas reifer, wie ich finde, ohne dabei überproduziert oder künstlich zu klingen. Textlich bleibt alles gleich, inhaltlich wird sich bei Falkenbach nie etwas ändern, denn es ist die Grundlage der Musik und der einzig wahre Grund für ihre Existenz.

Wie viele Lieder werden enthalten sein? Gibt es dazu schon einzelne Titel bzw. einen Arbeitstitel des ganzen Albums?

Das Album hat noch keinen Titel, im Gegensatz zu den einzelnen Stücken:
– Eho bridan Gero Man
– Homeward Shore
– As Long As Winds Will Blow
– Aduatuca
– Ardent Awaited Land
– Donar´s Oak
– Farewell
Insgesamt wird die Spielzeit ca. 40 Minuten betragen.

Gibt es schon ein Konzept für das Artwork, und falls ja, was können wir diesbezüglich erwarten?

Ein Konzept gibt es, jedoch kann ich dazu noch nichts Konkretes sagen. Es wird im gleichen Stil sein wie auf dem letzten Album, denke ich. Was das Cover angeht müssen noch einige Fragen geklärt werden. Sobald es definitiv feststeht wird es auf www.Falkenbach.de zu sehen sein.

Bislang war die nordische Mythologie eine der Hauptthemen von Falkenbach. Da der Stoff ja durchaus begrenzt ist, wie wird das auf dem neuen Album aussehen?

In meinen Augen ist diese Thematik keineswegs begrenzt. Es gibt Menschen die ihr gesamtes Leben damit verknüpfen. Ein Hauptschwerpunkt des neuen Albums sind die Tenkterer, ein von Tacitus erwähntes „germanisches Reitervolk“, welches in meiner Heimat angesiedelt war.

Wie stehst du persönlich zur nordischen Göttermythologie und speziell der Asatru-Bewegung? Ist das ein Thema, dass dich auch über die musikalische Welt hinaus beschäftigt?

Ich fühle mich keiner Bewegung zugehörig, weder religiös noch kulturell. Trotzdem beschäftigt mich dieses Thema nicht nur, sondern es ist ein wichtiger Grundbestandteil meines Lebens. Für mich ist dies etwas, das im Inneren gelebt wird. Es gibt Gruppen, welche kulturell historische Fakten in heutiger Zeit am Leben erhalten, durch Erlernen verschiedener Handwerke etc. Diesen gebührt Respekt, auch wenn für mich persönlich ein eigener Weg richtiger erscheint.

Was inspiriert dich zu diesen Themen und der dazugehörigen Musik? Die mir bekannten Literaturquellen sind oft eine lieblose Aneinanderreihung von Geschehnissen, als dass sie die Fantasie beflügeln könnten.

Die Texte können im Grunde aus zwei Sichtweisen betrachtet werden. Zum einen eher oberflächlich, d.h. man sieht eine beschriebene Person eben als eine Person, ein Tier als ein Tier usw. Man kann aber auch, und so war es gedacht, versuchen hinter die Geschichte eines Liedes zu schauen. Dort findet man unter anderem Zahlenmystik, die einiges über den eigentlichen Sinn eines Textes aussagt. Es findet sich auch viel Symbolik, die richtig verstanden werden muss, um die Absicht des Textes zu erkennen. Wer sich diese Mühe nicht macht, wird an der Oberfläche bleiben und alles eventuell noch historisch zu analysieren versuchen. In vielen Stücken wird natürlich auf Historisches Bezug genommen, dies aber als Hintergrund für die Erzählung eines bestimmten Themas, welches man, wie schon gesagt, nicht an der Oberfläche findet.

Wird das neue Album über Skaldic Art veröffentlicht werden? Falls nicht, warum?

Das neue Album wird über Napalm Records veröffentlicht. Skaldic Art Prod. war und ist dazu gedacht, jungen Bands eine faire Chance zu bieten. Würde ich Falkenbach auf Skaldic Art laufen lassen, dann würden 2-3 junge Bands auf Skaldic Art weniger vertreten sein. In diesem Fall wäre Skaldic Art nichts anderes als eine Lösung für mich persönlich, um mit Falkenbach mehr Geld zu verdienen. Es ist also einfach nicht der Sinn Skaldic Arts.

Wie lässt sich der Zeitaufwand für Falkenbach als auch Skaldic Art mit deinem Alltagsleben verbinden?

Skaldic Art nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, jedoch nicht so viel, als dass daneben nichts anderes mehr existieren könnte. Es ist und bleibt ein rein idealistisches Projekt, in welches mehr Geld investiert wird als am Ende übrig bleibt. Gerade die Veröffentlichung des neuen Menhir-Albums hat viel Zeit und Anstrengung beansprucht. Als einzige bereits etablierte Band auf Skaldic Art war die Arbeit für Menhir etwas anders als für eine neue Band, denn neuen Bands stehen leider bei weitem nicht die Möglichkeiten in Magazinen und Vertrieben offen wie bei bekannten Bands. Auch das neue Rivendell-Album, welches gerade veröffentlicht wurde, braucht einiges an Zeit.

Wer kümmert sich eigentlich um die (leider wohl unabdingbaren) geschäftlichen und rechtlichen Belange von Skaldic Art, ich denke da z.B. an so unsägliche Einrichtungen wie Steuerabschlüsse oder Buchhaltung?

Ein Steuerberater, schlicht und einfach. Da Gewinne nicht erzielt werden, als dass sie versteuert werden müssten, ist seine Arbeit relativ einfach und unkompliziert.

Wie beurteilst du den Weg von Martin Koller und Prophecy Productions? Ist das eine Option für Skaldic Art?

Ich hatte in den letzten Jahren nicht all zu oft mit ihm zu tun, und stehe auch in keinem engeren Verhältnis zu ihm direkt oder zu Prophecy allgemein. Trotzdem kann ich sagen, dass er einer der wenigen Leute ist, die meinen Respekt haben für ihre Art. Wenn ich Fragen hatte zu Beginn meiner Arbeit mit Skaldic Art hatte er immer mal ein paar Minuten Zeit, mir einen guten Rat zu geben. Der Weg, den Prophecy gegangen ist, dürfte für Skaldic Art aber aus diversen Gründen nicht in Frage kommen.

Bleibt Falkenbach ein Ein-Mann-Projekt, und schließt das zukünftige Live-Auftritte aus?

Es wird mit Sicherheit keine festen Mitmusiker geben. Nach der Veröffentlichung des neuen Albums sehe ich weiter und werde eventuell ein Konzert in Angriff nehmen, wobei bereits einige Menschen zwecks Aushilfe zugesagt haben. So gesehen ist ein Konzert mit Beteiligung von Falkenbach nicht unwahrscheinlich, allerdings reine Zukunftsmusik im wahrsten Sinne des Wortes. Jede erwähnenswerte Neuigkeit wird man sowohl unter www.SkaldicArt.de als auch unter www.Falkenbach.de finden.

31.05.2003
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