Flogging Molly
Life Is Good? - Interview mit Dennis Casey

Interview

Sommer, gute Laune, Open-Air-Konzerte. “Life Is Good“ …oder? Wir trafen Dennis Casey von FLOGGING MOLLY zum Interview vor dem Konzert in Dresden zusammen mit den BROILERS und sprachen dabei über ihr letztes Album, die Bedeutung des möglicherweise plakativen Namens und zur Einlösung unseres Deals mit FIRKIN. Dennis war dabei nicht nur überaus sympathisch, sondern gab darüber hinaus einige Einsichten in private Schicksalsschläge. Aber lest selbst!

Flogging Molly – Life Is Good (Cover Artwork)

Euer Album “Life Is Good“ erschien vor ein paar Wochen. Wie war das Feedback bislang?

Das Feedback hier in Europa ist ein wenig schwieriger einzuschätzen, allein schon aufgrund der unterschiedlichen Sprachen. Unsrer Pressesprecher hat uns die Artikel geschickt. Die sehen toll aus, aber einige sind in Spanisch, Schwedisch oder Deutsch. Was ich aber im Allgemeinen von der Presse gehört habe war größtenteils gut. Vom Publikum kamen sogar fast ausschließlich Lob und Komplimente.

Ich habe euer Album auch angehört und mir gefällt es ebenfalls sehr gut. Der erste Song, den ich dabei gehört habe war natürlich “The Hand Of John L. Sullivan“. Aus meiner Sicht ist das ein klassischer FLOGGING MOLLY Song. Ihr habt da keine Experimente gemacht. Habt ihr den Song so geschrieben, dass die Fans einen neuen Live-Hit zum Tanzen bekommen? War das sogar ein wenig berechnend?

Nein, kein bisschen! Wenn wir Musik machen sitzen wir in einem Raum, meistens im Kreis, und Dave spielt uns die Songs vor. Wir reagieren dann darauf, wie es uns eben einfällt. Der Song stand dabei sehr schnell. Wir dachten dabei: “Wow, der ist richtig gut!“, also haben wir ihn einfach so gelassen. Er sagt alles, was wir sagen wollen. Es fühlte sich gut an und daher konnten wir uns mit den anderen Songs befassen. Bei einigen mussten wir richtig kämpfen, aber der war ziemlich einfach.

Warum habt ihr euch für John L. Sullivan als zentrale Figur entschieden?

Naja der Hauptgrund war, dass er einer der ersten “Celebrities“ war. Er war Ire und ein Boxer, er war berühmt und die Leute wollten einfach nur seine Hand schütteln. Aber es gibt auch einen Bezug zu meinem Vater, der leider während des Songwritings verstarb. Im Text heißt es: “Jim Casey is my name“ und das ist mein Vater. Das ist ein kleiner Tribut an ihn.

Das ist toll umgesetzt worden! Der Stil von FLOGGING MOLLY wird häufig als Folk Punk bezeichnet. Stimmst du dieser Beschreibung zu oder sind FLOGGINY MOLLY viel mehr als das?

Ich glaube, FLOGGING MOLLY ist wesentlich mehr als das! Ich nehme da gern die Analogie zur Hand, dass sich jemand selbst beschreibt. Kannst du dich selbst und wie du bist in zwei Worten beschreiben? Wäre das bei dir “männlich“ und “Bart“? Oder dein Alter. Wie alt bist du? 25?

Ich bin tatsächlich 25!

Ah ich bin gut im Raten des Alters. Also “Männlich“ und “25“ … sagt das alles über dich aus? Nicht mal annähernd oder? Mit “Folk Punk“ ist es nahezu das Gleiche. Es stimmt zwar, es gibt noch so viel mehr.

So wie ich es sehe, ist “Life Is Good“ ein wenig langsamer als eure früheren Werke. Seid ihr ein bisschen weniger “punkig“ …

Wir werden eben älter! (lacht)

Naja seid ihr deswegen gesetzter oder ist das einfach der Sound, der sich für das Album ergeben hat?

Ach ich glaube das Album hat sich so ergeben. Es gibt auch noch vier Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, die richtig schnell sind. Die werden wir vermutlich zukünftig benutzen. Also wir haben das Schnelle nicht verloren. Es ist nur wie ein zusammenhängendes Stück Musik, das wir auf ein Album gepackt haben. So hat es einfach am meisten Sinn ergeben. Man hört vielleicht, dass wir einen neuen Drummer haben. Schlagzeuger sind wie Gesichter, jeder ist anders. Das merkst du, wenn du es hörst. Jeder bringt da seinen eigenen Stil mit. Es geht ein wenig massiver und härter zu als zuvor.

Normalerweise hätte ich an dieser Stelle gefragt, ob es einen Song auf der Platte gibt, der dir persönlich sehr viel bedeutet.

Ich habe das Gefühl diese Frage bereits beantwortet zu haben. (lacht) Aber ich kann dir gerne meinen Lieblingssong vom Album verraten. Das wäre “Welcome To Adamstown“.

Warum dieser Song?

Der macht mich immer wieder glücklich und bringt mich zum Lächeln. Er ist ziemlich eingängig. MARIACHI EL BRONX haben die Blasinstrumente eingespielt. Ich fühle mich dabei immer so…so…äh… ach, wie heißt das Wort, wenn es wolkig ist und die Sonne kommt raus? So fühle ich mich dabei!

Mir fällt das Wort zwar auch nicht ein, ich weiß aber, was du meinst. Freut ihr euch schon darauf den Song live zu spielen? Habt ihr das überhaupt vor?

Leider haben wir den bislang nur einmal live gespielt, weil wir mit der Band auf Tour waren. Wir haben eine St. Patrick’s Day Show gespielt und sie waren der Opener. Also kamen sie einfach zu uns und haben den gespielt. Ich habe das sogar Dave letzte Nacht erst gefragt. Aber er meinte, er will warten, bis wir jemanden gefunden haben, der die Blasinstrumente spielen kann. Also heute Abend werden wir ihn nicht spielen, aber in der Zukunft auf jeden Fall.

Einer meiner Favoriten auf dem Album ist der Titeltrack “Life Is Good“. Ist das Leben gut oder wie es im Song heißt “alles, was wir verabscheuen“ (“everything we loathe“)? Oder möglicherweise etwas dazwischen?

Beides! Ich finde, es ist ein sehr verwirrender Titel. Als Dave die Idee für den Titel bekannt gab, hatte ich Bedenken, dass die Leute denken es geht um “das eigene Boot und Champagner trinken und yeah, das Leben ist gut!“ Nein, es ist das Gegenteil. Mein Vater starb ebenso während des Songwritings wie Daves Mutter. Der Titel ist also total sarkastisch. Was ist das deutsche Wort für “sarcasm“?

Sarkasmus.

Ja, genau. Es ist “Sarkasmus“ [auf Deutsch, Anm. d. Red.]. Aber es kann das komplette Gegenteil sein. Das Leben kann beides sein. Es kann gut sein und es kann scheiße sein, aber das macht es zu dem, was es ist.

Heute Abend spielt ihr als Special Guest für die BROILERS, eine deutsche Band. Wie entstand diese Verbindung, diese Zusammenarbeit?

Entweder kam es von ihnen selbst oder von unserem Freund Philip. Ich kannte niemanden von der Band persönlich. Wir haben zwar schon auf Festivals zusammen gespielt, also kannte ich den Namen, aber ich glaube es war jemand aus deren Band. Ich habe auch bislang nur einen aus der Band kennen gelernt. Heute ist ja auch der erste Tag.

Letzte Woche habe ich mit eurer ehemaligen Support-Band FIRKIN aus Ungarn ein Interview geführt. Und dabei habe ich sie gefragt, was ich FLOGGING MOLLY in ihrem Namen fragen soll. Sie wollten wissen, ob sie bei eurer “Salty Dog Cruise“ 2018 mitmachen dürfen. Was sagst du dazu?

Ach sie müssen einfach ihren Namen ins Gespräch bringen. Sie müssten unsere Booking-Agentur kontaktieren und ihren Wunsch einreichen. Wir können uns leider mittlerweile nicht mehr jede Band merken, die mit uns gespielt hat. Sie müssen einfach ihren Namen einreichen.

Letzte Frage: Gibt es eine Frage, die dir noch nie in einem Interview gestellt wurde, du aber gern einmal beantworten möchtest?

Na klar! Fragen über meine Gitarre, welche Gitarre ich spiele und so.

Dann nutzen wir doch dieses Interview dazu! Welche Gitarre spielst du?

Ich spiele eine Fender Telecaster, die ich ein wenig modifiziert habe. Dazu nehme ich unter anderem einen Stratocaster Pickup. Ich habe sie schon seit 1993, damals neu gekauft. Jetzt habe ich sie schon auf der ganzen Welt gespielt und hab schon die Scheiße aus dem Ding rausgeprügelt. Aber ja, sie ist sehr besonders für mich.

Vielen Dank für das Interview!

Flogging Molly – Live in Dresden 2017
04.09.2017
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