Hacride
Interview mit Sänger Luiss Roux zum neuen Album "Back To Where You've Never Been"

Interview

Hacride

HACRIDE haben mit ihrem neusten Streich „Back To Where You’ve Never Been“ nicht weniger als ein hervorragendes Album hervor gebracht. Und auch wenn sich in der letzten Zeit das Bandkarusell drehte, so blieben die Franzosen unverkennbar sie selbst. Aus diesem Grunde setzten wir uns mit Sänger Luiss Roux an einen Tisch um mit ihm die Entstehung des neuen Werks, das neue Bandgefüge und die Emotionalität ihrer Musik zu erörtern.

Hallo Luiss! Na wie gehts dir? Erstmal herzlichen Glückwunsch an dich und deine Jungs zum neuen Album. Es hat mich von der ersten Sekunde an total geflasht. Und um es vorweg zu nehmen, es ist eins der besten Scheiben, die ich dieses Jahr zwischen die Finger bekommen habe. Wie sind denn die anderen Reaktionen bisher ausgefallen? Seid ihr mit der Resonanz soweit zufrieden?

Hi! Mir geht es gut, danke dir. Ich bin froh, dass dir das neue Album gefällt. Die Reaktionen waren bisher ziemlich positiv. Bisher haben noch nicht so viele Leute das Album gehört, aber die Resonanzen der Presse und unserer engen Freunde waren bisher viel versprechend. Ich denke, keiner weiß im Moment, was er erwarten kann und das ist auch gut so, denn dadurch wird die Erfahrung beim ersten Hören viel intensiver.

Lass uns doch gleich mal über “Back To Where You’ve Never Been“ reden. Ich empfinde es als eine gelungene Mischung aus “Amoeba“ und “Lazarus“, wobei es doch noch ein wenig düsterer erscheint. Wie empfindest du denn die Entwicklung der letzten Jahre?

Ich denke, Du liegst damit richtig, es als eine dunklere Mischung Mischung aus “Amoeba“ und “Lazarus“ zu bezeichnen. Ich kannte HACRIDE schon bevor ich zur Band kam und ich fühlte immer, dass es eine dunkle Seite gibt, aber als ich die neuen Songs das erste Mal hörte, machte dies noch mehr Sinn. Es ist eine sehr direkte Platte, aber trotzdem teilweise tief und emotional. Das Ding ist, dass eine Menge in dieser Band über die letzten Jahre passiert ist und ich denke, dass genau das der Zündstoff für so starke Emotionen war.

Gerade Du als neuer Sänger machst einen hervorragenden Job, auch wenn alles ein wenig moderner und „amerikanischer“ klingt. War das Absicht oder war es eher eine natürliche Entwicklung, schon bevor du in die Band gekommen bist?

HACRIDE haben mit den neuen Kompositionen schon einen eher “amerikanischen“ Anstrich bekommen, bevor ich zur Band gestoßen bin. Ich denke Adrien, der alle Songs schreibt, wollte experimentieren, um technische Songs mit traditionellen Strukturen zu schreiben. Das ist eine interessante Herausforderung, denn ist hart, Sachen simpel zu halten. Du kannst eine Geschichte in vielen verschiedenen Arten erzählen, aber dieses Mal sollte so einfach wie möglich und weniger überladen werden. Wir sind eine technische Band aber wir sind mit catchy Rocksongs aufgewachsen und viele unserer Lieblings-Metal-Riffs sind sehr einfach, wenn man sie sich genau anschaut. Es war also für Adrien auch sehr wichtig, die Klarheit in der Musik und der Intention dahinter zu verdeutlichen.

Was sind denn deine musikalischen Einflüsse?

Ich höre Metal, seit ich zehn Jahre alt bin und ich liebe jede Art von Musik. Ich wuchs mit Grunge (ALICE IN CHAINS, SOUNDGARDEN, PEARL JAM, etc…) und klassischem Thrash Metal wie SLAYER, ANTHRAX und PANTERA auf. Ich liebe Black Metal, Hard Core, Stoner oder Death Metal und ich würde sagen, dass meine Einflüsse aus allen Bereichen kommen. Die Wahrheit ist, dass ich Musik, und Metal im Speziellen, liebe. HACRIDE befindet sich definitiv auf der modernen Seite des Metal; Adrien und Ben wühlen sich durch STRAPPING YOUNG LAD, MESHUGGAH und Avantgarde Bands. Wir mögen also auch Bands sehr gern, die keine Angst davor haben, außerhalb des Metal zu agieren, wie beispielsweise TOOL oder DEFTONES.

Du bist ja noch nicht all zu lange bei HACRIDE. Kannst du uns sage, was die Gründe der Trennung von Samuel und Mike waren? Und wie seid ihr beide, also du und Florent zur Band gestoßen?

Soweit ich das verstanden habe, zog Mike aus Frankreich weg und diese geografische Distanz machte es schier unmöglich für ihn, weiterhin in der Band aktiv zu sein. Flo Marcadet war eine logische Wahl für HACRIDE, denn durch die enge Beziehung zu KLONE kannten Adrien und Ben ihn schon und verstanden sich mit ihm auf persönlicher Ebene. Ich war zwar beim Vorspielen nicht dabei, aber soweit ich das mitbekommen habe, passierte es recht schnell und schon gingen die Dinge ihren Weg… Ein paar Monate später entschied Sam, die Band aufgrund seines Privatlebens zu verlassen. Das Ding ist, dass es schwer ist, Musik zu machen, einen normalen Job zu haben und dann auch noch Zeit für seine Familie zu finden… Mit anderen Worten kann die musikalische Verantwortung in einigen Punkten sehr groß werden, denn eine Band benötigt viel Zeit und Hingabe. Im September 2012 kontaktierte Flo mich und sagte mir, dass Sam sie verlassen wird. Ich habe Florent während seiner Aufnahmen für STEP IN FLUID vor ein paar Jahren kennengelernt und er kannte meinen Gesangsstil schon von SINSCALE. Die Jungs fragten mich dann, ob ich nicht Lust hätte einen Song vom neuen Album einzusingen und ein paar Tage später war ich in der Band.

Aber zurück zur Musik. Gibt es denn ein textliches Konzept hinter “Back To Where You’ve Never Been“?

“Back To Where You’ve Never Been” repräsentiert eine vorübergehende Phase in deinem Leben, in welcher du dich zwischen deinen Kindheitsträumen und der “erwachsenen“ Welt entscheiden musst. Ich mag das Wort “erwachsen“ nicht, denn es sagt nichts aus, aber du verstehst ja was ich meine. Es kommt irgendwann mal die Zeit, in der du das aufgibst, was du am meisten magst. Es kann bedeuten, dass du das Musik machen aufgibst; Zeit mit deinen Freunden zu verbringen oder was du auch immer gern machst, denn es wird inkompatibel mit anderen Dimensionen deines Lebens. Es gibt auch eine direkte Verbindung mit dem Artwork, denn die Symbole, die du am Herzen dieses Schattenwesens siehst, funktionieren als Batterie. Es repräsentiert den Motor, der uns am Laufen hält. Die letzten Worte auf dem Album sind “become who you are meant to be before your turn into dust…“. Und ich denke, diese Passage fasst das Konzept hinter
“Back To Where You’ve Never Been” ganz gut zusammen. Es sagt im Grunde aus, dass alles entscheidend ist, um für dich herauszufinden, was du in deinem Leben willst, um Frustration zu vermeiden.

Soweit ich weiß, wurde“Lazarus“ ja damals von Adrien größtenteils nachts geschrieben, was sich ja auch auf die Songs auswirkte. Wie stand es denn dieses Mal um das Songwriting?

Adrien komponierte das Album zuhause und da er einen ziemlich eng gestrickten Zeitplan hat, bin ich mir sicher, dass er viele der Songs nachts geschrieben hat. Er hat außerdem einen Sohn und er sagte mir, dass er auch neben ihm an der Wiege spielten würde. Ich denke, dass hatte auch einen starken Einfluss auf das Album, denn ein paar Songs sind vom Aufbau her wie Schlaflieder.

Inwiefern seid ihr anderen Musiker denn am Schreibeprozess beteiligt? Trefft ihr Euch im Proberaum und jamt zusammen oder kommt Adrien mit fertigen Ideen?

Adrien kommt mit den Riffs und den Grundideen für einen Song an, aber die Arrangements werden von der gesamten Band in einem gemeinsamen Prozess geschrieben. Die Proben sind dazu eine gute Gelegenheit, um Strukturen gemeinsam als Gruppe zu modifizieren, aber Adrien kümmert sie vorab um die ganzen Kompositionen. Frank Hueso, unser Sound Engineer, war ebenfalls ein wichtiger Input während des Aufnahmeprozesses. Er fungiert wie das fünfte Bandmitglied, denn er formt nicht nur unseren Sound, sondern agiert auch wie ein Produzent und hat einen großen Einfluss auf die finalen Arrangements.

Wie steht es denn um eine Tour? Habt ihr schon was in der Richtung geplant? Gerade in Deutschland seid ihr ja eher selten zu sehen. Gibt es schon Pläne, euch mal auf Tour zu erleben?

Wir arbeiten im Moment an einer Tour, aber es ist noch ein bisschen früh, Details zu verraten… Nichtsdestotrotz spielen wir auf dem EUROBLAST Festival in Köln im Oktober diesen Jahres. Das Einzige, was ich bisher sagen kann, ist, dass wir dieses Album in Europa und darüber hinaus vorstellen wollen. Wir werden eventuell auch im Juni in Indien spielen, wenn alles gut geht. Wir werden sehen, was passiert. Wie wir in Frankreich sagen: Ich kreuze meine Finger, dass alles gut geht. Nicht, dass ich abergläubisch wäre, aber wer weiß… Ich könnte aber sehr abergläubischen nach alle dem hier werden!

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören natürlich dir!

Es war mir eine Freude, dieses Interview mit dir zu machen und ich hoffe ein paar deutsche Freunde auf dem EUROBLAST Festival in Köln dieses Jahr zu finden!

20.04.2013
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