Misery Speaks
Misery Speaks

Interview

Seit Freitag steht das neue Album „Disciples Of Doom“ von MISERY SPEAKS in den Plattenläden. Mit dem neuen Sänger Przemek Golomb hat sich auch die musikalische Ausrichtung der Münsteraner verändert. Bassist Martin Grossmann stand Rede und Antwort zum Ausstieg von Altsänger Claus Ulka und zum neuen Album.

Hi! Wie geht’s? Erstmal Glückwunsch zu eurem neuen Album! Wie wurde das neue Album bisher aufgenommen?

Super geht’s mir. Voller Vorfreude auf die Release Show und CD-Release! Danke für die Glückwünsche. Wir haben uns entschieden, nach Schweden ins Black Lounge Studio zu fahren, weil wir von Jonas’ Produktionen sehr angetan waren und uns gut vorstellen konnten, den Sound der neuen Platte von ihm veredeln zu lassen. Das Studio liegt an einem See, welcher zu dieser Zeit komplett zugefroren war. Die Einheimischen haben da sogar Autorennen auf dem Eis veranstaltet. Durch die Ruhe konnten wir uns voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Letztendlich sind wir alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Jonas hat ganze Arbeit geleistet. Ich denke, dass die Entscheidung, einen Studiowechsel vorzunehmen, absolut richtig war, da wir in Sachen Sound noch mal ein paar Briketts drauflegen wollten. Kurz: Besser hätte der Sound kaum werden können.

Ein Sängerwechsel ist immer ein einschneidendes Erlebnis für eine Band. Kannst du uns ein wenig über Claus’ Beweggründe für den Ausstieg erzählen und wie die Stimmung danach innerhalb der Band war?

Da Claus Gründungsmitglied war und seit 1999 mit den Jungs zusammen einiges durchgemacht hat, war das schon keine so lustige Geschichte. Leider bekam er Arbeit und Musik nicht mehr unter einen Hut und zog die Reisleine. Er kam in den Proberaum mit vier 6er-Trägern und an seinem Blick konnten wir schon erahnen, was kommen musste. Wir brauchten schon einige Zeit, um uns von der Trennung zu erholen. Allerdings muss man sagen, dass Claus MANOWAR nie wirklich geil fand und wir so einige Diskussionen hatten. Bis heute ist das Thema Tabu, wenn wir uns mal sehen. Also hat die Trennung vielleicht auch etwas Gutes.

Wie kam dann Przemek in die Band?

Wir hatten in der Vergangenheit ein paar Shows mit ihm gespielt, als er für Claus eingesprungen war. Daher fiel die Entscheidung relativ schnell. Er kannte die Songs, wir haben uns von Beginn an gut mit ihm verstanden und er bringt die richtige Einstellung zur Musik mit. Ursprünglich haben wir uns in einer Rock-Kneipe im Pott bei einer handfesten Auseinandersetzung kennengelernt. Als die Situation zu eskalieren drohte und Stühle flogen, kam er uns zur Hilfe. Später sagte er, dass er ein paar Shows von uns gesehen hatte und in Sachen Metal solle man zusammenhalten. Gute Einstellung.

Nun geht ihr mit „Disciples Of Doom“ einen deutlichen Schritt weg von eurem alten Sound. War der Sängerwechsel so etwas wie eine Initialzündung dafür?

Vielleicht kann man das so sehen, aber da sich Przemek diesen Sound auch nicht unbedingt auf die Flagge geschrieben hat, muss das wohl andere Gründe haben. Ich denke, dass wir mit C.O.C. („Catalogue Of Carnage“ Anm. d. Red.) unseren Sound perfektioniert hatten und einfach etwas Neues ausprobieren wollten oder mussten. Man hätte natürlich auch ein weiteres C.O.C. Album aufnehmen können, aber das wäre sicherlich für alle langweilig geworden. Allerdings haben wir nicht alles daran gesetzt, neue Wege zu gehen, sondern der neue Sound hat sich mit der Zeit durchgesetzt. Eigentlich haben wir erst im Studio realisiert, was wir da für eine Scheibe aufnehmen. Als eine Initialzündung könnte man vielleicht auch das DOWN Konzert in Wiesbaden aufführen. Die komplette Band war da und hat Phil Anselmo den nötigen Respekt erwiesen 🙂 und diese geile Truppe abgefeiert.

Hattet ihr nie Angst, dass ihr machen Fans damit vor den Kopf stoßen werdet? Vor allem euren Anhängern im Core-Lager dürfte der neue Stil ein wenig sauer aufstoßen.

Sicherlich haben wir mit wüsten Reaktionen gerechnet. Gerade ein Stilbruch wird oft als schwierig empfunden. Meiner Meinung nach ist der Schritt, den wir gegangen sind aber ein Schritt in die richtige Richtung. Jeder, der sich die Scheibe mal in Ruhe anhört, wird die Liebe, den Schweiß und die geballte Metalfreude in jedem Ton hören. Keiner wird irgendwelchen Core-Zeiten auch nur eine Träne nachweinen. Außerdem haben wir 2009. Wer will denn Breakdowns, wenn er die geballte Metalpower genießen kann?!

Ihr habt euch für dieses Album dazu entschieden, nach Schweden zu gehen und dort mit Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY, THE ABSENCE) zu recorden. Bisher wurden ja alle Alben im Rape Of Harmonies eingespielt. War dieser Tapetenwechsel wichtig bzw. nötig für „Disciples Of Doom“ und warum habt ihr euch gerade für Schweden entschieden?

Wie schon anfangs beschrieben, empfinde ich den Tapetenwechseln als die absolut richtige Entscheidung. Wir hätten das Album in der Form wohl nie im Rape aufnehmen können. Da wir auch in Sachen Sound noch ein massives Pfund drauflegen wollten, haben wir uns Richtung Schweden aufgemacht. Wer die Scheibe zu Hause in den Player schmeißt, wird verstehen warum wir begeistert sind vom Sound, den Jonas uns verpasst hat. Alles was wir uns vorgestellt haben, dass der Sound erdig, roh und direkt sein sollte, hat er umgesetzt. Außerdem kann man in Schweden günstig Kautabak kaufen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Jonas Kjellgren in dieser winterlichen Umgebung?

Er ist ein sehr feiner Typ. Seine ironische Art war im Preis definitiv enthalten. Bei allem Spaß, den wir im Studio hatten, konnte er aber auch wieder der Producer sein, der uns in den Arsch tritt, um das Beste herauszupressen. Außerdem kann er ziemlich viel trinken. Wir mussten „Moonshine“ ausprobieren. Ein selbstgebrauter Wodka vom Nachbarn. Geschätzte 65% Alk. Das Zeug hat einen echt umgehauen. Die winterliche Umgebung hat den Aufnahmen auf jeden Fall gut getan. Durch die Ruhe konnten wir uns total auf die Songs konzentrieren und das Album noch weiter ausarbeiten. Das erste Mal in meinem Leben hab ich vollkommene Ruhe erlebt. Nachts vor der Hütte hat man nichts gehört. Wirklich gar nichts. Kein Auto, keine Menschen, keine Tiere… nichts. Sehr interessant aber auch ein bisschen beängstigend.

Wie lief das Songwriting zur neuen Platte? Ich habe gelesen, ihr seid mächtig unter Zeitdruck gekommen.

Zeitdruck ist unser ständiger Begleiter. 🙂 Vielleicht brauchen wir das aber auch. Wie immer haben wir zusammen an den Songs gearbeitet. Mal hat der eine, mal der andere neue Riffs mitgebracht. Songs entstehen bei uns immer im Proberaum. Texte haben dieses Mal Janosch, Flo, ich und Przemek geschrieben. Diese sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Wir haben schon darauf geachtet, dass es sich lohnt, diese durchzulesen. Also keine Drachen, Doppeläxte oder schnelle Autos. Nun ja, vielleicht ein bisschen….

Stichwort Druck: Habt ihr nach dem Erfolg von „Catalogue Of Carnage“ irgendwelchen Druck verspürt? Sei es von Seiten des Labels, der Fans oder von euch selbst?

Druck gab es keinen. Wir haben einfach zugelassen, was passieren wird. Haben uns keine Zwänge auferlegt oder sonstiges. Wir wollten die Platte machen, die wir schon immer machen wollten. Wir haben viel ausprobiert und verworfen und wieder ausprobiert. Wahrscheinlich ist die Scheibe auch deswegen so abwechslungsreich geworden. Jeder Song erzählt seine eigene Geschichte. Jeder Track hat seine eigene Atmosphäre. Jeder ist ein Hit…

Welcher Song auf der Platte, glaubst du, vereint alle Stärken der „neuen“ MISERY SPEAKS in sich?

„End Up In Smoke“

Alle eure Alben haben weitestgehend persönliche Themen behandelt. Wird sich das auf „Disciples Of Doom“ ändern? Gibt es vielleicht ein inhaltliches Konzept, welches ihr verfolgt habt?

Wir wollten den persönlichen Touch beibehalten, haben aber auf ein Konzept verzichtet. Wie immer haben wir uns viel Mühe beim Texten gegeben. Ich glaube, es lohnt sich das Booklet mal aufzuschlagen. Aber leider haben wir noch kein Konzeptalbum. Vielleicht wird das nächste ja mal eines. Sollte man als richtige Metalband, die was auf sich hält, eigentlich mal gemacht haben, oder?!

Was sind dir nächsten Ziele, die ihr mit der Band erreichen wollt? Was steht als nächstes an im Hause MISERY SPEAKS?

Weiterhin viele Shows spielen und eine Tour. Im Moment ist noch nichts spruchreif. Aber du kannst dir sicher sein, wir werden auch dieses Jahr den Leuten live den Metal pur und unverfälscht um die Ohren hauen. Komme, was will.

Danke für das Interview und die letzten Worte gehören dir.

Ein riesen Dankeschön schon mal an alle, die uns auf neuen Wegen weiterhin begleiten! Und wer auch dieses Jahr seine Nackenmuskeln trainieren will…wir kommen auch in deine Stadt!

27.04.2009
Exit mobile version