Persefone
bringen Andorra auf die Metal-Landkarte

Interview

Mit einem Gig in Barcelona starten PERSEFONE aus Andorra heute ihre erste Headliner-Tour durch Europa. Am 12., 17. und am 20. April gastieren die Progressive-Death-Metaller auch in München, Essen und Hamburg. Aus diesem Anlass und weil die Band mit ihren letzten beiden Studioalben „Aathma“ und „Spiritual Migration“ nicht nur bei metal.de abräumen konnte, haben wir uns mit Bassist Sergi „Bobby“ Verdeguer zum Interview verabredet. Es geht um spirituelle und auch um ganz weltliche Hürden, wie zum Beispiel die Anfänge als Metal-Band in einem Zwergstaat in den Pyrenäen.

Die Veröffentlichung eures fünften Studioalbums „Aathma“ liegt ja nun bereits einige Wochen zurück. Wie würdet ihr die bisherigen Reaktionen zusammenfassen?

Hey, schön mit euch zu sprechen! Es war alles ziemlich aufregend! Zum ersten Mal hatten wir zum Zeitpunkt einer Albumveröffentlichung das Gefühl, dass da wirklich jemand ist, der auf neues Material wartet. Das Release liegt nun etwas über einen Monat zurück und die bisherigen Reaktionen sind großartig. Wir haben viele Interviews geben können und es gab eine Menge Reviews in gedruckten Magazinen und im Netz. Insgesamt fielen die Reaktionen sehr gut aus. Wir haben außerdem die stärkste Fanbase unserer Karriere und erhalten auch aus dieser Richtung viel wunderbares Feedback bezogen auf „Aathma“.

Das Vorgängeralbum „Spiritual Migration“ erhielt ebenfalls viel Lob aus den Reihen der Kritiker und ihr habt euch die Zeit für einen würdigen Nachfolger ganz offensichtlich genommen. Habt ihr beim Schreiben von „Aathma“ auch einen gewissen Druck verspürt?

Überhaupt nicht. Wir verspüren keinerlei Druck, denn wir versuchen es so sehr wie möglich zu genießen, neue Musik zu schreiben. Das ist ein Geschenk und wir sind extrem dankbar dafür, es tun zu können … Jedes Album ähnelt einem Gemälde, das den aktuellen Moment abbildet und „Spiritual Migration“ definiert die Band, die wir vor einigen Jahre waren, ziemlich gut. Es ist nicht so, dass wir keine Verbindung mehr zu unseren alten Alben verspüren, aber weißt du, jedes Album ist unterschiedlich und „Aathma“ ist, was uns jetzt in diesem Moment als Band ausmacht. Wir wissen, dass viele unserer Fans uns durch „Spiritual Migration“ kennengelernt haben, aber das war unser viertes Album und wir versuchen uns seit unserem Debüt weiterzuentwickeln und ehrliche Musik zu machen. Und deshalb gibt es keinen Druck für uns – nur das Verlangen, neue Musik zu machen.

Was hat sich bei „Aathma“ konkret neu angefühlt?

Beim Schreiben von „Aathma“ haben wir versucht, uns vermehrt auf die Songs und den Songwriting-Prozess selbst zu konzentrieren. Wir sehen das Album als Gesamtkunstwerk, musikalisch und lyrisch, und wir haben unser Bestes gegeben, diese Einheit auch durchzuhalten. Zudem gab es Besetzungswechsel zwischen „Spiritual Migration“ and „Aathma“, was unseren Sound natürlich auch irgendwo beeinflusst hat. Die eine Sache, von der wir wussten, dass wir sie nach „Spiritual Migration“ beibehalten wollten, war der lyrische Inhalt. Wir haben bemerkt, dass es wichtig für uns ist, über Dinge zu schreiben, die etwas bedeuten.

Was bedeutet der Titel „Aathma“ und wie würdest du das Albumkonzept umreißen?

„Aathma“ ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet „Seele, aus der alle individuellen Seelen entstehen“. Während wir das Album schrieben und es Song für Song durchgingen und uns das lyrische Konzept verdeutlichten, warteten wir darauf, dass sich uns der passende Titel eröffnen würde. Es gab auch ein paar andere Ideen, aber die Bedeutung dieses Wortes und wie sie sich mit allem, was wir geschrieben hatten, verbinden ließ, passte einfach perfekt.
Das Konzept hinter „Aathma“ ist eine Reise, während derer wir uns mit allem und jedem auf spirituelle Weise verbinden wollen. Das ist unsere Antwort auf die Frage, die wir als Menschen beantworten wollen: die Realität durchdringen und hinter die falschen Illusionen dieser Welt schauen. Am Ende sind wir nur noch Seele, wie wir auf „Aathma“ singen. Wir sind kein Körper und kein Gesicht und auch unser Name definiert uns nicht – und das vergessen wir manchmal. Das ist zumindest unsere Meinung.

PERSEFONE gelten schon einige Zeit als Kritikerlieblinge. Welche Maße legt ihr an die Qualität eurer Musik an? Hört ihr nur auf euch? Auf eure Fans? Auf die Fachpresse?

Danke. Wir wissen, dass wir immer noch eine kleine Band sind, aber wie ich schon sagte, glauben wir wirklich daran, einfach ehrliche Musik zu machen und einfach mit jedem Release unser Bestes zu geben. Wir sind nicht die Art von Band, die jedes Jahr ein Album bringt, nur um auf Tour gehen zu können. Wir veröffentlichen dann ein Album, wenn wir etwas zu sagen haben. Wir haben durch unsere fünf Alben gelernt, durch unsere anderen Jobs und all die Erfahrungen, die das Leben uns gebracht hat. Heutzutage ist es schwierig noch Bands zu finden, die das so handhaben. Viele sind nur eine weitere Kopie einer Kopie einer Kopie … Aber wir verfolgen die Szene da draußen und hören eine Menge Musik und natürlich gibt es Bands, die wir lieben.

Um deine Frage zu beantworten: Wir hören auf unsere Fans, reden viel mit ihnen und teilen eine Menge Erfahrungen. Das gleiche gilt für die Kritiker. Wir lesen alles, was mit PERSEFONE zusammenhängt. Aber am Ende machen wir die Musik, die wir lieben und die etwas in uns selbst bewegt. Aber wenn Fans und Kritiker das Ergebnis dann gleichermaßen mögen, bedeutet das natürlich, dass wir es auf die richtige Art und Weise machen.

Was beeinflusst euch? Musikalisch und lyrisch?

Alles. Das Leben, alles was unsere Leben berührt. Es kann natürlich ein Song sein, ein Bild, eine Landschaft, eine Konversation, ein Satz oder einfach nur ein Gefühl. Wenn wir Musik schreiben, versuchen wir, alles zu absorbieren. Wir öffnen uns und versuchen, uns mit allem um uns herum zu verbinden.

Sind alle Bandmitglieder bei PERSEFONE am Songwriting-Prozess beteiligt?

PERSEFONE sind seit 15 Jahren eine Band, und eine sehr gut organisierte. Wir sind gute Freunde und alle arbeiten hart für das Wohl der Band. Natürlich sind wir keine Gruppe, die einfach im Proberaum über ein Riff oder eine Melodie jammt und Songs improvisiert. Alle Musik die wir machen, hat einen Zweck. Auf „Aathma“ gibt es keine Füllsongs oder überflüssigen Riffs. Alles was auf dem Album ist, wollten wir so auch aufnehmen und veröffentlichen.

Sehr ihr euch als Progressive-Band, als Metal-Band oder irgendwo in der Mitte?

Wir machen einfach Musik. Ohne Labels oder irgendetwas, das uns an ein spezielles Genre bindet. Natürlich lieben wir Metal und wir wissen, dass man uns wohl in ein progressives Genre einsortieren könnte. Aber die Sache ist, dass die Musik für uns einfach Ausdrucksform ist und unser Stil ist Teil dieser Form. Wir wissen, dass es da draußen Leute gibt, die uns hören, obwohl sie eigentlich gar keinen Metal mögen. Einfach weil sie sich mit der Musik verbunden fühlen. Und dann gibt es natürlich Leute, die sehr auf Schubladen fokussiert sind und uns nur wegen der gutturalen Vocals nicht hören. Am Ende ist es also einfach Musik für Leute, die Musik hören und sich dabei nicht um Labels und Kategorien kümmern wollen.

Ich kann mir vorstellen, dass ihr in eurer kleinen Heimat Andorra mittlerweile relativ bekannt seid?

Wir leben in einem wunderschönen Land und wir haben viele Freunde hier, die natürlich wissen, welchen Auffand und welche Hingabe wir in unsere Musik stecken. Wir sind wirklich sehr dankbar, dass wir hier leben dürfen. Ich möchte außerdem hinzufügen, dass unsere Regierung uns auf großartige Weise in allem was wir tun unterstützt und uns mit den Tourkosten aushilft, mit Proberäumen oder auch mal, indem sie uns einen Ort zur Verfügung stellt, um ein Video zu drehen.

Wie schwierig muss man sich die Anfänge als Metalband an einem so abgelegenen Ort vorstellen? Gab es überhaupt eine Metal-Szene in Andorra, als ihr mit der Band gestartet seid?

PERSEFONE wurden 2011 von Moe (Espinosa, Keyboard und Gesang – d. Red.) und Carlos (Lozano, Gitarre – d. Red.) gegründet und seitdem ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht über die Band nachgedacht oder für sie gearbeitet haben. Jeder Anfang ist hart, nicht nur in der Musik. Aber alle diese Erfahrungen prägen einen auch, meinst du nicht? Alle deine Erfahrungen, egal ob gut oder schlecht, machen dich am Ende aus. Genau so ist es auch mit PERSEFONE. Als wir anfingen gab es keine Metal-Szene in Andorra oder jemanden, der uns beigebracht hätte, wie wir die Dinge anzupacken haben. PERSEFONE waren immer zu 100 Prozent DIY und deswegen haben wir uns auch von Anfang an mit den großen, internationalen Bands verglichen und versucht, uns jeden Tag ein Stückchen zu verbessern.

Im April geht ihr auf Europa-Tour. Ich stelle es mir schwierig vor, als sechsköpfige Progressive-Band die kleinen Bühnen zu bespielen und jeden Abend auf einen okayen Sound zu hoffen. Übt ihr viel, bevor ihr auf Tour geht und werdet ihr eure eigenen Techniker mitbringen?

Es wird unsere erste Headliner-Tour sein und wir haben jede Menge Bock, die neuen Songs live zu spielen und Leute kennen zu lernen. Wir üben so viel wir können, neben unseren alltäglichen Sorgen, Jobs und Familien. Es ist nicht immer einfach, aber wir beschweren uns nicht, denn wir lieben, was wir tun.

Bei dieser Tour wird unser eigener Sound-Techniker dabei sein, der auch schon das letzte Mal dabei war, und wir werden zudem einen Licht-Techniker mitbringen. Beide arbeiten hart daran, diese Live-Erfahrung noch besser zu machen. Wir haben etwas Geld in Licht und Show investiert und wir können es kaum erwarten, euch alles zu zeigen!

Ich danke dir sehr für deine Zeit und möchte dir die letzten Worte überlassen!

Ich danke euch dafür, dass ihr unsere Musik verbreitet und uns die Chance gebt, uns künstlerisch auszudrücken. Wir sehen uns im April auf Tour. Danke!

07.04.2017
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