Severe Torture
Interview mit Thijs Van Laarhoven zu "Slaughtered"

Interview

Back to the Roots und doch eine hörbare Weiterentwicklung – so klingen SEVERE TORTURE auf ihrem neuen Output „Slaughtered“. Warum sich neuerdings eindeutige Verweise in Richtung SUFFOCATION eingeschlichen haben, die Holländer voll auf die Gore-Thematik abfahren und die geplante Mexiko-Tour ins Wasser fiel, besprach metal.de mit Gitarrist Thijs Van Laarhoven.

Moin Leute, wie geht’s euch?

Uns geht es sehr gut, danke! Die Band befindet sich derweil im Promotionstress, aber ich beantworte das Interview gerade, während ich in der Eifel in Deutschland kampiere. Demnach bin ich durchaus relativ relaxt, haha.

In meinen Ohren klingt “Slaughtered” etwas mehr auf eure Wurzeln fokussiert, als es noch auf “Sworn Vengeance” der Fall war. War es geplant, wieder etwas brutaler zu werden?

Das war nicht wirklich ein Anspruch, sondern hat sich einfach so ergeben. Allerdings stimme ich dir in dem Punkt zu, dass “Sworn Vengeance” durchaus auf unsere Wurzeln zurückblickt. Obwohl sich unsere musikalischen Fähigkeiten gebessert haben, die Aufnahmequalität sich verbessert hat und wir einen extra Gitarristen haben, der sich um die Leads kümmert, was wir auf den ersten beiden Platten noch nicht hatten. Aber es ist richtig, die Brutalität dieser beiden Outputs ist auf “Slaughtered“ eher spürbar, als es noch auf “Sworn Vengeance“ der Fall war.

Auf der anderen Seite, nutzt ihr eine Menge verschiedener Einflüsse in eurer Musik – ihr arbeitet mit technischen, melodischen und brutalen Elementen. Ist das die charakteristische Kombination, die den Namen SEVERE TORTURE ausmacht?

Ja, ich denke genau das ist es. Wir schreiben einfach solche Songs, die wir selbst mögen oder gerne von anderen Death-Metal-Bands hören würden. Wir hören genauso Old-School-Death-Metal wie auch modernen Brutal-Death-Metal und ebensolche Stück kreieren wir auch selber. Mit “Slaughtered” befinden wir uns wohl wieder in einer brutaleren Periode, wohingegen es bei “Sworn Vengeance” eher eine thrashigere Phase war.

Wenn ihr eure vorherigen Alben im Sinn habt, mit welchem würdet ihr “Slaughtered” am Ehesten vergleichen bzw. wo würdet ihr die Platte in eurer Discographie einordnen?

Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Mixtur aus “Fall Of The Despised” und “Feasting On Blood”. Es hat das reife Songwriting des dritten Albums, kombiniert mit der Brutalität und dem Enthusiasmus unseres Debütwerkes. Allerdings denke ich auch, dass der Platz als bisher fünfte Platte chronologisch auch ganz gut passt, da “Slaughtered” auch irgendwo einen Überblick über all unsere Machenschaften gibt.

Welchen Stellenwert hat eigentlich der technische Anspruch in eurer Musik? Auf “Slaughtered” habt ihr einen guten Mix aus Technik und anderen Aspekten gefunden. Ist das etwas, worauf ihr ein Auge bzw. ein Ohr habt?

Um ehrlich zu sein, versuchen wir so simpel wie möglich zu agieren. Wir haben niemals die Intention, technisch besonders anspruchsvolle Riffs zu schreiben, aber manchmal klingen sie wahrscheinlich einfach cooler, wenn sie einen gewissen technischen Wert haben. Allerdings ist unsere Musik gar nicht mal so anspruchsvoll dahingehend. Vielleicht wirkt es manchmal so, weil die Drums extrem schnell sind und wir eine Menge Riffs und verschiedene Rhythmen verwenden, aber wir wollen jeden Song auch problemlos, fehlerfrei und hörbar auch Live spielen können und, nach Möglichkeit, auch gleichzeitig noch Spaß auf der Bühne haben, haha.

Als ich das erste Mal in euer neues Album gehört habe, hat mich bereits der Opener “Grave Condition” sehr SUFFOCATION erinnert. Würdet ihr das bestätigen und welche anderen Bands beeinflussen euer Schaffen?

Wir lieben SUFFOCATION (wer tut das nicht…) und die entsprechenden Einflüsse werden automatisch vorhanden sein. Früher hat man uns sehr gerne mit CANNIBAL CORPSE verglichen, aber abgesehen davon, dass wir diese Band ebenfalls vergöttern, haben sie keinen großen Stellenwert in unserem Songwriting. Weitere Einflüsse sind etwa MORBID ANGEL oder IMMOLATION. Nichtsdestotrotz hören wir privat die unterschiedlichste Musik, von Rock zu Stoner, von Hardcore zu Black Metal, das beeinflusst unsere Art und Weise, Songs zu schreiben womöglich auch. Nicht direkt, aber je nach Song mal mehr, mal weniger.

Anfang des laufenden Jahres habt ihr einen Labelwechsel von Earache Records zu Season Of Mist vollzogen – Warum habt ihr diesen Schritt getan? Seid ihr mit der bisherigen Arbeit von SoM zufrieden?

Wir waren mit dem Vertrag bei Earache Records zuende und ich glaube nicht, dass sie uns die extra Aufmerksamkeit schenken können, die wir haben wollten. Sie fokussieren sich heutzutage auf Thrash und Heavy Metal und da passen wir einfach nicht mehr richtig rein. Von Season Of Mist haben wir ein gutes Angebot erhalten, wobei wir das Label sowieso schon seit Jahren sehr mögen. Sie arbeiten wirklich hart und haben ihren musikalischen Horizont in den vergangenen Jahren extrem erweitert, dazu haben sie etwa MORBID ANGEL, CYNIC und KYLESA in ihren Stall geholt, um nur mal ein paar Bands zu nennen. In den letzten Monaten sind wir mit deren Arbeit wirklich sehr zufrieden, denn sie kümmern sich wirklich mit viel Herzblut um uns.

Über all die Jahre konntet ihr mit einem äußerst konstanten Line-Up aufwarten. Trägt diese Tatsache ebenfalls zu eurem Erfolg bei? Prinzipiell kann man schließlich auf jedem eurer Alben heraushören, dass ihr prima miteinander harmoniert.

Du hast Recht, wir sind eine der wenigen Bands, die niemals jemanden rausgeworfen oder auf jedem Album ein anderes Line-Up haben. Das ist unser drittes Album in dieser Zusammenstellung, wobei die einzige Veränderung das Hinzufügen von Marvin als zweiter Gitarrist war. Ich denke, wir konnten dieses Line-Up solange aufrechterhalten, weil wir nur das spielen, was wir wollen und auch nicht für unseren Lebensunterhalt touren müssen. Wir haben alle Vollzeitjobs und die Band ist ein etwas außer Kontrolle geratenes Hobby für uns. Wir genießen das und wenn wire in Tourangebot bekommen, worauf wir keinen Bock haben oder was sich nicht mit unseren Berufen vereinbaren lässt, dann lassen wir es bleiben. Zusammen mit unserem Drummer und Basser habe ich bereits vier Jahre vor SEVERE TORTURE in einer Band gespielt, weshalb wir mittlerweile gut 15 Jahre miteinander musizieren, das läuft alles schon recht natürlich.

Auf lyrischer Ebene bewegt ihr euch meistens im Gore-Spektrum – sind eure Texte ausschließlich fiktionaler Natur oder stellt ihr auch einen Bezug zur Realität her? Findet ihr, dass Metalbands auch politische und soziale Themen abdecken sollten?

Jede Band kann machen, was sie will. Ich kann mir solche Texte sehr gut anhören wie etwa von NAPALM DEATH oder MISERY INDEX, aber das ist nichts für uns. Wir haben eine fette Aversion gegenüber organisierter Religion und wir benutzen diese Gore-Thematik um das metaphorisch rüberzubringen. Wenn in unseren Texten irgendwelche Gläubige abgeschlachtet werden, dann sollte das vielleicht heißen, dass der religiöse Kram aufhören sollte, hehe. Wir denken, dass dieses Thema gut zur Musik passt und wir mischen das Ganze mit etwas antireligiösem Krempel um ein paar Statements zu bringen.

Nachdem ihr dazu gezwungen wart, die Mexiko-Tour abzusagen, werdet ihr das nachholen? Wann und wo kann man euch in nächster Zeit mal wieder begutachten?

Ja, der gottverdammte Vulkan!!! Wir haben die Tour für Mitte November neu angesetzt. Wir lieben Mexiko und haben bereits vor einigen Jahren eine Tour dort gespielt, sodass uns kein verdammter Vulkan von einem erneuten Aufkreuzen dort abhalten wird!

Das war es schon. Danke für eure Antworten! Ihr habt selbstverständlich die letzten Worte!

Okay, danke dir für das Interview und das Interesse an unserer kleinen Band! Hoffentlich wird jeder unsere neue Platte mögen und wir können im nächsten Jahr nach Deutschland touren! Cheers & keep it brutal!!

16.06.2010
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