Russkaja
Jacky Cola is life

Interview

RUSSKAJA haben jüngst den „Kosmopoliturbo“ angeschmissen. Der bunte Mix, den die Österreicher hier darbieten, gefällt und macht Laune. Dass die Band auch auf der Bühne eine Bank ist, versteht sich da fast von selbst. Grund genug also, mal mit Gitarrist Engel Mayr mal ein paar Worte zum Album zu wechseln und ihn anschließend auf den Said But True-Zahn zu fühlen.

Russkaja – Kosmopoliturbo

Engel Mayr von RUSSKAJA sprach…

… über die Richtung des Sounds

Eigentlich wusste ich von Anfang an, wo wir mit dem Sound hinsollten. Ich hatte da eine klare Vorstellung. Wichtig war, das gleiche Team für den Sound gewinnen zu können, mit dem wir bereits den Vorgänger auf die Beine gestellt haben. Darüber hinaus war erklärtes Ziel, den Sound merklich zu entschlacken. Am Ende hat sich aber auch Vieles einfach so ergeben.

… über die Entschlackung

Wie gesagt, das war unser erklärtes Ziel. Am Anfang haben wir viel mit unseren Studioteam viel darüber diskutiert, weil die natürlich ebenfalls ihre Vorstellungen haben. Doch ich wollte nicht mehr als eine Gitarrenspur verwenden. Das hat sich meiner Meinung nach ausgezahlt. Dafür muss man natürlich mit einem Plan ins Studio gehen, was ich natürlich immer mache. Ich bastle mir unseren Grundsound immer schon vorher mit Demos und Preproduktion zusammen. Wir gehen eigentlich nie unvorbereitet ins Studio. Wir abeiten die Ideen natürlich immer zusammen aus, aber ich bereite alles vor.

… über den multilingualen Charakter von RUSSKAJA

Nun dazu gibt es zwei Dinge zu sagen. Zum einen interessieren wir uns natürlich sehr für andere Kulturen. Es ist einfach eine grundlegende Art, sich in anderen Ländern entsprechend zu bilden und das möchten wir eben auch durch die Musik zum Ausdruck bringen. Zweitens ist Georgij sehr sprachbegabt, wodurch sich die Mehrsprachigkeit praktisch anbietet. Wenn wir in anderen Ländern unterwegs sind haben wir immer ein Wörterbuch dabei. Das ist einfach seine Passion.

SAID BUT TRUE mit Engel von RUSSKAJA

Von welchem besonderen Live-Erlebnis wirst du deinen Enkelkindern noch erzählen?

Da gibt es einige. Jüngst war da etwa unser Auftritt bei Wacken. Das war unsere beste Wackenshow überhaupt. Es war proppenvoll. Wir haben auch fünf von den neuen Songs gespielt, die sind richtig gut angekommen. Aber ist lauter so Erlebnisse, von denen ich erzählen würde. Unser Auftritt beim Open Flair vor zwei Jahren war auch gut. Es gab Stagediving bei 3000 Leuten. Nach einem Schlagzeugsolo sollte Georgij eigentlich wieder auf die Bühne kommen. Doch er kam nicht und so dauerte das Solo an. Es stellte sich heraus, dass er auf der Toilette hing. Derweil entwickelte sich das Schlagzeugsolo zur Schlagzeugpredigt, bis er dann endlich kam und nur „Dawai!“ rief. Das war großartig.

Was trinkst du auf der Bühne?

Entgegen dem, was man von uns erwarten würde, haupstächlich Jacky Cola. Mit mehr Jacky als Cola. Denn Cola ist teuer. (lacht)

Was war das letzte, was während einer eurer Shows zu Bruch gegangen ist?

Die Tuba, die uns auf Wacken verlassen hat. Aus unerklärlichen Gründen war sie einfach kaputt.

Wann hast du dich auf der Bühne das letzte Mal so richtig geschämt?

Hm, das dürfte länger her sein. Wir schlagen uns mal besser, mal schlechter, aber dass ich mich mal richtig auf der Bühne geschämt habe, das war mit einer anderen Band. Das war in einem Theater in Österreich. Sollte auch nur ein Song werden. Jetzt hatte die Bühne aber zwei Backstagebereiche, einen links, einen rechts von der Bühne. Ich war links und wusste nicht so recht, wann unser Einsatz war. Also bin ich noch mal schnell auf Toilette gegangen, als ich das Gitarrenintro, das ich eigentlich spielen sollte, vom Keyboarder gehört habe. Da bin ich auf die Bühne gerannt, habe mich schnell eingekabelt, da war’s fast auch schon vorbei. Warum ich ausgerechnet zu dem Zeitpunkt aufs Klos musste ist mir nach wie vor ein Rätsel, aber heute lache ich darüber.

Welche Show einer anderen Band hat dich zuletzt richtig umgehauen?

Das war Glenn Hughes in Wien. Ist ein halbes Jahr oder so her. Wenn man selbst als Musiker aktiv ist, stumpft man gegenüber Konzerten etwas ab. Aber das war einfach so gut. Wie dieser Mann seine Stimme eingesetzt hat, gerade wenn er soliert hat, war schon etwas ganz besonderes. So etwas habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt.

Wie sieht die perfekte Backstage aus?

Jacky Cola, zwei Flaschen wenn’s geht, eine Couch zum Ausruhen und im Idealfall noch ein eigenes Abteil für unsere Violinistin. Ansonsten sind wir Pflegeleicht. (lacht)

Welche Rituale pflegst du vor der Show?

Außer Jacky Cola? Wir stehen im Kreise, legen die Hände zusammen, werfen sie dann hoch und rufen „RUSSKAJA“.

Wann und wo hast du zuletzt eine rauschende Backstage-Party gefeiert?

Das war am Deichbrand Festival. Da gab es eine Jägermeister-Bar. Wir können den Jägermeister nicht so gut einschätzen, ab einem gewissen Zeitpunkt geht er mit dir durch. Wir sind dann glaube ich bei Cro halbnackt auf die Bühne gerannt. Es gab von uns natürlich ein Entschuldigungsvideo dazu. Aber das nur mal so.

Welche Show hast du am weitesten entfernt von deiner Heimat gespielt?

Muss ich mal ganz kurz nachschauen. (Er wirft einen Blick auf Googlemaps) Spanien, Santiago de Compostela. Nächstes Jahr spielen wir übrigens erstmals in Russland.

Musstest du jemals aus gesundheitlichen Gründen eine Show absagen?

Ja, in der Schweiz. Georgij ging es nicht gut. Er hatte schon im Bus gelegen und Fieber bekommen. Zum Glück hat der Veranstalter Verständnis gezeigt und den Termin abgesagt. Das war knapp, da schon die ersten Zuschauer da waren. Wir mussten sämtliche Schweiz-Gigs absagen, er war zwei Wochen krank. Ansonsten sind wir aber recht robust, ich stand auch schon mit fieber auf die Bühne.

Wie viele Stunden Schlaf bekommst du im Durchschnitt auf Tour?

Das variiert stark, fünf Stunden im Schnitt, bei Flügen weniger.

Auf welche landestypischen Dinge freust du dich im Vorfeld einer Tour?

In Spanien vvor allem auf Gazpacho, diese kalte Tomatensuppe. Die aus dem Supermarkt schmeckt super.

Wurdest du schon einmal verwechselt?

Ich glaube nicht, nein, nicht dass ich wüsste. Ich bin im Zweifel immer der mit dem Donald Duck-Tattoo

Wurdest du schon einmal richtig verarscht?

Wir spielen uns gegenseitig immer mal wieder Streiche, aber nie etwas Bestimmtes. Ich selbst werde erstaunlich selten aufs Korn genommen. Meist sind es die vergesslicheren Mitglieder, denen wir mal die Violine verstecken oder so. (lacht)

Hattest du schon einmal Probleme mit dem Gesetz?

Ja, „Probleme“ direkt jetzt nicht, aber wir werden immer wieder mal gefilzt. Haben in dieser Hinsicht aber immer Glück gehabt. (lach)

Wann warst du zuletzt richtig wütend auf jemanden?

Ich hatte mal einen Wutanfall auf einem Festival in den Niederlanden. Da haben die uns zwei Lampen auf Kopfhöhe gehängt und das war super irritierend. Die Niederländer haben sich natürlich nicht an einem fluchenden Österreicher gestört. Vermutlich wegen der Sprachbarriere. (lacht)

Was war das Inspirierendste jenseits von Musik, das du zuletzt gesehen hast?

Wir waren einen halben Tag in Madrid unterwegs. Das war sehr schön. Wir sind mit einem Touribus mit offenen Dach gefahren, haben eine gute Paella gegessen. War ein echt guter Tag.

Was würde man am wenigsten von dir erwarten?

Dass ich ein großer Fan von Jazz bin. Kann mir vorstellen, dass RUSSKAJA-Fans das nicht direkt erwarten würden.

16.08.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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