Gold
Das Prinzip Hoffnung

Interview

Why Aren’t You Laughing“ ist zwar in unserem Soundcheck gefloppt, hat aber dafür im Review satte acht Punkte eingefahren. Wir haben mit Milena Eva und Thomas Sciarone (Ex-THE DEVILS BLOOD) von GOLD gesprochen. 

Hallo Milena, hallo Thomas. Vielen Dank für die Zusage zu unserer Interviewanfrage. Ihr seid ja gerade auf Tour. Wie läuft es denn so?

Thomas: Danke für das Interview. Die Tour ist bisher absolut großartig gewesen. Die Publikumsreaktionen waren bisher an jedem Abend einfach überwältigend. Wir sind sehr glücklich, dass wir noch viele Shows in diesem Jahr spielen dürfen.

Ich meine mich zu erinnern, dass ihr Beiden alle GOLD-Artworks selbst entwerft. Was zur Hölle geht denn auf dem Cover von “Why Aren’t You Laughing?“ vor sich?

Milena: Das gilt nur für alle bisherigen Artworks. Diesmal haben wir die Künstlerin Danielle van Ark um Hilfe gebeten. Wir lieben ihre Arbeit, weil sie sehr vielschichtig und scheinbar mühelos wirkt, aber sehr durchdacht ist. Die Kooperation mit Danielle begann vor den Aufnahmen des Albums und sie hat uns vorab einige Bild zugeschickt, welche als Cover gut funktionieren würden. Das tatsächliche Coverartwork hat sie uns zuletzt geschickt, es war sehr anders als die anderen Bilder und ist uns im Kopf geblieben. Du kannst dir nie ganz sicher sein, was auf dem Cover passiert. Die Frau wirkt glamourös, aber unglücklich. Sie ist sehr verletzbar und dafür lieben wir dieses Bild.

“Why Aren’t You Laughing?” fühlt sich ein wenig an wie die Revolution der progressiven Musiker in der Band GOLD. Habt ihr auf diesem Album die bewusste Entscheidung für etwas Neues gefällt?

Thomas: Es ist interessant die verschiedenen Sichten der Leute auf das Album zu erfahren. Für uns geht es um Wachstum, Entwicklung und Erwachsenwerden. Wenn die Zeit vergeht, verändern wir uns als Menschen, Musiker und Musikliebhaber. Die Art und Weise wie wir Kunst betrachten, der Kram, den wir uns anhören, die Künstler, die uns inspirieren…das alles verändert sich mit der Zeit. Und dies macht jedes Album unterschiedlich.

Milena: Wir können uns nicht selbst wiederholen, selbst wenn wir wollten. Tatsächlich mögen wir keine Stereotypen und Klischees, selbst wenn es unsere sind.

Interessant, wie geht es denn mit GOLD in Zukunft weiter. Ein Leser schrieb uns: „Gar nicht auszudenken, wie gut GOLD noch werden könnten.“

Milena: Aktuell schreiben wir an neuem Material. Wir haben ein unheimliches Gefühl, einen Drang uns zu verwirklichen. Ich bin mir sicher, dass wir uns mit jedem Album entwickeln werden. Hoffentlich kann ich dies machen, bis ich 80 oder älter bin. Dann hätten wir noch um die 40 Alben vor uns (lacht).

Alles zu GOLD in der Metalszene, Inspiration, Einflüsse und Hoffnungen auf Seite 2.

GOLD finden bekanntermaßen sehr viel Anklang in der Metalszene. Kannst du dir dies erklären?

Thomas: Die Zusammenarbeit mit Ván Records, die unsere ersten drei Alben veröffentlicht haben, hat sicherlich dazu beigetragen, da dieses Label sehr tief in der Metalszene verwurzelt ist. Obwohl wir uns selbst nicht als Metalband definieren, kann ich nicht abstreiten, dass wir uns in den dunklen und melancholischen Ecken der Szene wohl fühlen. Die Dunkelheit und Traurigkeit in unserem Sound kommt scheinbar bei vielen Metalheads gut an.

Ihr verarbeitet sehr unterschiedliche Einflüsse in eurer Musik. Könnt ihr einige davon nennen, gerne auch die weniger wichtigen bzw. offensichtlichen Inspirationen?

Thomas: Du hast recht, wir schöpfen aus verschiedensten Quellen Inspiration. Heute sollten wir uns daher auf die Einflüsse auf unserem letzten Album „Why Aren’t You Laughing?“ konzentrieren. Die frühen THE CURE sind eigentlich eine dauerhafte Quelle. Selbiges gilt für PORTISHEAD. Sie sind einfach die Meister der progressiven und stimmungsvollen Musik. Daneben waren viele ältere Sachen Teil des Prozesses, wie THE VELVET UNDERGROUND, THE STOOGES, COCTEAU TWINS, DEAD CAN DANCE und WIRE. Alle diese Bands haben in der einen oder anderen Art und Weise die Rock Musik revolutioniert. Außerdem waren ARVO PÄRTs starke und melancholische Arrangements ein starker Einfluss.

Wenn wir noch über Metal sprechen wollen, ich habe in letzter Zeit sehr viel ORANSSI PAZUZU („Valonielu“) und WIEGEDOOD („De Doden Hebben Het Goed“) gehört. Beides großartige Alben, mit einer kraftvollen Stimmung, texturiertem Sound, aber auch eingängigen Songs. Zudem sind SWANS wichtig. Abschließend sollten wir nicht den elektronischen Kram vergessen, der uns bei Formen des Albums geholfen hat, beispielsweise THE KNIFE und APPARAT.

Milena: Ich kann während des Schreibens neuer Musik nicht viel anderes hören, da ich nicht beeinflusst werden möchte. Was mich allerdings inspiriert, sind die Nachrichten und die Grobschlächtigkeit der Welt. Aber auch reale Personen und Situationen können inspirierend sein, besonders verletzliche Menschen, offene Diskussionen und Enttäuschungen.

Kommen wir nochmal auf das Thema Nachrichten zu sprechen. Diese sind ja meistens nicht sehr positiv. GOLD sind eine Band, die soziale und umweltpolitische Probleme und Verantwortungen anspricht, oder?

Milena: Wir alle müssen verdammt nochmal wach werden. Überall auf der Welt bekommen Rechtspopulisten mehr Macht. Ich habe Angst um diejenigen, die sich nicht selbst helfen können und ich habe auch Angst vor einem Verlust der Empathie.

Thomas: Unsere Musik reflektiert sehr stark unsere Persönlichkeit, dies lässt sich nicht verleugnen.

Wenn wir über soziale Verantwortung nachdenken. Gibt es noch Hoffnung? Und falls ja, warum?

Thomas: Auch wenn es aktuell sehr viele abgefuckte Sachen gibt, es gibt sehr viele Menschen, die an Lösungen arbeiten. Viele Menschen widmen ihr Leben Themen wie Umwelt- oder Tierschutz oder helfen ganz einfach ihren Mitmenschen. Sie sind unsere Hoffnung.

Quelle: Interview mit Milena und Thomas, Juni 2019
28.06.2019

Stellv. Chefredakteur

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